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Updated: 18.12.2012 15:51
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

Richtigstellung zur Korrektur zum Beitrag "Charité: Neue Spaltung? Am Berliner Uniklinikum wird über die Einrichtung einer internen Leiharbeitsagentur nachgedacht." [*]

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit großer Verwunderung habe ich den Kommentar zum Beitrag "Charité: Neue Spaltung?" externer Linkgelesen. Ich halte den Tarifvertrag an der Charité bei einigen bitteren Pillen für einen Erfolg, gerade weil darum zwei Wochen lang gestreikt wurde und Selbstbewusstsein für alle folgenden
Auseinandersetzungen getankt wurde. Das kann man sicherlich aber im Detail weiter diskutieren. Hier an dieser Stelle möchte ich aber einige der Aussagen korrigieren, die über das Labournet verschickt wurden:

1. Teile des Arbeitgebers planen aktuell, eine neue Tochtergesellschaft der Charité zu gründen, die alle zukünftigen Neueingestellten beschäftigen soll. Diese sollen zu Löhnen nach dem Arbeitgeber-Überlassungs-Tarifvertrag und damit zehn bis 20 Prozent unter dem gültigen Charité-Tarifvertrag bei dieser Tochter arbeiten.

2. Der erkämpfte Ausschluß betriebsbedingter Kündigungen nach dem Charité-Tarifvertrag ist verbunden mit dem TV "Restrukturierungsmaßnahmen". Die dort definierte PSMA (Personal-Service-Management-Agentur / Name war Arbeitgeberwunsch) ist eine neugegründete Abteilung für den sogenannten"Personalüberhang" und eben keine wie auch immer geartete Ausgründung der Charité. Die PSMA ist nicht die neue Tochter, die als Zeitarbeitsfirma (mittels Personal-Überlassungs-Tarifvertrag) einstellen soll. Dieser neuen Tochter hat ver.di nicht und
nirgends zugestimmt.

3. Auch ändert sich nichts am Einkommen der KollegInnen und Kollegen, die an die PSMA versetzt wurden, weil ihr ursprünglicher Arbeitsplatz vernichtet wurde. Trotzdem ist und bleibt die PSMA
natürlich ein bittere Pille.

4. Der Tarifvertrag für die Charité wurde selbstverständlich auf ver.di-Mitglierversammlungen vor der Zustimmung diskutiert und dann nochmals in der Breite der Belegschaft auf einer Tour im Juni
2007.

Grundsätzlich sehe ich im Regelwerk des Tarifvertrags für die Charité kein Einfalllstor für Lohndumping, sondern halte dieses für eine ganz andere Baustelle. Wir konnten mit unserem Arbeitskampf zwar betriebsbedingte Kündigungen verhindern, aber haben es nicht geschafft
die weiterhin geplante Arbeitsplatzvernichtung zu verhindern. Genau diesem aber entgegen zu treten, war ja der Grund für die erfolgreichen Protestaktionen vom 4. bis 7. September 2007 zum aus unserer Sicht bestehenden Personalmangel an der Charité. Dieser Widerstand muss und
wird weitergehen, ebenso wie unser Kampf gegen Privatisierung und Lohndumping.

In wieweit Kompromisse in Tarifverträgen Comanagement oder aber einfach Resultat konkret bestehender Kräfteverhältnisse sind, insbesondere in der Berliner Landschaft mit der Linken (bzw. 2006 der Linkspartei.PDS) als gegnerischen Arbeitgeber, muß sicher immer wieder neu diskutiert
werden.

Der Streik an der Charité 2006 war der erste erfolgreiche Arbeitskampf seit 2003, der Lohnsteigerungen und eine Angleichung Ost-West erzielen konnte. Der "Anwendungstarifvertrag" 2003 bezüglich der Beschäftigten des Landes Berlin und die folgenden Auseinandersetzungen bei BVG usw. brachten den Beschäftigten rund 8 bis 12 Prozent Lohnverlust. Auch an der Charité stand diese Forderung im Raum (Einsparung von über 30 Millionen). Heraus kam - nach dem Streik - eine Mehrbelastung des Arbeitgebers von 5 Millionen Euro pro Jahr zugunsten der Beschäftigten.

Mit kollegialen Grüßen, Carsten Becker
(ver.di-Betriebsgruppenvorsitzender Charité) (13.9.2007)


Korrektur zum Beitrag "Charité: Neue Spaltung? Am Berliner Uniklinikum wird über die Einrichtung einer internen Leiharbeitsagentur nachgedacht."

"Leider hatten die befragten Kollegen wohl vergessen zu erwähnen, dass so etwas schon seit dem 1.1.2007 an der Charité existiert. Die so genannte PSMA (Personal-Service-Management-Agentur) wurde bereits im Zuge der Tarifverhandlungen umfangreich in einer eigenen Arbeitsgruppe der Verhandlungskommission behandelt und erhielt schon im Oktober 2006 ein umfangreiches Regelwerk. Dieser Teil 2 des Tarifvertrages wurde der Belegschaft nur durch Folienpräsentation zugänglich gemacht, war und ist dementsprechend kaum bekannt. (.) Mein Fazit: es ist nicht etwas grundsätzlich Neues passiert, sondern es wurde ein vorhandenes Einfallstor genutzt, um eine weitaus größere Gruppe von Beschäftigten dem Lohndumping zu unterwerfen. Man gibt den kleinen Finger, und die Bosse nehmen gleich die ganze Hand. Es zeigt sich wieder - Co-Management lohnt sich nicht!"
Wir danken einem Leser aus der Charité für diesen Hinweis!


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