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Updated: 18.12.2012 15:51 |
SO LONG! Bis dann! Wieder einmal beweist sich, dass kapitalistische Zusagen keinen großen Haltbarkeitswert haben. Ob bei Investitions- , Fertigungs-, Kapazitätszusagen oder der schlichten Einhaltung von Verträgen, immer finden sie Lücken um das Versprochene auf einmal ganz anders zu interpretieren. Zudem sind diese Zusagen immer mit der Erpressung erheblichen Verzichts verbunden. Kaum 9 Monate ist es her, dass C.P. Forster den Produktionsauftrag des neuen Astra und Zafira ab 2010 für Bochum bestätigt hat. Allerdings sagte er damals auch schon: "Was ist Sicherheit in der heutigen globalisierten Zeit?", und beschwörte die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, die nötig sei um die unvermeidlich anzustrebende Produktivitätssteigerung zu erreichen. (WAZ 3.12.07) Leider findet sich in unseren Reihen immer wieder eine sogenannte "Mehrheit" (nicht nur im Betriebsrat), die es versteht, in der selben Regelmäßigkeit wie die Unternehmerversprechen gebrochen werden, uns auf genau diesen Weg des Vertrauens in diese Versprechungen zu führen. Hallo! Seit 1993 gar nichts dazugelernt? Damals kam der erste Standortvertrag, ihm folgten zwei weitere, jetzt sind wir beim zweiten Zukunftsvertrag. Damals 19 500 Arbeitsplätze, heute (mit Powertrain) 5000 Arbeitsplätze. Mal aufwachen! Der Weg war gepflastert mit Verzicht, Zugeständnissen und Arbeitsplatzvernichtung. Weiter so? Der BR-Vorsitzende muss sich jetzt schon damit rühmen, dass es mit dem Zukunftsvertrag 2016 gelungen sei, eine "Ausdehnung der tariflichen Arbeitszeit und Absenkung der Tariflöhne" zu verhindern. Verschwiegen wird, dass ja gerade die Absenkung der Löhne auf Tarifniveau Bestandteil jedes Verzichtsvertrags war. Die Abwehr derartiger Angriffe (sollten sie überhaupt bestehen) kann er getrost der Belegschaft überlassen. Auf uns ist Verlass! Den Verzichtsbefürwortern fällt letzten Endes nicht mehr ein als zu behaupten: ohne diese ganzen Verzichtsvereinbarungen wäre der Laden schon lange zu. Schade: Beweisen kann man ihnen das Gegenteil nicht! Aber Fakt ist: Jeder Verzichtsvertrag seit 1993 hat im Schnitt mehr als 3500 Arbeitsplätze gekostet. Tolle Errungenschaft! Bei verbleibenden 3200 Arbeitsplätzen ab 2010 wird der "dritte Zukunftsvertrag" dann wohl der Todesstoß sein. Unter dem Strich haben wir eigentlich nur in den Streiks 2000 und 2004 entscheidende Angriffe des Unternehmens abgewehrt und für uns die zu dem Zeitpunkt möglichen Ergebnisse erzielt. Wehren konnten wir uns schon immer, aber wir haben gelernt so manches Ablenkungsmanöver zu durchschauen und in Selbstorganisation zu kämpfen für unsere eigenen Ziele. Wenn der "Zukunftsvertrag 2016" jetzt in aller Eile durchgepeitscht wurde, im Gegensatz zum letzten wo mit der Abstimmung durch die Belegschaft letztlich ja ein demokratischer Prozess erkämpft worden war, zeigt dies nur den Respekt, den nicht nur die Unternehmensleitung, sondern auch die Mehrheit im Betriebsrat vor der möglichen Diskussion und Formierung einer Opposition durch die Belegschaft hat. Neben den Punkten weiterer Pausenflexibilisierung, Flexibilisierung von Schichtmodellen (Instandhaltung FM) Rufbereitschaft Instandhaltung Lack, versetzte Werksferien, Reduzierung der Leiharbeiter-Löhne, Anrechnung Infogespräche auf Gruppengespräche usw., wollen wir noch mal den Blick auf Punkt II: "Optimierung der wertschöpfenden Tätigkeiten" lenken wo das Ziel der Fertigungszeit von 15 Stunden konkretisiert wird. Zitat: "Das kann u.a. dadurch erfolgen, dass bestehende Wege- und Wartezeiten angepasst werden und hierdurch die wertschöpfende Tätigkeit optimiert wird. Neben bestehenden Zeitwirtschaftsverfahren kann die Geschäftsleitung zur Ermittlung von Vorgabezeiten auch solche Verfahren anwenden, die in europäischen Delta-Standorten vereinbart sind und dort auch angewandt werden. Der Gesamtbetriebsrat wird erforderlichenfalls beteiligt." Der BR-Vorsitzende sagt: ".. das steht nur so da drin und wird nicht zur Anwendung kommen." Wir wissen, dass es intensive Bestrebungen der GL gibt nach VPM (ILO 100) bis zu 20 Prozent Mehrleistung aus den Kolleginnen und Kollegen mit Montagetätigkeiten herauszupressen. Hier steht ein ungeheures Konfliktpotential im Raum, das Auswirkungen auf die ganze Automobilindustrie haben wird. "........das steht nur so da drin." Hallo! Die Belegschaft legt keinen gesteigerten Wert darauf sich permanent gegen vom Betriebsrat verschlafenen Punkte wehren zu müssen. Die gegenwärtige Situation ist schwer durchschaubar. Die Verschiebung des Astra- und Zafira-Anlaufs in Bochum ist kaum logisch erklärbar, beim gleichzeitigen Anlauf des neuen Astra in Ellesmereport England und in Polen. Sinn macht es erst wenn man die schlimmsten Erwartungen sich vorstellen kann. Die Erklärungen der Geschäftsleitung sind dünn und fadenscheinig. Zu viele Widersprüche, auch zwischen den Standort-Betriebsräten begleiten die aktuelle Entwicklung. Wir erinnern an die Jubelfeiern im Dezember 2007 mit der Oberbürgermeisterin Scholz, C.P. Forster und R. Einenkel. "Das Bochumer Opel-Werk wird ab dem Jahr 2010 die Nachfolge-Modelle Zafira und Astra produzieren." "Wir werden das einzige Zafira-Werk sein und das größte Astra-Werk in Europa." so Einenkel damals. Schnee von gestern! Jetzt kann er ausrufen: "Wir sind bald die Einzigen die den Astra-Classik bauen, yeah." Wir hatten dieses Jahr Mehrarbeit und Sonderschichten einerseits, wir haben jetzt kollektive Freischichten und Verhandlungen über 4-Tagewoche bzw. allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich andererseits, was nur verdeckte Kurzarbeit ist. Erfahrungen aus anderen Betrieben zeigen, dass diese Mischung oft die Vorboten sind für Entlassungen und Betriebsschließungen. Deshalb wäre es nicht klug, auszuschließen, dass es Überlegungen geben kann das Werk Bochum zu schließen. Schwerer Satz! Wir wollen damit den Blick darauf richten nicht erneut den Fehler zu machen auf die "Alles wird gut - Prediger" zu hören. Wir müssen uns vorbereiten dem Konzern zu sagen: "Wir können euch nicht davon abhalten Kapazitäten zu streichen, letztlich irgendwo eine Bude zu zumachen, aber probiert ihr das hier in Bochum, wird das für euch so richtig teuer. So teuer wie ihr das in euren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen könnt. Wir werden den Arsch für eure Krise nicht hinhalten!" SO LONG! Vorabdruck eines Textes aus der nächsten GOG-Info (Gegenwehr ohne Grenzen; parteiunabhängige Gruppe bei GM/Opel-Bochum), Oktober 2008 |