liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Freitag, 15. Oktober
2004:
I. Branchen: Auto / Opel
a) Opel
Bochum
Arbeitsniederlegung seit der Spätschicht am 14.10.
Während in der gestrigen Frühschicht es durch
ein „Beratungstreffen“ von ca. ¾ der Frühschicht
zu „nur“ zweistündigem Produktionsausfall kam, hat die
Spätschicht ab 15.30 fast komplett die Arbeit niedergelegt und wurde
darin sowohl von der Nachtschicht als auch der Frühschicht heute
morgen übernommen. Siehe dazu:
- Schock für 9600 Opelaner. Artikel
in der WAZ Bochum vom 15.10.04
Aus dem Text: „… 15.30 Uhr. Opel-Werk 1. Die Entscheidung
ist gefallen: 2000 Beschäftigte legen spontan ihre Arbeit nieder.
Von "Streik" spricht noch keiner. Noch am Mittag hatte Aribert
Günther, Betriebsrat der Nachtschicht, vor unorganisierten Streikaktionen
gewarnt. "Aber man zwingt uns geradezu in eine Richtung" (…)
Um 16.32 Uhr ruht die Arbeit auch in Werk II und III. Steffen Reichelt,
ein Vertrauensmann, ruft seinen Leuten Mut zu. Die Vertrauensleute waren
es auch, die dazu aufriefen, die Arbeit niederzulegen. Auf einmal beschimpfen
einige einen Betriebsrat als "Doppelagenten" und "Verräter".
Die Nerven liegen blank. Steffen Reichelt geht dazwischen, schlichtet.
Auf die Frage, was passiert sei, antwortet Reichelt schlicht: "Wir
haben die Arbeit niedergelegt." (…) Die Opelaner erhalten
Solidaritätsbekundungen: von MAN Oberhausen, Opel Eisenach, Thyssen-Krupp,
Deutsche Steinkohle. Sie beschließen, dass Samstag alle kommen:
mit Frauen und Kindern….“
- Bochumer Opelwerk: Die Bänder stehen still. Die Ankündigung
von General Motors, 10.000 Arbeitsplätze in den Opel-Werken in
Deutschland zu streichen, hat in der Belegschaft Verzweifelung und Wut
ausgelöst. Seit gestern stehen die Bänder in Bochum still.
Auch die Frühschicht beteiligte sich an den Protesten. Artikel
in Spiegel online vom 15.10.04
Aus dem Text: „… Mit Transparenten und lautstarken Rufen
machten sie ihrem Unmut sowohl über das Management als auch über
die Gewerkschaft IG Metall Luft. Die IG Metall habe die Opelaner "verkauft",
hieß es mehrfach. "Wir gehen hier nicht weg, bevor nicht
eine annehmbare Lösung auf dem Tisch liegt", rief einer der
Demonstranten ins Megafon. "Wir sind am Drücker, wir sitzen
am längeren Hebel", meinte ein anderer. Werkstore wurden mit
Gabelstaplern blockiert, um Lastwagen an der Anlieferung von Material
zu hindern. Nach Angaben von Betriebsräten wurden Beschäftigte
teilweise von Vorgesetzten bedroht und massiv zur Aufnahme der Arbeit
gedrängt. Der Leiter der Personalkommission, Lothar Marquardt,
kündigte an, die Proteste sollten auch in der Nacht weitergehen.
Nach seiner Einschätzung wird die Arbeit in den Bochumer Opel-Werken
auch am Freitag nicht wieder aufgenommen..."
- Protest bei Opel. Die Blockade der Bänder. Die Mitarbeiter in
Bochum wehren sich gegen die drastischen Sparpläne von General
Motors — durch Nichtstun. Das kostet den Konzern pro Tag 1200
Autos. Artikel
in Süddeutsche Zeitung vom 15.10.2004
Aus dem Text: „Auch am Freitagmorgen liegt die Produktion
in den Bochumer Opel-Werken weiter still. Die Mitarbeiter der Frühschicht
setzten die Arbeitsniederlegungen aus der Nacht fort, sagte Betriebsratssprecher
Klaus Neumann. Fast die gesamte Belegschaft von etwa 10.000 Mitarbeitern
würde auf dem Werksgelände gegen die vom Mutterkonzern General
Motors geplanten Stellenstreichungen protestieren. „Ich glaube
nicht, dass die Proteste kontraproduktiv sind. Damit setzen wir die
Unternehmensleitung unter Druck“, sagte Neumann. Auch über
das Wochenende sollen die Proteste fortgesetzt werden. „Die Position
der Unternehmensleitung ist für uns keine Verhandlungsbasis“,
sagte der Betriebsratssprecher. Es gehe nur noch darum, wie Arbeitsplätze
abgebaut werden. Bei den Arbeitsniederlegungen handele es sich um eine
so genannte Informationsrunde, nicht um einen Streik, stellte Neumann
klar. Etwa 1200 Autos pro Tag werden wegen der Proteste in Bochum nicht
gebaut. Die Produktion stand schon Donnerstag Nachmittag und die Nacht
hindurch still…. (…) Am Donnerstagabend hatten mehrere tausend
Mitarbeiter des Autoherstellers mit Transparenten und mit lautstarken
Rufen ihrem Unmut sowohl über das Management als auch über
die Gewerkschaft IG Metall Luft gemacht. Die IG Metall habe die Opelaner
„verkauft“, hieß es mehrfach….“
- „Das geht da drinnen alles viel zu bürokratisch
zu, wir müssen die B1 zumachen, dann ist Schluß hier“
Ein streikender Kollege im ZDF-Morgenmagazin mit Blick auf die Verhandlungen
zwischen Werksleitung und BR
- Der aktuelle Stand ist, dass im Werk II immer noch der LKW-Stopp
am Tor anhält.
- Soli-Erklärungen an die Bochumer OPEL-Belegschaft bitte immer
an die Leitung des Vertrauenskörpers und den Betriebsrat:
Fax 0234 - 989 2680 (Werk I)
Fax 0234 - 989 3499 (Werk II)
und zwecks Verbreiterung der Solidarität an Labournet:
Fax 0234 - 3254143 (e-mail: mag.wompel@labournet.de)
b) Opel allg. / Standort“sicherung“
oder Standortpoker 2004 ?
- In Rüsselsheim wird gearbeitet. Die Opel-Bänder stehen
still. Artikel
in Handelsblatt vom 15.10.04
Aus dem Text: „…Arbeitsniederlegungen in Rüsselsheim
habe es bisher nicht gegeben und seien auch nicht geplant, berichtete
der Betriebsrat in Rüsselsheim. „Die Leute gehen ganz normal
zur Arbeit“, sagte eine Sprecherin. Es sei jedoch eine extrem
gedrückte Stimmung der Menschen zu spüren…“
Nach bisher unbestätigten Gerüchten kam es bei Opel in Antwerpen
zu einem einstündigen Soli-Streik – wir recherchieren….
- Call for a European Action Day, Tuesday, 19th October 2004: Stop
destroying the Brands- Guarantee a Future for GME – Negotiations
now. Aufruf
des EMB zu einem europäischen Aktionstag am 19. Oktober 2004
bei der IG Metall. Aus dem Text: “… The message for
the European Action Day on 19th October is strong: Unity in Solidarity
and Solidarity ín Unity.”
- “Alle Standorte erhalten” metal
extra für die Beschäftigten bei Opel zum europaweiten Aktionstag
Die Ausgabe enthält auch die Erklärung der General Motors
Arbeitnehmervertreter. Ihre Forderungen:
„keine Werkschließung; keine betriebsbedingten Kündigungen;
eine nachhaltige europäische Modell- und Verkaufsoffensive, die
von einem dafür qualifizierten Management entwickelt und vorangetrieben
wird; Bestands- und Zukunftsperspektiven für die Marken Opel, Vauxhall
und Saab; Keine Verletzung von Tarifvereinbarungen. Auf dieser Grundlage
sind die europäischen Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften
bereit, den Rahmenvertrag Olympia an die neuen Anforderungen anzupassen….“
- GM-Betriebsräte rufen zu Aktionstag auf. Opel-Arbeitnehmervertreter
fordert Beitrag des Managements zur Sanierung / 12 000 Stellen in Europa
wackeln
„Mit einem Aktionstag an allen europäischen Standorten der
Konzernmutter General Motors wollen die Beschäftigten von Opel,
Saab und Vauxhall am nächsten Dienstag auf die rigiden Sparpläne
des US-Autobauers reagieren. Das Unternehmen will 12 000 Stellen streichen….“
Artikel
von Christine Skowronowski in FR vom 15.10.2004
Aus dem Text: „… Was genau auf dem Aktionstag am nächsten
Dienstag geplant ist, will Franz [GBRV] nicht verraten. Aber: "Es
wird über meine Lippen nicht das Wort Streik kommen." Er betont
auch, dass den Arbeitnehmervertretern daran gelegen sei, einen Streik
wie bei GM 1998 in den USA zu vermeiden. Allerdings hänge die weitere
Entwicklung auch vom verhalten der GM-Spitze ab. Der Ausstand in den
USA hatte damals rund drei Milliarden Dollar gekostet….“
- Pressestatement
von Berthold Huber ,
Zweiter Vorsitzender der IG Metall, anlässlich des Treffens gewerkschaftlicher
und betrieblicher Vertreter von General Motors Europe in Frankfurt am
Main, 14. Oktober 2004 bei der IGM. Aus dem Text: „… Bei
uns gibt es keine Konzernzentrale, die oft ohne Sachverstand aus der
Ferne Befehle erteilt. Oder lassen sie es mich so sagen: Europa ist
nicht Texas. (…)General Motors will auch aktuell wegen einer zentralistischen
Unternehmensideologie kein europäisches Vertriebskonzept zulassen…“
Obwohl es ja eigentlich um „Kapital gegen Arbeit“ geht und
nicht Deutschland oder Europa gegen die USA, äußerte sich
der Bochumer IG-Metall-Bevollmächtigte Ludger Hinse gestern ähnlich:
„Wir brauchen einen Zukunftsvertrag für Europa, für
Deutschland. Wir brauchen europäische Perspektiven, damit wir uns
nicht von den USA vorführen lassen.“ Zitiert in „Opel-Werker
gehen auf die Barrikaden“, Artikel in Spiegel online vom 14.10.04,
18:37, nicht mehr online.
II. Branchen: Dienstleistung / Einzelhandel
/ Karstadt
Beschäftigungspakt nach Verhandlungsmarathon
„ver.di hat bei den Sanierungsverhandlungen KarstadtQuelle
erreicht, dass es zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommt.
Dies sagte ver.di-Vorstandsmitglied Franziska Wiethold am 14. Oktober
in Essen nach dem 29-stündigen Verhandlungsmarathon mit dem Management.
In den nächsten drei Jahren sollen insgesamt 5500 Stellen abgebaut
werden. Davon entfallen 4000 auf die Warenhaussparte, 1500 auf den Versandhandel
mit den Marken Neckermann und Quelle. (…)Auf der Einkommensseite
kommen auf die Beschäftigten allerdings mindestens drei harte Jahre
zu: So lange sollen Tariferhöhungen nicht ausgezahlt, sondern gestundet
werden. Eine mögliche Nachzahlung soll an eine eventuelle Dividende
der KarstadtQuelle AG gekoppelt werden. Dieser Punkt war für die
Arbeitnehmerseite nach Wietholds Worten "die bitterste Pille"…“
Ver.di-Meldung
vom 14.10.04
III. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) Agenturschluss
Die Aktion Agenturschluss ruft auf:
„Hartz IV blockieren: Arbeitslosengeld II-Anträge
verzögern! Gemeinsame Abgabe der ALG II-Anträge Montag, 6. Dezember
2004“
Der Aufruf
als pdf-Vorlage, anpassbar für die örtlichen Initiativen
Die Rückseite enthält rechtliche Hinweise zu den Vorladungen
wie Abgabeterminen und –sanktionen. Verantwortungsbewußt hat
die Initiative dazu sehr gründlich recherchiert, eine detailiertere
Übersicht der Rechtslage enthält auch Links
b) Großdemonstration
gegen Sozialraub, Agenda 2010 und Hartz IV am Samstag, den 06.11.04 in
Nürnberg zur Bundesagentur für Arbeit
4.
Inforundbrief des Sozialforum Nürnberg zur Grossdemo am 6.11.04
vom 14.10.04
IV. In eigener Sache
Im Falle drastischer Entwicklungen bei Opel Bochum oder
einer Flut von Soli-Erklärungen erfolgt heute Nachmittag und ggf.
auch am Wochenende eine Aktualisierung, bitte Datum und Uhrzeit der Startseite
entnehmen!
Alle übrigen Meldungen müssen bis nächste Woche warten,
ich bitte um Verständnis!
Ein arbeitsfreies Wochenende wünscht
Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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