Liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Donnerstag, 14.
Oktober 2004:
I. Branchen: Auto / Opel
allg.
Standort“sicherung“ oder Standortpoker 2004
?
- Massiver Stellenabbau bei Opel. Afp-Meldung
vom 14. Oktober 2004, 12:10 Uhr
Aus dem Text: „…Insgesamt sollen an den europäischen
Standorten in den kommenden zwei Jahren bis zu 12.000 Stellen wegfallen,
teilte General Motors mit. 90 Prozent davon sollen bereits im kommenden
Jahr gestrichen werden. Die Schließung eines ganzen Werkes wurde
dabei von GM-Europa-Chef Fritz Henderson nicht grundsätzlich ausgeschlossen.
(…) Henderson betonte, das Unternehmen werde mit den Betriebsräten
"konstruktiv an einer Lösung der jetzigen Aufgabe arbeiten".
Vertreter des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes und des Gesamtbetriebsrates
kamen in Frankfurt am Main zusammen, um über die Situation zu beraten….“
- Opel Bochum verliert 3500 Jobs. Durch das Sanierungskonzept von General
Motors sollen bei Opel im Werk Bochum rund 3500 Arbeitsplätze wegfallen.
„Dies erfuhr die WAZ am Donnerstag aus Verhandlungskreisen.
Betroffen ist unter anderem die Produktion von Getrieben und Achsen.
Von der Achsenfertigung will sich Opel schon seit längerem trennen,
doch die Verkaufsverhandlungen scheiterten. Interessiert waren Thyssen-Krupp
und Benteler. Insgesamt will General Motors dem Vernehmen nach in Europa
in den kommenden zwei Jahren 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro einsparen….“
Artikel
von von Jürgen Frech waz online vom 14.10.04
- Betriebsrat: Rüsselsheim verliert 3.500 Stellen. “Das
Sparkonzept beim Autohersteller Opel soll nach Informationen aus Betriebsratskreisen
zunächst die Standorte Rüsselsheim und Bochum treffen. Im
kommenden Jahr sollen demnach im Stammwerk Rüsselsheim voraussichtlich
3.500 und in Bochum mindestens 500 Stellen gestrichen werden, erklärten
Betriebsräte am Donnerstag in Bochum. In Bochum sollen nach Medienberichten
insgesamt 3.500 Arbeitsplätze gefährdet sein. (…) Am
kommenden Dienstag soll es dem Vernehmen nach europaweit zu Protesten
ohne Arbeitsniederlegungen an den Opel-Standorten kommen. In
Vorbereitung auf mögliche Arbeitsniederlegungen sollen die Werke
in Belgien und England jedoch schon Teile auf Lager gelegt haben, um
einige Tage ohne Zulieferung aus Bochum weiter produzieren zu können….“
Artikel
in faz.net vom 14. Oktober 2004
- Radikale Sparpläne von General Motors. Betriebsräte gehen
auf die Barrikaden. „Einen Tag vor Bekanntgabe der Sparpläne
des US-Konzerns General Motors (GM) für seine europäischen
Marken Opel, Saab und Vauxhall formieren die Betriebsräte ihren
Widerstand. Im deutschen Blickpunkt steht der Opel-Standort Rüsselsheim.
Auch die Bundesregierung ist alarmiert….“ Artikel
von Harald Schwarz, Marc Beise und Nina Bovensiepen in SZ vom 13.10.2004
Aus dem Text: „... Proteste im nationalen Alleingang werden
von den Arbeitnehmervertretern jedoch „für wenig sinnvoll“
gehalten, „weil das GM nur in die Karten spielen würde“.
Ihr weiteres Vorgehen wollen die Betriebsräte aller europäischen
GM-Standorte am Donnerstag in Frankfurt beraten. Nach Angaben aus informierten
Kreisen geht es dabei um die „Abstimmung europaweiter und gleichzeitig
stattfindender Proteste an sämtlichen GM-Standorten“….“
- Opel stark unter Druck. IG Metall kritisiert GM-Manager als "stillos"
„Am heutigen Donnerstag will die Opel-Muttergesellschaft General
Motors (GM) erste Details über die geplanten Einsparungen veröffentlichen.
Die IG Metall wirft dem Mutterkonzern GM "stilloses Verhalten"
vor, weil immer neue Kürzungspläne lanciert würden….“
Artikel
in Frankfurter Rundschau vom 14.10.2004
Aus dem Text: „… Berichte über eine Aufspaltung
des Bochumer Werks in drei Teile bezeichnete Betriebsrat Einenkel als
gezielte Indiskretion des Managements. "Möglicherweise soll
die Belegschaft verrückt gemacht und zu Reaktionen provoziert werden."…“
Ähnlich äußerte sich vorgestern (12.10.) der Betriebsrat
bei Opel Bochum in seinem Info-Blatt: "Die Frage stellt sich, ob
der Vorstand mit dieser Medienpolitik die Belegschaften zu unüberlegten
Aktionen provozieren will ? Dies wird nicht geschehen.... "
Siehe dazu auch:
- "Wenn man alle Fakten in Betracht zieht, müßten
wir Bochum schließen. Aber wie sollen wir das anfangen?"
sagt ein Manager.(…) Einschnitte in Bochum gelten als hochgradig
sensibel. Die Mitarbeiter haben in der Vergangenheit immer wieder ihre
Streikbereitschaft bewiesen. Wegen der Vernetzung der Produktion mit
anderen Werken genügt ein Ausstand von wenigen hundert Mitarbeitern,
um die Fertigung von Opel in ganz Europa lahmzulegen…“
Zitat des Tages aus: Opel trägt die Hauptlast
der GM-Sanierung. Artikel
in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.10.2004
- OPEL VS. SAAB: 6 : 3 für Schweden: “Saab in Trollhättan
oder Opel in Rüsselsheim beziehungsweise Bochum - eines der Werke
könnte geschlossen werden, droht die Konzernmutter General Motors.
Im Januar soll die Entscheidung fallen. manager-magazin.de listet auf,
was die GM-Prüfer analysieren - und warum das Ergebnis gegen die
Opel-Werke spricht….“ Artikel
von Christian Buchholz in manager-magazin vom 13.10.2004
- Aufruhr in Trollhättan. Selbst die Kindergärten wollen
dem Autobauer Saab helfen. „Im Kampf um die Saab-Arbeitsplätze
im schwedischen Trollhättan wollen auch die Kindergärten ihren
Beitrag leisten. "Wenn es nötig ist, die Tagesstätten
auch über Nacht zu öffnen, um Saab einen Drei-Schichten-Betrieb
zu ermöglichen, dann tun wir das", sagt Roger Andersson, Kommunalrat
im Vorort Grastorp. Der Sieg im Tauziehen mit Rüsselsheim um die
künftige Produktionsstätte für die Saab- und Opel-Mittelklasse
soll nicht daran scheitern, dass die Eltern die Kinder hüten müssen,
statt am Fließband zu stehen….“ Artikel
von H. Gamillscheg (Kopenhagen) in FR vom 14.10.2004
Hieraus unser Unzitat des Tages:
„"Wir haben einen guten Ruf als tüchtige,
loyale und flexible Arbeiter, aber was hilft das, wenn man nicht auf
der Arbeit ist", klagt der Saab-Boss über die Tendenz, "daheim
zu bleiben, wenn man etwas erkältet oder nur ein bisschen müde
ist." Schritte gegen die vielen Krankschreibungen zählen zu
den Forderungen der GM-Leitung an ihre schwedische Tochter.“
Interessant uns sicherlich übertragbar in diesem Zusammenhang:
II. Diskussion: Wipo / Finanzmärkte
und Finanzpolitik
Steuervermeidung. Erwünschte Verluste
Die Multis maximieren mit dubiosen Praktiken ihre Gewinne.
Den Preis bezahlen die BürgerInnen und KMU in Form von höheren
Abgaben und Leistungskürzungen. Artikel
von André Rothenbühler in der WOZ vom 14.10.2004
- Ressort Wirtschaft
III. Branchen: Dienstleistung / Einzelhandel
/ Karstadt
Verdi billigt millionenschwere Einsparungen bei KarstadtQuelle
Die Gewerkschaft Verdi ist dem KarstadtQuelle-Konzern bei
den Verhandlungen über einen Beschäftigungspakt einen großen
Schritt entgegengekommen und akzeptierte millionenschwere Einschnitte.
Dem Unternehmen gehen diese Zugeständnisse allerdings nicht weit
genug.
Artikel
in ftd.de vom 13.10.2004
Aus dem Text: „…Karstadt lehnte die Verdi-Vorschläge
als unzureichend ab. Alles unter 500 Mio. Euro sei nicht verhandelbar,
sagte ein Konzernsprecher. Verdi habe "mit großen Schmerzen"
einen Maßnahmenkatalog vorgelegt, der im Warenhausbereich Einsparmaßnahmen
in Höhe von insgesamt 483 Mio. Euro bringe, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied
Franziska Wiethold in einer Verhandlungspause am Sitz des Konzerns in
Essen. "Aber leider hat der Konzern diesen Katalog so auseinandergenommen,
dass am Ende nur knapp die Hälfte davon übrig blieb", sagte
sie. Teile der vom Konzern vorgelegten Sanierungsschritte halte Verdi
immerhin für "verhandlungsfähig", sagte sie…“
IV. Branchen: Sonstige / Babcock
Borsig
”Interessenvertretung” bei Babcock
„Die enge Verflechtung mit der Sozialdemokratie
in Stadt und Land hatte katastrophale Auswirkungen auf die betriebliche
und gewerkschaftliche Interessenvertretung bei Babcock. Es fehlte nicht
nur eine effektive Kontrolle ”von unten”, so dass Vorstand
und Kapitaleigner nach Gutdünken schalten und walten konnten. SPD-Betriebsratsspitzen
und sozialdemokratische Gewerkschafter versuchten auch jede wirkliche
Opposition aus der Belegschaft zu unterbinden, um ihren Parteigenossen
Neuber, Schleußer & Co. den Rücken freizuhalten. Daneben
versuchten sozialdemokratische Betriebsräte recht erfolgreich, die
eigene ”soziale Frage” zu lösen, statt die ihrer Wählerinnen
und Wähler….“ Artikel
von Peter Berens
Es handelt sich dabei um Kapitel 3. Seines Buchs „Der Babcock-Bankrott.
Korrumpieren, abkassieren, liquidieren“, erschienen in Der Neue
ISP Verlag (9,80 Euro, ISBN 3-89 900-067-6). Siehe die Zusammenfassung
zum Buch:
„Der Oberhausener Großkonzern war Bestandteil des sozialdemokratischen
Wirtschaftsimperiums und politischen Netzwerks an Rhein und Ruhr um die
Westdeutsche Landesbank (WestLB) - bis zum 5. Juli 2002, als Babcock-Borsig
in die Insolvenz ging. Bei Babcock standen sowohl auf der Kapitalseite
als auch auf der Seite der Belegschaftsvertretung Sozialdemokraten. Die
besonders enge Sozialpartnerschaft war mitverantwortlich für die
Konzernkrise. Am Beispiel Babcocks zeigt der Autor auf, wie Wirtschaft
und SPD in Nordrhein-Westfalen miteinander verschmolzen sind Manager abkassieren,
sozialdemokratische Politiker, Betriebsräte und Gewerkschafter eingebunden
werden, hinter den Kulissen Entscheidungen über Arbeit und Leben
von Tausenden von Beschäftigten fallen, Lohnabhängige betroffen
sind und Widerstand leisten.
In den Babcock-Nachfolgebetrieben in Oberhausen arbeiten heute noch ca.
1.000 Angestellte und Arbeiter.“
IV. Diskussion: Grundrechte / Kommunikationsfreiheit
- Indymedia an US-, britische, schweizer und italienische Behörden:
"Finger weg von unseren Websites"
“Es mehren sich Beweise, dass die Behörden von mindestens
vier Ländern (Schweiz, Italien, Großbritannien und USA) letzte
Woche daran beteiligt waren, zwei Indymedia-Server zu beschlagnahmen
und damit mehr als 20 Indymedia-Websites lahmzulegen. Bis jetzt hat
Indymedia weder formelle Unterlagen oder überhaupt irgendwelche
Informationen darüber erhalten, was genau die Maßnahme umfasst
oder auf welcher Grundlage hier gehandelt wurde. FBI-Sprecher Joe Parris
bestätigte gegenüber Agence France-Presse, dass das FBI den
Beschlagnahmungsbeschluss an den Provider ausgestellt hat, dass dies
aber "im Auftrag eines dritten Staates" geschah….“
Presseerklärung
der Indymedia Ahimsa Seizure Pressegruppe vom 12. Oktober 2004
- »Abmahnungen knebeln linke Internet-Anbieter«. Linke Foren
sollten sich Provider im Ausland suchen. Schutz vor Abmahnungen und
Ausforschung ist nötig. Ein Gespräch mit Oliver Barthel, Gründer
und Betreiber des linken Internetforums »linkeseite.de«,
das morgen erst einmal vom Netz genommen wird. Interview
von Peter Wolter in junge Welt vom 14.10.2004
V. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Sozialpolitische
Aktionen und Proteste / regionale
Anti-Hartz-&-Co-Bündnisse
Neues aus: Gütersloh, Brandenburg, Köln (mit Kölner
Erweblslosenanzeiger), München, Arnsberg, Rostock, Karlsruhe, Berlin,
Herne
VI. Veranstaltungen
und Demos
Lieber Gruss, Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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