1. Was ist Maatwerk?

Maatwerk ist ein niederländisches Arbeitsvermittlungsunternehmen, das in den frühen 90er Jahren nach Deutschland expandierte. "Maatwerk wurde im Jahr 1991 gegründet. In den ersten Jahren seines Bestehens ist das Unternehmen nur in den Niederlanden aktiv. Doch Methode und Erfolg von Maatwerk bleiben in den Nachbarländern nicht ohne Beachtung. Nach einigen Jahren entschließt sich das Unternehmen deshalb, sein Geschäft auf den deutschen Markt auszuweiten. Mittlerweile ist Maatwerk nicht nur in Deutschland aktiv, sondern auch in Großbritannien, Ungarn, der Schweiz und Frankreich. Darüber hinaus werden Gespräche geführt bezüglich Niederlassungen in Tschechien, Polen, den Vereinigten Staaten und in Spanien. (...) Maatwerk hat seine Hauptgeschäftsstelle in dem niederländischen Ort Helmond. Das gesamte Unternehmen beschäftigt heute mehr als 300 Mitarbeiter. In den kommenden Jahren wird Maatwerk sein Wachstum fortsetzen. Und damit wird auch die Zahl der Belegschaftsmitglieder steigen. Voraussichtlich werden deshalb schon im Jahr 2004 mehr als 600 Personen bei Maatwerk arbeiten. In den Niederlanden werden ab 2003 neben den existierenden Geschäftsstellen mehrere regionale Niederlassungen eröffnet...."[1]

Zu den Produkten von Maatwerk gehören nach eigenen Aussagen: Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen, Outplacement, Präventivprogramme gegen Erwerbsunfähigkeit, Home Coaching, Zeitarbeit.

Nach vielen kommunalen Projekten zur Eingliederung von Sozialhilfeempfängern [2] 1996 begonnen in Hamburg, bereits 1998 mit 14 Filialen in Deutschland [3], agiert Maatwerk seit 2003 in Deutschland auch als Zeitarbeitsfirma (in der Sprache des LabourNet Germany: Sklavenhändler) mit 201 Filialen (von 985) an 66 Standorten als der größte Betreiber der Personal-Service-Agenturen (PSA) [4] ""Maatwerk" in Deutschland ist organisiert in fünf Regionen mit fünf Standorten: Berlin, Hamburg, Leipzig, Dortmund und Mainz. Darunter sind die 29 Haupt-PSA und darunter wiederum die einzelnen Agenturen. Wir wollen mit diesem System mittelfristig einen Verbund zwischen unseren Agenturen schaffen, der die Vermittlung von Fachkräften über eine Region hinaus ermöglicht - natürlich nur mit Einverständnis des jeweiligen PSA-Mitarbeiters. Das bedeutet langfristig nicht nur für die Arbeitsmärkte, sondern auch für die einzelnen Arbeitssuchenden eine Entlastung und einen Zugewinn..."[5]

Dieser Eigenwerbung zum Trotz gab es bereits beim Vergabeverfahren durchaus Kritik: "... Das Unternehmen hatte vor allem in ostdeutschen Städten jahrelang und überwiegend mit Erfolg jene Sozialhilfeempfänger in Arbeit vermittelt, die von ihren Kommunen längst abgeschrieben waren. Vom Einstieg in die Leiharbeit versprach sich MAATWERK offenbar das große Geschäft und setzte bedingungslos auf Expansion. Schon bevor die Lizenzen der Arbeitsämter für die PSA offiziell vergeben wurden, hatte das Unternehmen an vielen Standorten Mietverträge für die Büros seiner Mitarbeiter abgeschlossen. Ob MAATWERK dabei nur auf das eigene Renommee vertraute oder andere Faktoren im Spiel waren, ist bis heute ungeklärt. Die Mitbewerber, die zwischenzeitlich gegen einige Vergabeverfahren Klage eingereicht haben, werden jedenfalls das Scheitern des Marktführers mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen...." [6]

Die Unternehmensphilosophie mag dabei Politik wie Behörden betört haben: "Eine passende Stelle und nette Kollegen: Es scheint so selbstverständlich zu sein. Dennoch ist nicht jeder in der Lage, selbständig eine Karriere aufzubauen. Maatwerk hat sich auf die Unterstützung und Beratung von Personen spezialisiert, die bereits lange Zeit arbeitslos sind. Sie sollen lernen, ihre Möglichkeiten zu nutzen und auf diese Weise die Rückkehr ins Berufsleben schaffen. (...) Unsere Aufgabe ist es, unsere Kunden (Arbeitgeber, Unternehmen) mit paßgenauen Lösungen rund um das Thema Arbeitnehmerüberlassung/ Personalvermittlung zu entlasten. Durch individuelle Lösungen bietet Maatwerk die Flexibilität, die für erfolgreiches wirtschaftliches Handeln benötigt wird. Dadurch gehen Sie kein Risiko in der Personalbindung ein. In Deutschland steht Ihnen Maatwerk mit einem Netz von mehr als 130 Standorten unserer Personal-Service-Agenturen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern zur Verfügung..." [7] Die Mitarbeiterzahlen müssen nach uns vorliegenden Informationen etwas korrigiert werden: es gab ca. 10.000 Leiharbeitnehmen (LA) über die BA und ca. 1.000 feste Beschäftigte insgesamt in Deutschland. Da es keine Kommunikation zwischen den Niederlassungen gab, wusste es niemand und es gab keinen Betriebsrat. "Erst wenn die Angestellten dies fordern, muß Maatwerk einen Betriebsrat gründen lassen. Doch Vorsicht: Maatwerk wird versuchen, seine Vertrauten in den Betriebsrat einzubringen" (Informant 33, Insider)

Diese Vorsicht wird von weiteren Informanten aus dem Kreise der Maatwerk-Beschäftigten bestätigt:

• "ich bin ehemaliger Maatwerk-Mitarbeiter und enttäuscht von diesem Unternehmen. (…) Ich wünsche dem dicken Holländer, dass die PSA-Verträge gekündigt werden." (Informant 3)

• ".. Feste Maatwerk-Mitarbeiter haben Angst, sie wird regelrecht geschürt. (...) Maatwerk spielt mir der Angst der Leute.. " (Informant 31)

Diese "Unternehmenskultur" sollte beim Lesen der nachfolgenden Kapitel zur unternehmerischen Praxis von Maatwerk mitberücksichtigt werden!

Anmerkungen

1) Entnommen der Unternehmenshomepage von Maatwerk. Siehe auch das aktuelle Organigramm der Holding (pdf, Anlage 1) sowie das Organigramm der Entscheidungsstrukturen von 1997 (pdf, Anlage 2).

2) Siehe dazu Kapitel 9

3) Vgl. "Berends contra Jagoda. Wie ein Ex-Sozialarbeiter mit einfachen Mitteln Langzeitarbeitslose wieder in Jobs bringt und damit dem Arbeitsamt Konkurrenz macht. Stern vom 5.2.1998.

4) Zu den PSA siehe die entsprechende Rubrik im LalbourNet Germany sowie Anmerkung 1 im Vorwort. Siehe für die Standorte in Deutschland die Karte auf der Unternehmenshomepage.

5) Interview mit Hubert Przibylla, Leiter der Personal-Service Agentur Maatwerk, Berlin/Brandenburg in E-MAGAZIN E.CONOMY der Bundesregierung e.conomy Nr. 9 11/2003.

6) "Idiotie, flächendeckend. PERSONAL-SERVICE-AGENTUREN Das Herzstück der Hartz-Reformen ist bislang ein Fehlschlag". Artikel von Berthold Paetz in Freitag vom 27.02.2004. Siehe dazu auch Kapitel 9.

7) Entnommen der Unternehmenshomepage http://www.maatwerk.com

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