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Updated: 18.12.2012 15:51
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

4 Jahre Betriebsrat im Markt der Einschüchterung - 4 Jahre Horrortrip

Erlebnisbericht eines Metro-Mitarbeiters (Name der Redaktion des LabourNet Germany bekannt)


Betriebsräte machen sich sehr schnell abhängig. Fangen Sie damit erst garnicht an!Teil 3 - 2003: Der "Tribunal"-Alltag geht weiter

1. Betriebsvereinbarung "Arbeitsrahmenzeit"

Es war Anfang des Jahres 2003 und da hatte zunächst der Geschäftsleiter wieder einmal Interesse daran, die Belegschaft mit einer neuen Betriebsvereinbarung "Arbeitsrahmenzeit" noch mehr auszubeuten. Er schickte seinen Betriebsleiter und der stellte uns die Ideen des Geschäftsleiters vor: Die Rolliertage sollten abgeschafft werden, was sich ja erst mal ganz gut anhörte (Rolliertage waren zwei oder manchmal, wenn du Pech hattest, drei Feiertage, die du im Laufe des Jahres mit angerechnet bekamst. Wenn du z.B. am Ostersamstag arbeiten musstest, dann bekamst du den Karfreitag als deinen freien Tag angerechnet und bekamst somit keinen Freizeitausgleich für Samstag. Du hast also an dem betreffenden Samstag umsonst gearbeitet. Jede/r bekam einen Rollierkalender, ausgenommen die Verwaltung und alle anderen, die Samstags nicht arbeiteten.)

Und man wolle ein Zeitguthaben einführen, bei dem jede/r auf seinem/ihrem Konto von 20 Stunden plus bis 20 Stunden minus gehen könne. Diese Stunden würden aber nicht mehr mit dem hier üblichen Überstundenzuschlag von 25% vergütet, sondern ohne Zuschlag verrechnet. Das hieß dann, du machst 20 Überstunden über das ganze Jahr und bekommst aber nicht mehr die Zuschlagspflichtige Überstundenzulage, auch nicht bei z.B. durch Umbaumaßnahmen von der Geschäftsleitung angeordneten Überstunden.

Da war ich natürlich strikt dagegen: "Also sind wir kleinen Leute wieder die Dummen", sagte ich zum Betriebsleiter, "wir haben doch eigentlich keine Verbesserung durch solch eine Betriebsvereinbarung." Ich forderte dann im "Tribunal" Nachbesserungen, zumindest, dass die 25 Prozent gezahlt würden. "Ja was wollen Sie denn, die werden ja gezahlt, wenn sie über die 20 Stunden sind und wer drunter bleibt hat halt Pech gehabt. So ist die Arbeitswelt heute eben mal." Als ich sagte, dass dies eine weitere Maßnahme sei, um uns noch mehr auszunehmen und dass wir uns immer mehr zum Werkzeug des Geschäftsleiters machen lassen, wurde ich ermahnt, ob ich immer noch nicht kapiert hätte, dass man auch die Interessen der Geschäftsleitung berücksichtigen müsse? Die stünden eben manchmal höher als die der Mitarbeiter. "Ihre Einstellung erinnert stark an die Zeit, als wir noch einen Kaiser hatten. Sie müssen mit der Zeit gehen, wir leben 2003 und da müssen wir halt mal Kompromisse schließen." Ich verbat mir erst einmal, dass man mich als rückschrittlich bezeichnete, und erwiderte, dass, wenn schon diese Zeit erwähnt werde, man mich meinetwegen mit Rosa Luxemburg vergleichen könne, und sie würde sich im Grab umdrehen, wenn sie so eine BV wie diese hier unterschreiben sollte.

Ich war dann der Einzige, der gegen diese BV war, die anderen von uns enthielten sich der Stimme. So haben wir bis jetzt diese Betriebsvereinbarung am Hals, wo du keine Überstundenzulage mehr erhältst, denn wer an die 20 Stunden rankommt, der wird vom Abteilungsleiter nach Hause geschickt und die Anweisung kommt natürlich vom Geschäftsleiter. Der Betriebsrat schaut da zu und wenn jemand zur Vorsitzenden geht und sich beschwert, bekommt er/sie dann zur Antwort, er/sie solle doch flexibel sein. So stehen fast alle, wenn im März die 25 Prozent-Zulage fällig wäre, bei einem Guthaben von weit unter 20 Stunden und bekommen gar nichts.

Auch wenn du krank wirst, musst du aufpassen: Wenn du Dienstag krank wirst und hattest Montag deinen freien Tag, musst du sehen, dass deine Krankmeldung bis Samstag geht. Wenn die nur bis Freitag gilt und du gehst Samstag nicht arbeiten, wird dir ein Arbeitstag als unbezahlt gestrichen. Diese arbeitgeberfreundliche Betriebsvereinbarung stößt mir heute noch auf. Leider konnten wir sie nicht verhindern und müssen nun damit leben.

Das hieß für mich, alle Kolleginnen und Kollegen im Betrieb darauf aufmerksam zu machen, dass sie bei Krankheit unbedingt darauf achten sollten, die Krankmeldung immer bis zum Samstag schreiben zu lassen. Von Zweien weiß ich, dass es sich bis zu ihnen nicht herumgesprochen hatte; sie mussten dann den Tag nacharbeiten.

2. Als Gewerkschafter im Betrieb

Für die "Tribunalvorsitzende" stand, nachdem sie mit ihren Leuten die Betriebsvereinbarung durch hatte, mal wieder wie alle zwei Jahre die Tarifrunde an. Da sie ja in der Grossen Tarifkommission von ver.di dabei ist, könne sie wegen der Verhandlungen mit den Arbeitgebern einige Sitzungen nicht leiten. Und an mich gewandt: "Ich bestimme, wann Flugblätter im Betrieb verteilt werden und wann nicht, und sollte ich mitbekommen, dass Sie während der Arbeitszeit wieder Material verteilen, bekommen Sie diesmal richtig Ärger."

Ich konnte das nicht so einfach auf sich beruhen lassen und begann eine Grundsatzdiskussion darüber, warum wir Gewerkschafter sind. Ich sähe uns als eine Solidargemeinschaft der abhängig Beschäftigten.

Da bekam ich es dann wieder von allen Seiten: Ob ich denn immer noch nicht begriffen hätte, das ich doch von Metro bezahlt würde und nicht von ver.di, erzählten DIE mir dann, und dementsprechend müsse auch gehandelt werden und dazu gehöre auch, dass die Interessen des Unternehmens höher stünden, als die der Mitarbeiter.

Damit meinten die wahrscheinlich auch die Kohle von 50 Euro, die jeder aus dem Betriebsrat monatlich zusätzlich zum Lohn mit aufs Konto überwiesen bekommt. Ich hab die Kohle entweder für Feste unserer Gruppe mit eingesetzt oder gespendet für Aktivitäten gegen die Ausbeutung in Dritte-Welt-Ländern; ich habe mich immer ein bisschen blöd gefühlt, wenn die Kohle mit auf mein Konto kam. Ich habe es aber den Kolleginnen und Kollegen im Betrieb erzählt, das jede/r im Betriebsrat zusätzlich 50 Euro im Monat bekommt.

Und wenn ich dann mal eine Runde spendiert habe oder auf den Festen, die wir zusammen gemacht haben, die Bratwurst und das Fass Bier bezahlt habe, da ging's mir dann immer besser. Die meisten haben die Kohle genommen und in die eigene Tasche gesteckt.

Ja, und da ich anderer Meinung war als die BR-Mehrheit, verteilte ich dann die Flugblätter zu deren Ärger in meiner Freizeit. Durch einige Anrufe beim ver.di-Landesverband hatte ich zumindest erreicht, dass auch ich jetzt Flugblätter zum Verteilen bekam und auch, dass wir jetzt die Ablage am schwarzen Brett benutzen konnten und somit mehr Information für die Kolleginnen und Kollegen gewährleistet war.

Ein paar neue Mitglieder konnten wir durch die Flugblattaktionen auch erreichen und durch die Anrufe beim ver.di-Landesvorstand war wohl die Vorsitzende auch erst mal von denen ruhig gestellt worden. Die kam während der Tarifrunde, als wenn sie Kreide gegessen hätte. Es gab fast keine Attacken mehr und sie stellte sich dar, als wäre sie eine Revolutionärin.

Also ich muss schon sagen, eine bessere Schauspielerin als die habe ich selten erlebt: Auf der einen Seite die Mitarbeiter zusammen mit der Geschäftsleitung in die Pfanne hauen wo es geht, und auf der anderen Seite bei ver.di, wenn irgendwelche Konflikte anstehen, die große Kämpferin mimen. Da gehört schon ein ganzes Stück Menschenverachtung dazu, um so etwas zu machen. Aber das lernen DIE ja auf ihren Rhetorikseminaren und in Rollenspielen, wie man am besten Menschen verkauft, ohne dass die es merken.

3. Schikanen und Abgänge

Meine KollegInnen aus der Betriebsgruppe bekamen immer mehr Ärger in dieser Zeit. Die Kollegin aus der Nahrungsmittelabteilung nahm öfter mal eine Auszeit, indem sie zum Arzt ging, und die Kollegin aus der Multimediaabteilung hatte laufend Ärger mit den Vorgesetzten, sie würde ihre Arbeit nicht mehr richtig machen. Auch sie nahm öfter eine Auszeit. Und meine Kollegin aus der Obst- und Gemüseabteilung berichtete mir, dass der neue Betriebsleiter sie laufend vollquatsche wegen der Vorgänge vom letzten Jahr; sie solle doch zugeben, dass sie von mir Gewerkschaftsmaterial erhalten habe, er würde dann zusehen, dass sie eine bessere Position bekäme. So in dieser Form wurde sie auch von der Vorsitzenden und anderen Leuten aus dem "Tribunal" angestochen; das nervte sie ziemlich, wie sie mir sagte. "Schau dir doch die Mehrheit der Leute an, die sind so feige und lassen alles mit sich machen. Wir kämpfen hier auf verlorenem Posten", sagte sie mir und ging noch öfter zum Arzt, um eine Auszeit zu nehmen. Bis sie mich dann Mitte des Jahres anrief und mir sagte, sie hätte keine Lust mehr auf den Markt der Einschüchterung und wolle weg. Sie kündigte dann zwei Wochen später selbst, arbeitete eine Zeit lang in einer Bäckerei und ist heute in Süddeutschland in einem Unternehmen tätig und weiterhin aktiv in der Gewerkschaftsbewegung. Ab und zu treffen wir uns noch und tauschen Erfahrungen aus.

Die Kollegin aus der Multimediaabteilung hatte immense Probleme mit den Vorgesetzten. Dadurch, dass sie jetzt kontinuierlich ihre Schichten fahren konnte, also die ganze Woche früh arbeitete und nicht dreimal die Woche wechseln musste, versuchten es die Vorgesetzten auf die fiese Tour. Sie würde ihre Arbeit nicht richtig machen, sie würde die Sauberkeit in ihrem Arbeitsbereich vernachlässigen und dann würde sie die Vorgesetzten respektlos titulieren.

Sie kam fix und fertig zu mir und bat mich, ihr zu helfen. Ich holte meinen KollegInnen vom Betriebsrat dazu und wir gingen gemeinsam zum Betriebsleiter und baten den, sofort dafür zu sorgen, dass der Psychoterror gegen die Kollegin am Arbeitsplatz aufhöre. Wir vereinbarten ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten und der Betriebsleitung. Die Kollegin bestand darauf, dass jemand von uns teilnehmen sollten und nicht, wie vom Betriebsleiter vorgeschlagen, die Vorsitzende.

Also gingen wir mit und was da von DENEN `rüber kam, war echt das Allerletzte. Es waren zwei Vorgesetzte von ihr und der Betriebleiter dabei und da kamen Vorwürfe, sie hätte wohl die eine "mein liebes Fräulein" genannt und zur anderen hätte sie gesagt: "In dem Scheißladen bleibe ich eh nicht mehr lange." Dieselbe wollte dann noch gehört haben, dass sie zu einer Kollegin gesagt haben solle, was sie sich eigentlich so abmühe, bei dem kargen Gehalt, das hier gezahlt würde.

Also kam sie dann zu Wort und berichtete von den ständigen Schikanen, denen sie ausgesetzt war. So würden ihr täglich irgendwelche Reinigungsaufgaben in der Multimediaabteilung aufgetragen und wenn sie auf Toilette wollte, dann müsste sie bis zu einer halben Stunde warten, bis sie jemand ablösen könne. Das "liebe Fräulein" sei gefallen, als sie sich mit ihrer Vorgesetzten darüber unterhielt, warum immer sie mit Reinigungsaufgaben betraut würde: "Mein liebes Fräulein, Ihnen fällt doch sicher auch kein Zacken aus der Krone, wenn Sie mal einen Putzeimer benutzen".

Das war der Vorgesetzten dann doch zuviel und sie fragte mich direkt, was ich davon halten würde, was die Kollegin da zu ihr gesagt hätte. Ich sagte ihr dann, dass ich es so sehe, dass die Kollegin ständigen Schikanen ausgesetzt sei. Ich könne bei ihrem Handeln keine Beleidigung erkennen, Meinungsverschiedenheiten wie hier könne man normalerweise in der Abteilung regeln, aber das sei hier ja gar nicht möglich, da die Kollegin einer regelrechten Verfolgungsjagd ausgesetzt sei.

Zur anderen Vorgesetzten gewandt meinte ich: "Das Allerletzte finde ich, wenn Gespräche einer Kollegin belauscht werden und ihr dann auch noch vorgehalten werden." Meine Kollegin vom Betriebsrat und ich verlangten vom Betriebsleiter, dafür Sorge zu tragen, dass die Kollegin korrekt behandelt werde. So gingen wir auseinander und die Kollegin bedankte sich noch bei uns.

Auf der nächsten Betriebsratssitzung mussten wir uns wieder anhören, wieso wir nur einer Partei glauben würden und den anderen beiden nicht, und die Kollegin würde eh nur lügen und laufend wäre sie krank. Aber das sei ja wieder mal typisch für unsere Einstellung, wenn es nach uns ginge, könnte hier jeder machen was er wolle. Gerade in dem Bereich Multimedia ginge es nicht ohne Disziplin und deshalb müsse man ein solches Verhalten missbilligen. "Und Sie, Herr XY, haben als Betriebsrat ein schlechtes Bild abgegeben."

Ich bekam auch auf dieser Sitzung wieder erzählt, dass mein Tun im Betrieb nichts mit Betriebsratsarbeit, wie SIE sie kennen würden, zu tun hätte, und ich solle mir doch überlegen, ob es nicht besser wäre, wenn ich mein Mandat niederlege: "Das, was Sie hier bringen, hat es noch nie gegeben, seitdem wir hier im Betriebsrat sind", schrieen mich die "Tribunalleute" an und ich schrie zurück: "Was mit den Leuten passiert, die hier tagtäglich ihre Knochen hinhalten, interessiert hier ja fast eh keinen." Und ich ging, wie sehr oft in den vier Jahren, frustriert raus aus der Sitzung. Ja, die Leute im Betrieb, die der Meinung waren, dass der Betriebsrat ja sowieso nichts für sie mache, hatten Recht. Und wenn du da mit drinsitzt als Minderheit, da hast du kaum Möglichkeiten was zu verändern, da du im Zweifelsfalle von den "Tribunalleuten" immer überstimmt wirst.

Die Kollegin aus der Multimediaabteilung bekam dann immer mehr Ärger am Arbeitsplatz und verließ schließlich Ende August den Markt der Einschüchterung. Wir sind zusammen noch einen trinken gegangen, auch sie sagte mir, dass wir hier nichts bewegen könnten, dafür sei der Spitzel- und Denunziantenapparat viel zu groß. "Du hast ja gesehen, wie uns ver.di in die Pfanne gehauen hat." Sie ging dann zu einem anderen Betrieb und lebt heute in Berlin.

Der Kollege aus der Fleischabteilung kündigte auch Ende 2003 und verkauft heute an einem Imbiss Bratwürste.

Die Kollegin aus der Nahrungsmittelabteilung bekam auch immer mehr Ärger und musste dabei immer an die Worte der "Tribunalvorsitzenden" denken, die ja lauthals im Betriebsrat gesagt hatte, sie sei nicht mehr lange hier. Die Vorsitzende stellte dann zusammen mit der Betriebsleitung einen Perspektivplan, wie sie es nannte, über die Kollegin auf. Dabei fiel auch mein Name, auch über mich müsse im Betriebsrat ein Perspektivplan aufgestellt werden. Die meinte wohl, sie könne mir damit Angst machen. Bei dem Perspektivplan über die Kollegin wurden ihre ganzen Krankentage aufgefahren; durch diese lange Krankheitszeit sei sie untragbar für den Betrieb. Ich warf ein, dass doch erst einmal festgestellt werden müsse, warum sie öfter länger krank sei und dann erst könne man sich Gedanken machen, was weiter mit ihr passieren solle. "Aber einfach so einer Kündigung zustimmen? Nee, nicht mit mir", sagte ich, und meine KollegInnen dachten genauso.

Da kam vom "Tribunal", sie sei ein Parasit, man kenne sie schon lange genug, sie würde die Krankheiten simulieren. "Und außerdem lügt die wie gedruckt", kam von "Tribunalseite". Meine Kollegin warf noch ein, dass es auch rechtlich höchst bedenklich sei, was wir hier machten. Die Vorsitzende brachte aber als Gegenargument, dass sie durch Arbeitsgerichtsurteile wüsste, dass in solchen Dingen immer für den Arbeitgeber entschieden würde. Und so wurde dann dem Kündigungsbegehren des Arbeitgebers mit der Stimmenmehrheit des "Tribunals" entsprochen und der Kollegin gekündigt.

Als die Kollegin die Kündigung erhielt, rief sie mich an und ich empfahl ihr, umgehend über einen Anwalt einen Arbeitsgerichtsprozess anzustreben, was sie dann auch tat. Ich hatte während dieser Zeit immer Kontakt zu ihr und der Prozesstermin zog sich natürlich hin. Im Herbst fand dann der Prozess statt und der Betrieb wollte eine Abfindung zahlen, weil er so mit der Kündigung nicht durchkam. Die Kollegin wollte wieder arbeiten und so wurde festgelegt, dass sie am nächsten Montag wieder arbeiten kommen sollte. "Besser, sie nehmen die Abfindung", wurde ihr noch drohend von den maßgebenden Leuten im Betrieb, also von der "Tribunalvorsitzenden" und dem Betriebsleiter, gesagt. Doch sie kam Montag und wurde erst einmal von ihren Kolleginnen in der Abteilung und auch von mir mit großem "Hallo" begrüßt. Sie bat mich dann, doch mal mit ihr den Urlaubsplan einzusehen, weil sie noch eine Woche Urlaub zu kriegen hätte. Da gab es dann schon die erste Attacke von ihrer Vorgesetzten, wieso sie einfach im Büro den Urlaubsplan einsehe. "Und Sie als Betriebsrat", sagte die dann zu mir, "gehen da auch noch mit. Also so geht das nicht", meinte sie, sie wolle jetzt den Betriebsleiter anrufen. Was sie dann auch tat.

Mich fragte der Betriebsleiter dann, wie ich dazu käme, die Urlaubspläne einzusehen. Ich erklärte ihm dann die Einzelheiten, dass hier die Kollegin an ihrem Recht gehindert werde, die Urlaubspläne einzusehen. Also durften wie dann doch, und es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich eine Woche Urlaub zu kriegen hatte. Also füllte sie ihren Urlaubsschein aus und die Vorgesetzte musste dann unterschreiben.

Was jetzt passierte, ist typisch für diesen Betrieb hier. Es begann eine regelrechte Verfolgungsjagd und das ganze Spitzelsystem war in Bewegung. Als sie wie immer mit ihren Kolleginnen in die Pause ging, kam die erste Attacke. Sie hätte ihre Pausenzeit überzogen, die Vorgesetzte und die Dame aus der Waschmittelabteilung, die gleichzeitig stellvertretende BR-Vorsitzende war, hätten die Zeit genau festgestellt.

Die Kollegin, die schon 15 Jahre im Betrieb ist, sagte später zu mir, dass sie so was noch nicht erlebt habe. Da es hier keine Stechuhr gibt, machen eigentlich alle mal fünf oder zehn Minuten länger Pause, auch, weil die meisten ja ein paar Minuten brauchen bis zur Kantine und auch dort meistens noch eine Wartezeit haben, bis sie ihren Kaffee bekommen. Aber hier ging es ja darum, eine Person loszuwerden.

Weiter wurde genau aufgepasst, wenn sie sich mit jemanden unterhielt, und auch das wurde ihr dann von der Vorgesetzten mit den Worten "Sie machen ihre Arbeit nicht mehr richtig, ich sehe Sie laufend mit irgend welchen Personen reden" vorgehalten. Auch natürlich, dass sie öfter auf Toilette musste: Was sie denn laufend da mache.

Nach drei Tagen mit diesen Schikanen kam sie weinend zu mir und sagte, sie gebe auf und nehme lieber die Abfindung, als sich hier noch total fertig machen zu lassen.

Ein Bekannter von ihr wollte dem Betriebsleiter noch eine scheuern, was ich nachvollziehen konnte. Wir haben es gerade noch so verhindern können, indem wir ihn zuredeten und ihm klar machten, das er damit nur sich selbst schadete und dann evtl. noch für den Betriebsleiter, wenn der sich ins Krankenhaus lege, zahlen könne.

Und so waren die aktivsten in unserer Betriebsgruppe auf die eine oder andere Weise rausgeekelt worden. Ich kam mir in dieser Zeit vor wie ein Stück Konkursmasse und fragte mich innerlich, wann ich denn dran käme. Aber bei mir hatten DIE es schwerer, da ich ja durch die Betriebsratstätigkeit einen speziellen Kündigungsschutz hatte. In dieser Zeit vereinbarte ich auch mit den anderen: "KEINE INFOS MEHR AN DIE ZUSTÄNDIGE VER.DI". Denn als die Kollegin aufgab, wurde vom Tribunal richtig gefeiert und getönt, dass wohl bei ver.di die zuständige Sekretärin getönt hätte: "Also, die ist doch eh bekloppt, und wir sind froh, dass wir die jetzt los haben". So die Vorsitzende und ein Typ aus dem "Tribunal". Und an mich gewandt: "So geht es Leuten, die sich nicht an die Regeln hier halten".

Ich brach daraufhin alle Kontakte zur zuständigen ver.di ab und mein Urteil stand fest: Ver.di unterstützt "Tribunale" wie dieses und mit Sicherheit auch andere. Ich agierte dann einige Zeit vorsichtig und auch nicht mehr so offensiv wie bisher. Meine KollegInnen taten das gleiche.

Und dann kam die nächste Aktion des "Tribunals" in diesem Jahr. Da war ein Kollege, der in der Obst- und Gemüseabteilung arbeitete, und der war schon fast sechs Wochen krank. Er hatte sich nach seinen Urlaub krank gemeldet und das "Tribunal" und der Geschäftsleiter machten sich Gedanken, was denn mit ihm los wäre.

"Seine Frau hat doch auch noch mehrere Putzstellen, wo er öfters aushilft", sagte ein Kollege von ihm zu der stellvertretenden Vorsitzenden, und er hätte gehört, dass er da auch jetzt arbeiten würde. Und die gab das natürlich, weil es ja ihr Job ist, Stimmungen und Informationen an die Geschäftsleitung weiterzugeben, um ihre Existenzberechtigung fürs Nichtstun zu rechtfertigen, an den Geschäftsleiter weiter.

Und so wurde wohl ein Plan gefasst, wie man sich am besten des Kollegen entledigen könne. Ein junger Kollege Z. wurde dann dafür ausgesucht. Er war in der Kassenzone, ein bisschen flippig, erinnerte mich an meine Jugendzeit. Er wurde zur Betriebsleitung gebeten und DIE boten ihm natürlich große Aufstiegsmöglichkeiten, wenn er den DRECKSJOB, den DIE für ihn vorgesehen hatten, machen würde. Der Auftrag käme von höchster Stelle, war ihm gesagt worden, wie er uns später erzählte.

Er solle zwei Tage lang die Putzstelle, die die Frau des Kollegen selbständig macht, mit einer Videokamera beobachten. Benzingeld und Auslagen bekäme er vom Betrieb; es sei strengste Geheimhaltung gegenüber den Kollegen geboten, das sei ja wohl selbstverständlich.

So kam er zwei Tage lang erst später zur Arbeit; auf Fragen, was er denn morgens so mache, erzählte er uns dann, zu was für einer Drecksarbeit DIE ihn verpflichtet hatten.

Wir, also meine BR-KollegInnen und ich, waren empört über das, was da abging. Und auch die Kollegen aus der betreffenden Abteilung, die davon wussten. Wir gingen zur "Tribunalvorsitzenden" und sagten ihr, dass wir erfahren hätten, dass hier illegale Beobachtungen stattfänden. Wir bekamen von ihr einen "Maulkorb" verpasst; das sei Betriebsgeheimnis, was hier gemacht werde, und wir sollten besser unseren Mund halten, wenn wir nicht richtig Ärger bekommen wollten. Und: Nur so könne man Parasiten, die sich hier bei uns von den Leuten, die arbeiten, durchfüttern lassen, beikommen. Sie fing noch an, aus der Bildzeitung, die sie im Betriebsratsbüro liegen hatte, zu zitieren, aus einem Artikel, in dem berichtet wurde, dass angeblich ein Sozialhilfeempfänger mehr Kohle kassiert hätte, als ihm zustand.

Die Vorsitzende warf dann alle in eine Topf, als wären alle Sozialhilfeempfänger Betrüger, und als gehöre der Kollege auch in diese Kategorie. Also sei das legitim, argumentierte sie, was hier gemacht werde, nämlich mit der Videokamera Bilder zu machen von jemandem, der krank geschrieben ist.

Ja, der Kollege wurde wohl auch ertappt und mit Hilfe der Bilder so lange bearbeitet, bis er im beiderseitigen Einvernahmen kündigte. So waren DIE wieder jemanden los. Hätte sich der Kollege dagegen gewehrt, dann wäre er fertig gemacht worden auf der Arbeit. Er arbeitet heute in einer Fabrik in einer anderen Stadt, hat mir auch mal die Adresse da gelassen; ich bin aber bis jetzt noch nicht da hingekommen.

Anmerkung der LabourNet-Redaktion: Detekteidienste gegen krank geschriebene Mitarbeiter sind dem Arbeitgeber erlaubt und leider auch zunehmend beliebt. Doch ist nicht jede Nebentätigkeit während der Erkrankung verboten und/oder der Gesundung entgegenstehend und unabhängig hiervon bliebt die aktive Mitarbeit des Betriebsrats hieran skandalös.

4. Zweierlei Maß für "Tribunalarbeit"

In diesem Jahr erlebte ich auch noch, welche Freiheiten Leute hingegen haben, die dem "Tribunal" wohl gesonnen sind. Da war der Mitarbeiter aus der Frischeabteilung, der auch einen guten Draht zur stellvertretenden Vorsitzenden hatte. Auch mit dem Geschäftsleiter konnte der gut. Der wurde von einer Kassiererin erwischt, wie er mit einem Wagen mit Joghurt und Käse herausfahren wollte: Versteckt hatte er es unter den doppelt gepackten Colakisten. Das sei abgeschrieben, erzählte er der Kassiererin, das könne er so mitnehmen. Die sah aber auf den Etiketten, dass die Ware nicht abgeschrieben war, und außerdem hatte er keinen Beleg dafür. Also Diebstahl. Und alles war wohl am rotieren. Am nächsten Tag musste der Mitarbeiter zum Geschäftsleiter und bekam eine Abmahnung, weil er vergessen hätte, sich einen Beleg vom Abteilungsleiter schreiben zu lassen, dass er die Ware mitnehmen könne.

"Den konnten wir gerade noch retten", sagte die stellvertretende Vorsitzende. Sie meinte dann, dass auch der Geschäftsleiter hier ein Einsehen gehabt habe und die Kassiererin zu Schweigen verpflichtet worden sei. Auch wir wurden zum Schweigen verpflichtet, da es sich um ein Betriebsratsgeheimnis handeln würde. Es sprach sich trotzdem im Betrieb herum. Einige Kollegen von ihm erzählten hinter vorgehaltener Hand, dass der Mitarbeiter aus der Frischeabteilung auch zu viel wisse über die Praktiken in der Frischeabteilung mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, sowie dass er, weil er gut mit dem Geschäftsleiter kann, diesem alles zuträgt, was hier abgeht.

In den Abteilungen mit Mindesthaltbarkeitsdatum gab es ja schon länger Probleme hier. Wir achteten immer darauf beim Einkauf, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum stimmte. Es ging und geht aber vorrangig um Kohle hier und da geraten auch die Vorgesetzten massiv unter Druck des Geschäftsleiters, wenn sie zuviel abschreiben. Da kann es schon mal passieren, dass bestimmte Artikel "vergessen" werden beim abschreiben.

Jedenfalls passierte dem Mitarbeiter aus der Frischeabteilung nichts; der ist heute noch da, und jeder von uns macht eigentlich einen großen Bogen um den, will mit dem nichts zu tun haben.

Das war das erste und auch einzige Mal, dass ich erlebte, wie jemand, der des Diebstahls überführt wurde, mit einer Abmahnung wegkam. Der Mitarbeiter, der in der Konservenabteilung arbeitete, hatte da kein Glück. Er hatte sich eine Obstdose mitgenommen und das Etikett selbst mit 50 Cent weniger ausgezeichnet, und wurde deshalb wegen Diebstahl fristlos gekündigt. Das wollten wir im Betriebsrat verhindern, kamen aber gegen das "Tribunal" nicht an und wurden überstimmt. Argument: der wäre eh immer so unfreundlich gewesen, und wie der rumläuft, so ungepflegt, bekamen wir vom "Tribunal" entgegengeschleudert. Mir wurde vorgeworfen, dass ich hier einen Diebstahl stützen würde. Worauf ich mit dem Argument konterte, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werde. Da ging dann die Schreierei wieder los, ich kam kaum noch zu Wort und ging wieder frustriert aus der Sitzung, weil wir wieder jemandem nicht helfen konnten.

Dann war dieses Jahr wieder das Weihnachtsgeldgefeilsche [Die Gesamtbetriebsvereinbarung zum Weihnachtsgeld liegt der Redaktion des LabourNet Germany vor]. Die, welche DIE gut leiden konnten, also die Angepassten, bekamen fast alles und die, die länger krank waren und eine Abmahnung hatten, bekamen doppelt gekürzt. Für eine Kollegin, die schwer krank war und eine OP und dadurch längerfristig krank war, konnten wir noch ein bisschen mehr Geld rausschlagen. Aber das war dann auch das letzte Jahr, in dem wir alle Betriebsratsmitglieder an dem Gefeilsche teilnahmen, denn in den nächsten beiden Jahren wurden auf Grund der Auseinandersetzungen auch mit dem Geschäftsleiter nur noch die Vorsitzende und die stellvertretende Vorsitzende zu dem Gefeilsche mit dem Geschäftsleiter geladen.

Ja, und dann stand Ende des Jahres noch die Entlassung einer Abteilungsleiterin an. Über die war die ganze Zeit schon gehetzt worden: Angeblich wolle sie woanders anfangen; sie wäre auch unfreundlich zu einem Kunden gewesen, der jede Menge Umsatz im Markt lassen würde. Es gab eine Diskussion im Betriebsrat, wie man hier verfahren solle. Wir waren ja eh immer gegen Entlassungen, egal wer betroffen ist. Also war unser Argument, die Abteilungsleiterin sei zwar immer arrogant uns gegenüber, aber entlassen, nein das könnte man niemanden antun.

Was ich dann erlebte, war das Fieseste und Hinterhältigste, das man sich denken kann. Die Abteilungsleiterin rief die stellvertretende Vorsitzende an, zu der sie vollstes Vertrauen hatte, und die ihr versprochen hatte, sich für sie einzusetzen. Ja, sie würde alles für sie tun und sie solle sich keine Gedanken machen, sagte sie ihr am Handy. Dann kam der Betriebsleiter zum Gespräch und äußerte sich, dass man sie entlassen wolle auf Grund ihrer Leistungen und ihres schlechten Verhaltens gegenüber dem Topkunden. In der Hoffnung, etwas Positives zu hören, fragte ich dann die stellv. Vorsitzende, da sie ja auch in diesem Bereich tätig sei, wie sie denn die Kollegin beurteile. "Die taugt nichts", sagte sie, und: "der Betriebsleiter hat recht, die ist nicht mehr tragbar für den Betrieb." Allerdings wollte sie sich an der Abstimmung nicht beteiligen und verließ dann mit dem Betriebsleiter den Raum. Wir berieten uns und vertagten die Entscheidung auf den nächsten Tag. Ich sah aber, dass die Abteilungsleiterin gute Karten hatte, da es auch im "Tribunal" ein Paar gab, die ihr wohl gesonnen waren. Am nächsten Tag stimmten wir ab, nachdem wir noch den Abteilungsleiter gehört hatten. Es gelang mit knapper Mehrheit ein "Nein" gegen die angestrebte Entlassung. Die stellvertretende Vorsitzende erzählte der Betroffenen dann, wie toll sie sich für sie eingesetzt hätte. Da auch einige vom "Tribunal" gegen die Kündigung gestimmt hatten, durfte die Abteilungsleiterin bleiben und wurde nicht entlassen. Es wurde dann zwischen der Vorsitzenden und dem Geschäftsleiter vereinbart, dass sie im Textilbereich arbeiten könne, ihren Posten als Abteilungsleiterin war sie los. Sie blieb noch ca. anderthalb Jahre und kündigte dann. Da ich keinen großen Kontakt zu ihr hatte, weiß ich nicht, was sie heute macht. Na jedenfalls ist hier eine Kündigung verhindert worden, wenn auch nur dadurch, dass es im "Tribunal" Unstimmigkeiten gab.

5. "Menschenschach"

Und dann lagen auch noch die Versetzungen an. Wie jedes Jahr wurden wieder Menschen ausgetauscht und in andere Bereiche versetzt. Meistens traf das nur Führungskräfte oder Leute, die ihre Meinung sagten. Da fällt mir für dieses Jahr ein Kollege ein, der zwar immer ein bisschen viel quatschte, aber doch in seinen Bereich immer gute Arbeit leistete und auch fachlich was drauf hatte. Den wollten DIE aber auf einmal nicht mehr da haben, weil er einen Kaufvertrag nicht korrekt gemacht hätte und es so zu Problemen gekommen sei. Ich warf ein, dass jemand mit Lohngruppe Eins, die er in der Zeit hatte, keine Abmahnung bekommen könne, weil er einen Kaufvertrag in den Sand gesetzt habe. "Das ist ja eben das System hier", sagte ich, "wir müssen Kaufverträge machen, manche von uns Dispos, und müssen auch Kundenanfragen beantworten zu abteilungsspezifischen Dingen. Bezahlt werden wir aber als Lagerarbeiter und dann werden wir noch mit disziplinarischen Maßnahmen belegt, wenn was schief läuft. Nee, das kann es ja wohl nicht sein."

"Dann kann er ja klagen", sagte die Vorsitzende, und gegen die Versetzung gebe es nichts einzuwenden. Also wurde er dann in die Campingabteilung abgeschoben. Der Betriebsleiter machte ihm in mehreren Gesprächen klar, dass das für ihn das Beste sei, wie der Kollege mir berichtete. Und so ließ er sich nach dem Motto: "Gegen DIE kommst du eh nicht an" in die in die Campingabteilung abschieben, wo er auch heute noch tätig ist.

Ein Vorgesetzter wiederum war nach 20 Jahren in der Abteilung nicht mehr gut genug für die Arbeit dort und so wurde er "überredet", in einer anderen Ecke des Betriebes im Leergut zu arbeiten.

Diese Wechseleien passieren hier jedes Jahr nach der Inventur. Wir nannten es "Menschenschach". Und so ging auch dieses Jahr zu Ende, ohne dass wir was Großes bewegt hätten. Fast alle, die in diese Versetzungsmaschinerie hineinfielen, hatten keine Alternative. Von wem sollten sie denn Hilfe erwarten? Es ging dabei doch vor allen Dingen darum, ein Klima der Angst, also Existenzangst, aufzubauen, und das hat der Geschäftsleiter mit seinen Kettenhunden von der Betriebsleitung und mit der Unterstützung des "Betriebsratstribunals" auch erreicht.

Die meisten von den Azubis blieben eh nicht lange hier, wenn sie mit der Ausbildung fertig waren. "So schnell wie möglich weg aus diesem Betrieb", war die Meinung der meisten von ihnen, denn nach Leistung wurde eigentlich erst in zweiter Linie beurteilt. Vorrangig war, wer sich am besten unterordnen und sich in dem Spitzelsystem, das hier herrscht, am besten etablieren konnte, und natürlich auch wer dem Druck durch den Geschäftsleiter gewachsen war

Der delegiert ja. Wenn er z.B. sieht, dass in einer Abteilung ein Kopfstand nicht so aufgebaut wird, wie er es gerne hätte, so kommt er nicht selbst, sondern schickt einen seiner Kettenhunde von der Betriebsleitung und der macht dann den Mitarbeiter nieder. Bei den Zusammenkünften mit den Abteilungsleitern redet nur er selbst und wehe, einer kritisiert irgendwelche Maßnahmen von ihm, der findet sich dann in einer anderen Abteilung wieder oder wird, wie hier schon passiert, ein paar Ränge runter gedrückt. So fand sich ein Abteilungsleiter auf einmal als Substitut wieder oder ein Substitut als Mitarbeiter.

Mich konnte er ja nicht mehr runterstufen und so schikanierte er mich als Mitarbeiter zur besonderen Verwendung. Durch meinen Arbeitsvertrag konnte ich in allen Bereichen eingesetzt werden und das ließ er dann durch seine Kettenhunde auch öfter mal veranlassen. Ich fand mich Die Realisierung dieses Projektes erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Wir danken!dann öfter mal in der Saisonabteilung oder auch in der Leergut- oder Waschmaschinenabteilung wieder, wenn es irgendwelche Umbaumaßnahmen oder auch krankheitsbedingte Ausfälle gab.

"Laut der Personalplanung für dieses Jahr sind wir hier zuviel Leute", sagte mir der Vorgesetzte, "überdenk doch deine Arbeit im Betriebsrat und tritt DENEN nicht ständig auf den Schlips, dann lassen DIE dich auch wieder in Ruhe", sagte er mir. "Gegen die kommst du nicht an, die sitzen am längeren Hebel", hörte ich schon zum x-ten Mal.

Ich habe trotz all dieser Schikanen weiter Betriebsratsarbeit für die Mitarbeiter gemacht. Es kotzte mich einfach an, wenn ich sah, wie hier Leute niedergemacht wurden, die nichts wollten, als in Ruhe ihre Arbeit zu erledigen und mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen auch mal kritische Meinungen über die Strukturen hier auszutauschen. Und nur, weil sie zu Vorgängen eine kritische Meinung hatten, wurden und werden sie noch heute fertig gemacht. Aber dazu später noch mal was.

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