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Updated: 18.12.2012 16:22
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

liebe KollegInnen,

Neu im LabourNet Germany am Freitag, 07. September 2007:

I.Internationales / Brasilien

Die Kampagne zur Rücknahme der Privatisierung der Vale do Rio Doce: Keine guten alten Zeiten

Die Vale do Rio Doce - das war sozusagen das Kronjuwel der brasilianischen Staatsbetriebe, hat das Bergbauunternehmen doch die Verfügung über nachgeradezu immense Bodenschätze. Jetzt haben zahlreiche Organisationen der Linken und der sozialen Bewegungen eine Kampagne zur Rücknahme der Privatisierung begonnen - als eine, nach Gesetzeslage durchaus machbare, Forderung an die Regierung Lula. Was die Regierung Cardoso bezüglich der damaligen Privatisierung unternahm, war dermaßen am Rande der Legalität, dass eine Rücknahme dieses Prozeßes ohne Probleme legal machbar wäre, über einhundert Prozeße sind noch anhängig. In der ersten Septemberwoche findet dazu ein Plebiszit statt. Die "Volksbrigaden" im (Bergbau-, wie der Name sagt) Bundesstaat Minas Gerais sind eine der diese Kampagne tragenden Gruppierungen. Wie diese Kampagne bisher aussieht und warum die Brigadas Populares sich als eine eigentlich urbane Bewegung daran beteiligen - und weswegen sie weder für "Verstaatlichung" noch für das übliche Monopoly-Spiel ("gehe zurück auf Start") eintreten, erläutert im Interview "Keine guten alten Zeiten" Pedro Otoni am 5. September 2007, direkt an der neu (selbst) gelegten Telefonleitung in einem besetzten Hochhaus in Belo Horizontes (Landeshauptstadt von MG) sehr gutbürgerlichen Stadtteil Serra.

II.Internationales / Italien / Soziale Bewegungen

EU-Humanismus: Gefängnis für Hilfeleistung...

"Vor dem Gericht von Agrigent (Sizilien) müssen seit dem 22. August sieben tunesische Fischer erscheinen, die angeklagt sind, "illegale Einwanderung gefördert" zu haben. Sie riskieren bis zu 15 Jahren Gefängnis. Verfolgt als seien sie Menschenhändler, haben die Fischer tatsächlich nur die elementarste Pflicht der Solidarität erfüllt: am 8. August, in der Nähe der Insel Lampedusa, haben sie 44 Passagieren eines in Seeenot befindlichen Flüchtlingsboots Hilfe geleistet und sie zum Ufer geleitet. Ohne ihre Intervention ist es wahrscheinlich, dass die Schiffbrüchigen, unter ihnen zwei schwangere Frauen und zwei Kinder, dasselbe Schicksal erlitten hätten wie Tausende von MigrantInnen und Flüchtlingen, die seit einigen Jahren im Meer ertrunken sind beim Versuch, die europäischen Küsten zu erreichen" - so beginnt der Solidaritätsaufruf "Prozess von Agrigent: Nein zum Delikt der Solidarität" externer Link des Netzwerkes MigrEurop vom 1. September 2007 - am heutigen 7. September findet unter anderem ein Sit-In vor der Präfektur von Agrigent statt.

III.Internationales / Italien / Arbeitsbedingungen

Saisonarbeit auf Sizilien

Sizilien Anfang August. Angela ist mit Enrico, Ilaria und Angela im Süden der Insel unterwegs auf Spurensuche in den Bereichen Landwirtschaft und Erntearbeit im 21.Jahrhundert. Seit dem Frühjahr arbeiten sie an einem Dokumentarfilm. Sie haben alte Tagelöhner getroffen und Migranten, die sich nur ungern filmen lassen, weil sie illegal hier sind. Sie waren auf großen, landwirtschaftlichen Unternehmen, den aziende agricole, und haben mit den Landwirten gesprochen, die politisch aktiv werden, um sich gegen die immer undurchschaubareren Mechanismen der Globalisierung zu wehren. Je mehr sie erfahren, desto mehr Fragen tauchen auf. Wie wird die Arbeit organisiert? Wie funktioniert die Preisgestaltung? Wie sieht die Weiterverarbeitung aus? Die Reportage "Saisonarbeit auf Sizilien" externer Link von Angela Huemer für die SoZ September 2007

IV.Internationales / Marokko

Freiheit für die verurteilten Gewerkschafter vom 1. Mai

"Gegen die geheiligten Werte des Königreichs" hätten sie verstoßen - die Gewerkschafter und Sozialaktivisten, die am 1. Mai diesen Jahres festgenommen wurden und inzwischen zu bis zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Und auch jene, die die ersten Solidaritätsaktionen mit ihnen organisiert hatten. Wenn bestehende Gesetze nichts zur Verurteilung hergeben, müssen eben Heiligtümer herhalten, zu denen passenderweise ja auch der jeweilige Kenig gehört. Aus Anlaß der Parlamentswahlen in Marokko am 7. September - bei denen ohnehin nur der König gewählt werden kann, denn Parteien müssen royalistisch sein, weswegen die marokkanische Linke diese Wahl weitgehend boykottiert - hat nun Attac Marokko, unterstützt von Attac Frankreich - eine Petition zur Freilassung verbreitet, zu deren Unterzeichnung wir hiermit aufrufen. Die (französische, mit kurzer deutscher Zusammenfassung und Adressaten) Petition "Liberté pour les militants syndicalistes et associatifs marocains" vom 3. September 2007.

V.Internationales / USA / Katrina

Die Profitjagd läuft Amok, die "ethnische Säuberung" geht weiter - New Orleans als Laboratorium der Kommerzschulen

Es ist still geworden um die menschlichen Folgen des Desasters - zumindest im Mainstream der Kommerzmedien. Zwei Jahre nach Katrina und dem "Ende von New Orleans" sind Hunderttausende "internally displaced persons", zwangsverteilt über die ganzen USA. Die "Wiederaufbaugeschäfte" gehen ihren Gang: auch im Schulwesen. Neben direkten Privatschulen und einigen öffentlichen Schulen gibt es Dutzende sogenannter Vertragsschulen (gechartert, heisst dies auf englisch ehrlicher) - ein System, das zunächst vor allem die Lehrkräfte "flexibler" macht, also LehrerInnenrechte abbaut. Bei der ideologischen Kampagne, die darauf abzielt, öffentliche Gremien als unfähig zur Leitung von Schulen darzustellen wurde logischerweise ausführlich aus den vor dem Hurrikan bestehenden massiven Mängeln des öffentlichen Schulwesens geschöpft. Die Bilanz des ersten "neuen" Schuljahrs 2006 - 2007 ist nun aber so schlecht, dass die Privatisierungskonzepte etwas weniger lautstark angepriesen werden - der politische Kurs aber wird weiter fortgesetzt. Auch wenn die - übriggebliebenen? - afroamerikanischen SchülerInnen massenhaft Ziele verfehlen. Dafür gibt es zusätzliche Verdienstmöglichkeiten... So kann eine "Sicherheitsfirma" ihren 20 Millionenvertrag damit rechtfertigen, dass im vergangenen Schuljahr kein Schüler an einer Schule getötet worden sei. Wie in den 60 Jahren davor auch...Diese und viele weitere Erlebnisse aus dem Alltagswahnsinn der Marktwirtschaft kann mensch in dem (englischen) Artikel "New Orleans' Failed Education Experiment: Privatization Runs Amok" externer Link von Ralph Adamo vom 29. August 2007 im "Black Agenda Report" nachlesen.

VI.Internationales / Tchad

Monatelanger Streik im Öffentlichen Dienst ausgesetzt

Von Anfang Mai bis Ende August dauerte der Streik im öffentlichen Dienst des Tschad, der vor allem an Krankenhäusern und Schulen massiv befolgt wurde - und dies trotz diverser Polizeiangriffe, nicht nur, aber vor allem in der Hauptstadt NDjamena. Während die gewerkschaftsübergreifende Streikkoordination (der Streik wurde sowohl von dem Gewerkschaftsbund UST als auch der CLTT getragen, beide gehören dem Internationalen Gewerkschaftsbund an) darauf verweist, der Streik sei nur ausgesetzt und nicht beendet und habe bereits bisher einiges erreicht, sind die Reaktionen in der Bevölkerung geteilt, vor allem eben wegen der bestreikten Krankenhäuser. Was sich die diversen Kommentatoren, die Streiks prinzipiell für schlimm halten zunutze machen, um wieder einmal zu unterstreichen, gerade im Tschad könne kaum etwas schlimmeres passieren - nicht einmal bewaffnete Rebellionen seien so gefährlich. Ähnlich hatten sie bereits bei Streiks im Frühjahr in der boomenden Ölbranche Stimmung gemacht, als die Beschäftigten von Esso und einer Esso-Kontraktfirma gestreikt hatten. Dies wird in dem redaktionellen (englischen) Bericht "Threat of public sector strikes still hangs over government" externer Link der UN-Nachrichtenagentur Irin vom 4. September 2007 sehr deutlich...

VII.Internationales / China

Die VR China im kapitalistischen Weltmarkt - Eine Form sozialer Apartheid

Au Loong Yu ist Mitarbeiter des Globalization Monitor in Hongkong und hat vom 22.Mai bis 6.Juni auf einer Veranstaltungsrundreise in Deutschland über die Situation der arbeitenden Menschen in China informiert. Das Gespräch "Eine Form sozialer Apartheid" externer Link mit Jochen Gester für die SoZ September 2007.

VIII.Internationales / Costa Rica

Gegen Gringos

In Costa Rica wächst die soziale Bewegung gegen das CAFTA: Die Peitsche des Neoliberalismus treibt die soziale Bewegung voran. Dieses Bild umreißt, was viele AktivistInnen in Costa Rica denken, wenn sie von ihrem Widerstand gegen das CAFTA-Freihandelsabkommen (spanisch TLC) zwischen Mittelamerika, den USA und der Dominikanischen Republik berichten. "Die Bewegung hat sich im Kampf gegen CAFTA unter einem neuen Dach zusammen gefunden und ihre Schwäche der Neunziger Jahre überwunden", konstatiert Wilson Campos von der radikalen Kleinbauernorganisation Mesa Campesina. Vorbei sind die Zeiten, in denen Linke in den anderen Ländern Mittelamerikas ihre isolierten costa-ricanischen GenossInnen mitleidig belächelten. "Gegen Gringos" externer Link Torge Löding, Centro de Comunicación Voces Nuestras, Costa Rica für a&k Ausgabe 519.

IX.Internationales / Niger

Keine Kohle für Uran

"Die frühere COGEMA bzw. der AREVA-Konzern ist seit 40 Jahren in Niger präsent. 40 % des Bedarfs an Uran für den völlig überdimensionierten französischen Atomanlagenpark wird in dem Land, dessen südlicher Teil in der Sahalzone und dessen Nordhälfte in der Sahara liegt, abgedeckt..." - und dafür haben sie gerade mal 46 Millionen Euros bezahlt. So zu lesen in dem aktuellen Beitrag "Französischer Atomkonzern bezahlt immer noch Brosamen für Uranförderung im ärmsten Land des Planeten" von Bernard Schmid vom 7. September 2007.

X.Internationales / Algerien / Arbeitskämpfe

Nach den Stahlarbeitern von Annaba jetzt die Arbeitslosen

"Die Bewegung der jungen Arbeitslosen ging während des ganzen gestrigen Tages fort, an dem Hunderte von Personen die beiden Eingänge – den Süd- und den Osteingang – des Stahlwerks blockierten. Mehrere Dutzend LKWs und Sattelschlepper wurden daran gehindert, in das Werk hinein- oder aus ihm hinausfahren" - so zitiert Bernard Schmid in seinem (Fortsetzungs-)Artikel "Nach den Stahlarbeitern von Annaba jetzt die Arbeitslosen " vom 7. September 2007 unter anderem algerische Presseberichte.

...bis bald, Helmut

LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils aient ou non un emploi


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