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| Home > News > Dienstag, 27. Juni 2006 | |
| Updated: 18.12.2012 16:22 | |
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       liebe KollegInnen, Neu im LabourNet Germany am Dienstag, 27. Juni 2006: - ein spezielles Update ausschliesslich zu Gewerkschafts- und sozialen Bewegungen in diversen afrikanischen Staaten, von den militanten Auseinandersetzungen in Guinea (ein weiteres Land, das heute - wie Gunea Bissau und Tchad - neu im LabourNet Germany auftaucht) bis zu kongolesischen Gewerkschaftern und ihre Meinungen zur Bundeswehr... I.Internationales / Guinea Generalstreik bringt das Land zum Stillstand - und heftige Auseinandersetzungen mit der "Ordnungsmacht" Eher am Rande kamen die Nachrichten über die heftigen Auseinandersetzungen im Zuge des massiv befolgten Generalstreiks auch in den Mainstreammedien vor. Dass Polizei und Armee mehrfach das Feuer auf Streikende eröffneten, wurde dann gerade noch eben erwähnt. Guinea, einst als (in heutigen Worten) Mitglied der "Achse des Bösen" ständig (negativ) in den Schlagzeilen seitdem die Volksabstimmung von 1958 ergab, dass die Mehrheit kein Bestandteil der "französischen Gemeinschaft" sein wollte, ist seit dem proneoliberalen Militärputsch von 1984 weitgehend unbemerkt trotz gesellschaftlichen Reichtums zu einem Land geworden, in dem die Menschen Not leiden. Was auch die Hauptursache der Heftigkeit der Auseinandersetzungen war. Die Materialsammlung "Generalstreik in Guinea" vom 26. Juni 2006. II.Internationales / Congo Streiks, Demonstrationen und Proteste - und welches Problem sollen uniformierte Europäer lösen? Das Leben der Menschen im Congo ist mehr als schwer - auch jener, die nicht direkt in Gegenden leben (müssen) in denen kriegerische Auseinandersetzungen stattfinden. Was bundesdeutsche Waffenmänner da für eine Rolle spielen sollen fragen sich viele kritische Geister im Lande. Eine kleine aktuelle Sammlung von Material zur Lage und zur Debatte um den EU-Einsatz "Kriegslösung?" vom 26. Juni 2006. III.Internationales / Sambia "Riots" quer durchs Land Schon seit über drei Wochen streiken die Lehrkräfte der Universitiy of Zambia - die Studierenden müssen in ihren Quartieren bleiben, wollen aber lieber nach Hause fahren: mit Schleudern gegen Polizeieinsätze. SchülerInnen wehren sich gegen die Zustände an den Schulen, blockieren Strassen und werfen Autos um. Bergarbeiter fordern die Ausbezahlung von Lohnrückständen und blockieren ganze Bergbaustädte: trotz zahlreicher Festnahmen flammen auch hier Strassenblockaden immer wieder auf. a) Studenten gegen Polizei Ein aktueller (englischer) Bericht über Studentenunruhen 
        "UNZA 
        students, police clash"  b) Bergarbeiter gegen Polizei Der etwas ältere redaktionelle (englische) Bericht 
        "Miners 
        riot"  IV.Internationales / Mali Streik bei Transrail Die private Eisenbahngesellschaft, die die Bahnlinie von 
        der Hauptstadt Bamako nach Dakar (Senegal) betreibt, wurde am 17. und 
        18. Juni zwei Tage bestreikt - am zweiten Tag beiderseits der Grenze. 
        Es geht bei der eskalierenden Auseinandersetzung konkret vor allem um 
        die Wiedereinstellung von 11 entlassenen Bahnbeschäftigten - im Hintergrund 
        steht die Auseinandersetzung um die Privatisierung. Der (französische) 
        Bericht "GREVE 
        A LA TRANSRAIL : Arrêt collectif sur l’axe Dakar-Bamako" 
         V.Internationales / Tchad Streiks im öffentlichen Dienst Warten sollen sie mit ihren geforderten Lohnerhöhungen 
        (bis zu 50 Prozent) - bis zum Tag da endlich die Öleinnahmen rollen 
        (sollen). Gemeint sind die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes 
        und staatlicher Betriebe im Tchad. Tun sie aber nicht: Was schon das ganze 
        Jahr über immer wieder aufflackerte (und bereits zu Nachzahlungen 
        der Regierung in die Rentenkasse führte, die zwei Jahre lang nicht 
        stattfanden) wurde Anfang Juni zum landesweiten - gut befolgten - Streik 
        im Öffentlichen Dienst, zu dem der grösste Gewerkschaftsbund 
        des Landes, die U'ST aufgerufen hatte. Der redaktionelle (englische) Bericht 
        "State 
        sector strike slows hospitals, govt offices"  VI.Internationales / Guinea Bissau Drei Tage Streik Für den 20. Juni rief die União Nacional dos 
        Trabalhadores da Guiné-Bissau (UNTG), die grösste Gewerkschaftszentrale 
        des Landes zu einem dreitägigen Streik auf, den sie noch im Mai, 
        nach einem Gespräch mit Staatspräsident Viera ausgesetzt hatte 
        - die allgemeine Situation des Landes ist durch Hunger gekennzeichnet, 
        auch für jene, die einen Job haben. Der (portugiesische) Bericht 
        "UNTG 
        mantém greve geral na Função Pública" 
         VII.Internationales / Gabon Streik im Zementwerk - trotz Tarifabschluss Die Gewerkschaft war zufrieden - die Mehrheit der Belegschaft 
        offenbar nicht...Die Auseinandersetzung in einer der grössten Fabriken 
        des Landes geht um versprochene Bonuszahlungen, die die Geschäftsleitung 
        entsprechend der (von ihr beurteilten) Produktivität jedes Beschäftigten 
        ausbezahlen wollte. Was - nicht überraschend - dazu führen würde, 
        dass leitende Angestellte beinahe das Zehnfache an Bonus erhalten würden 
        als Arbeiter. Die betriebsgewerkschaft hatte nach ersten massiven Unzufriedenheitsbekundungen 
        ein Abkommen unterzeichnet, dass die kleinsten Zahlungen etwa um das Dreifache 
        erhöht hätten, aber eben immer noch ein Verhältnis bedeuten, 
        demzufolge leitende Angestellte etwa das Dreifache erhalten würden 
        - die Belegschaft fordert gleichen Bonus für alle. Weswegen seit 
        Mittwoch letzter Woche das Kalkwerk bei Ntoum, südlich von Libreville 
        bestreikt wird und damit das Material für die beiden Werke im Bereich 
        der Hauptstadt. Keinerlei Transport findet statt, auf der Strasse zum 
        Werk hören die Reifenberge nicht auf zu brennen - und die Geschäftsleitung 
        hofft darauf, dass die Gewerkschaft die Situation löst, sagt ihr 
        Sprecher. So zumindest in dem redaktionellen (französischen, hiermit 
        kurz zusammengefassten) Bericht "Grève 
        partielle du personnel de CIMGABON"  VIII.Internationales / Niger Operation "tote Stadt" Niamey steht seit Donnerstag letzter Woche still: Im "ärmsten 
        Land der Welt" (laut offiziellen Statistiken) - wo die Lebenserwartung 
        vor allem aufgrund der Kindersterblichkeit - gerade 44 Jahre beträgt, 
        betrifft die aktuelle erneute Verteuerung der Energiepreise vor allem 
        die ärmsten Teile der Bevölkerung. Alle Gewerkschaften des Landes 
        hatten deshalb, zusammen mit zahlreichen sozialen Organisationen seit 
        Donnerstag den 22. Juni zum landesweiten streik aufgerufen - und obwohl 
        noch am letzten Tag der Gouverneuer des Bundesdistrikts zum Streikbruch 
        aufgerufen hatte, wurde der Streik massiv befolgt, die Strassen der Hauptstadt 
        waren menschenleer. Der redaktionelle (englische) Bericht "Strike 
        over high cost of living paralyses capital"  IX.Internationales / Kenia Streik auf den Teeplantagen: Verzweifelt gegen Pflückmaschinen Rund 120.000 Beschäftigte der kenianischen Teeplantagen 
        sollten ab letzte Woche streiken - real fand der Streik zunächst 
        in zwei Teeregionen statt und es beteiligten sich rund 30.000 Beschäftigte. 
        Seit rund zwei Jahren geht auf Kenias Teeplantagen die Auseinandersetzung 
        um die Einführung von Pflückmaschinen, die rund 80 Prozent aller 
        Beschäftigten erwerbslos machen würden. Zum Streikbeginn der 
        redaktionelle (englische) Bericht "Tea 
        Workers' Strike Starts This Morning"  X.Internationales / Tanzania Sterben für die Goldprofite - Widerstand wird organisiert Am 1. Juni wurde Kieva Yohanna von Sicherheitskräften 
        der Barrick Gold Corporation fünf Mal in den Rücken geschossen 
        und starb an Ort und Stelle - nicht das erste Opfer des kanadischen Multis, 
        seitdem im Jahre 2001 die Vertreibung der Anwohner zugunsten einer neuen 
        Goldmine in Nordtanzania begann. Die Bulyanhulu Goldmine in der Nähe 
        von Mwanza (beim Victoriasee) beschäftigt heute 900 Arbeiter und 
        hat dazu beigetragen, dass Tanzania - nach Südafrika und Ghana - 
        der drittgrösste Goldförderer Afrikas ist. Aber: Seitdem 2004 
        die Arbeiten begannen, sind bereits sechs Menschen den privaten Sicherheitsdiensten 
        oder der Antiaufruhr-Einheit der Polizei zum Opfer gefallen. Im Juli letzten 
        Jahres kam es - nachdem ein Mann erschossen worden war, dem Benzindiebstahl 
        vorgeworfen wurde - zu heftigen Protesten in der Region, bei denen viele 
        Menschen verhaftet wurden, von denen einige noch nach einem Jahr gefangen 
        sind. Festnahmen ohne Verfahren sind bereits seit 2001 an der Tagesordnung. 
        Der Rechtsanwalt Tundu Lissu versucht schon seit Jahren, internationale 
        Solidarität für die BewohnerInnen der Region zu organisieren, 
        seitdem - unter Verantwortung der kanadischen Gesellschaft Sutton Inc, 
        die später von Barrick aufgekauft wurde - 12 Goldsucher den Tod in 
        den Flammen fanden. Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht 
        "More 
        Tanzanians die for Canadian owned gold mine"  XI.Internationales / Ghana Landesweite Koordination vom Bergbau Betroffener gegründet Die National Coalition of Mining (NCOM) hat am 4. Mai diesen 
        Jahres eine Presseerklärung veröffentlicht, in der eine nationale 
        Kampagne der von Bergbauprojekten betroffenen Menschen begründet 
        wird. In dieser Erklärung werden eine ganze Reihe von Todesfällen 
        in den zumeist ländlichen Bergbaugebieten dokumentiert, die in ihrer 
        Gesamtheit deutlich machen, wie staatliche Gewalt (und auch privatisierte) 
        zur Durchsetzung der Interessen (meist ausländischer) Investoren 
        systematisch benutzt wird. Die (englische) Presseerklärung "CAMPAIGN 
        TO STOP THE VIOLENCE IN MINING"  XII.Internationales / Ägypten Via Campesina Solidarität gegen Bauernvertreibungen Via Campesina - der internationale Zusammenschluss der Organisationen von Kleinbauern und Landlosen - hat in einer Pressemitteilung seine Solidarität mit den ägyptischen Bauern die von Vertreibung bedroht sind erklärt und zu weiterer Solidarität aufgerufen. Beim jüngsten Polizeiüberfall im Nildelta wurden nicht nur ganze Familien, sondern auch anwesende Journalisten verprügelt und festgenommen. Die (französische) Erklärung von VC "Lettre de Solidarité de Via Campesina avec les paysans d’Egypte" vom 25. Mai 2006. XIII.Internationales / Senegal Der Kampf ums Wasser und seine Hintergründe Senegal war einst der erste Lieblingsschüler der Schreibtischtäter 
        von IWF und Weltbank - schon seit den Zeiten Senghors wurde privatisiert. 
        Diese Rolle hat das Land verloren - vor allem, weil heftige Widerstände 
        breiter Teile des Volkes weitere Privatisierungen verzögerten oder 
        gar verhinderten. Dennoch geht der Prozess, den die Täter eine Notwendigkeit 
        nennen weiter. Der chronologische (französische) Bericht "Privatisation 
        de l'eau : une incantation dans la bouche des gouvernants?"  XIV.Internationales / Nigeria Auch hier wird "urbanisiert": 800.000 Menschen vertrieben Seit 2003 wird im Bundesdistrikt (um die Hauptstadt Abuja) "saniert": 49 Slums stehen auf der Räumungsliste des Innenministeriums. Bei manchen Räumungen wurde schlichtweg alles niedergewalzt, einschliesslich der ohnehin prekären sozialen Einrichtungen - bis hin zu Kirchen. Der (englische,mit kurzer deutscher Zusammenfassung) Solidaritätsaufruf "Nigeria authorities massively evict communities, rendering up to 800,000 people homeless" vom 7. Juni 2006. XV.Internationales / Südafrika Vertreibungen - aus dem eigenen Haus In Kapstadt mehren sich die Vorfälle, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft Menschen aus dem - in Mietkauf erworbenen - Haus vertreibt: meist getrennt lebende Frauen, die aber von ihren Männern nicht geschieden sind, weshalb es keine rechtliche Basis für diese Vertreibungen gibt. Eine Aktion die von vielen in der Stadt im Zusammenhang mit Vertreibungen quer durchs Land gesehen wird - sei es wegen "Urbanisierung" oder Nichtbezahlung von Wasser und Strom. Der kurze englische Mailbericht (über diverse Listen) "Family evicted in Newfields Village despite 'halt' on evictions" von Gary Hartzenberg vom 26. Juni 2006. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/  |