![]() |
|
Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, neu im LabourNet Germany am Freitag, 16. September 2005: I.Internationales / USA / Lebensbedingungen Solidaritätsaufruf der Community Labor United (CLU) aus New Orleans Die CLU ist eine grosse lokale Allianz schwarzer AktivistInnenengruppen und GewerkschafterInnen in New Orleans. Nach vielen Schwierigkeiten haben sie es jetzt geschafft, ihre Strukturen so weit wieder arbeitsfähig zu bekommen, dass sie in der Lage sind, eigene, regierungs- und Gross-NGO unabhängige Hilfsmaßnahmen zu organisieren. "Unannehmbar" (Bush) beschreibe auch nicht ansatzweise das Ausmaß an Entwürdigung, Rassismus und Klassenhaß, das der armen Bevölkerung von New Orleans entgegengeschlagen sei, heisst es in dem (englischen, mit kurzer deutscher Zusammenfassung, inklusive Adressen) "Internationalen Aufruf des CLU" vom 9. September 2005. II.Internationales / USA / Gewerkschaften /AFL-Spaltung Auch UNITE-HERE tritt aus dem AFL aus Auf der Sitzung des Exekutivrates von UNITE HERE am 13.
September in St. Paul hat das Gremium mit grosser Mehrheit ebenfalls den
Austritt aus dem AFL-CIO beschlossen. Die offizielle Pressemitteilung
"Activist,
progressive union takes next step in its groundbreaking history"
III.Internationales / Venezuela Gespräche mit Aluminium-Arbeitern in einer Stadt, die es nicht gibt... Ciudad Guyana, beinahe 600 Kilometer (südlich) von
Caracas entfernt, ist ein typisches Produkt der Planer-Mentalität:
selbst die Fluglinien negieren ihre Existenz, Flüge gehen immer noch
nach Puerto Ordaz, dann muß mensch über den Fluß nach
San Felix. Was es aber wohl gibt ist Venezuelas zweitwichtigstes Exportprodukt:
Aluminium. Und Stahl - Puerto Ordaz sollte einst das städtische Zentrum
einer zu schaffenden Schwerindustrie-Region am Oriniko sein. Und wurde
es auch - heute hat die Doppelstadt rund 1 Million Einwohner. Wie aus
dem Leben der Menschen und ihren Erfahrungen eine starke Basis für
die Unterstützung der Politik der bolivarianischen Bewegung um Hugo
Chavez entstand, wird deutlich, wenn die Erfahrungen des Widerstandes
gegen die Privatisierung von Stahl- und Aluminiumwerken geschildert werden:
die Gewerkschaften der traditionellen Föderation - die immer noch
dem IBFG angeschlossen ist - hatten nichts besseres zu tun, als die Privatisierung
zu akzeptieren (und jene aus ihren Reihen bzw den Betrieben zu entfernen,
die dagegen waren). Es gab keinen unmittelbaren, sofortigen Protest gegen
diese Gewerkschaftspolitik, aber eben, wichtiger vielleicht, eine anwachsende
grundlegende Unzufriedenheit und wachsende Ablehnung. Speziell unter jenen
10.000 Arbeitern des Aluminiumwerkes (von 14.500) die in den 90er Jahren
zu Beschäftigten von Subunternehmen gemacht wurden, mit bekannten
Folgen für sie. Solche Fakten und noch viel mehr lesenswertes berichtet
der linke US Reisende Richard Estes in seinem - wie er betont, persönlichen,
nicht journalistischen - Reisebericht aus Venezuela "Ciudad
Guyana and The New Working Class of Venezuela" IV.Internationales / Polen Strassenhändler-Protest Eine nicht genehmigte Demonstration organisierten am 8. September StrassenhändlerInnen in Warschau - nachdem zuvor eine Woche lang Polizei und Steuerfahndung alle Stände "abgeräumt" hatten und Waren beschlagnahmt - auch die jener HändlerInnen, die eine Erlaubnis hatten. Mehrere sollen abgeschoben werden. Der kurze (englische, mit deutscher Zusammenfassung) Bericht "Traders protest in Warsaw" vom 12. September 2005 von der Mailingliste "Alter-EE". V.Internationales / Niederlande 1,2 Millionen Patientendateien "geknackt" Versicherungsnummer, Anschrift, Geburtstag, Personenmaße und Kranken- und Behandlungsgeschichte: alle Daten von sage und schreibe 8 Prozent der niederländischen Bevölkerung konnten die drei Gruppen bekommen, die zwei Krankenhäusern mit Zentraldateien "getestet" hatten - ein Fiasko. Denn natürlich war eigentlich alles ganz sicher. Der kurze (englische, mit deutscher Zusammenfassung) Bericht "Hospitals hacked" vom 10. September 2005 über die "Politech" Mailingliste. VI.Internationales / Frankreich / Arbeitskämpfe Mobilisierung für den 4. Oktober Die französischen Gewerkschaften haben sich, über ihre sonstigen strategischen Divergenzen hinweg, auf ein gemeinsames Mobilisierungsdatum für die „Rentrée“ (den zweiten Jahresbeginn nach der Sommerurlaubsperiode) geeinigt. Am Dienstag, 4. Oktober werden frankreichweit Arbeitsniederlegungen – wohl vor allem im öffentlichen Dienst – und Einheitsdemonstrationen gegen die soziale Kahlschlagspolitik der Regierung unter Dominique de Villepin stattfinden. Das Datum fällt mit dem ersten Sitzungstag des französischen Parlaments nach der Sommerpause zusammen. Der Beitrag "Alle Gewerkschaften mobilisieren für den 4. Oktober" von B. Schmid vom 16.September 2005. VII.Internationales / Botswana Gewerkschaften am Scheideweg Auszüge aus Interviews, die bei einer Gewerkschaftsdemonstration
gemacht wurden - und zumindest zeigen, dass die Probleme, vor denen aktive
GewerkschafterInnen in verschiedensten Ländern der Welt stehen, durchaus
vergleichbar sind - sowohl, was die Entwicklung in Betrieben und (Nicht-)Beschäftigung
betrifft, als auch innerhalb der Gewerkschaften. Der (englische) Bericht
"Labour
movement at crossroads" VIII.Internationales / Nigeria 6.000 EisenbahnerInnen entlassen Genau 5.980 Entlassungsschreiben verschickte die staatliche
nigerianische Eisenbahngesellschaft am 13. September - demzufolge an rund
45% ihrer bisher 13.000 Beschäftigten. Die Regierungszuschüsse
waren seit Januar 2004 gekürzt worden - aber erst jetzt war das Geld
vorhanden um allen 6 Monatsgehälter Abfindung zu bezahlen. Das ist
der erste Schritt eines Umstrukturierungsprozeßes, der in einer
eigenen Eisenbahnentwicklungsbehörde (samt Ministerium) münden
soll - Kritiker sprechen vom ersten Privatisierungsschritt. Die Auswahlkriterien
für die Entlassenen "machen die Musik": Diebstahl, Disziplinlosigkeit,
mangelnde Produktivität, Krankheit, Fehlzeiten, Zweitbeschäftigung,
Qualifikationsmängel und Altersstufe über 56 Jahre. Das ganze
perverse kapitalistische Argumentationsarsenal fasst Rasheed Bisiriyu
in seinem Artikel "Railways
Sacks 5,980 Workers" IX.Internationales / Indien "Der ferne Agent" Indische Call Center sind und bleiben ein Thema - vor allem für englisschsprachige Länder ausserhalb Indiens. Nun kommt aus Indien eine ausführliche Studie über Arbeitsbedingungen und Entwicklungen der dortigen Call Center Branche (speziell in New Delhi), die selbstverständlich die indischen Verhältnisse als Vergleichsbasis hat - und auf diesem Hintergrund individuelle Arbeitserfahrungen zu systematisieren versucht. Die (englische) Studie "CHRONICLING THE REMOTE AGENT: REFLECTIONS ON MOBILITY AND SOCIAL SECURITY OF CALL CENTRE AGENTS IN NEW DELHI" von Taha Mehmood und Iram Ghufran wurde im August 2005 auf der Konferenz "New Global Workforces and Virtual Workplaces: Connections, Culture and Control" des National Institute of Advanced Studies in Bangalore vorgestellt und diskutiert. ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |