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Updated: 18.12.2012 15:51
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Fukushima und die Atombombe

Logische Einheit: Harrisburg, Tschernobyl & Fukushima

Seit dem 12. April 2011 wird das Atomunglück in Fukushima ebenso klassifiziert wie dasjenige von Tschernobyl: mit der bisher größtmöglichen Gefahren-Stufe 7. Das heißt: Es handelt sich um eine atomare Katastrophe mit massiven gesundheitlichen Schäden – ein GAU.

Dabei stehen wir in Japan erst am Anfang. Mehrere AKW in der Fukushima-Sendai-Region befinden sich in einem kritischen Zustand. Es gibt neue Erdbeben. Bereits heute müsste man bei Anwendung der bisher in Deutschland geltenden Grenzwerte die Evakuierungszone deutlich ausweiten. Doch Millionen Menschen können nicht evakuiert werden.

Nach Fukushima gibt es nicht mehr die Ausrede, wonach der Tschernobyl-GAU nur auf ″unzureichende sowjetische Sicherheitsstandards″ zurückzuführen war. Fukushima war Atomkraft vom Feinsten. General Electric plus Toshiba plus Hitachi. Und wie sieht das Krisenmanagement vor Ort in Japan aus? Mindestens so alt, so hilflos, so verlogen wie dasjenige seinerzeit in Tschernobyl.

Mit Fukushima bekommen die kriminellen Verharmloser der Atomkraft auf perverse Art recht. ″Statistisch gesehen″, so sagten diese immer, ″gibt es bei einem AKW nur alle 10.000 Jahre eine atomare Katastrophe.″ Das gilt je Reaktor. Bei weltweit 500 Atomkraftwerken gibt es alle 20 Jahre irgendwo auf dem Globus einen GAU. Drei GAU´s in 60 Jahre Existenz von Atomkraftwerken – die Wahrscheinlichkeitsrechnung entspricht erstaunlich der realen Trefferquote.

Wenn alle 130 derzeit geplanten neuen Atomkraftwerke gebaut werden, dann erhöht sich die Zahl der weltweit installierten AKW´s ebenso drastisch wie ein neuer GAU´s wahrscheinlicher wird. Betrachtet man eine Karte der weltweit installierten Atomreaktoren, dann erkennt man in der Abfolge Harrisburg – Tschernobyl – Fukushima eine erschreckende Logik. Es lässt sich auch sagen: Nach der ″Gesetzmäßigkeit″ der Welt-AKW-Dichte wird der nächste GAU in Westeuropa, wohl am ehesten in Frankreich oder Deutschland stattfinden.

Es gibt ein Paradox: Atomenergie wird orangetrieben, obwohl sie unwirtschaftlich, extrem unverantwortlich und unnötig ist.

Unwirtschaftlich:Kein Versicherungskonzern der Welt ist bereit, atomare Risiken zu versichern. Atomstrom wird extrem subventioniert (unter anderem müssen noch Dutzende Generationen die Endlagerung bezahlen).

Unverantwortlich:Es handelt sich um eine Technologie, die kurze Zeit Energie liefert, deren Abfälle jedoch noch zehntausende Jahre die Gesundheit von Millionen Menschen bedrohen.

Unnötig:Auch heute noch spielt die Atomenergie mit 6 Prozent Anteil am weltweiten Energiemix (und 16 Prozent Anteil an der Stromerzeugung) eine bescheidene Rolle. Ganze Kontinente kommen ohne Atomkraft aus – so Südamerika und Australien. Wenn man ″nur″ ernsthaft die Potentiale zur Energieeinsparung nutzen würde, könnte man weltweit komplett auf Atomkraft verzichten. Hätte in Deutschland jemand vor Fukushima gesagt, man könne von heute auf morgen sieben AKW vom Netz nehmen, dann hätte es geheißen: ″Dann gehen Millionen Lichter aus.″ Kanzlerin Merkel ließ abschalten – ohne erkennbaren Energieprobleme.

Warum also wird Atomkraft so forciert? Antwort: Weil die Atomenergie eng mit der Atombombe verknüpft ist. Weil alle auf dem Weltmarkt mächtigen Staaten ihre Expansion gegebenenfalls militärisch absichern wollen. Weil Krieg die Fortsetzung der Konkurrenz ist. Weil Atomwaffen die schrecklichsten, sprich: die wirksamsten Waffen sind. Siehe Hiroshima und Nagasaki.

Die Atombombe ging nach dem Großtest des Jahres 1945 nahtlos in erste Atomkraftwerke über. Doch die gab es zunächst als Antrieb in Atom-U-Booten, die wiederum Atom-Raketen transportierten. Und ein Teil der Entsorgung der ″friedlichen Nutzung der Atomenergie″ erfolgt heute erneut militärisch: in Form von Uran gehärteten Panzern und Geschossen, womit heute bereits ganze Regionen – au dem Balkan, im Irak und aktuell in Libyen – auf Jahrzehnte strahlenverseucht wurden.

Übrigens: Als das Gaddafi-Regime sich 2004 dem Westen näherte, musste es atomar abrüsten. Unter anderem wurden mehrere Kilogramm hoch angereichertes Uran (HEU – Highly enriched Uranium), aus dem Atombomben gebaut werden können, aus der libyschen Atomanlage in Tajura nach Russland verfrachtet. Die Sowjetunion hatte ursprünglich die atomare Anlage Tajura ausgerüstet. Damit konnte Libyen das Stigma ″Schurkenstaat″ abstreifen.

Von Deutschand als Schurkenstaat ist allerdings nicht die Rede. Dabei wird hierzulande seit 2005 mit dem Forschungsreaktor München II (FRM II) eine atomare Anlage betrieben, in der eben dieses HEU, das hochangereicherte atomwaffenfähige Uran entsteht.

Als in den 1980er Jahren die damalige Bonner Regierung dieses Projekt betrieb, gab es dagegen weltweite Proteste – mit dem zutreffenden Argument, damit könne sich Deutschland binnen weniger Monate Atomwaffen zulegen. Als die rot-grüne Regierung 1998 antrat, wollte sie den FRM II stoppen. Doch der Freistaat Bayern protestierte. Es gab den Kompromiß: Bis zum 31. Dezember 2010 sollte in diesem Reaktor der Betrieb auf einen geringer angereicherten (und weniger atomwaffentauglichen) Uran-Brennstoff umgestellt werden.

Doch inzwischen erklärt die CSU-Regierung in München: Eine solche Umstellung sei ″erst im Jahr 2018 technisch möglich″. Bis dahin entsteht in diesem Reaktor immer mehr atombombenfähiges Uran.

Wir fordern: Sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie! Abschaltung aller AKW! Vernichtung aller atomarer Waffen!

Aus: Zeitung gegen den Krieg 31, 2011


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