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Updated: 18.12.2012 15:51
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UPS: 76 Entlassungen wegen gewerkschaftlicher Aktivität - Kampf um Wiedereinstellung

"Seit mehr als zwei Wochen streiken Angestellte des Paketzulieferers UPS in der Türkei gegen das gewerkschaftsfeindliche Vorgehen des Konzerns. Die Streikenden in Istanbul, Izmir und Ankara fordern gemeinsam mit der Transportarbeitergewerkschaft TÜMTIS vor den Betriebs­toren die Wiedereinstellung von 76 wegen gewerkschaftlicher Betätigung entlassenen Kollegen sowie tarifliche Anerkennung" - so beginnt der Artikel "Streik gegen Entlassungen in der Türkei" von Eren Deniz und Nick Brauns, ursprünglich erschienen in der jungen welt vom 26. Mai 2010, hier mit freundlicher Erlaubnis der Autoren dokumentiert.

Streik gegen Entlassungen in der Türkei - Paketzulieferer UPS will gewerkschaftsfreien Raum schaffen

Von Eren Deniz/Nick Brauns

Seit mehr als zwei Wochen streiken Angestellte des Paketzulieferers UPS in der Türkei gegen das gewerkschaftsfeindliche Vorgehen des Konzerns. Die Streikenden in Istanbul, Izmir und Ankara fordern gemeinsam mit der Transportarbeitergewerkschaft TÜMTIS vor den Betriebs­toren die Wiedereinstellung von 76 wegen gewerkschaftlicher Betätigung entlassenen Kollegen sowie tarifliche Anerkennung.

UPS beschäftigt in der Türkei einschließlich seiner Tochtergesellschaften 4000 Menschen in Depots sowie weitere 1500 selbständige Auslieferungsfahrer. Das Unternehmen ist in 31 Provinzen der Türkei mit Filialen vertreten und liefert flächendeckend Pakete und Frachtgut aus. Zu seinen Großkunden zählen viele europäische und deutsche Konzerne wie VW, Luftfedersysteme Hannover, ZF/Auerbach, Buellhoff-Bielefeld und die Deutsche Bahn. In der Türkei ist UPS mit schwer durchschaubaren Strukturen einschließlich Subunternehmen organisiert, um Belegschaften zu spalten und schlechte Arbeitsbedingungen und Lohntarife durchzusetzen. Die Bezahlung bei UPS Türkei liegt unwesentlich über dem gesetzlichen monatlichen Mindestlohn von umgerechnet 315 Euro. Zuschläge für regelmäßige Mehrarbeit gibt es nicht, die Abgeltung erfolgt mit arbeitsfreien Samstagen.

Aufgrund der unternehmerfreundlichen Gesetze muß eine Gewerkschaft in der Türkei über 50 Prozent einer Belegschaft organisieren und dies ­notariell beglaubigen lassen, bevor sie Tarifverträge schließen darf. Als TÜMTIS einen derartigen Organisationsgrad bei UPS bekanntgab, reagierte die Firma mit Entlassungen. Allein in dem Istanbuler Hauptlager wurden 48 sowie in Ankara und Izmir weitere 28 Gewerkschafter gefeuert. »Die Geschäftsleitung von UPS will einen rechtlosen Raum innerhalb des Transportgiganten schaffen. Dazu ignoriert sie nicht nur internationale Vereinbarungen und demokratische Grundrechte, sondern selbst die türkische Verfassung. Auch versuchen der Polizeipräsident und der Gouverneur von Istanbul, die Streikenden einzuschüchtern«, berichtet Selahattin Yildirim von der DGB-Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten, der als Verbindungsmann zur türkischen Gewerkschaftsbewegung fungiert.

Innerhalb der Türkei bekommen die UPS-Angestellten bei ihrem Streik Unterstützung von anderen Gewerkschaften ihres Dachverbandes Türk-Is, unter anderem der Luftfahrtgewerkschaft Hava Is, der Lederarbeitergewerkschaft Deri-Is, der durch den Kampf der Tekel-Tabakarbeiter bekannten Lebensmittelgewerkschaft Tek Gida-Is sowie dem linksgerichteten Gewerkschaftsdachverband DISK. »Wir müssen uns auf einen harten und langen Arbeitskampf einstellen. Um bei einem internationalen Konzern wie UPS erfolgreich zu sein, brauchen wir die Solidarität der internationalen Gewerkschaftsverbände«, erklärte TÜMTIS-Präsident Kenan Öztürk gegenüber jW. Unterstützung für den Streik der türkischen Transportarbeiter kommt jetzt auch von der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. »Wir lassen unsere Kollegen bei UPS in der Türkei nicht allein«, verspricht Malene Volkers vom Bundesfachbereich Logistik und Transport. Die Proteste sollen europaweit ausgewertet werden. Und die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Andrea Kocsis versichert in einer Solidaritätsadresse: »Lassen Sie uns die Streikposten einen Tag länger unterstützen als die Management-Offensive, und der Erfolg wird kommen.«

erschienen in: junge Welt 26.5.2010


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