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Updated: 18.12.2012 15:51
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Der Widerstand der SEKA-Arbeiter wächst

Der Dachverband der türkischen Arbeitergewerkschaften Türk-Is hat am Mittwoch auf ihrer Vorstandssitzung beschlossen den seit 40 Tagen andauernden Kampf der SEKA-Arbeiter mit einer landesweiten Aktion zu unterstützen. Mitglieder der Einzelgewerkschaften werden am morgigen Freitag die Betriebe einen Tag lang besetzen. Auch die Gewerkschaften DISK, KESK und BASK unterstützen die Aktion.

Sollte wie von der Regierung angedroht, erneut die Polizei gegen die SEKA-Arbeiter einschreiten, so betonte es ein Vorstandsmitglied des Türk-Is, werde man entsprechend darauf reagieren. Zwar halten Vertreter anderer Gewerkschaften den Aktionstag für unzureichend, sind aber davon überzeugt, dass es als einheitlicher Beschluss gegen die Privatisierung einen hohen Stellenwert hat.

Über die Qualität könne man diskutieren, aber es sei ein historischer Beschluss, sagte der Vorsitzende der Chemie-Gewerkschaft Petrol-Is, Mustafa Öztaskin. „Zum ersten mal wird der Widerstand der Arbeiter einer Fabrik gegen die Privatisierung zu einem landesweiten Protest ausgeweitet“, sagte Öztaskin. Sollte die Aktion erfolgreich verlaufen, seien weitergehende Beschlüsse durchsetzbar.

Auf der Vorstandsversammlung hätten sie vorgeschlagen generell zu Protesten aufzurufen, man habe sich jedoch nur auf den Aktionstag einigen können, erklärte Sabri Topcu, Vorsitzender der Transportarbeiter-Gewerkschaft TÜMTIS. „Werksbesetzungen lassen sich nicht überall realisieren, deswegen haben wir beschlossen für zwei Stunden die Arbeit niederzulegen und Presseerklärungen zu machen.“ Der Beschluss dürfe nicht unterschätzt werden, denn „die Diskussionen in den Betrieben und die landesweite Solidarisierung der Arbeiter ist ein wichtiger Schritt für uns“, sagte Topcu.

Die staatliche Papierfabrik SEKA in Izmit existiert schon seit 70 Jahren und zählt zu der ersten Papier produzierenden Fabrik des Landes. Regierungsberichten zu Folge habe die SEKA 2003 einen Verlust von 160 Trilliarden türk. Lire eingefahren, davon allein 48 Trilliarden türk. Lire durch die Fabrik in Izmit. Die AKP-Regierung will die Papierfabrik schließen und das Gelände an einen privaten Investor verkaufen. Mit der Zeit sollen alle SEKA Betriebe privatisiert werden.

Mehr als 700 SEKA-Arbeiter und ihre Familien protestieren seit 42 Tagen gegen die Schließung der Papierfabrik. Vor 10 Tagen hat die Polizei zusammen mit dem Militär den Versuch unternommen das Betriebsgelände zu räumen. Die Arbeiter setzten daraufhin ihren Protest im Essensaal fort und verbarrikadierten sich beim erneuten Einschreiten der Polizei in der Werkstatt der Fabrik. Kommunalpolitiker und Gewerkschafter konnten als Vermittler ein weiteres Vorgehen der Polizei verhindern. Noch immer halten die Arbeiter die Werkstatt besetzt.

Zuvor hatte die Regierung den Arbeitern angeboten unter den gleichen Konditionen in den SEKA Betrieben in Silifke ihre Beschäftigung fortzusetzen. Die Arbeiter hatten es jedoch abgelehnt, weil sie befürchteten, dass früher oder später die Fabrik in Silifke ebenfalls dicht gemacht wird.

Der Vorsitzende des Türk-Is Salih Kilic traf sich vergangene Woche mit Ministerpräsident Tayyip Erdogan; die Verhandlungen seien jedoch schlecht gelaufen, erklärte Kilic. Erdogan ließ über die Presse verkünden, dass die Arbeiter bis zum 1. März Zeit hätten die Fabrik zu räumen.


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