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Updated: 18.12.2012 15:51
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Anschlag auf Menschenrechtsverteidiger in Oaxaca

Auf Alejandro Cruz López, Gründer und Anwalt der indigen-bäuerlichen Organisation OIDHO in Oaxaca/ Südmexiko, ist ein Anschlag verübt worden. Der Angriff auf eine der führenden Persönlichkeiten der gewerkschaftlich-populären Bewegung in Oaxaca steht im Zusammenhang mit den massiven Protesten der Bevölkerung gegen die Regierung von Ulises Ruiz Ortiz. Der Gouverneur hatte am 14. Juni 2006 versucht, die LehrerInnen und Mitglieder sozialer Bewegungen, die wochenlang das Zentrum der Landeshauptstadt besetzt hielten, gewalttätig zu vertreiben. OIDHO sieht den Anschlag als Teil der aktuellen Repression seitens der Regierung des Bundesstaates gegen Mitglieder der sozialen Bewegung und ruft zu internationalen Protestnoten auf. Es wird befürchtet, dass das Leben von Cruz López weiterhin in Gefahr ist. Siehe dazu die Pressemitteilung der Indianischen Organisationen für die Menschenrechte in Oaxaca in einer Übersetzung des Promovio e.V. - Verein zur Förderung der indianischen Menschenrechtsbewegung in Oaxaca / Mexiko

Bekanntmachung der Indianische Organisationen für die Menschenrechte in Oaxaca - OIDHO - vom 20. Juli 2006

Die Indianischen Organisationen für die Menschenrechte in Oaxaca - Organizaciones Indias por los Derechos Humanos en Oaxaca (OIDHO)sind eine Organisation von indigen-bäuerlicher Gemeinden, die seit mehr als 15 Jahren für die fundamentalen Rechte der indigenen Völker in Oaxaca kämpft. Wir sind Mitglied in den Allianzen AMZ (Alianza Magonista Zapatista - Zapatistisch-magonistische Allianz), COMPA (Coordinadora Oaxaqueña Magonista Popular Antineoliberal -Magonistisch-populäre antineoliberale Koordination in Oaxaca ), Promotora por la Unidad Nacional Contra el Neoliberalismus - Oaxaca (Promotorin für die nationale Einheit gegen den Neoliberalismus - Bundesstaat Oaxaca), und sind Teil der Oaxakenischen Volksversammlung APPO (Asamblea Popular del Pueblo de Oaxaca). Heute, am 20. Juli 2006 geben wir folgende Vorfälle bekannt:

Am frühen Morgen des heutigen Tages wurde das Wohnhaus unseres Compañero Alejandro E. Cruz López von Unbekannten angegriffen. Sie schleuderten zwei ca. ein Liter fassende Molotovcocktails auf das Gebäude, gefüllt mit Benzin und Zucker- einen auf das Dach und den anderen gegen das Fenster eines Zimmers. Glücklicherweise erloschen diese "Geschosse" von selbst , bevor sie größeren Schaden anrichten konnten.

Zweifellos wissen wir, dass dies die faschistische Sprache der bundesstaatlichen Regierung ist (die von der gewerkschaftlich-sozialen Bewegung nicht mehr anerkannt wird), ein Akt der Einschüchterung und selektiven Repression, der eine unverkennbare Warnung gegenüber der gesamten Bewegung und insbesonders gegenüber dem Compañero Alejandro darstellt. Es ist eine Morddrohung gegen den Compañero Alejandro, gegen seine Familie und gegen die Mitglieder unserer Organisation.

Außerdem wurde seit gestern ein weißes Auto der Marke Volkswagen gesehen, welches das Grundstück von Alejandro Cruz López auf eine verdächtige Art und Weise umrundete.

Alejandro E. Cruz López, 47 Jahre, ist zapotekischer Anwalt. Er ist Mitglied des Gründungskollektivs unserer Organisation und unseres Politischen Rates. Er hat sich dadurch ausgezeichnet, dass er seit mehr als 15 Jahren für die fundamentalen Rechte der indigenen Völker kämpft und sich dabei für die schwierigsten Fälle in unserem Bundesstaat einsetzt, wie z.B. die Verteidigung in Mordfällen und von politischen Gefangenen der indigen-bäuerlichen Gemeinden La Trinidad Yaveo, Unión y Progreso, Santo Domingo Teojomulco, Santiago Xanica und andere. Während dieser Zeit wurde er seitens der autoritären, antidemokratischen und rassistischen Regierungen unseres Bundesstaates ständig diffamiert und verfolgt. Diese pflegen die Gewohnheit, ihn entweder als Kaziken, als Guerillakämpfer, als Drogenhändler oder als professionellen Agitator etc. zu betiteln. Er war insgesamt dreimal politischer Gefangener. Das letzte Mal wurde er vergangenes Jahr ungerechtfertigt 3 Monate lang eingesperrt, zusammen mit anderen VerteidigerInnen der Allianz COMPA.

Wir wissen, das am 13. Juni diesen Jahres, ein Tag vor der massiven Repression der Regierung des Gouverneurs Ulises Ruiz gegen die gewerkschaftlich-populäre Bewegung, ein neuer Haftbefehl gegen den Compañero Alejandro fabriziert wurde, wie auch gegen andere Repräsentanten der sozialen Organisationen, vermutlich wegen des Tatbestands einer "verbotenen Versammlung" und der "Aufwiegelei". Das Ganze geschah in einem Klima maximaler Anspannung in Oaxaca: Die massive Volksbewegung forderte die Absetzung der bundesstaatlichen Regierung. Die Parteien, die an der Macht sind (auf nationaler Ebene wie auf Ebene des Bundesstaates) versuchten, auf alle nur erdenkliche Art und Weise die BürgerInnenbewegung zu zerstören, sogar um den Preis, dabei alle in der mexikanischen Verfassung und internationalen Abkommen festgeschriebenen Menschenrechte aufgehoben wurden.

Dabei zeterten sie von einer angeblichen "Gewalttätigkeit" der Bewegung, während sie gleichzeitig die gesamte Maschinerie der institutionalisierten Gewalt, die "Rechtsstaat" genannt wird, gegen jene in Gang setzten, die legitimerweise die Rechte der Mehrheit des Volkes verteidigten und einklagten.

Zieht man die unverbrüchliche Loyalität von Alejandro Cruz López gegenüber dem organisierten Volk in Betracht, und die Tatsache, dass der Compañero niemals den Versuchen nachgegeben hat, sich kooptieren zu lassen oder sich durch Angriffe und Drohungen seitens der Regierung einschüchtern zu lassen, denken wir, dass die Neoporfiristen an der Macht auch weiterhin jederzeit einen Anschlag auf seine Integrität und sein Leben verüben können.

Deshalb rufen wir dringend alle nationalen und internationalen Organisationen, die die Menschenrechte verteidigen dazu auf, ebenso wie alle solidarischen Organisationen, "dringende Aktionen" zu initiieren und den Fall von Alejandro E. Cruz López bekannt zu machen, als einen Verteidiger der Menschenrechte, dessen Integrität, Sicherheit und Leben in Gefahr sind.

Wir rufen des weiteren alle Indigenen Völker und sozialen Organisationen auf, wie auch die Bevölkerung von Oaxaca insgesamt, nicht von diesem Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit Abstand zu nehmen, und hingegen die organisierte Verteidigung der Rechte unseres Volkes zu intensivieren.

Santa María Atzompa, Oaxaca, 20. Juli 2006
Indianische Organisationen für die Menschenrechte in Oaxaca - OIDHO

ORGANIZACIONES INDIAS POR LOS DERECHOS HUMANOS EN OAXACA - OIDHO -
Capulines #4B Prolongación Buenavista
Col. Forestal
Santa María Atzompa , Oaxaca , México
C.P. 71 220
tel.: 951 54 91916
e-mail: oidho@yahoo.com.mx

Übersetzung: promovio e.V. - Verein zur Förderung der indianischen Menschenrechtsbewegung in Oaxaca / Mexiko, 21. Juli 2006


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