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Updated: 18.12.2012 15:51
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Nach heftigen Konfrontationen muß die Regierung die Erhöhung des Brotpreises zurücknehmen

Ältere LeserInnen könnten sich an die 80er Jahre erinnert fühlen: Als die sogenannten Brotunruhen die Staaten Nordafrikas erschütterten - und regelrecht im Blut erstickt wurden. Heutezutage, da die Marktwirtschaft weltweit steigende Nahrungsmittelpreise anbietet, müssen die Regierungen schneller nachgeben: Die marokkanische Regierung hat nach mehreren großen Demonstrationen gegen die Erhöhung des Brotpreises (mit heftigen Zusammenstößen der DemonstrantInnen mit uniformierten Schlägertrupps) die Preiserhöhung zurückgenommen. Und die Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation AMDH (die zu den Demonstrationen aufgerufen hatte) zum Verhör geladen, weil der Verdacht bestehe, die Organisation habe sich von ihren ursprünglichen Zielen entfernt und sei zu linksradikalen Aktivitäten übergegangen...Die kurze deutsche Zusammenfassung "Preiserhöhung zurückgenommen" vom 27. September 2007 fasst die Berichterstattung der alternativen Presse kurz zusammen.

Preiserhöhung zurückgenommen

Am 10. September hatte die marokkanische Regierung angekündigt der (staatlich subventionierte) Brotpreis werde um 30% erhöht. Insbesondere, weil dies auf der Grundlage einer ohnehin generell zunehmenden Teuerung stattfinden sollte (so sind Komitees gegen die Teuerung seit ein, zwei Jahren eine Organisationsform, die erstmals seit langem viel Zulauf bekommen) und insbesondere weil das Brot in den letzten Jahren um ein mehrfaches teuerer wurde und ein gesellschaftlicher "Signalpreis" ist, kam es sofort zu heftigen Protesten.

Für den 23. September 2007 wurde in verschiedenen Gegenden zu Protestdemonstrationen aufgerufen. Dabei kam es vor allem in Sefrou, wo rund 4.000 Menschen protestierten, zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, Blockaden und Angriffe auf staatliche Einrichtungen. Bei der Konfrontation mit der Polizei des Königs gab es etwa 300 Verletzte, davon 20 Schwerverletzte sowie einige Dutzend Festnahmen - aber selbst diese Repressionswelle führte nicht zum Ende der Proteste, woraufhin die Regierung am Montag eine Sondersitzung anberaumte und die Preiserhöhung (zunöchst?) zurücknahm.

Auch Aktivisten der Menschenrechtsorganisation AMDH wurden festgenommen - die Gruppierung hatte vor allem zu den Protesten aufgerufen. Die Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation wurde vernommen - der Tenor von Polizei und etablierten Medien: die Organisation habe sich zu einer "linksradikalen" Gruppierung entwickelt. (Eine Argumentation, die auch durchaus auf Verbotsmaßnahmen zielen kann: schliessich würden sich damit die Grundlagen der Legalität ändern...)

Die AMDH, die die königlchen Beuaftragten seit 1979 ärgert hatte allerdings in der Tat in den letzten Monaten vor allem, zunehmend Proteste gegen die Teuerung unterstützt, bzw organisiert: vom Verständnis ausgehend, dass auch Ernährung zu den grundlegenden Menschenrechten gehört. Die Vereinigung sieht in den Protesten einen Erfolg - während die diversen Schreiber des Herren die Gewalttätigkeit - der DemonstrantInnen versteht sich - bedauern...

(Überblick von hrw)


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