7. Dezember - Tag der StudentInnen

Liebe FreundInnen und KommilitonInnen,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir hatten Sie in den letzten Wochen über den Kampf der StudentInnen im Iran für Freiheit und Gleichheit und über die Bedeutung des 7. Dezember - Tag der StudentInnen - informiert. Auch dieses Jahr zeichnete sich ein Höhepunkt dieser Kämpfe für diesen Tag ab. Seit Beginn des Studienjahres hatten breite und sich verschärfende Proteste die Universitäten überall im Land erfasst. Aus Angst vor der Protestwelle an diesem Tag hat das Regime kurzfristig diesen Tag unter dem Vorwand der "Luftverschmutzung" in Teheran zum Feiertag erklärt und alle Unis und öffentlichen Gebäude schließen lassen. In der Umgebung der Unis ließ man an diesem Tag Sicherheitskräfte auffahren und versetzte die Stadt praktisch in den Ausnahmezustand.

Nach Augenzeugenberichten waren z.B. rund um die Teheraner Universität mehr als 200 große Busse mit Spezialkräften stationiert.

Trotzdem versammelten sich Hunderte vor der Uni trotz Drohungen der Sicherheitskräfte und Straßensperren für einige Stunden. Viele andere wurden aber daran gehindert sich ihnen anzuschließen. So konnte an diesem Tag keine große Protestkundgebung stattfinden. Aber diese gesamten Umstände offenbarten die große Angst des Regimes vor diesen Protesten und deren Lebendigkeit und Kraft. Diese Lebendigkeit und Kraft wurde dann auch 4 Tage später, am 11. Dezember, eindrucksvoll bei Protesten auf dem Uni-Gelände demonstriert; sodass sogar ISNA, eine Nachrichtenagentur der Islamischen Republik, sich gezwungen sah, darüber zu berichten. Danach trugen die Protestierenden Plakate mit Aufschriften wie: "Forderung aller Studenten: unabhängige Studentenorganisationen", "Nein zur Zwangskleidung" (islamischer Schleierzwang), "Freiheit der Frauen", "Organisationsfreiheit für Arbeiter, Befreiung der Arbeiter", so wie einige Spruchbänder auf English. Außerdem wurde in Parolen der Rücktritt des nicht gewählten, sondern vor einigen Tagen von der Regierung eingesetzten Uni-Präsidenten, der ein Mullah ist, und die Eigenständigkeit der Universität gefordert.

Es wurden Parolen gerufen wie "Studenten, Arbeiter, einigt Euch!", "Studenten, Studenten, einigt Euch!".

Die von AktivistInnen veröffentlichte Resolution der Protestkundgebung enthält u.a. Folgende Punkte und Forderungen:

• Sofortiger Abzug der verschiedenen Sicherheitsorgane von den Unis. Demilitarisierung der Atmosphäre in den Unis.
  
• Freilassung aller inhaftierten StudentInnen, aller verbotenen Zeitschriften, aller inhaftierten Blogger und ihre Entschädigung. Es wird von 300 solchen Fällen seit vergangenem Jahr gesprochen.
  
• Bedingungslose Freiheit der Organisation für ArbeiterInnen, StudentInnen, unabhängige NGO. Bedingungslose Meinungs- und Sprachfreiheit.
  
• Die kapitalistische Ausbeutung wird abgelehnt und Armut, Prostitution Drogenabhängigkeit und Verelendung als deren Folgen benannt. Die Solidarität mit den Kämpfen der Arbeiterklasse wird betont, seien es die Arbeitslosen, die ÖlarbeiterInnen, die Vahed-ArbeiterInnen, die ArbeiterInnen der Autofabrik Iran-Khodro, die Textil-ArbeiterInnen; und die gemeinsamen Interessen mit ihnen für den Aufbau einer Gesellschaft werden betonet, deren Basis die Menschen und die Menschlichkeit sind.
  
• Gegen Geschlechterapartheid und Frauendiskriminierung.
  
• Die brutale Angriffe auf Kurdistan, auf das Büro der Teheraner Busfahrergewerkschaft (Vahed) und andere Polizeiaktionen dieser Art werden verurteilt. Deren Verursacher müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
  
• Die Terrorurteile gegen die ArbeiteraktivistInnen von Saqqez ( Borhan Divargar, Mahmoud Salehi, Mohsen Hakimi, Mohammad Abdi und Jalal Hosseini ) werden verurteilt und deren sofortige Annullierung gefordert.
  
• Nein zur nuklearen Aufrüstung, für eine Welt ohne Nuklearwaffen
  
• Gegen die geistige Gängelung der Universität. Für die Umwälzung der Strukturen in Lehre und Forschung.

Mit solidarischen Grüßen

Reza Nouri

Für die Deutschlandorganisation der Arbeiterkommunistischen Partei Irans, 12.12.2005