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Updated: 18.12.2012 15:51
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Menschenrechtsverletzungen in Medellín

von Colectivo de DDHH Semillas de Libertad - 29.05.2004 18:06

In den letzten Tagen hat sich die Situation in der desplazado-Siedlung La Cruz und La Honda, Medellín, zugespitzt, die Uebergriffe der staatlichen Sicherheitskraefte, wie willkuerliche Verhaftungen und Hausdurchsuchungen sind an der Tagesordnung. Bei den letzten Operationen wurde die Polizei von bewaffneten Zivilpersonen und Informanten begleitet.

EILAKTION LA HONDA UND LA CRUZ, MEDELLÍN

Das Menschenrechtskollektiv “Colectivo de Derechos Humanos Semillas de Libertad - Codehsel” und die Vertriebenenorganisation “Movimiento Social de Desplazados de Antioquia - MOSDA” gibt der nationalen und internationalen Oeffentlichkeit die folgenden Ereignisse bekannt, die die systematischen Menschenrechtsverletzungen in den desplazado-Siedlungen La Honda und La Cruz
im Nordosten Medellíns belegen.

Vorgeschichte:

Am 28. April 2004 durchsuchten Polizisten der Polizeistation San Blas ohne ueber einen Durchsuchungsbefehl zu verfuegen die Huette von Amanda Calle im Sektor La Primavera. Ebenso durchsuchten sie eine Nachbarhuette und nahmen persoenliche Dokumente und Fotos mit.

Am 12. Mai 2004 durchsuchte die Polizei erneut mehrere Huetten, diesmal im Sektor Versalles 2 und im Sektor 4 von La Honda. Dabei wurden mehrere Jugendliche, ohne Haftbefehl, verhaftet, unter anderem Jonathan José Ocampo, Andrés Paniagua, José Arley Paniagua, Jhon Jairo Rojas und Robinson. Sie alle wurden am folgenden Tag wieder freigelassen. Robinson wurde jedoch zwei
Tage spaeter im zentral gelegenen Parque San Antonio mit mehreren Stichwunden gefunden. Nach Aussagen der Bewohner wurde die Polizei bei dieser Aktion von mehreren Mitgliedern der in diesem Sektor operierenden Bande “La Montañita” begleitet. Waehrend der Verhaftung wurden die Jugendlichen Opfer von physischen und psychischen Misshandlungen. Die Bewohner, die auf die Verhaftungen reagierten, wurden von der Polizei bedroht, insbesondere von einem Polizisten namens Quesada.

Am 18. Mai 2004, gegen 10 Uhr nachts, simulierte die Polizei im Sektor 2 von La Honda ein Scharmuetzel, das unter den desplazados Panik ausloeste, denn in den vergangenen Monaten kam es schon oefter dazu. Mit solchen Scheinmanoevern koennen dann spaetere Uebergriffe gerechtfertigt werden.

Am 21. Mai 2004 nahmen Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft vier Personen fest, unter ihnen Alexander de Jesús Vásquez Cardona, der schon im Rahmen der Polizeioperation “Estrella VI” vom Januar 2003 festgenommen und im Maerz 2004 wieder freigelassen wurde, weil gegen ihn nichts vorlag.

Am 25. Mai fand in den Sektoren 2, 3 und 4 von La Honda eine Operation der Polizei von San Blas statt. Die Polizisten durchsuchten mehrere Huetten und nahmen mehrere Personen fest, darunterJhon Jeyler Arroyo Chaverra (17 Jahre), der gerade am Schulunterricht teilnahm. Ebenso wurden Uberney Tuberquía, Francisco Urrego, Alfredo Aguirre und Jeyner Darío Puerta verhaftet, die immer noch nicht freigelassen wurden. Nach Aussagen von Bewohnern wurden die Polizisten von drei Informanten begleitet, die sich als demobilisierte Milizionaere der FARC praesentierten. Die Angehoerigen der Verhafteten wurden bedroht: “Von jetzt an wird hier eine andere Gruppe
operieren und wenn ihr keine Probleme wollt, muesst ihr euch gut benehmen.”

Am 26. Mai 2004 tauchte die Polizei erneut in La Honda auf und verhaftete, ohne Haftbefehl, Francisco Antonio Taborda Vásquez und durchsuchte zum zweiten Mal, ohne Durchsuchungsbefehl, seine Huette. Er wurde am folgenden Tag freigelassen.

Vorfaelle:

Am 27. Mai 2004, gegen 4 Uhr nachmittags, tauchten Mitglieder der Spezial-Antiterror-Gruppe CEAT in La Cruz und La Honda auf, begleitet von Zivilpersonen ohne Idenifikation und alle bewaffnet mit Maschinengewehren und Revolvern. Mit ihnen gingen ausserdem zwei Informanten, einer mit
verdecktem Gesicht, der andere von der Gemeinde als Wilson Sánchez Puerta bekannt. Sie kamen bis zur Schule, in der Codehsel jeden Donnerstag mit den desplazados in Seminaren arbeitet. Dort beschuldigten die Informanten mehrere der Personen, die am Seminar teilnahmen, und die spaeter, ohne Haftbefehl, verhaftet wurden, unter ihnen Jorge Iván Herrera Ortiz, Waechter der Schule; Manuel Tiberio Flores Gaviria, 54 Jahre alt; und Francisco Antonio Taborda Vásquez, der wenige Stunden zuvor freigelassen worden war.

Gleichzeitig tauchten in La Cruz Polizisten auf, begleitet von bewaffneten Zivilpersonen ohne Identifikation, auf und nahmen vier Jugendliche fest, darunter Jeny Tatiana David, 16 Jahre alt, die schon vorher von der Polizei bedroht worden war.

Forderungen:

Wir wiederholen unsere Forderung nach Untersuchung, Verurteilung und Bestrafung der fuer die Menschenrechtsverletzungen in diesen Sektoren Verantwortlichen, vor allem die Polizisten der Station San Blas, die ohne Gerichtsverfuegung Huetten durchsuchen und Personen verhaften.

Wir wiederholen unsere Besorgnis ueber die Praesenz von bewaffneten Zivilpersonen ohne Identifikation in diesen Operationen.

Wir fordern den kolumbianischen Staat auf, das internationale System der Menschenrechte und des Humanitaeren Voelkerrechtes zu respektieren, insbesondere die Schule nicht als Schuetzengraben und Unterkunft von staatlichen SIcherheitskraeften zu benutzen, was in den vergangenen Monaten wiederholt vorkam.

Wir fordern die Stadtverwaltung und die Polizei auf, mit den Stigmatisierungen der in diesen Sektoren lebenden Jugendlichen aufzuhoeren, die als Milizionaere beschuldigt werden. Dasselbe geschieht mit den sozialen und Gemeinde-Organisationen und ihren Leitern, die wiederholt von
Verwaltung, Autoritaeten und Informanten gebrandmarkt wurden.

Wir fordern die sofortige Freilassung der zu Unrecht verhafteten Personen.

Colectivo de Derechos Humanos Semillas de Libertad
27. Mai 2004
e-Mail: kerngu@hotmail.com ¦ Anschrift:: Medellín, Kolumbien


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