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Updated: 18.12.2012 16:00
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5 Wochen Streik der "Contratistas": ein Bilanzversuch

Anfang August waren die Abstimmungen in vier der fünf Regionen der staatlichen Codelco-Kupfermine abgeschlossen: Überall war eine Mehrheit für die Annahme des ausgehandelten Vertrages zustandegekommen. Dieser sieht eine Jahresbonuszahlung von grob 700 Euros pro Beschäftigten in Subunternehmen vor, sowie die Bezahlung zumindest einiger der Streiktage. Neben der öffentlichen (publizierten) Meinung hat dieser wochenlange Kampf aber auch die innergewerkschaftlichen Entwicklungen und Auseinandersetzungen beschleunigt und deutlicher gemacht. Die aktuelle Materialsammlung "Bilanz des Codelco-Streiks" vom 2. August 2007 versucht, diese Entwicklungen nachzuzeichnen.

Bilanz des Codelco-Streiks

Wichtig am Ergebnis dieser langen Streikbewegung ist vor allen Dingen die weitgehende Gleichstellung der Beschäftigten der Subunternehmen und der Zeitarbeiter mit dem was von vielen Gewerkschaftern immer noch falscherweise Normalarbeitsverhältnis genannt wird: Die staatliche Codelco beschäftigt 14.000 Menschen, 28.000 arbeiten bei Subunternehmen. Es wird keine zwei Klassen von Arbeitern geben, hatten Vertreter der Bachelet-Regierung bei der Verabschiedung neuer Arbeitsgesetze - etwa zu Jahresanfang 2007 - stets betont, aber real weigerte sich die Codelco-Geschäftsführung heftig, mit den Gewerkschaften der Vertragsarbeiter Verträge auszuhandeln, sie wurde dazu gezwungen.

In dem (spanischen) Beitrag "Proyecto de acuerdo entre Trabajadores contratistas y Codelco" externer Link vom 31. Juli 2007 bei der Gewerkschaftsoppositionellen Strömung CCTT wird der Entwurf eines Tarifvertrags, wie er den Belegschaften zur Abstimmung gestellt wurde dokumentiert. Kein voller Erfolg - viele Streiktage bleiben unbezahlt, der Jahresbonus nicht so hoch wie erwartet - aber eine Reihe von Verpflichtungen der Codelco, unter anderem nur solche Subunternehmen zu kontraktieren, die gewerkschaftlich definierte und kontrollierte Mindestbestimmungen erfüllen.

In der (spanischen) AP-Meldung "Concluye huelga de 37 días en Codelco" externer Link vom 31. Juli 2007 bei "Yahoo-News" wird der Vorsitzende der Subunternehmen-Gewerkschaftsföderation CTC (Confederación de Trabajadores del Cobre) Cristián Cuevas dahingehend zitiert, dass es eben ein Teilerfolg gewesen sei, und das nächste Ziel jetzt sei, dies auch in den Privatunternehmen der Branche durchzusetzen. Dementgegen lamentieren diverse Vertreter von Unternehmerverbänden in diesem Bericht, dass es nicht tragbar sei, wenn die traditionellen einzelbetrieblichen Verhandlungen abgeschafft würden...

In dem Beitrag "El conflicto de los subcontratistas de CODELCO" externer Link von Héctor Vega vom 1. August 2007 im (venezoelanischen) Portal Aporrea wird vor allem hervorgehoben, dass es Rivalitäten zwischen der - offiziell nicht "anerkannten" aber jetzt trotzdem vertragsschliessenden - CTC und der Federación de Trabajadores del Cobre (FTC) gäbe, die auch im Verlauf der Auseinandersetzung zu Schwächen und auch Konfrontationen geführt hätten. Insgesamt sind von den 28.000 Beschäftigten der Subunternehmen Codelcos rund 12.000 gewerkschaftlich organisiert - und dies in mehreren Gewerkschaften. Eine unübersichtliche "Landschaft", die nicht zuletzt daher rührt, wie Vega unterstreicht, dass jedes fünfte Unternehmen in Chile bereits seine Kerngeschäfte an Subunternehmen ausgelagert habe.

Der Bericht "Dirigentes de Codelco denuncian haber sido "castigados" por apoyar huelga" externer Link bei der Zeitschrift Area Minera vom 22. Juli 2007 schildert die gewerkschaftsinternen Auseinandersetzungen während des Streiks, speziell in nichtstreikenden Bereichen, wo Gewerkschafter, die für die Beteiligung am Streik eintraten zumindest eingeschüchtert wurden. In der Salvador-Regionale war es auch zu Straßenblockaden und anderen militanteren Aktionen gekommen - diese, wie auch ähnliche Aktionen in anderen Unternehmensbereichen waren in der Regel tagelang Auftakt zu Nachrichtensendungen usw.

Die Erklärung der Gewerkschaft Sindicato Interempresa Nacional de Trabajadores de Contratistas y Subcontratistas (SINTRAC-CND) "EL SINTRAC JUNTO A LOS TRABAJADORES DEL COBRE" externer Link von Mitte Juli 2007 kritisiert vor allem ausführlich den Abschluss undiskutierter Tarifverträge im Alleingang für Teile der Belegschaft durch die Gewerkschaft Sindicato Nacional de Montaje Industrial - gerade im Fall dieser Mobilisierung (aber auch schon in zahlreichen anderen Fällen im Bergbaubereich), die als die grösste in der Zeit nach der Militärdiktatur bezeichnet wird. Die SINTRAC unterstreicht ihre bedingungslose Unterstützung für den Kampf bei Codelco.

(Zusammengestellt von hrw)


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