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Updated: 18.12.2012 15:51
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Im Norden des Landes wurde ein Gewerkschafter ermordet. Im Süden ein weiterer. Und "in der Mitte" ein Gewerkschaftsaktivist angeschossen...

Nur wenige Tage nachdem im Süden (nahe Porto Alegre) des Landes ein Gewerkschafter (der LederarbeiterInnen) bei einem Polizeieinsatz ermordet wurde, starb auch im Norden, im Bundesstaat Pará ein Gewerkschafter - von "Unbekannten" erschossen. In Belo Horizonte wurden Gewerkschaftsaktivisten vom privaten Sicherheitsdienst einer Metallfirma überfallen: Einer wurde ins Bein geschossen, zwei mit Schlagstöcken verletzt. Zur selben Zeit verurteilt die Justiz in der Hauptstadt einen Gewerkschafter wegen eines Plakates - im Schnellverfahren. Eine Offensive gegen die Gewerkschaftsbewegung "im Schatten der Regierungskrise?" Ein kurzer Überblick "Neue Todeslisten?" vom 10.November 2005

Neue Todeslisten ?

Mit der sich immer weiter fortsetzenden - und vertiefenden Regierungs- und Parteikrise wittern offensichtlich auch reaktionärste Kräfte "Morgenluft" in Brasilien. Und logischerweise trifft dies keineswegs etwa nur die PT und die sie stützenden Organisationen, sondern die gesamte soziale, gewerkschaftliche und linke Bewegung.

Aber die Zusammenballung von gleich drei bewaffneten Angriffen auf Gewerkschafter innerhalb von nur 10 Tagen ist schon eine Besonderheit - wegen der, nicht nur innerhalb der CUT, die Stimmen stärker werden, die eine politische Kampagne als Antwort fordern.

Am 30. Oktober wurde bei einer Kundgebung gegen Erwerbslosigkeit im Zentrum der brasilianischen Schuhindustrie im Bundesstaat rio Grande do Sul der Gewerkschafter Jair Antônio da Costa bei einem bewaffneten Polizeieinsatz ermordet.

Am 8. November starb im Süden des Bundesstaates Pará Domingos dos Santos Silva, Aktivist der Federação dos Trabalhadores na Agricultura (Fetagri - Landarbeitergewerkschaft) - von einem gedungenen Mörder mit 5 Schüssen ermordet, einem Mörder der ihn zuvor tagelang gesucht hatte - und den hinterher "natürlich" niemand mehr finden konnte.

Dazwischen war am 4. November in der Metallfabrik "Indumills" in Belo Horizonte von einem privaten Wachdienst auf Gewerkschafter, die Flugblätter zur Tarifrunde verteilten geschossen worden, wobei einer ins Bein getroffen wurde.

Solcherart Vorgehen kannte man bisher entweder aus den Zeiten der Militärdiktatur oder aber aus "ländlichen Gebieten" gegen die Bewegung der Landlosen und ihre UnterstützerInnen. Ob es dabei erneut und nun auch in den Städten "Todeslisten" gibt, darüber wird zwar spekuliert, das scheint aber im Augenblick unerheblich - die politische Situation ist günstig für reaktionärste Maßnahmen.

So wurde jetzt gerade in Brasilia ein Gewerkschafter verurteilt, weil er ein Plakat verantwortete, auf dem Jorge Bornhausen - Vorsitzender der Partei der Liberalen Front (PFL) als Hitler dargestellt worden war. Der Grund für das Plakat: Bornhausen hatte im Parlament gesagt, die Bestechungskrise der PT sei eine gute Chance, "diese Brut auf 30 Jahre hinaus los zu werden" und meinte damit selbstverständlich keineswegs Kollegen in der Korruption. Eine Sprache, die der sehr ehrenwerte Herr Bornhausen durchaus tatsächlich von seinen Ahnen geerbt haben könnte.

hrw


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