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Updated: 18.12.2012 15:51
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Massenproteste gegen Lebensmittelpreise in Burkina Faso

Seit einer Woche protestiert die Bevölkerung im westafrikanischen Burkina Faso gegen die drastisch steigenden Lebensmittelpreise. Heute versammeln sich die DemonstrantInnen in der Hauptstadt Ouagadougou. In der letzten Woche fanden zeitgleich Proteste in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes, der drittgrößten Stadt Ouhigouya im Norden und der Provinzhauptstadt Banfora im Südwesten statt. In Bobo-Dioulasso greifen die DemonstrantInnen Regierungsgebäude an, setzen Geschäfte, Autos und Tankstellen in Brand. Eine Delegation der Regierung wird mit Steinwürfen empfangen.100 DemonstrantInnen werden festgenommen. Die Proteste setzen sich am nächsten Tag fort. Auch Händler und Geschäftsleute beteiligen sich. Die Proteste richten sich gegen die beständig steigenden Preise von Basisgütern wie Reis, Speiseöl und Seife im zweitärmsten Land der Welt. Nach Angaben der Regierung sind die Preise zwischen 10 und 65 Prozent gestiegen. Der Finanzminister macht die stark gestiegenen Ölpreise dafür verantwortlich. Die Regierung hat Maßnahmen zur Preiskontrolle angekündigt.

In ganz Westafrika sind nach den Überschwemmungen des letzten Jahres die Ernten schlecht und die Lebensmittelpreise ungewöhnlich hoch. Auch in Mauretanien und Senegal fanden deshalb in jüngster Zeit massive Proteste statt. Im ohnehin instabilen Guinea hat es in den letzten anderthalb Jahren aufgrund ständig steigender Lebenshaltungskosten nacheinander fünf Aufstände gegen die Regierung gegeben.

In Burkina Faso sieht sich Präsident Blaise Compaoré, der 1987 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen ist, in jüngster Zeit zunehmend mit Protesten konfrontiert. 2006 liefern sich aufgebrachte Jugendliche Gefechte mit den Sicherheitskräften – Auslöser war der Versuch der Regierung, eine Helmpflicht erlassen. Mofas und Mopeds sind das populärste Verkehrsmittel in Burkina Faso, einen Helm können die meisten MopedfahrerInnen sich jedoch nicht leisten. Keine drei Monate später kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Militär und Polizei. Anfang Oktober letzten Jahres demonstrieren Soldaten nach dem Scheitern ihrer Verhandlungen mit der Regierung über Arbeitsbedingungen und Höhe ihrer Pensionen. Am 15. Oktober 2007 feiert Blaise Compaoré unter dem Motto „für mehr Frieden, Freiheit und Wohlstand“ sein 20jähriges Dienstjubiläum – begleitet von Protesten seiner Gegner, denn der Amtsantritt Compaorés folgte 1987 der Ermordung seines Vorgängers Thomas Sankara. Die nächsten Massenproteste in Burkina Faso sind spätestens im Dezember zu erwarten. Dann jährt sich der Tod des populären Journalisten Norbert Zongo zum zehnten Mal. Der Gründer und Chefredakteur der burkinischen Wochenzeitung L’Independent wurde 1998 erschossen und ist in ganz Westafrika eine Symbolfigur der Demokratiebewegung.

Bettina Engels ist Politologin und promoviert an der FU Berlin. 28.02.2008


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