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Updated: 18.12.2012 15:51
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Auskommen mit Einkommen

Folge 8: So macht Mann das

Nächtliche Schlaflosigkeit gehört nicht gerade zu meinem gewohnten Rhythmus. Wenn ich nachts aufwache, dann hat das immer einen konkreten Grund und der nimmt deutlichen Einfluss auf meine Laune. Beispielsweise schlägt es mir stark auf die Stimmung, wenn sich zwei Katzen entschieden haben, ihre Rangkämpfe fauchend neben meinem Kopfkissen auszutragen. Wer einmal versucht hat, im Dunklen mit der bloßen Hand zwei Katzen zu trennen, weiß dass das keine gute Idee ist. Also neige ich inzwischen dazu, mit dem Kissen auszuholen.

Ein anderer schlechter Grund aufzuwachen, ist plötzliche Übelkeit. Dabei stört mich nicht nur das eigentliche Magenkneifen. Mich treibt auch die Frage um, ob ich tatsächlich versuchen soll wieder einzuschlafen oder ob das zu riskant sein könnte. Der Weg ins Bad kann lang werden, wenn man ihn im würgenden Kaltstart meistern muss. Für Kinder mit Magen-Darm-Grippe ist er regelmäßig zu lang.

Und mit der nächtlichen Säuberungsaktion stellt sich auch bald die Frage, wer mit dem kranken Kind zuhause bleibt und wer zur Arbeit gehen darf.

"Haben wir dieses Jahr schon einmal die Kinderpflege auf deine Krankenkasse laufen lassen oder nur auf meine?"

"Ich bin neu in der Abteilung. Da möchte ich ungern fehlen, wenn es nicht sein muss."

"Ich habe einen wichtigen Abgabetermin..."

Und schon sind wir mitten in einer Diskussion, in der das kranke Kind und die beste elterliche Betreuung überhaupt keine Rolle mehr spielen.

Ich gebe meine Erkenntnis zum Besten: "Ist es eigentlich wichtig, welchem Arbeitgeber wir weniger Umstände machen?"

"Ohje, eine sozialistische Grundsatzdebatte... Du bleibst zuhause. Ich gehe zur Arbeit." Jetzt soll mal einer sagen, Politik hätte keinen praktischen Nutzen im Alltag.

Ich gehe also mit dem Sprössling zum Arzt und bekomme ein paar freie Tage bei Zwieback und Fencheltee. Mein Sohn freut sich. Ich gefalle mir in der Rolle des Vaters, dem seine Kinder wichtiger sind als sein Job.

Über Telefon erfahre ich, dass eine Kollegin meinen Abgabetermin gehalten hat. Mein Vorgesetzter kommt trotzdem zu einem Kontrollbesuch vorbei, als ich wieder im Büro bin.

"Geht es Ihnen wieder besser?"

"Mir ging es gar nicht schlecht. Mein Sohn war krank."

"Und Ihre Frau?"

"Der geht es gut, danke."

"Konnte sie nicht auf die Kinder aufpassen?"

"Sie arbeitet auch."

"Und dann müssten Sie bei den Kindern bleiben. So macht man das wohl heute." Sein Blick sagt, dass er davon nichts hält.

Ich fühle mich wegen meines Geschlechts diskriminiert. So macht man das wohl heute.

Bjørn Jagnow – www.bjoernjagnow.de externer Link


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