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Updated: 18.12.2012 15:51
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Material für die Soliarbeit zur Unterstützung des Streiks im Öffentlichen Dienst

Das Zukunftsforum Stuttgart hat Material für die Soliarbeit erstellt: Vorschlag zur Gründung eines Soli-Komitee Streik Öffentlicher Dienst, ein Rede-Vorschlag, der Entwurf eines Briefes an die Eltern sowie der Entwurf eines Antrags beim Gemeinderat Stuttgart und eine Artikel-Vorlage für Betriebszeitungen


Soli-Komitee Streik Öffentlicher Dienst: Erste Ideensammlung beim Gründungstreff Mittwoch, 5.3.2008

Prämissen:

Der Streik wird eine hoch politische Auseinandersetzung, die nicht zuletzt über die Meinungsführerschaft in Bevölkerung und Medien entschieden wird. Politisch ist er auch, weil Öff. AG Vorreiter im Kampf um Arbeitszeitverlängerungen sind.

Der Streik ist nicht führbar, ohne auch die Nutzer der bestreikten Öffentlichen Dienstleistungen zu treffen.

Deshalb ergibt sich für Solidaritätsarbeit folgendes:

1. Zielgruppen: - direkt vom Streik betroffene Bevölkerung (z.B. KiTa-Eltern)

  • Bevölkerung allgemein (z.B. Stadtteil-Wochenmärkte)
  • Gewerkschaftsbasis in den Betrieben
  • Vertrauensleute, Betriebsräte, Gremien
  • Medien
  • Parlamentarier
  • Promis

2. Ideensammlung vom 5.3.

2.1 Auftritte/Position beziehen in Elternabenden (KiTas)

2.2 Eltern-Flugblatt ("Bezahlung und Qualität gehört zusammen / Geld ist genug da, bloß wofür!? / Öffentlich ist wesentlich / . / )

2.3 Direkte Ansprache Kollegen/Gewerkschaftsaktive im Betrieb: Argumentationshilfe zum Position beziehen im persönlichen Umfeld / Eltern kreis.
Positive Statements für Veröffentlichungen einholen (z.B. "Wir unterstützen den Streik der ErzieherInnen, wir organisieren Kinderversorgung solange selber, um Streikenden Rücken zu stärken, fordern öff.AG auf.,".)

2.4 Bei "Freigabe" der KiTas an Eltern durch die Stadt: organisiert reingehen mit gut präparierten Argumenten

2.5 "Kinder(Streik-Brecher)-Tag" des OB im Rathaus: organisiert reingehen und umfunktionieren

2.6 Stadtteilbüros ("Bürgerservice") besuchen, Sympathiewerbung, Beschäftigte Streikbrecher und Betrieb aufhalten

2.7 Streik im öff. Transport: Besuch Streikversammlungen / Bei Einsatz von Pri vaten als Streikbrecher: ggf. Blockaden / organisiert mitfahren, "Bezahlt wird nicht"- Aktionen / Sympathiewerbung: öffentlicher Transport = Sicherheit und Zuverlässigkeit i.V. Private und mieser Lohn für hohe Verantwortung (gibt es einen"Lokführer-Bonus", der nutzbar ist?)

2.8 Vorlagen erstellen für BR-/VK-Resolutionen und Artikel in Betriebszeitungen

2.9 Beschwerden organisieren bei öff. AG über provokative Haltung: Kommunal- wahljahr 2009! Diskutieren: Schadensersatzforderungen an öff.AG stellen?

2.10 Go-ins Rathaus /Stadtrat

2.11 Flashmobs an logistisch zentralen Stellen

2.12 Solikommittee mit politisch-sozialen Initiativen und Organisationen verknüpfen:

z.B. Naturfreunde, Anstifter, Allmende, Waldheime, Kirchengemeinde(n?), Stuttgart 21, einzelne Stadträte, ORL, VVN, Friedensbüro, P.Conradis ,Neuer Montagskreis', "Subversiv", Betriebsseelsorge,.

( Bitte um Mitarbeit, Multiplikation, Einklinken in Mobilisierungsketten, Unter stützung bei Wochenmarkt- Aktionen, .)

  • Promi-Statements einholen für Veröffentlichungen (Werner Sauerborn ansprechen)
  • Positionierung von ParlamentarierInnen ( Kommunal, Land, Bund) einfordern, ggf für Veröffentlichungen: Kommunalwahljahr 2009!
  • Medienarbeit organisieren in Abhängigkeit von der jew. Aktion ( Solikommittee oder verdi). Leserbriefe organisieren

2.15 Einsatz von Beamten als Streikbrecher, z.B. KfZ-Führerscheinstelle: Schlan gen verursachen, besuchen, Protest organisiert auf öff.AG lenken.

2.16 Streiks im KfZ-Handwerk IG Metall und Einzelhandel verdi: in Argumentatio- nen verbinden und Solidarität organisieren wo immer möglich
( Aktionsplanungen besorgen)

2.17 .


Rede-Vorschlag

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

von dem wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre ist bei uns unten leider nichts angekommen. Erstmals in einer Boomphase sind die realen Nettolöhne gefallen, und zwar um rund 3,5 %............ . Dies hat dazu geführt, dass viele Tarifrunden wie die der Lokführer, der Einzelhandelsbeschäftigten, oder jetzt von den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sehr hartnäckig geführt werden müssen. Wie schon so oft von hier oben aus, möchte ich auch heute für ihr Verständnis und ihre Solidarität werben. Streiks im öffentlichen Dienst betreffen immer auch die Bürgerinnen und Bürger, die die Leistungen des ÖD in Anspruch nehmen wollen. Streiks dort sind immer mit Beeinträchtigungen für uns verbunden, sei es im Öffentlichen Nahverkehr, in den Kindergärten, bei der Müllabfuhr oder anderem.

Aber diese Streiks sind trotzdem notwendig. Seit mehreren Jahren gab es im ÖD keine Lohnsteigerungen mehr, es gab nur Einmalzahlungen, und es gab erhebliche Reallohnverluste. Denn auch für diese KollegInnen ist alles teurer geworden. Auch sie müssen immer mehr und immer schneller arbeiten. Ihre Forderung von 8 %, mindestens 200 Euro ist mehr als notwendig und berechtigt. Also seien sie nicht ungehalten, wenn es zu Behinderungen oder Einschränkungen kommt. Anders wie mit Streik können diese Forderungen nicht durchgesetzt werden. Und bedenken sie, dass auch ihnen die erkämpften Erhöhungen zugute kommen. Auch wir haben im Herbst wieder eine Entgeltrunde. Je mehr in diesen Streiks jetzt im ÖD oder Einzelhandel erreicht wird, desto besser wird auch unser Abschluss werden. Auch die Renten steigen z. B. entsprechend. Denn sie sind an die Lohnentwicklung gekoppelt. Und der Tarif im ÖD wirkt auf ca. 5 Millionen Beschäftigte und hat somit ziemliche Auswirkung. Deshalb unterstützen sie die Streikenden und beschweren sie sich bei der Stadt, wenn eine Dienstleistung nicht erfolgt. Schließlich sind es die öffentlichen Arbeitgeber, die blockieren und eine angemessene Bezahlung verhindern. Oder finden sie es angemessen, wenn eine Erzieherin gerade mal etwas über 2000 Euro für diesen verantwortungsvollen Job bekommt? Sie legt immerhin die Grundlage für die Zukunft ihrer Kinder. .


Entwurf eines Briefes an die Eltern

Liebe Eltern,

die provokative Haltung der Arbeitgeber, lässt den Erzieherinnen keine andere Wahl, als mit Streik um Lohn und Arbeitszeit zu kämpfen.

Das bringt für uns Eltern große Problem mit sich. Doch dieser Streik ist notwendig. Es geht dabei auch um die berufliche Zukunft unsere Kinder.

Bund und Kommunen wollen die Arbeitszeit der 2,1 Millionen Arbeiter und Angestellten unbezahlt auf 40 Stunden erhöhen. Damit wird der Stundenlohn einer Erzieherin um 4% abgesenkt und gleichzeitig mehr als 80.000 Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst vernichtet.

Was Bundesinnenminister Schäuble medienwirksam als 5%-Angebot verkauft, ist in Wirklichkeit eine weitere Absenkung des Lohnes, wenn man davon ausgeht, dass 1% für eine Leistungsprämie reserviert werden soll, die nicht allen zugute kommt. Die übrig gebliebenen 4% verteilen sich auf zwei Jahre: 2,5% ab 1.2.08, 1% ab 1.10.08 und 0,5% ab 1.3.09. Das heißt die durchschnittliche jährliche Erhöhung liegt weit unter der jährlichen Inflationsrate. Rechnet man die unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit dagegen, ergibt sich unterm Strich ein dickes Minus.

Die ErzieherInnen haben in den letzten Jahren durch drei Nullrunden und die Einführung eines neuen Tarifvertrags seit 2004 einen Reallohnverlust von etwa 23% hinnehmen müssen. Der aktuelle Tariflohn einer Berufsanfängerin liegt bei 1.764 Euro brutto und in der Endstufe bei 2.285 Euro.

Die Forderung von ver.di und GEW (8% mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro und die Rückkehr zum System der früheren Aufstiege und Zulagen) ist daher absolut notwendig und muss voll durchgesetzt werden.

Von Erzieherinnen wird heute erwartet, dass sie Sprachdefizite und Wahrnehmungsstörungen der Kinder erkennen und beheben. Sie sollen naturwissenschaftliches und mathematisches Verständnis wecken, den Kindern eine gesunde Lebensweise nahe bringen, sie für Bewegung begeistern und sie  zu sozialen und doch durchsetzungsfähigen Persönlichkeiten erziehen. Bei viel zu wenig Personal sollen sie sich individuell um jedes Kind kümmern. Auch körperlich ist die Arbeit einer Erzieherin nicht zu unterschätzen. Häufiges Bücken, Hochheben und Tragen von Babys und Kleinkindern machen den Rücken kaputt. Erzieherinnen sind einem Lärmpegel ausgesetzt, der in der Industrie Gehörschutz und eine Lärmzulage zur Folge hätte.

Wir wollen ein verlässliche und gute Betreuung unserer Kinder. Das fängt mit guten Arbeitsbedingungen für ErzieherInnen und ausreichend Personal in der Kinderbetreuung an.

Doch auch das Gehalt muss stimmen. Es darf nicht sein, dass eine Erzieherin gezwungen ist nach ihrem harten Alltag in der Kita einen Zweitjob anzunehmen, damit sie finanziell über die Runden kommt.

Längere Arbeitszeiten führen zu Abbau von Arbeitsplätzen, unsere Kinder sollen später aber auch eine Ausbildungsstelle und einen Arbeitsplatz bekommen. Mit jedem Arbeitsplatz, der durch Arbeitszeitverlängerung vernichtet wird, verliert eines unserer Kinder eine berufliche Perspektive.

Die Verantwortung für den Streik und die dadurch bedingte Schließung von Kitas tragen nicht unsere Erzieherinnen und nicht ver.di/GEW, sondern die Arbeitgeber. Sie provozieren diesen Streik.

Wir sollten uns im gemeinsamen Interesse von Eltern, Kindern und Erzieherinnen voll mit dem Streik im öffentlichen Dienst solidarisieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass Eltern Druck ausüben auf streikende Erzieherinnen.

Wir Eltern sollten gemeinsam mit den Erzieherinnen überlegen, wie wir diesen Streik gemeinsam durchstehen können. Wir sollten aber auch überlegen, wie wir den Politikern im Rathaus Druck machen können und ihnen unmissverständlich deutlich machen, dass wir sie verantwortlich machen für diesen Streik. Wir könnten z.B. mit unseren Kindern Protestaktionen im Rathaus machen, Protestbriefe schicken, usw. Im Jahr 2006 haben die Erzieherinnen in Stuttgart neun Wochen lang gestreikt. Sie hatten dabei die solidarische Unterstützung des größten Teils der Eltern. Obwohl auch Müllabfuhr und andere Bereiche streikten, war es so, dass die Verwaltungsspitze während des Streiks am meisten genervt war von Eltern, die den Bürgermeistern ständig in den Ohren lagen.

Im Interesse eines schnellen Nachgebens der Arbeitgeber und im Interesse eines schnellen Streikendes sollten wir uns von Anfang an daran beteiligen, Druck auf die Arbeitgeber auszuüben.

Am 5.3. hat sich in Stuttgart ein Solidaritätskomitee zur Unterstützung des Streiks im öffentlichen Dienst gegründet. Wir würden es begrüßen, wenn möglichst viele Eltern mit uns zusammenarbeiten bzw. in unserem Komitee mitarbeiten würden.

Unser nächstes Treffen ist am . Kontaktadresse:


Entwurf Antrag Gemeinderat Stuttgart

Die Stadt Stuttgart weist die von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) am 16.11.2007 beschlossene Position zur Tarifrunde im öffentlichen Dienst zurück und beteiligt sich nicht an dieser Provokation gegen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst.

Die Stadt Stuttgart erfüllt die Forderungen der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und erhöht die Löhne, Gehälter und die Besoldungen ab Januar 2008 für alle um 8% und mindestens 200 Euro. Azubis erhalten 120 Euro mehr.

Anstatt wie vom VKA gefordert, die Arbeitszeit auf 40 Stunden zu erhöhen, senkt die Stadt Stuttgart die Arbeitszeit für alle Beschäftigten auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Durch diese Arbeitszeitverkürzung wird die Forderung von ver.di nach einer "verbindlichen Übernahmeregelung für alle Azubis" gewährleistet. Die Zahl der Auszubildenden wird gleichzeitig auf eine Quote von 10% erhöht wird.

Die Stadt Stuttgart lehnt eine Weiterführung der leistungsabhängigen Bezahlung und ihre Teilfinanzierung aus künftigen Lohnerhöhungen ab. Die aus dem Wegfall der Kinderzuschläge im TvöD umgewidmeten Beträge werden durch Wiedereinführung der Kinderzuschläge oder Erhöhung der Jahressonderzahlungen für alle an die Beschäftigten ausbezahlt.

Die Stadt Stuttgart gruppiert niemand in die EG 1 des TvöD (1.286,--) ein, sondern mindestens in EG 2, Stufe 2 (1.610,--). Alle bereits in EG 1 einstuften Mitarbeiter (z.B. Reinigungskräfte im Klinikum) werden entsprechend höhergruppiert.

Die Stadt Stuttgart gewährt allen Stellenwechslern die volle Anerkennung ihrer Besitzstände und stuft niemand ab. Wiedereinsteigern werden Berufserfahrung und Alter bei der Eingruppierung anerkannt.

Die Stadt Stuttgart setzt sich dafür ein, dass die Übergangsregelungen bei der Eingruppierung bis zur Verabschiedung einer neuen Entgeltordnung weitergelten und verfährt bei Einstellungen weiter nach dieser Übergangsregelung. Beschäftigte, die nach dem 30. September 2005 eingestellt wurden bzw. Beschäftigte, deren begonnene Aufstiege infolge der Stichtagsregelung des Überleitungsrechts nicht mehr wirksam geworden sind, werden bei der Stadt Stuttgart bei der Besitzstandsregelung des Überleitungsrechts zu den Bewährungs- und Fallaufstiegen und zu den Vergütungsgruppenzulagen mit den Altbeschäftigen per 1. Januar 2008 gleichgestellt und nicht weiter benachteiligt.

Alle offenen Punkte des TvöD (Restanten) werden von der Stadt Stuttgart sofort so umgesetzt, dass es keine Verschlechterung gegenüber den Regelungen des BAT/BMT-G/MTArb gibt.

Die Stadt Stuttgart vertritt innerhalb der VKA diese Position und setzt sie einseitig um.

Begründung

  • Mit dem seit 1.10.05 in kraft getretenen TvöD wurde das Tarifniveau gegenüber dem BAT um 10 bis 15% abgesenkt. Stellenwechsler und Kollegen, die Familien gründen verlieren hunderte von Euro. Der TV-N für die Nahverkehrsbetriebe war ein Absenkungstarifvertrag in ähnlicher Größenordnung. Eine verheiratete Erzieherin mit zwei Kindern verliert über die Lebensarbeitszeit gerechnet sage und schreibe 238.000 Euro gegenüber dem BAT. Eine Krankenschwester muss - wie inzwischen festgestellt - körperlich härter arbeiten wie ein Bauarbeiter, hat wie ein Lokführer Wechseldienst und eine hohe psychische Belastung. Sie hat nach dem TvöD ein Berufsanfängergehalt von 1.850 Euro und nur miserable Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste. Über die Lebensarbeitszeit gerechnet verliert eine Krankenschwester mit zwei Kindern 68.852 Euro gegenüber dem BAT. Seit Mai 2004 wurden die Tabellenlöhne im öffentlichen Dienst nicht mehr erhöht. Gleichzeitig wurden Stellen abgebaut und der Arbeitsdruck enorm ehöht.

  • Der öffentliche Dienst ist inzwischen zum Niedriglohnsektor geworden. Viele Kolleginnen und Kollegen haben inzwischen ein Zweitjob, um über die Runden zu kommen und/oder sind verschuldet. Mit der EG 1 wurde im TvöD eine Armutslohngruppe von brutto 1.286 Euro eingeführt. In diese Entgeltgruppe werden am Klinikum Stuttgart Reinigungsfrauen eingruppiert. D.h. die Gemeinderäte bekommen für ihre ehrenamtliche Tätigkeit mehr Aufwandsentschädigung als eine Putzfrau bei der Stadt als Monatslohn. In einem Offenen Brief an Bürgermeister Murawski vom 20.11.2006 haben die Vertrauensleute des Klinikum Stuttgart gefordert, die Eingruppierung in EG 1 zu beenden.

    Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienten 13.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst im Jahr 2006 so wenig, dass sie eine Aufstockung nach Hartz IV in Anspruch nehmen mussten. Im Jahr 2007 dürfte die Zahl der Hartz-IV-Aufstocker im öffentlichen Dienst noch höher sein. Vor diesem Hintergrund ist die Forderung von ver.di nach 8% und mindestens 200 Euro sehr bescheiden. In vielen Bezirken und Gliederungen wurden höhere Forderungen gestellt. Der ver.di-Bezirk Stuttgart forderte z.B. 9,4% und mindestens 200 Euro.

  • Die Verlängerung der Arbeitszeit von 38,5 auf 40 Wochenstunden bedeutet für Stuttgart die Vernichtung von ca. 650 Arbeitsplätzen und gleichzeitig eine Reduzierung der Stundenlöhne der städtischen Beschäftigten um 4%. Eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich würde 1.600 Stellen schaffen und der Jugend eine Berufsperspektive eröffnen. Darüber hinaus würde es den Stress für die Beschäftigen abbauen. Es wäre mehr Zeit für Kinder, Sport, Bildung und Erholung. Es ist nicht einzusehen, dass ein Beschäftigter bei der Stadt 4 Stunden länger arbeitet als ein Daimler-Arbeiter und das auch noch bei geringerem Gehalt.

  • Die leistungsabhängige Bezahlung ist zurecht bei den Beschäftigten verhasst und muss wieder abgeschafft werden. Beim Leistungslohn geht es nicht darum, die ständig höhere Leistung besser zu bezahlten, es geht darum Belegschaften zu spalten und noch mehr auszupressen. Der Konkurrenzkampf soll direkt in die Belegschaften getragen werden. Durch Teilen und Herrschen sollen die Belegschaften dem ständig steigenden Druck gefügig gemacht werden. Der Leistungslohn ist Teil der Neoliberalisierung der Gesellschaft. Danach hat die Arbeitskraft einen individuellen Wert und einen individuellen Preis. Die Folge davon ist die Individualisierung und Verbetrieblichung von Lohnverhandlungen, d.h. Entsolidarisierung und Schwächung der kollektiven Kampfkraft.

  • Durch die Umstellung des Tarifvertrags vom BAT auf den TvöD sind insgesamt 48 Regelungen, die sogenannten Restanten, offen bzw. die Arbeitgeber weigern sich die vereinbarten Regelungen umzusetzen. Dahinter verbirgt sich z.B. die Kostenübernahme zu Fahrten zur Berufsschule durch die Arbeitgeber (Pkt. 19) oder Urlaubsanrechnung bei Urlaub bei dienstplanmäßiger Arbeit an Wochenfeiertagen (Pkt. 13). Im Einzelfall geht es für die Beschäftigten dabei um viel Geld. Dieser Zustand muss sofort beendet werden.

Entwurf für Artikel für Betriebszeitungen

Streikbereite Erzieherinnen suchen die Unterstützung solidarischer Eltern!

Verdi fordert für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen nach langen Jahren der Zurückhaltung und des Reallohnverlustes in der anstehenden Tarifrunde 8% mehr Lohn und Gehalt. So berechtigt und notwendig diese Lohnforderung ist, soviel Energie und Kampfkraft werden ihre Durchsetzung bei Kolleginnen und Kollegen erfordern. Dabei werden - wie in der Auseinandersetzung um die Arbeitszeit 2006- insbesondere wir Erzieher/innen in den städtischen Tageseinrichtungen für Kinder in Stuttgart wie auch in den umliegenden Landkreisen zu den streikbereiten - und streikerprobten Belegschaften gehören. Gleichwohl sind Streiks in Kitas immer auch eine Belastungsprobe für das Verhältnis von Erzieher/innen und Eltern.

Im 9-wöchigen Arbeitskampf um die Arbeitszeit haben wir von der überwiegenden Zahl der Eltern vor Ort viel Sympathie, Anerkennung und Solidarität erfahren. Leider haben sich in der veröffentlichten Meinung vermehrt Mütter und Väter zu Wort gemeldet (und melden können), die für streikende Erzieher/innen wenig bzw. keinerlei Verständnis zeigten. So entstand eine Schieflage zwischen Berichterstattung und der tatsächlichen, solidarischen Elternunterstützung in den Tagesstätten.

Da bei Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst die mediale Berichterstattung eine gewichtige Rolle spielt, suchen wir gewerkschaftlich organisierte Mütter und Väter, die bereit sind, unseren Kampf um mehr Geld auch in der Öffentlichkeit, gegenüber Presse, Rundfunk und Fernsehen, in Leserbriefen etc. solidarisch zu unterstützen.

Bereits jetzt gibt es Anfragen nach entsprechenden Interviewpartner/innen. Es ist entlastend, bereits jetzt Mütter und Väter zu kennen, die uns auf diese Weise hilfreich zur Seite stehen wollen. Wenn Ihr Euch, liebe Metaller/innen, angesprochen fühlt, bitte meldet Euch bei cuno.haegele@verdi.de.

Wir, die Vertrauensfrauen und -männer im Jugendamt, freuen uns über Eure praktische solidarische Unterstützung und danken Euch vorab!!


Siehe dazu auch:


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