Home > Diskussion > Realpolitik > Kongress > Kongress-Materialien > Wiebkes Protokoll
Updated: 18.12.2012 15:51
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

Wiebke, SAGA

Protokolle der Tagung "Die Kosten rebellieren",

vom 25.6.-27.6. in Dortmund

 

Freitag Abend – Auftaktveranstaltung

Hagen, kein mensch ist illegal: Die Schnittstelle Prekarisierung-Migration stellt eine strategische Herausforderung dar. Die antirassistische Linke hat sich seit jeher mit Kapitalismus und Rassismus beschäftigt, die Kritik am Kapitalismus in letzter Zeit aber vernachlässigt.

Mag, labournet: Soll Position der Gewerkschaftslinken darstellen. Durch Hartz, derzeitige Tarifverträge, Dumping bei Siemens usw. wurde in letzter Zeit überall geregelte Prekarisierung eingeführt. Früher gab es dagegen ungeregelte Prekarisierung, d.h. Jobs ohne Regulierung, mangelnde rechtliche Absicherung, Unsicherheit. Das war zum Teil freiwillig, als Teil der Revolte gegen die Normalarbeit, z.T. damals schon unfreiwilliger Zwang. Gewerkschaften sind für unsere Anliegen keine Partnerinnen. Sie fallen uns eher in den Rücken, etwa mit der Legende der Voll-, Normalarbeit, die weder möglich noch gewollt ist. Gewerkschaften treiben Spaltung voran, etwa durch den Diskurs der Wettbewerbsfähigkeit, des Standorts usw. Wir sollten auf dieser Tagung nicht versuchen, eine Lösung zu finden, weil wir sehr heterogen sind, es gibt nicht einen einzigen richtigen Weg.

RESPEKT, Berlin: Feministische Perspektiven auf Reproduktionsarbeit und Globalisierung, Kapitalismus und Migration. Zusammengeschlossen mit der Gesellschaft für Legalisierung (GFL). Film über GFL und Respekt bei Verdi-Kongress, zur Frage der Situation der migrantischen Hausangestellten.

Vereinte Arbeitergewerkschaft, Türkei: Wir organisieren Arbeiter im informellen Sektor. Begann mit Leiharbeitern bei der Post. Auch soziale und kulturelle Probleme (Gesundheit, Bildung). Problem bei diesen prekären Arbeitern: haben keine Selbstdefinition als Arbeiter, wurden von Wissenschaftlern als Teil der Stadtperipherie, als Subkultur bezeichnet, werden auch dort nicht als Arbeiter wahrgenommen. In der Türkei müssen im öffentlichen Sektor Arbeitende Beamtenstatus haben, d.h. der Einsatz von Leiharbeiterinnen bei der Post, einem staatlichen Unternehmen, war nicht rechtmäßig. Während der Klage der Vereinten Arbeitergewerkschaft gegen die Post, wurde die Gewerkschaft verboten und das Büro geschlossen.

Samstag

Workshop: "Kein Ort. Nirgends?” geleitet von tie-Bildungswerk, express-Redaktion und amplitude/kein mensch ist illegal.

Programm: 1. Mónica, Latino Workers’ Centre, New York; 2. SUD Paris, – Faty; 3. Jeffrey, campaigner

1. Mónica, Latino Workers’ Centre, New York:

Prekäre in USA sind meist MigrantInnen, mit oder ohne Papieren. Probleme, sich zu organisieren, wegen der Sprache, weil sie sehr verschiedenen Arbeiten nachgehen, häufiger Arbeitsplatzwechsel, wegen Unsicherheit am Arbeitsplatz und wegen Aufenthaltsstatus. US Gewerkschaften sind nicht an der Organisation dieser Arbeiterinnen interessiert. Mónica ist seit 10 Jahren in den USA, Prekarität ihrer Leute nicht nur am Arbeitsplatz sondern allgemeine Lebensumstände sind prekär. Analyse ihrer (rechtlichen, materiellen usw.) Situation notwendig, um Organisationsformen zu finden.

Vier grundlegende Merkmale sind für ihre Organisation zu beachten:

1. Organisation zur Vereinigung von ArbeiterInnen aus verschiedenen Industrien, Sektoren, und aus verschiedenen Gemeinden (communities). "Latinos" ist keine homogene Gruppe, verschiedene Herkunftsländer, kulturelle Unterschiede, d.h. ihre Organisation muss alle Unterschiede tolerieren, berücksichtigen, integrieren.

2. Probleme am Arbeitsplatz mit sozialen Problemen verbinden, besonders Aufenthaltsstatus. In USA 9 Mio. Sans Papiers, nicht nur latinos. Daher Kampagnen für gerechtere Entlohnung und für Legalisierung, sodass sich alle Arbeiter mit und ohne Papiere identifizieren.

3. Organisation so offen wie möglich, horizontal, von unten nach oben. ArbeiterInnen selbst, d.h. an der Basis, diskutieren ihre Bedürfnisse und Optionen. Dabei Frauen angemessen vertreten. Für Frauen ist es schwieriger in der Organisation mitzuwirken, wegen mehrfacher Belastung durch Arbeit, Kinder, Haushalt, Gesundheit, Machismus. Daher sind gut durchdachte Maßnahmen für ihre Integration in die Organisation nötig, z. B. die Räume für Treffen müssen sicher sein (Treffen in Kirchen garantieren häufig die Teilnahme von Frauen, auch Gemeindezentren oder private Räume in Wohnungen); Kinderbetreuung organisieren; Treffen zu Tageszeiten, zu denen Frauen kommen können. Z.b. nicht am Wochenende, zwar keine Lohnarbeit aber Reproduktionsarbeit in Haushalt und Familie meist am Wochenende.

4. Kooperationen, Zusammenarbeit. Nicht nur Latino Workers’ Centre, nicht nur auf unmittelbare Verbesserungen hinarbeiten, sondern auch auf langfristige Veränderungen zielen. Z.b. wirtschaftliche und politische Abhängigkeit Lateinamerikas von den USA erkennen. Wie kann sich Arbeiterorganisation verbinden mit anderen? Unsere Probleme betreffen nicht nur migrantische Arbeiterinnen, sondern z.T. die gesamte Arbeiterklasse.

Grundidee: Arbeit ist ein universelles Menschenrecht. Wir akzeptieren nicht, dass wir "illegale" Arbeit machen, oder dass wir "illegal" sind. Wir schaffen Reichtum, leisten Dienste, diese werden nicht als "illegal" angesehen von der Konsumgesellschaft. In den letzten Jahren arbeiteten wir an einer Legalisierungskampagne. Grund für Migration ist die ökonomische Ungleichheit und Abhängigkeit unserer Länder von den USA, niemand migriert zum Spaß oder zum Englischlernen. Wir gehen in die USA zum arbeiten. Die USA beuten Lateinamerika aus, also müssen sie dafür auch zahlen. Durch die Migrationströme in die USA und nach Europa wollen wir uns etwas wieder aneignen von dem, was uns genommen wurde, nach 500 Jahren haben wir uns aufgemacht.

Globalisierung heißt, internationale Großfirmen setzen ihre kapitalistischen Vorstellungen durch. Sie können ihr Kapital vorteilhafter anlegen, aber verhindern Migration. Daher müssen die Migrationbewegungen - dorthin wo die besten Bedingungen herrschen - auch den freien Fluss der Arbeitskräfte durchsetzen. Wir wollen einen grundlegenden Wandel der rechtlichen Situation. Die betreffenden US-Gesetze stammen aus den 60ern, passen nicht mehr zur heutigen Lage. US-Gesetze verhindern Migration, entsprechen daher weder den Interessen des Marktes noch denen der Arbeiter.

Forderungen: 1. Familienzusammenführung für Migranten, auch wenn sie aus wirtschaftlichen gründen migrieren. 2. Ohne Unterscheidung nach geographischer, ethnischer Herkunft und nach Migrationsgründen braucht der Arbeitsmarkt die Migranten. Deshalb sollen alle Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erhalten. Bisher kommen viele mit einem Touristen-Visum, d.h. haben keine Arbeitserlaubnis, d.h. arbeiten in Bereichen, wo ihre Arbeitskraft gefragt ist, aber "illegal". Später läuft Visum ab, dann sind sie ganz "illegal". Das ist gut für die Firma aber schädlich für die Arbeiter. "Illegale" Arbeit, d.h. z.T. 60-80 Std./Woche. Die Firma sagt vielleicht, sie arbeiten 40 Std./Woche, der Extraprofit taucht nirgends auf. Auch die Regierung hat daraus Vorteile, braucht sich nicht um Arbeitslosenversicherung, Krankrenversicherung usw. zu kümmern.

Frageteil zu Mónicas Vortrag:

- Zusammenarbeit mit afroamerikanischen Gruppen?/ - Sprachliche und kulturelle Probleme, anderes Konzept von Arbeiterklasse, und Angst, sich gegenseitig Arbeit wegzunehmen. Wir versuchen zusammenzuarbeiten, weil es absolut notwendig ist, auch mit asiatischen communities. Aber wir werden von den anderen communities oft als die wahrgenommen, die Arbeitsplätze wegnehmen/ - Habt ihr die US-Gewerkschaften ein für allemal abgehakt? - Zwischen den US-Gewerkschaften und uns besteht eine Hassliebe. Ihr Interesse ist vor allem, Mitglieder und Mitgliedsbeiträge zu werben, nicht unsere Interessen zu vertreten. Viele der Gewerkschaften haben große Korruptionsprobleme auf hohen Ebenen. Und US-Gewerkschaften sind nicht demokratisch. Sie sind stark parteigebunden, Parteiinteressen stehen vor Gewerkschaftsinteressen. Sie beziehen keine Position zum Problem der Illegalisierten, weil das gegen die Interessen der Demokratischen Partei wäre. Ich bin für die Interessen der Arbeiter, nicht für irgendeine Partei. Wir haben aber nichts gegen punktuelle/thematische Zusammenarbeit. Dabei achten wir darauf, unsere Autonomie zu wahren. Kampf für Papiere und für das Recht auf Arbeit sind für uns zentral./ - Wie seid ihr praktisch organisiert? Raum, Mitgliedschaft usw.? - Mitgliedsorganisation (1000-2000? Mitglieder), keine fest Angestellten. Leute wenden sich mit ihren Problemen (Lohnbetrug, sexuelle, rassistische Übergriffe usw.) an uns. Wir versuchen, ihre Situation zu verstehen, ihnen ihre rechtlichen Möglichkeiten aufzuzeigen, sie mit anderen in derselben Situation zusammenzubringen. Wir bringen die Probleme in die Öffentlichkeit. D.h. wir arbeiten nach verschiedenen Methoden. Die Vorgehensweise ist dabei nicht, dass wir an ihrer Stelle handeln, sondern wir bieten erst mal Rechtsberatung, zeigen Wege, um Rechte einzufordern. Durchführen müssen sie das selbst. In den Migrationsproblematiken bieten wir auch rechtliche Beratung, z.T. mit Unterstützung durch Rechtsanwältinnen, weil die Gesetze sich ständig ändern. Z.b. nach Razzien auf sweatshops geht es um die Frage, wie kann man Aufenthalt erstreiten? Bei unserer Arbeit sind immer drei Elemente wichtig: Bildung/Fortbildung – Organisation und Aktion./ - Mehr Industrie- oder auch Hausarbeiterinnen? - Alle. Das vereinfacht die Organisation, wir organisieren alle Typen, auch kleine Händler. Wichtig ist, dass die Leute arbeiten, nicht wo sie arbeiten. Dies im Unterschied zu den Gewerkschaften, die vor allem mit bestimmten Betrieben oder Branchen Tarifverträge abschließen./ - Was heißt basisdemokratisch, wie sehen eure Organisationsstrukturen aus? - Versammlungs- und Konsultationsprinzip. Alle Fragen werden in den Komitees der einzelnen New Yorker Bezirke diskutiert und werden dann in die Agenda aufgenommen. Für viele steht Illegalität im Vordergrund./ - Bzgl. Frauenstärkung, wie sehen Pozentanteile aus? - Mehr als 60 % Frauen. Koordinationskomitees sind gemischt. New York hat 5 Bezirke, in jedem ein Komitee, verschiedene Nationalitäten repräsentiert, in jedem der Komitees sind die Frauen in der Mehrheit.

2. SUD -. Solidaire, Unitaire, Démocratique

Von Sud waren insgesamt vier Leute da, darunter ein Mann und eine Frau namens Faty.

Faty (Mann), Reinigungssektor von SUD-Rail (Eisenbahner) stellt vor:

Was ist SUD? Alle SUD v.a. im öffentlichen Sektor, nach Sektoren aufgeteilt. Traditionelle Gewerkschaften wollen nicht in prekäre Sektoren, darüber wurden in Frankreich viel geklagt. Das ist das Spezialgebiet von SUD. SUD-PTT (Telekom und Post) 1989 gegründet, SUD-Rail 1996. Durch Subkontraktierung viel privater Sektor im öffentlichen Bereich. SUD ist hier tätig. Noch junge Gewerkschaft, in Problematik ganz auf Arbeit konzentriert. Andere Organisationen in Frankreich für Sans Paiers, Obdachlose usw. wir geben uns volle gegenseitige Unterstützung, aber SUD ist nicht in diesen anderen sozialen und rechtlichen Problematiken tätig.

SUD versucht, sich in verschiedenen Bereichen auszuweiten, die Sektoren mit den Prekären zusammen neu zu strukturieren. Z.b. im Chemiesektor gibt es die traditionelle Beziehung Kern – Prekäre, wir wollen das neu organisieren. SUD-Nettoyage organisiert Putzkräfte in allen Sektoren (Gesundheit, Strom, Eisenbahn usw.). Kein zentrales Büro, das Entscheidungen trifft, die Basis entscheidet. Unsere Aufgabe: Information, Rechtsberatung usw. zur Auseinandersetzung.

Wichtig ist auch unsere Definition von Prekarität: Meisten assoziiert mit Immigranten, Analphabeten, niedrigen Gehältern, usw. das ist aber nicht ausreichend. Z.b. auch Franzosen prekär, v.a. Vertrags-, Übergangs-, Saison-, Teilzeitarbeiter, Sans Papiers, Obdachlose.

Faty (Frau): Ergebnisse Putzfrauenstreik

Faty bei SUD-Nettoyage seit 2001. prekäre Arbeiterin. Hotels der Gruppe Accor, Faty arbeitete für Zuliefererfirma Arcade. Arcade macht vor allem Zimmerreinigung in Hotels, aber auch Büroreinigung. Faty war Delegierte der Zimmerreinigerinnen. 2002 wurde Teilzeit eingeführt, ArbeiterInnen z.T. nicht bezahlt, Kadenz eingeführt, Arbeitsintensivierung. Kampf dagegen fing an, bis März 2002, ein Jahr lang Streik. SUD und das Solidaritätskomitee halfen mit, die Aktion durchzuführen, auch durch finanzielle Unterstützung, weil ein Jahr lang gestreikt wurde. Das war schwierig. Wir waren sehr gut in den Medien präsent. So konnten viele Forderungen durchgesetzt werden.
Literatur dazu: Ränkeschmiede – Texte zur internationalen ArbeiterInnenbewegung, "Das Solidaritätskollektiv: eine Erfahrung der etwas anderen Art", No. 14, Okt. 2003, für 5 Euro bestellen bei: Tie – Internationales Bildungswerk e.V., Postfach 102062, 63020 Offenbach, Tel: 069-88500
- beschreibt Streik und die Funktionen der verschiedenen Beteiligten darin. März 2003 wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Aber dann neue Schikanen, Pausenzeiten aufgezwungen, freie Tage aufgezwungen für ehemalige Streikende, und vor allem wurden in alltäglicher Arbeit die Streikerrungenschaften nicht umgesetzt. Ich begleitete immer Kolleginnen bei Gesprächen mit der Leitung. Wir mussten Delegationsstunden nachweisen, Aktivitäten zur Kontrolle, usw. sie wollten uns loswerden. Vor 2 Wochen bin ich entlassen worden, nicht legal und nicht gerechtfertigt. Jetzt beginnt der Kampf, dass ich wieder eingestellt werde. Selbst der staatliche Arbeitsinspektor billigte die Entlassung, die von Arcade und Accor erreicht wurde. Wir versuchen, den Kampf auf andere Gruppen und international auszuweiten. Es handelt sich um ein konkretes Beispiel für die Aktivitäten von SUD im Bereich Prekärer, Faty ist landesweit ein Symbol geworden.

Frageteil zum Vortrag der beiden Fatys:

- Wie ein Jahr lang finanziert? - Anfangs 30 Arbeiterinnen bei Arcade, bis Ende haben 21 Frauen den Streik durchgehalten. Weil er gut mediatisiert war, konnten sie auch finanziell durchhalten. Sehr ausführliche, differenzierte Berichterstattung. Starke Rolle des Solidaritätskomitees. Auch seit Fatys Entlassung wieder finanzielle Unterstützung. Wir unternehmen nun rechtliche Schritte, mit Hilfe juristischer Unterstützung. Wir sind auch hier, um Initiativen in Deutschland anzuregen. In Spanien und Italien gibt es bereits Vorschläge und Planungen. Lokale Komitees von SUD in Dijon, Clermont-Ferrand sind im Aufbau, in verschiedenen Städten Kampf für die Rücknahme der Entlassung und gegen gewerkschaftliche Repression durch Aktionen wie z.B. Hotelhallen stürmen, Flugblätter verteilen. Aber es gibt auch andere Probleme in Frankreich in dem Bereich, z.B. wurde ein Gewerkschaftsdelegierter der CGT von Virgin (große Buch- und Musikladenkette) entlassen, wegen "moralischer Belästigung" seines Chefs. Faty (Frau) wurde bereits von einer Frauengruppe in Frankfurt eingeladen./ - Wie fing der Streik an, wie habt ihr euch organisiert? - Nicht einfach, alle 30 Personen zusammenzubringen für den Streik. Motivation direkt wegen Verschlechterung der Arbeitssituation./ - Lohnforderungen oder gesamte Arbeitssituation angeprangert? - Faty und Kolleginnen kamen in SUD-Rail Versammlungen, baten um Hilfe. Keine Unterstützung durch große Gewerkschaften, daher war klar, dass wir mediatisieren müssen, nicht nur gegen Arcade sondern auch gegen Accor. Das heißt sofort auf Faktor Ausbeutung, Gesamtarbeitsbedingungen konzentriert, Patenschaftssystem (Unterstützungssystem) aufgebaut. Accor auch kritisiert wegen Abschiebezentren im Flughafen, "Wagon-Lit"-Angebote für Abschiebungen, Front National-Kongresse in den Hotels der Kette, daher Accor als Verantwortliche in die Öffentlichkeit bringen. Nur durch Markenschädigung können Forderungen durchgesetzt werden. Sonst wäre auch die Mobilisierung schwierig geworden. Forderung war, nur noch Zuliefererfirmen zu nehmen, die gewisse Standards respektieren./ - Kooperation mit SansPapiers? - Jeder auf bestimmte Felder konzentriert (SUD auf Arbeit, Sans Papiers auf Lergalisierung), aber gegenseitige Unterstützung./ - Aus eigener Erfahrung: unter Fabrikarbeitern in Deutschland auch so viel Frust und Wut, aber es passiert nichts. Wie kann man Mobilisierung erreichen? - Angst ist auferlegt durch die Methoden der Arbeitgeber (Druck, Drohungen, Verträge werden nicht verlängert usw.). Deswegen notwendig, erst Vertrauen zu schaffen, Integration zu erreichen, Helfen bis zum Ende, nicht die Leute irgendwann alleine dastehen lassen. Diskussion, Vertrauen und Sicherheit für Rückhalt bis zum Ende. Durchhaltevermögen und Seriosität zeigen. Das versteht man im Rückblick auf die traditionellen Gewerkschaften, die wollen Mitglieder werben, haben aber kein Interesse, sie dauerhaft zu unterstützen. Erste Ergebnisse bei SUD: sobald es mehr Vertrauen gibt, beginnen die Leute zu rebellieren, Arbeitgeberinnen werden sofort misstrauisch. Versuchen, Repräsentativität (französisches Gesetz über die Anerkennung der Repräsentativität einer Organisation) zu bestreiten, aber die Gewerkschaft wächst. Das hängt auch mit den untraditionellen basisdemokratischen Organisationsformen zusammen. Nicht ein zentrales nationales Büro mit einem Sekretär entscheidet. Daher können Arbeitgeber SUD nicht kaufen wie andere Gewerkschaften. Problem trotz SUD-Erfolgen ist, dass die Regierung und Unternehmerverbände versuchen, Mitbestimmungsgewerkschaften durchzusetzen und solche wie SUD zu bekämpfen./ - Haben andere Gewerkschaften seither ihre Haltung geändert? - Strukturen bei CGT, CFDT nicht verändert, einzelnen Individuen sind solidarisch, nehmen bei uns teil. In Frankreich gibt es 5 Gewerkschaftskonföderationen, SUD ist nicht konföderiert. Repräsentativität wird ständig in Frage gestellt. Dem Gesetz nach (1982 unter Mitterand verabschiedet), gelten Vertreterinnen in Betrieben mit mehr als 50 Leuten als repräsentativ, Rechtmäßigkeit der Sud-Vertreter angezweifelt.

Jeffrey – ehemaliger campaigner für die nordamerikanische Gewerkschaft Unite

Jeffrey seit 6 Jahren in Deutschland. Seither Orka-Arbeitskreis: Kampagnen auf Auftrag wie etwa die Schlecker-Kampagne.

Hier: Erfahrungsbericht von campaigner-Arbeit aus Montreal: Wir sollten als organizer und campaigner von Unite (US-amerikanische und kanadische Gewerkschaft) in einer große Bekleidungsfabrik, 2400 Arbeiter, zu 95% Migrantinnen, 18 Sprachen organisieren. Probleme wie Rassismus, sexuelle Belästigung usw. im Arbeitsalltag. Es gab zunächst großes Interesse, ein Kern aktiver Mitglieder im Betrieb waren organisiert. Nach 2 war aber die Kampagne Jahren erfolglos zu Ende. 5 % der Belegschaft, die nicht Lohnmigranten waren, dominierten die Gewerkschaft. Aber nach 2 Jahren hatten wir eine Reihe gut trainierter campaigner.

Über diese Leute aus dem Betrieb, stellten wir dann die Frage: wo arbeiten andere ihrer communities? In Altenheimen, kleineren Textilfabriken, Pommes Produktion, sehr unorganisiert. In Québec gibt es verschiedene Gewerkschaften, auch linke Föderationen, haben sich aber mit den "neue" Arbeitern (manche schon in der 2. Generation hier) nie beschäftigt. Innnerhalb der Arbeiterschaft gab es aber sehr verschiedene Einstellungen zu Gewerkschaften. Wir folgten denjenigen, die positiv eingestellt waren, in ihre Familien, Nachbarschaft, communities, konnten so in wenigen Monaten 5 Betriebe organisieren (1800 Mitglieder, in der großen Mehrheit Migrantinnen): Altenheim, Pommes-Hersteller, Möbel-, Sockenhersteller. So hatten wir insgesamt in 4 Jahren 2400 Mitglieder organisiert.

Industrielle Unterschiede sind für die Gewerkschaften viel größer als für ihre Mitglieder. Organische Verbindungen zwischen Betrieben über Familien, Nachbarschaft, communities. Daher haben wir schließlich übersektoriell organisiert. Wir waren die einzige Gewerkschaft, die aktiv in diesen ethnischen communities tätig war. Die Gewerkschaften in Québec hatten sich nie um diese Leute gekümmert, waren mehr mit der Unabhängigkeit Québecs beschäftigt und hatten keine Kapazitäten für englischsprachige Migration.

Jetzt versuchen wir über Orka in Deutschland Verbindungen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Deutschland und Zentraleuropa herzustellen, arbeiten etwa zu multinationalen Unternehmen in diesen Ländern, z.B. Kampagne gegen Modefirma Gucci, jetzt zusammen mit deutschen Gewerkschaften H&M-Kampagne. In Zukunft Kampagne gegen französisches Unternehmen Sédexo. Meistens sind Gewerkschaften unsere Auftraggeber, aber auf Projektbasis, die Frage ist immer, welche Arbeit für uns möglich ist, welche Kriterien wir anlegen.

Frageteil zu Jeffreys Vortrag

- In der Herrenbekleidungsfirma wurden 10 Leute permanent angestellt zum organisieren, wie wurde das finanziert? Konkurrenz mit anderen Gewerkschaften, verschiedene Sektoren?/ - An Ressourcen steht viel zur Verfügung. Die US-Gewerkschaften unterstützen Mobilisierung und Kampagnenarbeit mit 50% ihrer Ressourcen. Zur Konkurrenzfrage: Organisierungsgrad in nordamerikanischen Gewerkschaften ist 10%, Tendenz sinkend. Sie streiten sich trotzdem um Mitglieder, aber das ist kein großes Problem. Sie haben uns kaum bemerkt. Außer bei den janitors gibt es keine Großgewerkschaften in sweatshops./ - Einstellung gegenüber workers’ centres? - Opportunistisch. Gut, wenn sie neue Mitglieder bringen. Aber wichtig ist denke ich, wie eine Gewerkschaft Leute organisiert, was sie mit ihnen macht. Die Mitgliedschaft, die wir organisiert haben, war sehr aktiv./ - Hatte die Organisierung von Migranten Rückwirkungen auf die Gewerkschaftsstrukturen in unteren Vertretungsstrukturen? - Die politische Struktur ist bei Unite zentralisiert. Aber z.B. die 2400 Mitglieder in diesen Bereichen waren z.T. selbst organisiert, es entwickelte sich eine lokale Eigendynamik, unser Büro dort war ständig voller Leute. Der US-Gewerkschaftsdachverband initiierte eine riesige Organisierungskampagne um den sinkenden Mitgliederzahlen entgegenzuwirken. Seither gab es wohl viele Neueintritte. Seit 2 Jahren aber selbstkritische Diskussion über festangestellte Organizer: wie kann über diese Leute ein Selbstbewusstsein in der organisierten Belegschaft, eine Kontinuität und Diskussion gesichert werden? Viele nach einem Jahr wieder ausgetreten, oder die Betriebe wurden zerschlagen, umstrukturiert usw. das ist das Problem am gesamten organizing-Modell./ - Welche konkreten Themen standen im Vordergrund eurer Arbeit? - Meistens nicht an erster Stelle Lohn, sondern Gerechtigkeit, Respekt, sexuelle Belästigung usw. Wir fragen die Belegschaft beim ersten Treffen, dann kommen Punkte wie Toilettenpausen usw. Wir fragen dann, was sie machen wollen und überlegen gemeinsam. Wenn kein Interesse besteht, gehen wir wieder./ - Wer wird fest angestellt, woher kommen die organizer? - In 90ern stellten Gewerkschaften Organizer aus sozialen Bewegungen an. Ich war z.B. direkt in der Friedensbewegung und in der Diskussion um Abtreibung aktiv. Ich wollte Kampagnenarbeit für Gewerkschaften machen./ - Wie konntet ihr dann von der auftraggebenden Gewerkschaft abweichende Themen einbringen? In Frankreich muss wer von der Gewerkschaft bezahlt wird, genau den Gewerkschaftskurs vertreten, sonst wird ihm gleich gekündigt./ - Gewerkschaften sind die schlimmsten Arbeitgeber. Ihr Ziel sind neue Mitglieder. Wir wollen dagegen Bewegungen aufbauen. Da gibt es Unterschiede. In den USA hatte ich politische Probleme mit den Gewerkschaften, Kanada war eine Insel für mich.

Allgemeiner Diskussionsteil zu diesem Workshop

- Wie kann man/können sich Prekäre organisieren?

- Mónica: Die Frage ist doch, wie kann man Gemeinsamkeiten herstellen, eigene gemeinsame Interessen definieren? Um Erfolg zu haben, muss man die Interessen der Leute vertreten. Das Problem bei den Organizing-Kampagnen der großen Gewerkschaften in USA ist: sobald die Kampagne zu Ende ist, sind die neu geworbenen Mitglieder wieder alleine, gehen wieder verloren. Sobald man aber organisiert ist, ergeben sich erst mal eine Reihe neuer Probleme, etwa Angriffe durch Chefs und Unternehmensführung. Gerade dann sind aber die Gewerkschaften nicht mehr da, um ihre Leute zu verteidigen. Die Organizer haben keine feste Verbindungen mit den Arbeiterinnen und dem Chef, weil sie ständig versetzt werden, als direkte Repräsentantinnen der Gewerkschaften haben sie keine stabile Beziehung zu den Arbeitern. Hinter den organizing-Kampagnen stehen auch versteckte Motive. In den 90ern z.B. fingen die Kampagnen an, weil die Gewerkschaften die Konkurrenz der workers’ centres wahrnahmen, letztere waren damals gerade in großem Aufschwung, weil sie unbürokratisch und nicht so hierarchisch und korrupt wie die Gewerkschaften sind.

Das Latino workers’ centre hat keine Satzung, keine vorgeschriebenen Handlungsregeln wir führen sehr spezifische, konkrete Kämpfe. Es ist eine sehr wache Organisation, wir denken ständig mit. Kampagnen können einfach damit anfangen, dass ein einzelner Arbeiter zu uns kommt, der in der Zeitung von uns gehört hat und uns ein Problem schildert, das wir dann aufgreifen. Wichtig ist, dass es bei uns nicht darum geht, Mitglieder zu werben, sondern dass wir konkrete Probleme der Leute aufgreifen. Das Interesse der Gruppe darf nicht unterschiedlich sein, als die Interessen des centres. Organisationsinteressen dürfen nicht anders sein als die Interessen der Betroffenen und falls doch, müssen die der Betroffenen voranstehen.

- SUD: die großen Gewerkschaften werden wohl nicht alle Prekären organisieren, außerdem sind es enorme, hierarchische Organisationen mit großen internen Konflikten. Wir arbeiten speziell für Prekäre und Arbeit, und nehmen an Aktionen von anderen Gruppen wie Sans Papiers usw. teil. Unsere Gewerkschaft kann sich nicht um alles kümmern, Probleme wie Legalisierung z.B. werden delegiert an andere Gruppen.

Sud-Rail ist ein Kontakt für alle Prekären, die etwa in dem Sektor Eisenbahn und auch bei den Zuliefererfirmen arbeiten. Wir bieten Hilfe für Organisierung, z.B. über Patenschaften an. Aber die Strukturen bilden sich dann selbständig, wie im Moment etwa bei SUD-Nettoyage. Das sind nicht immer Anhängsel von SUD-Rail, sondern aus dem Bereich der Zulieferer-Firmen wird eine neue Sektion entstehen. Wir von SUD-Rail helfen rechtlich usw., aber sie haben ihre eigenen Forderungen und Delegierten. Wichtig ist auch, dass wir Fortbildungsmaßnahmen für Delegierte anbieten.

- Frage: in der Autoindustrie in Deutschland etwa ist es zu gefährlich als Gewerkschaft die Prekären, Leiharbeiter usw. anzusprechen. Wäre es hier sinnvoll, ein workers’ centre außerhalb der Betriebe zu schaffen? Am Arbeitsplatz kann das gefährlich sein.

- SUD: Bei SUD ist es so, dass Delegierte an den Arbeitsplatz gehen, das Problem ist aber, dass es im Fall der Zuliefererfirmen wie Arkade etwa über 80 Einsatzplätze gibt. Kommunikationsstrukturen sind wichtig. Z.T. laufen die über lokale Koordination sektorübergreifend. - Wir sollten in der Diskussion Organisation und Aktion unterscheiden. Widerstand ist vor allem Aktion, Aktion sollte Vorrang vor der Frage der Organisation haben. Z.B. Elixir-A, Lohnkampf in Berlin. Auch in Frankreich gab es wegen Lohnraub Aktionen, Streiks usw., dieser Widerstand ergibt sich nicht, weil bestimmte Organisationsformen da sind. Man sollte nicht denken, dass Leute immer erst dann begreifen, wenn sie organisiert sind und erst dann agieren. - Nicht so starke Trennung, für Aktionen braucht man auch einen strukturellen, organisationellen Rahmen. - SUD: in Frankreich sind gewerkschaftliche Organisationsstrukturen ein Rechtsanspruch, auch bei den Prekären. Es funktioniert nur hier nicht. SUD kann auch einen Kampf mit nicht gewerkschaftlich Organisierten beginnen.

- Woher kamen denn bei dem Putzfrauenstreik die Forderungen? Wer artikulierte sie, welche neuen Formen der Organisation können sich ergeben? Wir sollten nicht immer in der klassischen Form von Gewerkschaft denken.

- SUD: manche Aktionen finden auch unter den Namen anderer Organisationen statt, z. B. "Stop Précarité", in Zusammenarbeit mit Leuten von SUD aber auch von CFDT, CGT. Wenn SUD dazu aufruft, meinen andere Gewerkschaften, wir seien zu links, zu extrem und nehmen nicht teil. Daher oft unter anderen Namen, Hauptsache die Aktion läuft. Wichtig ist der Kampf gegen die Prekarität, nicht SUD.

- Mónica: beim workers’ centre geht es um Arbeit, aber andere Fragen werden auch berücksichtigt. Gewerkschaften klammern andere Themen aus, haben so ihren Aktionsradius und ihre Mittel stark eingeschränkt. Beim workers’ centre soll sich nicht der Arbeiter an die Struktur der Organisation anpassen, sondern die Organisation an die Bedürfnisse der Arbeiter. Aktion heißt immer. Bildung, Organisation, Mobilisierung, alles drei, und Koaktion, Kooperation mit anderen Zentren. Der Unterschied zu den Gewerkschaften ist auch, dass diese Kampagnen sich von vornherein auf einen bestimmten Zeitraum festlegen, unsere Legalisierungskampagne wird aber so lange laufen, bis das Ziel erreicht ist.

- Wie schafft man ein positives öffentliches Klima für seine Anliegen?

- Am besten dadurch, dass man sehr konkrete Probleme aufgreift, die jeder nachvollziehen kann, dann gibt es spontane Solidarität. Früher herrschte die Vorstellung, große Kämpfe sind Mehrheitskämpfe. Erst müsse man alle organisieren, dann durch einen Knopfdruck alle laufen lassen. Aber im prekären Bereich lösen oft ganz wenige einen Kampf aus, um sie herum bilden sich Mobilisierungen. Bei der Firma Arkade waren es nur 23 von 2000, nur durch die Unterstützung und Solidarisierung konnten sie durchhalten.

- Mónica: in den USA sind öffentliche Meinung und Medien stark manipuliert und von den großen Medien beherrscht. Wir nutzen viel alternative Kommunikationssysteme, Flugis, und natürlich Versammlungen zur Kommunikation, wo sich auch solidarische Gruppen treffen. Es gibt Erfolge in der Öffentlichkeit und den großen Medien zu bestimmten Zeitpunkten. Z.B. Arbeitsrechte, Migrationsgesetze konnten wir 1999 über eine Demo für Legalisierung in die Medien bringen, da musste auch AFC-CIO (Gewerkschaftverband) öffentlich Position beziehen für Legalisierung. Es gab eine nationale Debatte über die Immigrationspolitik, aber niemand brachte Alternativen. Wir haben dann selbst eine geschrieben, die zwei Jahre lang bis hin in den Kongress und die Ausschüsse zirkulierte. Heute sind acht Alternativen im Umlauf, die sind nicht alle unbedingt gut, aber es passierte immerhin etwas. Wir konnten einen gewissen öffentlichen Druck aufbauen, z.B. um mehr zweisprachige Gewerbeaufseherinnen zu fordern, die sich um Verstöße gegen die Arbeitsgesetzgebung kümmern. Und wir haben keine Scheu, mit den Feinden zu diskutieren, wenn es sein muss, dass man sich zusammensetzt und diskutiert, dann tun wir das.

- Schlusswort express-Redaktion

die Vielfalt der Beispiele hier, gewerkschaftliche und nicht-gewerkschaftliche Arbeiterinnenorganisationen zeigen, dass man praktisch auf die Anfänge zurückgeworfen ist, auf die Erfahrung erster Organisationsversuche ohne jegliche Infrastruktur, ohne große Organisationen im Hintergrund. Wir haben hier nicht genug die Möglichkeiten internationaler Kooperation diskutiert, hierzu am Sonntag den Workshop "this tuesday".

Aus Gesprächen mit Mónica in der Pause: Anfang der workers’ centres war das centro chino, das aus Kämpfen in China Town entstanden ist. Ich wollte dort Latinos einbinden, eine multiethnische Organisation versuchen mit Afros, Asiaten und Latinos. Aber es gab Probleme, v.a. mit der Sprache und das war zu schwierig. Die Chinesen sind so schon seit 30 Jahren organisiert. Die Afros haben verschiedene Formen der Organisation. So haben wir das Latino workers’s centre geschaffen, das sich auf spanischsprachige konzentriert. Weiterhin Kontakte zu anderen Gruppen, aber keine grundlegende Zusammenarbeit. Ist auch schwierig, weil Afros und Asiaten uns als diejenigen ansehen, die ihnen die Jobs wegnehmen. Wichtig für unsere Motivation ist, dass wir glauben, dass Legalisierung möglich und notwendig ist, auch deswegen, weil die USA derzeit große Angst vor Terroristinnen hat, sie wollen und müssen daher wissen, wer überhaupt im Land ist. Sie könnten alles besser kontrollieren, wenn alle Papiere hätten. Aber die Probleme werden nicht aufhören, wenn alle Papiere haben, die Afros z.B. haben meist Papiere und trotzdem viele Probleme.

Sonntag

Workshop "this tuesday"

Hagen, Kirsten und Florian aus FF stellen vor:

"this tuesday"-Internetprojekt, nützlich für transnationale Organisationsprozesse?
Auf tie-Konferenz im November 2003 wurde diskutiert: wie kann man auf internationaler Ebene unterschiedliche Ansätze kommunizieren? Wie entsteht die kritische Masse, die Mobilisierung möglich macht? Dort wurde ein Herausgeberkollegium ("editorial team") gegründet, Leute von workers’ centres, aus Bologna, Spanien, Paris, Hongkong und Korea, um die Website zu gestalten. Website: http://thistuesday.org

Funktioniert über weblogs, d.h. Beiträge verschiedener Gruppe und Einzelpersonen können registriert werden, jeder kann sich einloggen und die Seite mitgestalten. Das dient nicht nur dazu, aktuelles Material (Texte, Analysen, Berichte etwa zu Bereichen wie Organisationsformen, Beziehungen zu Gewerkschaften, Legalisierungskampagnen, Mobilisierungsformen usw.) zu veröffentlichen, sondern auch zu archivieren, einmal nach thematischen und einmal nach geographischen Kriterien. Man kann dann etwa gezielt Beiträge zu einem Bereich, wie worker’ centres zusammenstellen und als Reader ausdrucken. Heißt "this tuesday", weil jeden Dienstag ein neues Projekt, eine Kampagne oder ein Diskussionsschwerpunkt vorgestellt werden soll.

Das heißt this tuesday ist nicht statisch wie PDF. Anderes Konzept als Indy-Media, weil stark thematisch konzentriert. Problem: erst mal nur in englisch, Frage der Kapazität.

Fragen und Diskussion

- Kritik am Projekt: Ohnehin schon so viele Websiten, jede Gruppe hat schon ihre Website und wer sich dafür interessiert, kennt die auch, warum dann noch mal eine Website für alle? - Es können unpassende Beiträge kommen - Länder mit wenigen, oder schlechten Internetverbindungen, viele Gruppen gar kein Zugang - Sprachprobleme

- Antwort: klar können 1001 Probleme auftauchen, aber erst mal anfangen, sehen, was passiert. Texte können auch in Originalsprachen reingestellt werden, vielleicht übersetzt sie jemand. Es sind bisher schon verschiedene Gruppen vertreten (Asian Monitoring Gorup, precarias a la deriva usw.), die in verschiedenen politischen Kontexten vielleicht bekannt sind, aber nicht überall. Erfahrung von der tie-Konferenz war, dass etwa Gruppierungen wie SUD nicht automatisch von solchen wie den workers’ centres wussten, obwohl sie ähnliche Erfahrungen haben. Hier soll eine Übersicht geschaffen werden, wer macht was wo?

- Die Hoffnung ist dabei, dass sich daraus neben der Dokumentation auch eine Kooperation und ein Austausch zu politischen Fragestellungen ergibt. Z.B. zur UN-Wanderarbeiterkonvention wollen sich europäische Initiativen, die hierzu arbeiten, am 1.Oktobr in Brüssel treffen und sich über die Umsetzung der Konvention in einzelnen EU-Ländern austauschen. Die Seite könnte auch nützlich sein zur Organisierung von Streiks, etwa in Abstimmung in Deutschland und der Türkei bei Metro. Als Katalysator für politische Prozesse funktioniert beispielsweise die call-centre-website der call-centre-Initiativen (prolposition.net?). Man könnte sich über die Website also über Aktionsvorschläge und –erfahrungen austauschen. Wanderarbeiter transportieren verschiedenste Aktionskulturen. Über this tuesday kann man auch die Entwicklung von Kampagnen verfolgen, nicht nur einmalige Konferenzen besuchen.

Sonntag, Abschlussplenum

Drei konkrete Punkte:

1. Volkshäuser-Vertreter und Vereinte Arbeitergewerkschaft aus der Türkei danken für das große Interesse an ihrer Arbeit. Die Gewerkschaft soll verboten werden, ein Istanbuler Arbeitsgericht hat das Verbot beschlossen. Das Büro wurde bereits geschlossen. Der Fall ist jetzt vor einem Obergericht. Wir brauchen einen Beschluss von dieser internationalen Konferenz für das Gerichtsverfahren, wir sollen hier diese Resolution verabschieden. Die Resolution wurde vom Plenum verabschiedet.

2. Internationale Solidaritätskampagne mit Putzfrauen von Arkade und gegen die Bedingungen bei Accor: - die Petition gegen die Arbeitsbedingungen bei Arcade und Accor, für die Einhaltung der durchgesetzten Streikforderungen, für die Einhaltung der Accor-Charta und zur Wiedereinstellung Fatys wird verteilt. Die Unterschriftenlisten sollen an die unten genannte Adresse in Paris zurückgesandt werden. - SUD aus Paris wird einen ersten Entwurf für ein Flugblatt verfassen, der übersetzt und über labournet rumgeschickt wird. - Der 23.7. ist vorgeschlagen als internationaler Aktionstag (Frankreich, Italien, Spanien, England, Deutschland), die endgültige Festlegung erfolgt im Laufe der Woche nach der Konferenz, da mit den anderen Ländern Rücksprache gehalten werden muss. - zum Aktionstag sollte man vor Ort die zuständigen Gewerkschaften (in Deutschland IG BAU) ansprechen, aber auch Migrantinnen- und Flüchtlingsinitiativen. Bei den Zuliefererfirmen arbeiten oft Papierlose. Das vorgeschlagene Flugblatt kann auf den lokalen Kontext zugeschnitten werden. - Jeffrey sammelt die Adressen derjenigen, die vor Ort eine Aktion durchführen möchten und wird für die Kommunikation untereinander sorgen. Es meldeten sich Leute aus 6-8 deutschen Städten, ich habe mit Jeffrey Email-Adressen ausgetauscht. Der internationale Aktionstag ist eine gute Möglichkeit, Zusammenarbeit und Diskussion um verschiedene Formen der Prekarisierung zu fördern. In Deutschland könnte der Tag auch genutzt werden, damit die Gewerkschaften untersuchen, was hier in dem Gewerbe überhaupt los ist. Man sollte Druck auf die Gewerkschaften ausüben, sich mit der Frage zu beschäftigen. Und man kann darüber Kontakt mit den Arbeiterinnen aufnehmen. Aus einem Accor-Hotel in Dortmund kamen zwei Kolleginnen zur Tagung, um sich zu informieren.

3. Aktion Arbeitsämter schließen.

Aus den Workshops "Gebt uns Räume", jemand vom Bundeserwerbslosenausschuss verdi, und dem von Mag Wompel, labournet Germany, zum Arbeitslosengeld 2, gibt es den Plan, am 3.1. die "Aktion Arbeitsämter schließen" durchzuführen, die in möglichst vielen Städten laufen soll. Am 14.8. gibt es hierzu ein weiteres Treffen in Wuppertal. Die Infos und Kommunikation laufen übers labournet.


Home | Impressum | Über uns | Kontakt | Fördermitgliedschaft | Newsletter | Volltextsuche
Branchennachrichten | Diskussion | Internationales | Solidarität gefragt!
Termine und Veranstaltungen | Kriege | Galerie | Kooperationspartner
AK Internationalismus IG Metall Berlin | express | Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken
zum Seitenanfang