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Updated: 18.12.2012 15:51
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

ARM UND REICH
Arbeitsmaterial zur sozialen Situation heute

Dokumentation: Adolfo Salzer

Arm in Deutschland

Fast jeder Achte in Deutschland ist arm. Die Armutsquote ist auf 13,5 % gestiegen, von 12,1 % im Jahr 1998. Das heißt, 13,5 % aller Menschen leben heute in Haushalten mit weniger als 60 % des Nettodurchschnitts- einkommens. Bei 82,4 Millionen Einwohnern sind das 11,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die in Armut leben oder als armutsgefährdet gelten. Der Schwellenwert lag 2004 in Deutschland bei 856 Euro im Monat .

Hauptbetroffene von Armut in Deutschland sind Arbeitslose . Über 40 % leben unterhalb der Armutsgrenze. Betroffen sind auch immer stärker Niedriglohnempfänger, deren Zahl steigt. Als weiterer Risikofaktor gilt das Alleinerziehen von Kindern: 35,4 % aller Alleinerziehenden gelten als arm.

Arme und Armutsgefährdete in Deutschland müssen mit vielfältigen Einschränkungen im Alltagsleben zurecht kommen, die oft zu sozialer Ausgrenzung führen: Die Wohnungen dieser sozialen Gruppe sind häufiger feucht (bei 22 % ) als bei nicht Armutsgefährdeten ( 12 %). 14 % der Armen und Armutsgefährdeten sparen an der Heizung. 26 % müssen sogar an den Mahlzeiten sparen (sie können sich nicht mindestens jeden zweiten Tag eine hochwertige Mahlzeit leisten). Eine einwöchige Urlaubsreise pro Jahr können sich 56 % nicht leisten (nicht Arme 16 %). Arme und Armutsgefährdete gehen seltener zum Arzt, jeder Fünfte verzichtet aus Kostengründen (Praxisgebühr, Zuzahlungen) trotz gesundheitlicher Probleme auf einen Arztbesuch .

Neben den Empfängern staatlicher Hilfeleistungen leben in Deutschland zusätzlich mehrere Millionen Menschen in verdeckter Armut . Sie nehmen ihren Anspruch auf staatliche Unterstützung nicht wahr - so das Ergebnis einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Unter den von verdeckter Armut Betroffenen sind auch knapp 2 Millionen Berufstätige, die ihren geringen Verdienst nicht aufstocken lassen. Sie - und mit ihnen etwa eine Million Kinder - leben in verdeckter Armut. Von den insgesamt rund 10 Millionen Menschen , die einen gesetzlichen Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld haben, erhalten derzeit lediglich 7,4 Millionen Hartz-IV-Leistungen, berichtet die gewerkschaftsnahe Stiftung. Allein die Zahl der offiziell gemeldeten 900 000 bedürftigen Erwerbstätigen sei tatsächlich drei Mal so hoch.

Mehrere Sozialverbände wollen gemeinsam gegen den Abbau von Sozialleistungen vorgehen: der Sozialverband VdK, die Volkssolidarität, der Sozialverband Deutschland und der Seniorenverband im Beamtenbund. Der Präsident der Volkssolidarität, Gunnar Winkler, sagte, die Lebensbedingungen von immer mehr Menschen in Deutschland verschlechterten sich. Die soziale Spaltung der Gesellschaft habe eine "beunruhigende Dimension" angenommen. Der Großen Koalition warf er vor, einen "Generalangriff" auf den Sozialstaat und seine solidarischen Grundlagen zu führen.

In Stadt und Kreis Gießen sind 200 Personen obdachlos . Allein in der Stadt Gießen leben nach Angaben des Sozialdezernats des Landkreises Gießen mehr als 170 Obdachlose - die Umherziehenden nicht mitgerechnet. Im benachbarten Marburg sind es lediglich 34 , Wetzlar zählt 23 . Sozialhilfeempfänger , die erwerbsfähig und unter 65 Jahren sind: rund 21 000 Personen im Kreis Gießen , rund 9 700 in der Stadt Gießen ; davon 80 ohne festen Wohnsitz . Die Tendenz hier ist steigend. Erwerbsunfähige über 65 Jahre: 2 860 (Stadt und Kreis Gießen), darunter auch 538 Asylbewerber und 120 Obdachlose .

Die sogenannten Tafeln in Mittelhessen, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen, verzeichnen eine immer stärkere Nachfrage. "Die Zahlen explodieren", sagt Diakon Harald Würges von der Wetzlarer Tafel, die vor sechs Jahren gegründet wurde und die dem Diakonischen Werk angeschlossen ist. Die Zahl der Essensabholer hier sei von 400 Ende 2004 auf jetzt 1 000 Leute pro Woche angestiegen; pro Tag seien es derzeit meist 150 Personen. Vermehrt kämen auch Hartz-IV-Bezieher und "Menschen, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen können." Die Betroffenen organisieren die Tafel in Wetzlar selbst - rund 100 Bürgerinnen und Bürger arbeiten mit. Die mittelhessischen Tafeln haben sich inzwischen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Nach dem Beginn in Wetzlar und Marburg sind, so Harald Würges, innerhalb der vergangenen zwei Jahre ständig neue Tafeln hinzugekommen, so z.B. in Biedenkopf, Butzbach, Dillenburg, Gießen, Grünberg, Lauterbach und Schotten. In Hessen gibt es Anfang des Jahres 2007 bereits 43 Tafeln. Dem Bundesverband Deutsche Tafel gehören rund 630 Tafeln an.

In Deutschland leben außerdem bis zu einer halben Million illegal Eingewanderte, Menschen am Rand der Gesellschaft. Bei ihnen kommt zu der Angst, entdeckt zu werden, das Risiko der wirtschaftlichen Ausbeutung. Über die Hälfte kommt aus den Ländern der einstigen Sowjetunion, aber auch Menschen aus Afrika, Lateinamerika und Asien arbeiten auf deutschen Baustellen und in Restaurants, pflegen alte Menschen und putzen sich durch Wohnungen und Geschäftshäuser. Das sind Tätigkeiten, von denen Arbeitsforscher sagen, dass sie ohne Migranten in Deutschland kaum noch ausreichend ausgeführt werden könnten. Trotzdem kommen die "Sans-Papiers", die Menschen ohne Papiere, in der veröffentlichten Meinung kaum vor. Nur die Kirchen kümmern sich schon seit Jahren um das Los der Illegalen. Nach Schätzungen der UNO suchen weltweit ungefähr 40 Millionen Zugewanderte in der Fremde ein besseres Leben. Für die EU rechnen Migrationsexperten mit bis zu 6 Millionen .

(Quellen des Materials Bundesebene: Armutsberichte der Bundesregierung, Statistisches Bundesamt, Bundesverband Deutsche Tafel, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Neue Zürcher Zeitung, Vorwärts; Quelle Material Landkreis Gießen: FR)

Kommentar Rudolf Hickel, Wirtschaftswissenschaftler, Bremen:
"Die Idee von der gleich verteilten Teilhabechance an der ökonomischen Wertschöpfung steht im krassen Widerspruch zur abnehmenden sozialen Mobilität in Deutschland. Die Wirklichkeit wird durch die Spaltung zwischen einer immer reicher werdenden Oberschicht und einer perspektivlosen Unterschicht geprägt. Auch drohen große Teile der ordnungspolitisch gehegten Mittelschicht abzustürzen... Die Betroffenen werden von der ökonomischen, sozialen, aber auch kulturellen Entwicklung abgekoppelt..." (Auszug)

Kommentar Ernst-Ulrich Huster, Politologe und Sozialwissenschaftler, Bochum/Pohlheim:
"Die Pole driften auseinander, zunehmend entwickelt sich gerade für junge Erwachsene eine Perspektivlosigkeit. In Frankreich entlädt sich das zur Zeit mit ziemlicher Furore. Ich bin sicher, dass das auch in Deutschland nicht nur mit lockeren Sprüchen und Protesten sein Bewenden haben wird." (Auszug)

Kinderarmut

Sie hat nach Ansicht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Deutschland alarmierende Ausmaße erreicht. Jedes siebte Kind in Deutschland lebt in Armut. Die Einführung von Hartz IV hat die Zahl der von Armut betroffenen Kinder auf 1,7 Millionen steigen lassen. In Westdeutschland beträgt die Kinderarmutsquote 12,4 %, in Ostdeutschland 23,7 %. In zahlreichen ost- , aber auch westdeutschen Städten ist etwa jedes dritte Kind betroffen, so z.B. in Berlin (29,9 %), Görlitz (35 %), Bremerhaven (38,4 %) und Offenbach am Main (28,7 %). Unter Berücksichtigung der 15- bis 18-Jährigen, die laut UN-Konvention ebenfalls zur Gruppe der Kinder zu zählen sind, ermittelte die Bundesagentur für Arbeit 2,13 Millionen arme Kinder . Nach Erhebungen des Deutschen Kinderschutzbundes sind es 2,5 Millionen .

Die Pisa-Studien haben einen Zusammenhang zwischen Bildungsbiografie und sozialer Herkunft (also dem ökonomischen, sozialen und kulturellen Status der Eltern) belegt. Die 17. Sozial-erhebung des Deutschen Studentenwerks kommt zu dem Schluss: Die Chance eines Kindes aus einem Elternhaus mit "hohem" sozialen Status, ein Studium aufzunehmen, ist 7,4-fach größer als die eines Kindes aus einem Elternhaus mit "niedrigem" sozialen Status.

(Quellen: Paritätischer Wohlfahrtverband, Statistisches Bundesamt, FR)

Kommentar Frankfurter Rundschau:
"Die bittere Bilanz bedeutet, dass heute jedes siebte Kind Gefahr läuft, einen Fehlstart in diese Gesellschaft hinzulegen. Denn oft ist ein Aufwachsen in Armut verbunden mit Krankheit, Lernschwierigkeiten, niedrigeren Schulabschlüssen und einem höheren Risiko, später arbeitslos zu werden. Experten warnen vor einer generationen-übergreifenden Armutsspirale."

Reich in Deutschland

Die deutschen Konzerne machen Profite wie noch nie, die Manager kassieren kräftig mit - und setzen gleichzeitig Beschäftigte in nie gekannter Größenordnung auf die Straße. Die Gewinne der 30 führenden Konzerne in Deutschland sind im Jahr 2005 (es ist die "aktuellste" Erhebung, es gibt nur spärliches statistisches Material zum Reichtum in Deutschland) um 36 Prozent auf 51 Milliarden Euro gestiegen, so viel wie noch nie zuvor. Ihre weltweiten Verkaufserlöse überschritten zugleich erstmals die Billionen-Grenze . Dax-Unternehmen mit den größten Steigerungen in Prozent: Commerzbank +222 , Thyssen Krupp +206 , Bayer +166 , Allianz +94 , Eon +70 , VW +60 , Deutsche Börse +60 , BASF +49 , Münchner Rück +45 , MAN +43 .

"Es sind gute Zeiten für Aktionäre", schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) Ende Januar 2007. Am 2. 2.07 meldet die FR für das Jahr 2006 einen Rekordgewinn der Deutschen Bank: 8,1 Milliarden Euro. Die Aktienkurse steigen seit Monaten, im vergangenen Jahr hat der Dax um 20 Prozent zugelegt. Jetzt kommt der nächste Anlass zur Freude: üppige Dividenden." Es wird ein Rekordjahr. Die Analysten erwarten eine Ausschüttung der Dax-Unternehmen in Höhe von 22 Milliarden Euro . Das ist doppelt so viel wie noch vor drei Jahren. Bei RWE wird mit einem Plus von 86 % gerechnet, bei der Deutschen Bank mit 36 %, bei Eon mit 22 % , bei Thyssen Krupp mit 43 % und bei Hypo Real Estate mit 41 % .

Auch die Bezüge der Vorstände legten teilweise kräftig zu. Entgelt-Spitzenreiter bleibt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, dessen Bezüge um 18 % auf 11,9 Millionen Euro im Jahr erhöht wurden. Insgesamt kassiert der vierköpfige Vorstand rund 29 Millionen , ein Plus von 14 %. Die Frankfurter Rundschau merkt an: "Einige Londoner Investmentbanker des Frankfurter Finanzriesen dürften allerdings deutlich höher als Ackermann und seine Vorstandskollegen vergütet werden. Deren erfolgsbezogene Gehälter zählen jedoch zu den bestgehüteten Geheimnissen der Bank. Das Großkunden- und Kapitalmarktgeschäft steuerte 2005 den Löwenanteil zum Rekordgewinn von gut 3,5 Milliarden Euro bei."

Vorstandsgehälter 2005 (durchschnittliche Gesamtvergütung pro Kopf in Mio. Euro, in Klammern Veränderungen gegenüber 2004): Deutsche Bank 7,1 (+15,1), Daimler-Chrysler 5,0 (+1,8), Eon 3,8 (+11,5), RWE 3,8 (-5,6), Schering 2,7 (+25,9), Siemens 2,5 (-9,2) , HypoVereinsbank 2,3 (+77,8) , Deutsche Post 2,3 (+12,4), Tui 2,2 (+11,1) , BASF 2,1 (+14,2), Bayer 2,1 (+11,7). Die zehn Vorstandsmitglieder von Daimler-Chrysler kassierten 2005 zusammen 34,9 Millionen Euro . Im Schnitt bekommen die Vorstandsmitglieder der 30 größten im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Unternehmen 2,5 Millionen . Ein "Nebenverdienst": Nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone Anfang 2000 wurde publik, dass hohe Abfindungen und Prämien an Mannesmann-Vorstände und Pensionäre geflossen sind; Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser z.B. hat neben der Auszahlung seines Fünf-Jahres-Vertrags weitere Prämien erhalten, insgesamt 60 Millionen Mark .

Aktionäre profitieren ebenfalls von den steigenden Kursen. Im Vorjahr schütteten die 30 deutschen Dax-Konzerne 20,7 Milliarden Euro Dividenden aus.

Die Daten über die Vermögendsten im Land sind vieldeutig - nimmt man z.B. nicht das Einkommen, sondern das Vermögen als Kriterium für Reichtum. Und auch hier muss darauf hingewiesen werden, dass aktuelles Zahlenmaterial nur spärlich vorhanden ist. Die Privatbank Merrill Lynch und die Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young zählten in ihrer Erhebung zur Vermögenslage für das Jahr 2000 365 000 Haushalte mit einem Geldvermögen von mindestens einer Euro-Million . Summa summarum verfügten diese glücklichen 0,5 % der Bevölkerung über 2 000 Milliarden Euro , mehr als ein Viertel des gesamten deutschen Vermögens. Die Forbes -Liste der Superreichen für das Jahr 2003 wies für Deutschland 43 Milliardäre aus. Das Ranking der Superreichen führen die Aldi-Gründer Theo und Karl Albrecht mit zusammen 22,34 Milliarden Euro Vermögen an. Jüngster Milliardär auf der Liste ist der 19-jährige Erbe Albert von Thurn und Taxis mit 1,31 Milliarden .

Wirtschaftskriminalität : Für 2005 wurden in Deutschland 89 224 Fälle mit einer Gesamtschadenssumme von 4,21 Milliarden Dollar ermittelt. "Die Zahlen verharren, wenngleich auf hohem Niveau", sagte der einstige Staatsanwalt Steffen Salvenmoser, heute Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).

(Quellen: Financial Times, Forbes, Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

Arm und Reich global

Die Kluft zwischen Armut und Reichtum wird weltweit immer größer. Nach wie vor leben 2,8 Milliarden Menschen auf der Welt in Armut , davon 1,3 Milliarden in extremem Elend . Zwei Milliarden Menschen müssen derzeit von weniger als einem Dollar pro Tag leben, die Hälfte der Weltbevölkerung von knapp zwei Dollar . Die soziale Ungleichheit nimmt weltweit rasch zu, innerhalb der einzelnen Länder und Regionen ebenso wie zwischen "reichen" und "armen" Ländern. Um 1900 herum betrug das Verhältnis zwischen dem durchschnittlichen Einkommensniveau in den armen Ländern des "Südens" und dem in den reichen Ländern des "Nordens" noch 1:4 . Ein Jahrhundert später, in der Ära der Globalisierung , haben wir ein Verhältnis von 1:30 .

Die Vereinten Nationen haben bereits mit dem Weltsozialbericht 2005 das rapide wachsende ökonomische Gefälle zwischen den Weltregionen wie innerhalb einzelner Länder als entscheidende Ursache von Gewalt und (Bürger-)Kriegsgefahr benannt. Einer kurz vor dem Jahreswechsel 2006/7 veröffentlichten Studie des World Institute for Development Economics (WIDER) der UN-Universität in Helsinki, die erstmals für mehr als 94 % der Weltbevölkerung die Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie deren Entwicklung bis zum Jahr 2000 detailliert untersucht, lässt sich entnehmen: 90 % des weltweiten Reichtums (Netto-Haushaltsvermögens) befinden sich in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum ( Japan, Australien ). Auf Nordamerika , mit 6 % der erwachsenen Bevölkerung, entfällt allein ein Drittel des Weltvermögens - auf Indien , mit mehr als 15 % der Erwachsenen weltweit, hingegen nur ein knappes Prozent .

Aber auch zwischen und in den reichen Ländern des Nordens variieren die Vermögenswerte beträchtlich: In Irland gehören dem obersten einen Prozent der Vermögenden 10,4 % aller Haushaltsvermögen, in der Schweiz sind es nicht weniger als 34,8 % und in den USA (wo die Daten für die Superreichen allerdings notorisch unvollständig sind und daher kaum für einen Vergleich taugen) 33 Prozent . Auf die Spitzengruppe der obersten 10 % Vermögensinhaber in den USA entfallen fast 70 % des gesamten privaten Haushaltsvermögens.

Weltweit gehören den obersten 10 % gut 85 % des (Welt-)Vermögens . Wer sich zu dieser Gruppe rechnen darf, besitzt im Durchschnitt 40 Mal mehr als der Weltdurchschnittsbürger. In der unteren Hälfte dieser Pyramide muss sich die Hälfte der erwachsenen Weltbevölkerung hingegen mit 1 % des Weltvermögens begnügen.

In den USA leben 37 % der Superreichen, es folgt Japan mit 27 %. Auf Brasilien, Indien, Russland, die Türkei und Argentinien entfällt jeweils knapp 1 % der globalen Spitzengruppe, China hat schon 4,1% der reichsten Weltbürger vorzuweisen. Nach der WIDER-Studie gab es im Jahr 2000 bereits 13,5 Millionen Dollar-Millionäre weltweit (also erheblich mehr als in den Studien von Merrill Lynch und Forbes verzeichnet) und genau 499 Vermögens-Milliardäre . Inzwischen dürften es erheblich mehr sein.

Von den über 2 Milliarden Kindern und Jugendlichen auf der Erde wächst nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef jedes vierte in absoluter Armut auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt weltweit bei 64 Jahren - in den Industriestaaten bei 78 Jahren , in den besonders von der Aids-Epidemie betroffenen Ländern Botswana , Malawi, Mosambik, Ruanda, Sambia und Simbabwe unter 43 Jahren . Von 100 Kindern dieser Erde wird die Geburt von 33 Kindern nicht offiziell registriert, sie haben damit keine Nationalität und staats-bürgerlichen Rechte. 246 Millionen Kinder weltweit müssen arbeiten, 73 Millionen davon sind jünger als zehn Jahre. 8,4 Millionen Kinder sind Opfer von Kinderhandel, von Prostitution und anderen Verbrechen, 22 000 Kinder sterben jährlich bei Arbeitsunfällen. Von 100 Kindern weltweit sterben mehr als 8 vor dem 12. Lebensjahr , sind 27 vor dem 5. Lebensjahr unterernährt, erhalten 26 keine Schutzimpfung, gehen 18 niemals zur Schule ( 11 von ihnen sind Mädchen), haben 18 keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und müssen 25 (in den Entwicklungsländern) arbeiten, die Hälfte von ihnen ganztags. In den USA leben rund 12 Millionen Kinder in Armut. Wie die Katholische Kampagne für menschliche Entwicklung in Washington mitteilte, stehen die USA nach Russland bei der Kinderarmut an zweiter Stelle.

Kommentar Jean Ziegler, Schweizer Soziologe und UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung:
"Die Konzerne setzen zwei Massenvernichtungswaffen ein, den Hunger und die Verschuldung. Das Resultat ist absolut fürchterlich. Die Zahl der Hungernden steigt in absoluten Zahlen immer weiter an. Im vergangenen Jahr (2005) sind nach dem Welternährungsbericht jeden Tag 100 000 Menschen an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen gestorben. Und dies, obwohl die Weltlandwirtschaft schon heute - ohne Gentechnik - problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren könnte. Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet."

(Quellen: Freitag, taz, FR, ND, International Labour Organization/ILO)


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