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Updated: 18.12.2012 15:51
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Bericht über die Enthüllung des Mobilen sozialen Zentrums in Göttingen am 4.6.

MSZ enthüllt!

Nach dem vielen hin und her um den Termin fand am Freitag, den 4.6., endlich die Enthüllung des Mobilen Sozialen Zentrums (MSZ) statt. Rund um die Enthüllung gab es ein nettes und abwechslungsreiches Begleitprogramm. Leider ging vieles davon im Regen unter.

In der Mitte stand schwarz verhüllt mit großer roter Schleife drumrum das Mobile Soziale Zentrum. Unter Pavillons konnte geschützt vor dem Regen in aller Ruhe Kaffee und Kuchen genossen werden. Stellwände zu Themen rund um den sozialen Angriff lockten einige LeserInnen an. In einem Redebeitrag wurde über die versuchte Abschiebung staatenloser LibanesInnen aus Northeim berichtet und zu Solidarität und Protest aufgerufen. Ein zweiter Redebeitrag beschrieb die repressive Praxis der Sozialämter am Beispiel einer Frau aus Northeim.

Um unser „Glücksrad“ sammelten sich ständig große und kleine Leute, um ihr „Glück“ zu versuchen. Aber es ist ja wohl klar, dass es unter der Agenda 2010 keine wirklichen GewinnerInnen gibt. Die Chance war fifty-fifty überhaupt etwas zu gewinnen. Auf 8 von 16 Feldern stand allein Agenda 2010 – die Niete.

Wer sich auf die Gesundheitsreform drehte, bekam ein (Vampir)Gebiss als Zahnersatz, da sich in Zukunft nicht mehr viele Leute eine Zahnbehandlung leisten werden können. Bei Bildung gab es essbare Buchstaben und beim Sozialamt Kugelschreiber mit dem Logo des Sozialen Zentrums, damit die Leute genügend Widersprüche schreiben können. Beim Arbeitsamt waren gelbe Säcke zum Müllsammeln zu gewinnen. Damit sind Erwerbslose gleich mit allen nötigen Arbeitsgeräten für die künftigen Arbeitszwangsgeschichten gerüstet. Das Symbol für Rente erbrachte einen Sparstrumpf, damit bis zum eigenen Rentenalter noch kräftig gespart werden kann. Wessen Drehung auf dem Grenzbaum stehen blieb, bekam in Anbetracht der Fresspakete und Gutscheine für Flüchtlinge die billigste Tütensuppe. Blieb noch der staatliche Repressionsapparat, für den es ein Polaroidfoto gab. Angesichts der überall gegenwärtigen Überwachung und Kontrolle, können die GewinnerInnen wegen der zu erwartenden kriminellen Vergehen bei Erwerbslosigkeit ihr Foto gleich freiwillig bei den Bullen abgeben. Der Hauptgewinn war natürlich hinter dem Logo des Sozialen Zentrums – eine CD.

Vor der Enthüllung gab es noch das Spiel „Mensch ärgere dich!“. Wie der Titel schon sagt, eine Aufforderung an die SpielerInnen, sich endlich zu ärgern und aktiv zu werden, statt alles hinzunehmen.

Aufgebaut wie das klassische „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel, gab es vier Bereiche: Gesundheit, Hartz, Arbeitszwang und Sozialhilfe. Nach jedem Zug wurde eine entsprechende Karte vorgelesen:

Das Arbeitsamt verlangt 10 Bewerbungen pro Woche, das kostet jede Menge Zeit. Einmal aussetzen.

Das Arbeitsamt droht Ihnen mit einer Sperrzeit. Der Grund: Einer der Arbeitgeber, bei denen sie sich beworben hatten, rief beim Arbeitsamt an, um mitzuteilen, dass ihre Bewerbung sehr schlecht sei. Offensichtlich wollten sie gar nicht arbeiten. Sie legen erfolgreich Widerspruch ein. Zwei Felder vor.

Durch die Pauschalierung von einmaligen Beihilfen und durch die volle Anrechnung des Kindergeldes, senkt sich der Betrag ihrer Sozialhilfe. Ein Feld zurück.

Sie weigern sich, die Praxisgebühr zu bezahlen, genau wie 200.000 andere Menschen auch. Zwei Felder nach vorn.

In einem Fernseher wurde mehrmals ein etwa 10minütiger Film gezeigt: „Agenda 2010 – oder warum eine Ohrfeige nicht ausreicht“. Zu einer kleinen Fahrt durch Göttingen, vorbei am Rathaus, Arbeitsamt, AOK und Polizei wurde über die sogenannten Reformen gesprochen und die Idee des Sozialen Zentrums vorgestellt.

Dann kam endlich der große Moment, auf den wir so lange hingearbeitet hatten: Die Enthüllung! Mich Sekt und Wunderkerzen, begleitet von einem kleinen Konzert wurde schließlich das Mobile Soziale Zentrum enthüllt. Ein Info-Bus, mit dem wir uns demnächst in die Göttinger Stadtteile stellen werden. Wir wollen vor Ort mit den Menschen ins Gespräch kommen. Ihre Erfahrungen mit den Ämtern hören, unser Infomaterial verteilen, Widerstandsmöglichkeiten aufzeigen und die Idee des Sozialen Zentrums verbreitern.

Überraschend für alle wurde das MSZ auch vom Drachen Changi begrüßt, der sich durch die Fuzo schlängelte und lautstark forderte: Räume fürs Soziale Zentrum sind ein muß! (Wir suchen nämlich noch dringend Räumlichkeiten).

So weit, so gut. Leider war alles durch das Wetter ein wenig beeinträchtigt und in der Fuzo waren nicht allzu viele Leute unterwegs. Aber trotz allem blieben immer wieder Leute stehen, hörten und sahen zu. Im Sommer wird das ganze wiederholt, nur ohne Enthüllung.

(Mehr Infos unter: www.soziales-zentrum-goettingen.de)

Soziale Zentren aufbauen und Widerstand vernetzen!


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