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Updated: 18.12.2012 15:51
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Wir sind weder Menschenmaterial noch Humankapital. Der Kampf auf der Straße - der Streik in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf ihre Politik

Rede der AG Betrieb/Gewerkschaft und Soziales München bei der Demo gegen Sozialabbau in Nürnberg am 29.10.05

Seit letzten Montag wird bei Infineon in München-Neuperlach unbefristet gestreikt und das rund um die Uhr, 24 Stunden lang.

Gerade jetzt findet eine Solikundgebung statt, an der sich über 200 Leute beteiligen. Viele, die ursprünglich hier auf die Demo fahren wollten, sind deswegen dageblieben. Gestern gab es erste Verhandlungen, die aber abgebrochen wurden. Der Streik wird also weitergeführt.

Dieser Streik ist jetzt schon Signal für weitere Verhandlungen dieser Art.

Von insgesamt 800 Mitarbeitern bei Infineon unterstützen 500-600 aktiv den Streik. Streikbrecher, zum Teil in Bussen aus dem Infineon-Werk aus Dresden angekarrt, werden eingekreist, bespuckt und am Durchkommen gehindert. Die insgesamt 8 Eingangstore werden streng bewacht. Alle die das Firmengelände betreten wollen (auf dem Gelände gibt es mehrere Firmen) werden gebeten, ihren Ausweis zu zeigen, bzw. sichtbar zu halten, um Streikbrecher ausfiltern zu können. Am ersten Tag kehren die Busse unverrichteter Dinge um. Am zweiten Tag wird das Durchkommen der Streikbrecher durch ein Unterstützungskommando der Polizei, auch mit Bedrohung von Schusswaffen, durchgesetzt.

Um was geht es: Die Werksschließung des Chipherstellers ist bereits seit zwei Jahren beschlossene Sache. Das Werk soll Ende 2006 geschlossen werden, das gnädige Angebot lautet 0,33 Monatsgehälter Abfindung pro Jahr Betriebszugehörigkeit. Das liegt noch unter dem Minimum, was in Arbeitsgerichtsprozessen zugrunde gelegt wird.

Nun wollen die Beschäftigten wenigstens höhere Abfindungen und 5 Jahre Weiterbeschäftigung in einer Auffanggesellschaft durchsetzen. Den meisten ist klar, dass es gar nicht mehr um den Erhalt des Arbeitsplatzes geht, nur noch um ein einigermaßen "anständiges" Handling. Was den Streikenden aber durchaus bewußt ist, dass es gar nicht um sie allein geht. Sie sind der Anfang.

Es wird kein Geheimnis daraus gemacht, dass die gesamte Chipherstellung auf Jahre verteilt nach Malaysia verlegt werden soll. Das Werk in Neuperlach ist erst der Anfang. Die anderen Infineon-Werke in Deutschland - Regensburg, Dresden und Villach - werden folgen und auch die anderen europäischen Vertretungen, zb. in Frankreich.

Die Belegschaft von Neuperlach ist sich sicher, daß sie deshalb der Anfang sind, weil hier die langjährigsten Mitarbeiter sind, viele mit über 20 Jahren Betriebszugehörigkeit und einer hohen Gewerkschaftsorganisierung von über 80 %, hier also mit dem größten Widerstand zu rechnen ist.

Auch deshalb werden die angekarrten Dresdner Streikbrecher hart angegangen: Der Kampf, den die Neu-Perlacher führen, führen sie für alle betroffenen Werke.

Gestern kamen 1000 UnterstützerInnen von BMW München, aus Dingolfing, ein Bus aus Regensburg und DaimlerChrysler-Kollegen aus Stuttgart zur Kundgebung.

Den Streikenden ist klar, dass alles was über 1,5 Monatsgehälter an Abfindung rausgehandelt wird, ein Erfolg ist. Wirkliche Erfolge kann es hier nicht geben, es geht nicht mehr um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Der Streik hat aber gezeigt, dass eine geschlossene und entschlossene Belegschaft sich nicht alles bieten lässt und sich nicht einfach aus der Tür treten läßt.

Wie es aussieht, werden hier bei AEG in nächster Zeit auch Kämpfe anstehen. Hoffen wir, daß die andere Seite auch hier auf eine entschlossene Belegschaft trifft.

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AG Betrieb/Gewerkschaft und Soziales München


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