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Updated: 18.12.2012 15:51
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Zu den Auslagerungs- und Verkaufsbemühungen der Handy- und Endgerätesparte

Leserbrief vom Vertrauenskörper im Handy-Werk Kamp-Lintfort.

Nun ist es also soweit. Der Siemens Konzern räumt mit dem geplanten Outsourcing ein, dass er das Handygeschäft allein nicht erfolgreich stemmen kann. Da werden jetzt die fatalen Fehler eingestanden, die, obwohl von Belegschaft, IG Metall und Betriebsräten immer wieder deutlich gemacht, doch stets bestritten wurden. Wir alle haben darauf vertraut, dass Siemens den Abschluss des Ergänzungstarifvertrages nutzen würde, um endlich die Wende in der negativen Geschäftsentwicklung einzuleiten. Wir alle haben darauf vertraut, dass Siemens dieses Geschäft will und auch unternehmerisch bewältigen kann. Die Geschäftsgebietsleitung von Com hat sich denn auch nicht lumpen lassen und uns ihre Strategie in einer PowerPoint Präsentation (auch xxx.ppt genannt) dargelegt. Diese flimmerte wochenlang in Lintfort über die Großbildschirme:

Konvergenz, Focus Play, end-to-end...

Es ist müßig all die Phrasen zu wiederholen, die uns glauben machen sollten, auch nur irgendeiner im Hause Siemens hätte den Hauch einer Ahnung davon gehabt, wie dieses Geschäft erfolgreich zu machen sei. Die Vision dieser Strategie reichte nicht weiter als bis zum Ende der Bildschirmpräsentation. Es ist die fatale Mischung aus Hybris und Konzeptlosigkeit des Managements, die uns in diese Lage gebracht hat!

Bill Gates sagt, dass Microsoft immer genau zwei Jahre vom Misserfolg entfernt sei und sich daher auch die Strategielebenszyklen drastisch verkürzen. Siemens hingegen nahm sich in einem riesigen Markt eine mehrjährige strategische und innovative Auszeit. Als bereits das Dach der Scheune brannte, sollten die Arbeitnehmer es richten, indem sie allerhand Opfer erbrachten. Dass das reichen würde, konnte doch ernstlich niemand glauben und die Gewerkschaftsvertreter haben es laut und deutlich zum Ausdruck gebracht. Nun sind seit dem Ergänzungstarifvertrag erneut Monate ins Land gestrichen, ohne den geringsten positiven Impuls für das Handygeschäft. Die gegenwärtige Entwicklung ist eine unternehmerische Bankrotterklärung ohnegleichen.

Die 40 Stunden Woche, so propagierten Siemens Manager, werde mehr Beschäftigung bringen und der Rest der Eliten unserer Republik stimmte freudig mit ein. Wie so ein Unfug funktionieren sollte, haben sie uns freilich nicht erklärt, aber sie haben scheinbar mit der gleichen Logik ihre Geschäfte kalkuliert. So what?

Um einem weiteren Trugschluss vorzubeugen, sollte den Verantwortlichen nunmehr klar werden, dass die Republik und die Welt sie an ihren eigenen Worten messen werden. Sollte da irgendeiner in München glauben, man könnte nun Com losschlagen und in angemessener räumlicher und zeitlicher Distanz von den Ereignissen des letzten Jahres beerdigen lassen, dann wird sich dies als Irrtum erweisen. Es kann doch nicht sein, dass die Siemens Lösung für Com darin besteht, die Sparte à la eBay 1 Euro Sofort-Kauf  (500 Millionen gibt's ja angeblich noch oben drauf) zu verhökern.

Nein, Herr Kleinfeld wird beweisen müssen, dass er ein marodes Gebiet wieder flott machen kann, ohne die Jobs zu vernichten. Daran wird er zu messen sein. Tut er dies nicht, wird der Schaden für den sozialen Frieden in unserem Land unermesslich sein.

Falls denn der Vorstand der Siemens AG dennoch daran festhält, Com auf dem Trödel zu verscherbeln, bewerbe ich mich gleich hier um eine verantwortungsvolle Stellung im Zentralvorstand. PowerPoint kann ich und das bisschen Denglisch kratz ich mir aus der Wirtschaftswoche zusammen.

Ist das ein Angebot ??

(Markus Grolms, Siemens Com, Fabrik Kamp-Lintfort)


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