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Updated: 18.12.2012 15:51
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AWO kündigt Tarifvertrag

Ausgerechnet die Arbeiterwohlfahrt (AWO), in deren Leitbild es heißt „Wir bestimmen - vor unserem geschichtlichen Hintergrund als Teil der Arbeiterbewegung - unser Handeln durch die Werte des freiheitlich- demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit." hat zum 31.03.2004 den mit der Gewerkschaft ver.di geschlossenen Tarifvertrag für die bundesweit circa 140.000 hauptamtlich Beschäftigten in 12.462 sozialen Einrichtungen gekündigt.

Damit werden die von der Arbeiterbewegung, auf die sich dieser Spitzenverband der Wohlfahrtspflege beruft, in einem Jahrhundert erkämpften ArbeiterInnenrechte, wie sie im Tarifvertrag zum Ausdruck kamen, von der AWO einfach auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen. Vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das Leitbild der AWO dort landet, in dem es weiter heißt: „Wir sind ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluß nimmt... Wir fördern demokratisches und soziales Denken und Handeln. Wir haben gesellschaftliche Visionen....."

Die Arbeitsverträge für neue MitarbeiterInnen werden angeblich individuell ausgehandelt, die Rolle von Gewerkschaften als Tarifpartner ist damit abgeschafft. Die AWO als gewerkschaftsfreie Zone mit Dumpinglöhnen, wie wir es sonst von Leiharbeitsfirmen und ähnlichen extrem ausbeuterischen Unternehmen kennen? Keine Spur mehr von „Gleichheit und Gerechtigkeit", denn es kommt zu
einem Mehrklassensystem: Statt „gleicher Lohn für gleiche Arbeit", wie es von der Arbeiterbewegung immer gefordert wurde, werden künftig KollegInnen mit unterschiedlicher Entlohnung, Urlaubsanspruch und Wochenarbeitszeit zusammen arbeiten.

Den Beschäftigten sollen Leistungen in einem Volumen von 20 bis 30 Prozent genommen werden - bei immer höheren Leistungsanforderungen an sie. Soweit bisher bekannt geworden ist, sollen in den neuen Arbeitsverträgen z.B. unbezahlte Überstunden zur Pflicht, die bisherige Arbeitszeit von 38,5 Stunden erhöht und die Höhe der Weihnachtsgeldzahlung von Krankheitstagen abhängig
gemacht werden.

Bei solchen „gesellschaftlichen Visionen" kann es kaum verwundern, wenn Mitglieder, die die Wurzeln und das Leitbild der Arbeiterwohlfahrt erst nehmen, dem Mitgliederverband den Rücken kehren und austreten, da sie enttäuscht feststellen müssen, daß all die schönen Worte über den Kampf für eine sozial gerechte Gesellschaft zumindest nicht für die eigenen Beschäftigten gilt. Auch
viele Beschäftigte der AWO gehören zu den 600.000 Mitgliedern des Verbandes und fühlen sich bei einer solchen skrupellosen Mißachtung ihrer Rechte von ihm nicht mehr vertreten. Schließlich wird die AWO dann auch nichts anderes mehr sein, als ein ganz normales kapitalistisches Unternehmen.

Beitrag von bei der AWO beschäftigten Kolleg/inn/en


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