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Updated: 18.12.2012 15:51
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Vliesstoffe KG in Weinheim: 40-Stundenwoche soll in Wild-West-Manier erzwungen werden!

Beitrag des BR der Vliesstoffe KG für das KBR -Netz vom 2.7.06, der Betriebsräte im Freudenbergkonzern

Nach dem Aufkündigen der Tarifgemeinschaft Freudenberg zum 1.1.2005 und nachdem die bisherigen Verhandlungen ergebnislos blieben, hat die Geschäftsleitung der Vliesstoffe KG nun angekündigt zum 1.7.06 einen kalten Übergang in den Chemietarif zu vollziehen. Für viele Beschäftigte würde dies, nach Darstellung der Geschäftsleitung, große Einkommenseinbußen nach sich ziehen. Dies könne nur dadurch verhindert werden, wenn der Betriebsrat vorher die Einführung der unbezahlten 40-Stundenwoche, sowie die vom Betrieb diktierten Verschlechterungen beim Tarifübergang akzeptiert.

Mit diesem Versuch der Erpressung, dessen Aussage im Übrigen rechtlich keinen wirklichen Bestand hat, da selbst bei einem kalten Übergang immer noch der alte Tarifvertrag weiterwirkt, jedenfalls für Gewerkschaftsmitglieder, spitzt sich wenige Tage vor dem 1.7.06 die Auseinandersetzung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat eklatant zu. In offiziellen Mitteilungsblättern der Geschäftsleitung wurde der Betriebsrat, namentlich sein Betriebsratvorsitzender Norbert Pöhlert, als der eigentliche Arbeitsplatzvernichter bezeichnet, weil er das Diktat der Geschäftsleitung nicht widerspruchslos akzeptiert. Dadurch wurde eine regelrechte Hexenjagd auf den BR-Vorsitzenden losgetreten, die in absurden, persönlich beleidigenden Emails von aufgehetzten Angestellten und sogar in einem tätlichen Übergriff auf der Betriebsversammlung am Mittwoch, den 14.6.06 gemündet hat. Dem BR-Vorsitzenden wurde auf dieser Betriebsversammlung, im Beisein der Geschäftsleitung, das Mikrofon tätlich streitig gemacht. Bei diesem Gerangel wurden auch andere Personen in Mitleidenschaft gezogen. Der Betriebsrat hat wegen dieser tätlichen Behinderung des Betriebsrats, als Betriebsverfassungsorgan, Strafanzeige gestellt.

Die Geschäftsleitung will, koste es was es wolle, ihr einmal gefasstes Konzept durchziehen. Die geplanten Kostensenkungen in Höhe von 30 Millionen Euro jährlich sollen allein auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen werden. Der Personalabbau von ca. 350 Menschen allein am Standort in Weinheim soll überhaupt erst möglich gemacht werden durch die Einführung der unbezahlten Verlängerung der Arbeitszeit auf 40 Stunden in der Woche. Angesichts der sehr guten Auftragslage ist ein so einschneidender Personalabbau nur möglich, wenn er gleichzeitig über die Ausweitung der Arbeitszeit für das Restpersonal kompensiert wird. Die Verlängerung der Arbeitszeit schafft also unmittelbar erst den Spielraum für den jetzt geplanten und für den noch kommenden Personalabbau.

Nachdem ein vom Betriebsrat vorgelegtes Alternativkonzept zur Kosteneinsparung rundweg abgelehnt worden war, haben die Belegschaft und der Betriebsrat ihre ablehnende Haltung gegen die geplanten Maßnahmen nun schon mehrfach über verlängerte Betriebsversammlungen mit anschließenden Aktionen am Freudenberg-Standort und in der Stadt Weinheim zum Ausdruck gebracht. Am 14.6. wurde gemeinsam mit anderen Freudenbergbelegschaften zum Sitz der Konzernleitung und in Weinheim demonstriert. Allen Beteiligten war klar, dass das was heute in der Vliesstoffe KG passiert, morgen schon in jeder anderen KG im Konzern auch passieren kann. Die Aussage von Konzernsprecher Dr. Bettermann anlässlich der Bilanzpressekonferenz ist mehr als deutlich. Innerhalb der nächsten 10-15 Jahre wird es an den deutschen Standorten nur noch Musterproduktionen oder hochberatungsintensive Produkte geben, neben der Forschung und Entwicklung. Die heutigen Produktionsstandorte haben dieser Strategie zufolge keine Zukunftsperspektive mehr. Was dies im Einzelnen konkret bedeutet, diese Antwort ist die Konzernleitung bisher schuldig geblieben. Eines aber ist klar: Wenn schon die Produktion in Frage gestellt wird, dann betrifft dies genauso auch die Kolleginnen und Kollegen in den technischen und Verwaltungsbereichen.

Wir dürfen uns nicht spalten lassen, sondern müssen uns gemeinsam zur Wehr setzen.

Letzte Information: Es soll nun doch noch ein gemeinsamer Gesprächsversuch zur Findung eines akzeptablen Kompromisses stattfinden. Beteiligt daran sind nun auch ein Konzernleitungsvertreter und der Vorsitzende des IG BCE Landesbezirks BA-WÜ, Ralf Stockheim. Der Betriebsrat der FV-KG und der KBR begrüßen diesen Versuch zur Bereinigung der zugespitzten Situation ausdrücklich.


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