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Updated: 18.12.2012 15:51
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Sog. Revolutionen

Neue Standards für Hersteller/Zulieferer-Beziehungen bei DC Toledo

In express Nr. 2/2005 hatten wir über einige Besonderheiten des ca. 100 km südlich von Detroit gelegenen Vorzeige-Werks von DaimlerChrysler in Toledo berichtet. Immer noch hängt der Vorwurf der Veruntreuung von Subventionen für den Bau des Werkes in der Luft, und nach wie vor hat Daimler keine Stellungnahme zu dem Amoklauf eines Beschäftigten dort abgegeben. Unterdessen werden Kollegen, die diesen Vorfall in einen Zusammenhang mit systematischen Schikanen durch das Management brachten und dies auch veröffentlichten, nun massiv unter Druck gesetzt und mit Klagen bedroht - auf Basis eines Gesetzes gegen kommunistische Umtriebe aus dem Jahr 1959. Dabei hätte man derzeit genug zu tun, die Bereicherungsstrategien und Schiebereien (Stichwort: »grauer Markt«) im eigenen Management kriminalistisch aufzudecken. Stattdessen nun also »revolutionäre« Autobauerstrategien im Land der unbegrenzten Möglichkeiten:

DaimlerChrysler Corp. hat einen weiteren Schritt unternommen, die traditionelle Produktion zu revolutionieren. Der Konzern hat zwei Unternehmen damit beauftragt, den Bau seiner Zulieferfabriken auf dem Komplex des Montagewerkes von Toledo North voranzutreiben.

Drei Zulieferer werden in die >Fußstapfen< der Fabrik treten, d.h. sich innerhalb der Produktionsanlagen des Werks befinden, was eine revolutionäre Partnerschaft ermöglicht. »Das ist innerhalb der Branche wirklich unvergleichbar«, erklärte DC-Sprecher David Elshoff. »Wir arbeiten direkt Hand in Hand.« Die drei Zuliefererhallen befinden sich an der Nordseite der Fabrik, direkt angrenzend an das Gebäude der Endmontage.

Karosserie und Fahrgestell werden über ein Förderband zwischen den Gebäuden transportiert und erübrigen damit teure Transportwege. DaimlerChrysler schätzt, dass dieses System dem Unternehmen mehr als 300 Mio. US-$ Kostenersparnis bringen wird. Das Geld soll direkt in die Produktentwicklung zurückfließen.

Das Toledo Montagewerk produziert derzeit den Jeep Liberty und den Wrangler. Nach Fertigstellung der Erweiterungsbauten wird das Werk zusätzlich ein Sportfahrzeug und zwei neue Versionen des Jeep Wrangler produzieren. (...) Aktuell ist DaimlerChrysler mit dem Bau einer neuen Endmontagehalle beschäftigt, in der die zusätzlichen zwei neuen Wrangler-Modelle produziert werden sollen. Die bereits bestehende Endmontagehalle soll ausgebaut werden, dort wird neben dem Liberty dann das Sportfahrzeug hergestellt.

Hinsichtlich der Fertigung und Montage wird die Kuka-Gruppe aus Sterling Heights verantwortlich für den Rohbau sein, das Unternehmen Haden aus Auburn-Hills für die Lackiererei und die Module Manufacturing Co. aus Ohio für die Fertigstellung der Fahrgestells. DaimlerChrysler wird eine neue Halle für die Innenausstattung und Endmontage bauen und diese selbst betreiben.

Die De Mattia-Gruppe, ein Bauunternehmen aus Plymouth, wurde als Generalunternehmer für das Haden-Gebäude ausgewählt. (...) Das Unternehmen ist bereits mit dem Bau von anderen Zulieferfabriken beauftragt, einschließlich des neuen Karmen Fabril in Plymouth und von ZF in Northville. (...)

Nach Unternehmensverlautbarungen ist die Fabrik in Toledo die erste ihrer Art auf dem nordamerikanischen Automarkt. Viele in der Branche haben den Eindruck, dass diese Fabrik bald den Standard für Hersteller/Zulieferer-Beziehungen setzen wird.

Nach Angaben der Branchenanalystin Rebecca Lindland ist eine zukunftsweisende Vereinbarung mit dem UAW Local 12, das die Beschäftigten der Toledo-Fabrik vertritt, einer der Hauptgründe, die dieses Projekt ermöglicht haben. »Die UAW muss sicherlich bei solchen Vorhaben miteinbezogen werden. Die Gewerkschaft muss daran arbeiten, solche kostensparenden Vorhaben zu unterstützen, die die Großen Drei so dringend benötigen«, meinte Lindland.

Obwohl die Zulieferer viele der Aufgaben übernehmen werden, die zuvor von DaimlerChrysler-Beschäftigten erfüllt wurden, sollen durch die Veränderungen keine Arbeitsplätze verloren gehen. Denn die Beschäftigten von DC im alten Werk in der Innenstadt von Toledo, das 2006 schließen wird, sollen zuerst Anspruch auf die neuen Jobs bei den Zulieferern haben.

Bis zu 15 Zulieferer könnten Teil dieser neuen revolutionären Partnerschaft werden. DaimlerChrysler hat sich jedoch noch nicht dazu geäußert, um welche Zulieferer es sich dabei handelt und ob auch sie in unmittelbarer Nähe zur Fabrik angesiedelt werden sollen.

Das 2,1 Mio. US-$ teure Projekt soll bis Ende des Jahres fertiggestellt sein. Im Frühjahr 2006 sollen die ersten Fahrzeuge vom Band rollen.

Übersetzung: Heiner Köhnen

(Quelle: http://www.detroitautoscene.com externer Link, Nicole Carriere)

Erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 4/05


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