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Updated: 18.12.2012 15:51
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Brief von Francisco „Barba“ Gutierrez an Erich Klemm

in der Übersetzung aus dem Spanischen von Lisa Carstensen


Lieber Kollege: Erich Klemm,

Der folgende Text dient dazu, meine Ablehnung des „Tomuschat-Berichtes“ aufgrund der mangelnden Objektivität der Untersuchungsmethoden zu bekunden.
Wichtige und wertvolle Zeugen, die befragt hätten werden sollen, wurden außer Acht gelassen.

Ebenso unseriös erscheint die Methode zur Bestätigung der Untersuchungskommission.
Diese war, unterschiedlichen Quellen nach zu urteilen, von Mercedes-Benz Argentina selbst finanziert worden. Eine sehr kritische Angelegenheit, wenn es um Objektivität geht.

Abgesehen von diesem Charakteristikum, und der mangelnden Tiefe der Untersuchung in Bezug auf die Zeugenbefragung, zeigen viele Passagen, ohne es zu wollen, dass das Verschwinden einiger Kollegen, die mit ihrer Verbündung mit den Arbeitern im Werk störten, Mercedes Benz Argentina sehr gut passte.
Die Komplizenschaft des Unternehmens mit der Militärdiktatur wurde deutlich. Sogar in einem, am 3. Februar 2004 im Nachrichtenmagazin Clarín veröffentlichten Artikel über Suárez Mason mit dem Titel „Tampoco quiso ser „el pato de la boda“ werden bisher nicht ausgewertete Dokumente beschrieben, aus denen hervor geht, dass „Die Verschwundenen das Resultat von einvernehmlichen Operationen sind. Es gibt viel Kooperation zwischen den Unternehmen und den Sicherheitsdiensten, mit dem Ziel, eingeschleuste Terroristen aus den Fabriken zu entfernen, und das Risiko der Arbeitskämpfe zu minimieren.“
Es ist offensichtlich, dass es so war, auch wenn es nicht leicht ist, dies zu beweisen. Noch schwieriger, wenn der, der dies untersucht von dem Unternehmen ausgesucht und bezahlt wird. Die vorhergegangenen Worte, aufgetaucht in den Dokumenten aus der Militärdiktatur, sprechen für sich und machen jeden Kommentar überflüssig.
Es muss weitergehen, sowohl bei MBA, als auch bei Ford Motor, ein Unternehmen, was auch seinen Teil dazu beigetragen hat, wenn auch nicht ganz so ausgeklügelt, wie Ersteres.
Ford wird heute im Namen der Opfer durch die Gruppe nordamerikanischer Anwälte Schonbrunn Desimore Splow Harris& Hoffmann LLP und die argentinische Kanzlei Ojeda Quinata LA Firm mit Unterstützung des „Center for Constitutional Rights“ angeklagt. Die Klage wurde am Bundesgerichtshof Los Angeles, USA präsentiert.

Andererseits, und dies zu meinem eigenen Bedauern, habe ich persönlich als Arbeiter und leitende Persönlichkeit unter der kriminellen Politik des Unternehmens und der Diktatur gelitten, da ich acht (8) Jahre meines Lebens in den Gefängnissen dieses Landes verbracht habe.

Aber ich möchte deutlich machen, dass das Verhalten von MBA keine Eigenart dieser war, sondern dass gleichartige Praktiken auch Rigolleau, Saiar, Polimec, Propulsora Siderúrgica und vielen Anderen zugerechnet werden können.

Ein wirtschaftliches System, wie es Argentinien in den 70ern aufgedrängt wurde durchzusetzen, erforderte brutale Repression gegen alle öffentlichen Sektoren und insbesondere gegen die angriffslustigen Delegierten in den Fabriken.
Dies habe ich an meinem eigenen Körper gespürt, ebenso wie meine bis heute verschwundenen Kollegen. Der Tomuschat-Bericht wird mich nicht vom Gegenteil überzeugen.

Viele Familien der Verschwundenen haben juristische Schritte gegen die Unternehmen eingeleitet, welche daran mitgewirkt haben In vielen Fällen hatten die Unternehmen die Aktivitäten der repressiven Apparate der Diktatur im vollen Bewusstsein dass diese Interventionen in der Regel zur Ermordung vieler Arbeiter führte, eingefordert.

Wir haben in Argentinien viele Jahre, nämlich von 1976 bis 2003 mit der Amnestie gelebt.
Heute, mit der Aufhebung der Gesetze zum „Obidencia Debida“ und dem „Schlussstrich“ (Punto final) vorangetrieben durch den Präsident Nestor Kirchner ist es möglich, diese Untersuchungen durchzuführen und somit GERECHTIGKEIT zu fordern.


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