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Updated: 18.12.2012 16:00 |
Leserbrief, veröffentlicht am 09.04.05 im Achimer Kreisblatt und Achimer Kurier (Beilage zum Weser-Kurier) Die streikenden Kolleginnen und Kollegen von Dräxlmaier und diejenigen, die sie dabei vor dem Werkstor von Dräxlmaier unterstützten, haben in zwei Tagen Arbeitskampf mehr über die politische und soziale Realität in der Bundesrepublik Deutschland gelernt als in 10 oder 12 Jahren Schule. Unternehmereigentum ist heilig. Schüttelt man seine Angst vor Unternehmerwillkür ab und will man gegen eine innerbetriebliche "Nasenpolitik" bessere, tarifliche und damit nicht mehr von der Gnade des Unternehmers abhängige Arbeitsbedingungen durchsetzen, bekommt man es gleich mit mehreren Gegnern zu tun. Im vorliegenden Fall: Erstens mit der Firma Dräxlmaier, der anscheinend alle Mittel Recht sind um tarifliche Arbeitsbedingungen in ihren Werken zu verhindern und die bundesweit Leiharbeitnehmer und Arbeiter aus andern Dräxlmaier-Standorten als Streikbrecher mit Bussen herankarrte, um damit den Streik in`s Leere laufen zu lassen. Zweitens mit der Justiz in Form des Arbeitsgerichtes Verden, das "ganz neutral" eine einstweilige Verfügung mit der Androhung hoher Geldbußen gegen die Streikenden erlässt und es ihnen damit unmöglich macht, einen wirkungsvollen Arbeitskampf weiterzuführen. Und drittens mit einer Polizei, die origineller Weise ebenfalls ihre Neutralität in diesem Arbeitskampf erklärt, um gleichzeitig in ziemlich ruppiger Form mit dem Einsatz einer ganzen Polizeihundertschaft zu drohen, sollten die Streikenden nicht das Werkstor freigeben. Wie das dann aussehen kann, konnten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ja schon am 2.April in Verden erleben, als jungen Nazigegnern die besondere Neutralität der Polizei in Form des Schlagstockes beigebracht wurde, um den NPD-Aufmarsch sicherzustellen. Auf diese Gegebenheiten werden sich Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und alle, denen ein achselzuckendes "Da kann man ja eh nichts gegen machen" nicht ausreicht, verstärkt auch in Zukunft angesichts zunehmender Angriffe auf soziale und tarifliche Errungenschaften in diesem Land einzustellen haben. Holger Bruns-Röttjer, Betriebsratsvorsitzender der Hydro Aluminium Extrusion Deutschland GmbH (Werk Achim-Uphusen) und Gewerkschafter (IGM) |