liebe KollegInnen,
neu im LabourNet Germany am Freitag, 10. September
2004:
I. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Alg
II: "Zusammenführung" von Arbeitslosen- und Sozialhilfe
a) Regelungen
- Sozialgesetzgebung
Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten
Buches Sozialgesetzbuch und
anderer Gesetze. Gesetzentwurf der Fraktionen SPD und Bündnis 90/DIE
GRÜNEN, Drucksache
15/3674 vom 06.09.2004
. Inhalt: Die Erprobung des Vermittlungsgutscheins wird bis zum 31. Dezember
2006 verlängert, der Anspruch auf Ausstellung eines Vermittlungsgutscheins
entsteht bereits nach 6-wöchiger Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig wird
dem Missbrauch durch Veränderung der Auszahlungsregelungen entgegengewirkt.
Mit der Einführung der Stellungnahme einer fachkundigen Stelle beim
Existenzgründungszuschuss wird die Förderung auf tragfähige
Vorhaben beschränkt. Die Grundfreibeträge zur Schonung des Vermögens
minderjähriger Kinder werden erheblich erhöht
b) Hartz
IV und Niedrigstlohn
- Im 1-Euro-Job nicht negativ auffallen. Kommentar
von Bjørn Jagnow
- Goldene Nasen für einen Euro. “Entgegen den Legenden,
die auch bei mancher Montagsdemonstration verbreitet werden, ist die
Billiglohnlage vieler Arbeitnehmer kein Ergebnis der EU-Osterweiterung
oder der Globalisierung. Der Billiglohn ist so alt wie die BRD: Derartige
Tarife wurden etwa für Arbeitsmigranten schon in den 60er Jahren
vereinbart…“ Kommentar
von Angelo Lucifero in ND vom 10.09.04
- Ein-Euro-Jobs für Kinderbetreuung: Pädagogik zum Billiglohn?
jW sprach mit Norbert Hocke, stellvertretender Bundesvorsitzender der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und zuständig für
den Bereich Jugendhilfe und Sozialarbeit. Interview
von Niels Holger Schmidt in junge Welt vom 09.09.2004
- Existenzsichernder Lohn statt 1 Euro – Mehraufwandsentschädigungen.
Arbeitspapier
des DGB Thüringen vom 01. September 2004
zur Schaffung von „Arbeitsgelegenheiten“ nach SGB II
-
„Willkommen bei dem neuzeitlichen Arbeitstakt…“
Rap-Text
von Holger Burner, vorgetragen bei einer Aktion am Alex in Berlin.
Hieraus unser Zitat des Tages:
„…Doch irgendwann is Schluß mit dem
dumm verkaufen
Irgendwann sind wir lange genug rumgelaufen
Von Hamburg nach Schwerin, von Frankfurt nach Berlin
Um 2-Euro-Jobs hinterherzuziehn
Irgendwann sind wir zu oft umgezogen
Irgendwann habt ihr einmal zu oft gelogen
Irgendwann wird es passieren, das das entsteht
Was ihr wie den Teufel fürchtet – Solidarität…“
II. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Praxis der
Sozialpolitik / Mindestlohn
- Horrorszenario nicht eingetreten. Vor einem Jahr wurde auf dem Bau
der Facharbeiter-Mindestlohn eingeführt
“Das Baugewerbe habe in den letzten Jahren gute Erfahrungen mit
einem zwischen den Sozialpartnern ausgehandelten Branchen-Mindestlohn
gemacht, sagen Gewerkschaft und der maßgebliche Arbeitgeberverband.
Trotzdem ist die IG BAU gegen einen allgemeinen Mindestlohn –
weil dieser unter den Bestimmungen der Branche liegen könnte…“
Artikel
von Haidy Damm in ND vom 10.09.04
- Mindestlöhne stoppen Lohndumping. Für den Lohnforscher
Claus Schäfer sind gesetzliche Mindestlöhne in Deutschland
angesichts des längst existierenden Niedriglohnsektors überfällig.
„Gesetzliche Mindestlöhne werden nicht nur gebraucht,
um im Zuge von Hartz IV Lohndumping zu verhindern. Mindestlöhne
sind notwendig, um vielen Vollzeitbeschäftigten ein Einkommen zu
sichern, von dem sie leben können. Diese Ansicht vertrat der Ökonom
und Lohnforscher Claus Schäfer in einem Gespräch mit verdi.de.
Schäfer, der für die Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf
tätig ist, verwies auf verschiedene Berufe wie Wachmann oder Friseurin.
Hier würden Tariflöhne von 4,50 Euro oder fünf Euro die
Stunde gelten. Auch Vollzeitkräfte könnten bei diesem Verdienst
kaum die Lohnarmutsgrenze von 1442 Euro brutto im Monat überspringen…“
ver.di-Meldung
vom 7. September 2004
III. Internationales: Nepal
Gewerkschaftliche Proteste gegen die Regierung
- Die Entführung des nepalesischen Gewerkschaftsführers Prem
Singh Bohora durch maoistische Rebellen gibt der internationalen Gewrkschaftsorganisation
ICFTU Anlass, auf die Versäumnisse der Regierung bezüglich
der Entführung im Juni, aber auch auf die Versäumnisse bei
der Gewährung von Gewerkschaftsrechten aufmerksam zu machen. Siehe
“Illegal
detention and deregistration of unions is serious cause for concern”
vom 6.09.2004
Aus dem Text: “… There is an almost tangible climate
of fear amongst trade unionists and workers whose legitimate trade union
activities are being seriously hampered by threats to their security.
The Nepalese government needs to ensure that the workers’ rights
are being fully respected…”.
- UNI supports Casino Workers in Nepal .Das internationale Gewerkschaftsnetzwerk
UNI
hat am 5.9.04 einen Protestbrief
an die nepalesische Regierung gegen die Behinderung und Bedrohung der
KasinoarbeiterInnen verfasst.
- Kidnapping of NTUC Deputy General Secretary. Siehe auch den ICFTU-Protest
gegen die Entführung des Gewerkschaftsführers vom 14.6.2004
IV. Internationales: Arbeitskämpfe
in Spanien
Langer Atem ohne Streikgeld. Spanische Ausstände sind
Herzenssache, zeigt ein baskischer Konflikt
“Nach den Betriebsferien hat der Großteil der Belegschaft
von Caballito ihren Kampf wieder aufgenommen. Der Streik bei der spanischen
Tochter des deutschen Schleifmittelherstellers Pferd-Rüggeberg geht
schon in den elften Monat…“ Artikel
von Ralf Streck, San Sebastian, in ND vom 10.09.04
V. Diskussion: (Lohn)Arbeit / Sozialpolitische
Aktionen und Proteste
a) Debatte
um Protestformen
- DGB ruft nicht zu zentraler Demo auf
„Bundesvorstand will offenbar Zuspitzung des Streits mit der Regierung
vermeiden
Der DGB wird nicht zur bundes- weiten Anti-Hartz-Demonstration am 2.
Oktober in Berlin aufrufen und sich auch nicht an anderen zentralen
Aktionen beteiligen. Die Gewerkschaftsspitze verlangt aber weiterhin
Korrekturen der Reform….“ Artikel
von R. Meng und E. Roth in FR vom 9.09.2004
Aus dem Text: „… Zugleich bleibt die DGB-Spitze auf
Distanz zu der für den 2. Oktober geplanten Großdemonstration
und ebenso zu einer Anfang November vorgesehenen Protestaktion in Nürnberg
vor der Bundesagentur für Arbeit (BA). (..) Es werde auch keine
organisatorische Unterstützung geben. (…) Bsirske wendet
sich auch klar gegen die für November geplante Demonstration vor
der BA in Nürnberg. "Eine Unterstützung solcher Aktivitäten
von Verdi-Gliederungen sollte unterbleiben", mahnt er. Denn die
Politik, nicht die BA habe die Reformen beschlossen…“
Siehe auch:
- Erklärung des DGB-Bundesvorstandes zur laufenden Debatte
um die Arbeitsmarktreform. DGB-
PM 166 vom 07.09.2004
sowie
- Offener
Brief der Gewerkschaftlichen Arbeitslosengruppe Göttingens
(GALG) an den geschäftsführenden Bundesvorstand des DGB
zur Presseerklärung vom 19. August 2004
Aus dem Text: „…Damit stellt ihr euch offen auf
die Seite derer, die den Sozialabbau betreiben. Was haltet ihr denn
an den „Hartz-Gesetzen“ für nicht ablehnenswert?
Etwa die Verarmung von Millionen Erwerbslosen, oder den Druck auf
die Arbeits- und Lohnbedingungen der (noch) Beschäftigten oder
etwa die „verstärkte Vermittlung“ in nicht vorhandene
Arbeitsplätze? Was ist an diesen Gesetzen positiv?
Viele von uns überraschen eure Ausführungen nicht wirklich,
denn je höher in der Hierarchie des DGB wir uns umsehen, desto
wichtiger ist das richtige Parteibuch und die nächste Wahlwelle
rollt heran. Aber die Inhaltsleere und die Unverfrorenheit, mit
der ihr es macht, kann uns denn doch noch beeindrucken. Interessant
ist nur, dass vielerorts auf der Ebene der Regionen des DGB bisher
eine ganz andere Politik gemacht wird. Hier organisieren DGB-Regionsvorsitzende
aktiv solche Montagsaktionen und haben durchaus viel weiterreichende
Forderungen als die paar Veränderungen, die der geschäftsführende
DGB-Bundesvorstand für ausreichend hält. Ihr lauft Gefahr,
dass vielleicht in Zukunft eine Parole lautet: Wir sind der DGB!
Und das werdet dann nicht ihr gerufen haben….“
- Initiative für eine soziale Reformpolitik - Montagsdemonstrationen
– Hartz IV
Rundschreiben
von Frank Bsirske vom 08. Sept. 2004
Aus dem Text : "… Aus unserer Sicht wird bis zum 02.10.2004
eine zentrale Demonstration nicht zu organisieren sein. Zum gegenwärtigen
Zeitpunkt spricht mehr für die Fortsetzung und Intensivierung der
regionalen Aktivitäten. (…) In letzter Zeit wird immer häufiger
über Aktionen im Rahmen des zivilen Ungehorsams diskutiert. Ein
Vorschlag ist dabei die Besetzung der Arbeitsagenturen am
03.01.2005. Ziel dieser Aktivitäten ist „Sand ins Getriebe“
zu bringen. Solche Aktivitäten
sind zwar nicht gegen die Beschäftigten der Bundesagentur für
Arbeit gerichtet, können aber durchaus so verstanden werden. Auch
die am 06.11.2004 geplante bundesweite Demonstration in Nürnberg
bei der Bundesagentur für Arbeit gibt eine falsche Orientierung.
Rot-Grün und Schwarz-Gelb haben sich im Vermittlungsausschuss von
Bundesrat und Bundestag auf Hartz IV geeiniigt und gemeinsam beschlossen.
In den Dienststellen der Bundesagentur für Arbeit müssen jetzt
die Gesetze umgesetzt werden. Weder die Bundesagentur noch die Beschäftigten
sind in der Lage, die getroffenen Entscheidungen zu korrigieren. Eine
Unterstützung solcher Aktivitäten von ver.di-Gliederungen
ist nicht hilfreich und sollte unterbleiben…“
b) Heisser
Herbst?
Bundesweites Vorbereitungstreffen für die Protestdemonstration
am 2. Oktober am 11. September von 12 bis 17 Uhr im Leipziger Haus des
Buches (Gerichtsweg 28). (Wer mit dem Zug anreist, fahre bitte mit der
Straßenbahnlinie 15 Richtung Meusdorf und steige an der Haltestelle
Gutenbergplatz aus.)
Aus der Einladung des Aktionsbündnis: Soziale Gerechtigkeit - Stoppt
den Sozialabbau
(Leipzig-Nordsachsen): “…Um dem Sozialabbau und Hartz
IV eine wirklich breite und handlungsfähige soziale Bewegung entgegenzusetzen,
ist es wichtig, dass jede Initiative oder
Organisation mindestens einen Vertreter zu der Beratung am 11. September
nach Leipzig entsendet. Ob wir erfolgreich den Sozialabbau stoppen, hängt
zu einem gut teil auch davon ab, ob es uns gelingt, bundesweit handlungsfähig
zu sein…“
c) Regionale
Anti-Hartz-&-Co-Bündnisse
Die Aktualiserung wird im Laufe des Nachmittags statfinden
– bitte nachschauen!
VI. Veranstaltungshinweise
und Termine
Montagsdemos sowie andere Proteste und Veranstaltungen werden
im Laufe des Wochenendes nachgeliefert – Bitte auf das „updated“
auf unserer Startseite
achten…
Allen anderen wünsche ich ein arbeitsfreies
Wochenende!
Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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