liebe KollegInnen,
Neu im LabourNet Germany am Freitag, 5. November
2004:
I. Branchen: Auto / VW allgemein / Tarifrunde
2004: Was zu befürchten war: Sparziel gegen vage Zusagen
- "Zukunftstarifvertrag: Produkt- und Investitionsentscheidungen
für die sechs VW-Werke (Beispiele) – Infografik
(pdf) vom 04.11.2004 bei der IGM Niedersachsen
Mehr gibt es bei der IG Metall nicht, denn "Ein guter Tarifabschluss
scheut das Tageslicht ...", so Hartmut Meine, IGM-Bezirksleiter,
lt. Bild vom 3.11.2004. aber im LabourNet:
- Verhandlungsergebnis
zwischen den Verhandlungskommissionen der Volkswagen AG und der IG Metall
Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vom 3.11.04
- Tarifvertrag
zur nachhaltigen Zukunfts- und Beschäftigungsentwicklung
(Zukunftstarifvertrag)
Wie zu erwarten war und auch von DaimlerChrysler bekannt: §
6 Revisionsklausel:
„Bei wesentlichen Änderungen der Grundannahmen oder der
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gilt folgendes Verfahren:
6.1 Die Tarifvertragsparteien verpflichten sich zu einem Überprüfungsgespräch.
Voraussetzung ist, dass eine Partei das Überprüfungsgespräch
beantragt und betriebliche Reaktionsmechanismen wie Reduzierung von
Mehrarbeit, Abbau von Fremdleistungen, Nutzung standortübergreifender
Mobilität sowie standortübergreifende Verlagerung von Produktionsumfängen
wirtschaftlich nicht darstellbar oder ausreichend sind. Ziel des Überprüfungsgesprächs
ist eine einvernehmliche Anpassung des § 4.
6.2 Kann ein Einvernehmen zwischen den Tarifvertragsparteien nicht erzielt
werden, kann die Allgemeine Schlichtungsstelle gemäß Schlichtungs-
und Schiedsvereinbarung angerufen werden.
6.3 Führt auch dieses Verfahren zu keinem Ergebnis, kann dieser
Tarifvertrag mit einer Frist von 3 Monaten zum 30. Juni oder 31. Dezember
eines Jahres gekündigt werden. Der Tarifvertrag wirkt nach einer
Kündigung nicht nach.
6.4 Wird der Tarifvertrag gekündigt, so ist damit gleichzeitig
die Vereinbarung zur Sicherung der Standorte und der Beschäftigung
vom 28. September 1995 in ihrer jeweils gültigen Fassung zu diesem
Zeitpunkt gekündigt.“
- Siehe speziell zur Revisionsklausel: VW: Jobgarantie mit Hintertür.
„Volkswagen kann die Zusage, die Beschäftigung in den
sechs westdeutschen Werken bis 2011 auf dem aktuellen Niveau zu halten,
zur Not kurzfristig zurücknehmen. Der Tarifvertrag, auf den sich
Arbeitgeber und IG Metall am Mittwoch geeinigt haben, enthält eine
Revisionsklausel….“ Artikel
in der FAZ online vom 05. November 2004
Auch im Text: „..Die für die 103.000 VW-Beschäftigten
der Volkswagen AG vereinbarte Einmalzahlung von 1000 Euro entspricht
nach Angaben der IG Metall einer durchschnittlichen Lohnerhöhung
von 1,35 Prozent. Nachvollziehbar ist diese Berechnung nicht. Denn in
den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter jeweils einen Bonus von
1100 bis 1500 Euro erhalten. Doch dieser Bonus fällt nun weg. Da
die vereinbarte Einmalzahlung niedriger ist, der für 2006 avisierte
Erfolgsbonus wohl sehr schmal ausfallen dürfte, und da im übrigen
eine Nullrunde vereinbart wurde, kann von einer Erhöhung der Löhne
bei VW wohl gar keine Rede sein. Wie berichtet, spart VW durch diesen
Tarifabschluß von 2006 an gut eine Milliarde Euro Arbeitskosten
ein. Die Große Tarifkommission der IG Metall befaßt sich
an diesem Freitag mit dem mühsam ausgehandelten Vertrag. Meine
erwartet zwar eine „kritische Diskussion, aber ein deutlich positives
Votum”…“
- dazu die IG Metall: Peters: Tarifabschluss bei VW ein „Kompromiss
mit Augenmaß“. IGM-Pressemitteilung
Nr. 106/2004 vom 3. November 2004
Aus dem Text: „… Zum Wesen eines Kompromisses gehöre,
dass es auch Wermutstropfen gebe. „Dass Neu-Einstellungen zu anderen
Konditionen als den jetzt bestehenden erfolgen, ist ein solcher Wermutstropfen“,
erklärte Peters. „Unter dem Strich aber ist ein akzeptabler
und tragfähiger Kompromiss erzielt worden, der auch der eindrucksvollen
Beteiligung der Beschäftigten an Protestaktionen zu verdanken ist.“…“
- dazu ver.di: "Weder im Öffentlichen
Dienst noch in den anderen Branchen, die 2005 Tarifverhandlungen führen,
haben wir das Ziel Nullrunden zu fahren", sagte der Leiter Tarifpolitik
beim Verdi-Bundesvorstand, Jörg Wiedemuth. Ganz klares Ziel sei
es, mindestens eine Sicherung der Reallöhne zu erreichen. Gleichwohl
räumte er ein, dass "auch durch den VW-Abschluss der
Spielraum für Lohnerhöhungen eng geworden" ist.
"Wenn ein Glanzlicht der deutschen Wirtschaft wie VW 28 Monate
Nullrunden vereinbart, dann weckt das Begehrlichkeiten bei anderen Arbeitgebern."
(…) Bundesfinanzminister Eichel begründete seine Forderung
nach einer Nullrunde im Öffentlichen Dienst auch mit dem Tarifabschluss
bei VW. Dieser habe gezeigt, dass für die Menschen die Sicherung
von Beschäftigung Vorrang vor Lohnerhöhungen habe….“
Aus: "Nullrunden über etliche Jahre". Artikel
von Matthias Loke in Berliner Zeitung vom 05. November 2004
- siehe auch: Gehaltsverzicht für wertlose VW-Garantie? Die als
Zukunftstarif bezeichnete Einigung bei VW soll die große Tarifkommission
der IG-Metall heute absegnen. Kritische Stimmen zum Wert dieser Einigung.
Kommentar
mit Links von „vanders“ vom 5.11.04 beim netzwerlit
II. Branchen: Sonstige Industrie / Rüstungsindustrie
Gremien der Universität Dortmund gegen die Teilnahme
der Rüstungsfirma Diehl an der Unternehmensmesse Konaktiva –
Studierendenvollversammlung beschließt Resolution
Die Attac Campus Gruppe in Dortmund hat den Protest gegen
die Teilnahme der Rüstungsschmiede Diehl an der alljährlichen
Unternehmensmesse für Dortmunder Hochschulen "Konaktiva"
organisiert - jetzt hat der Senat offiziell einen Brief an Diehl geschrieben,
die Firma sei nicht erwünscht. Siehe die Pressemitteilung
der Campusgruppe vom 4. November 2004
mit der von der SVV verabschiedeten Resolution im Wortlaut und weiteren
Informationen
III. Solidarität
gefragt!
a) Dringender Solidaritätsaufruf von
Attac Frankreich und CGT cheminots und SUD-rail für den malischen
Bahngewerkschafter Tiécoura Traoré
Als Präsident des bürgerlichen Kollektivs für
die integrierte Entwicklung und die Wiederherstellung der malischen Bahn
(COCIDIRAIL) sollte Tiécoura Traoré am FSE teilnehmen. Er
konnte aber nicht rechtzeitig sein Visum nach London wegen Mangel an geeigneter
Unterstützung und Drängen bei den britannischen Konsulatsbehörden
in Mali bekommen. Er wurde von seinem Betrieb, der kanadisch-französischen
Gesellschaft Transrail entlassen, weil er sich gegen die Privatisierung
der malischen Bahn eingesetzt hat. Er braucht sehr dringend eine möglichst
weite Unterstützung. Seine Arbeitgeber werfen ihm seinen "Ehrlichkeitsmangel"
und seine "überlegte Absicht", der Gesellschaft Transrail
zu schaden, vor und haben ihn um Lohn, Prämie oder Entschädigungsgeld
gebracht. Seine Kameraden bangen auch um sein Leben…. Siehe den
Aufruf
mit weiteren Informationen und Protestadressen
b) Prozesshilfe für Ekkehard Jänicke
Ekkehard ist nach einem schweren Schlaganfall und einer
darauf notwendigen Gehirnoperation momentan in der Reha. Es gab bereits
(verlorene) Verhandlungen, aber noch kein rechtskräftiges Urteil.
Der Prozeß wird sich mindestens bis zum Spätherbst diesen Jahres
hinziehen - vorausgesetzt Ekkehard ist bis dahin wieder verhandlungsfähig,
was stark zu bezweifeln ist. Zwischenzeitlich hat Frau Steinbach über
einen Gerichtsvollzieher bei Ekkehard über 1000,-- Euro für
ihre Gerichts- und Anwaltskosten geholt, obwohl aufgrund seiner Erkrankung
Ekkehard momentan ohne Einkommen ist. Sie war nicht bereit, sich auf Teilzahlung
/ Ratenzahlung einzulassen. Für den Fall der Nichtzahlung wäre
eine eidesstattliche Versicherung und / oder Pfändung fällig
geworden. Dies alles bedeutet, dass Ekkehard Jänicke nach wie vor
alle erdenklichen Formen der Solidarität in dieser Auseinandersetzung
dringend brauchen kann. Siehe Kontoverbindung
und Hintergründe. Gebraucht wird aber auch tatkräftige Hilfe
durch solidarische Juristen und Journalisten – Kontakt über
die Redaktion!
c) Kettenkündigungen
von BR-Mitgliedern bei Danfoss
Der Kampf von Peter Jacobsen gegen die Kettenkündigungen
von Danfoss Compressors Flensburg geht weiter. Am 16.12.2004 findet vor
dem LAG Schleswig- Holstein um 11:00 Uhr das Wiederaufnahmeverfahren (Restitutionsklage)
statt.
IV. Diskussion: Wipo / Gesundheitswesen
- Ministerin Ulla Schmidt erhält den BigBrotherAward in der Kategorie
"Gesundheit und Soziales" für das GKV-Modernisierungsgesetz.
„Der Big Brother Award 2004 in der Kategorie "Gesundheit
und Soziales" geht an die Bundesministerin für Gesundheit
und soziale Sicherung, Frau Ulla Schmidt für das Gesetz zur Modernisierung
der Gesetzlichen Krankenversicherung GKV-Modernisierungsgesetz (GMG),
das am 01. Januar 2004 in Kraft getreten ist. (…) In diesem Gesetz
wird ein fundamentaler Richtungswechsel bei der Datenverarbeitung durch
die Krankenkassen vorgenommen, der zu einer massiven Verschlechterung
des Datenschutzes für die Patienten führt. Die Krankenkassen
rechnen seitdem die Krankheitskosten nicht mehr anonymisiert und fallbezogen
ab, sondern erhalten neben den Rechnungen von Apotheken und Krankenhäusern
auch die von sämtlichen ambulanten Behandlungen übermittelt
- und zwar personenbezogen! Damit entsteht bei den Krankenkassen ein
lückenloses Krankheitsprofil von sämtlichen Mitgliedern. (…)
Krankenkassen wollen ihre Risiken minimieren. Dafür brauchen sie
möglichst individuelle Daten ihrer Versicherten, um teure Patienten
herauszufiltern. Dieser Datenhunger wird unter dem verfälschenden
Begriff "moderner Gesundheit" durch die Gesundheitsministerin
immer mehr gefördert. So sorgte sie im Rahmen der Disease Management
Programme dafür, dass die Kassen über chronisch Kranke besondere
Dokumentationen zur Verfügung gestellt bekommen. Da die Kassen
mit diesem umfangreichen Datenmaterial nicht selbst zurecht kommen,
erlaubte sie unter Verletzung des Sozialgeheimnisses die Auswertung
der sensiblen Daten durch private EDV-Dienstleister evtl. gar im Ausland
mit einem niedrigen Datenschutzniveau….“ Siehe den
Volltext
der Laudatio
- Kein Zusammenhang zwischen Kassenbeitrag und Beschäftigung
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Belastung der Arbeitgeber durch
Gesundheitsausgaben und der Entwicklung der Beschäftigung - weder
in Deutschland noch im internationalen Vergleich. Dies zeigt ein Gutachten,
das das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung
(IGES) gemeinsam mit dem Augsburger BASYS-Institut im Auftrag der Techniker
Krankenkasse (TK) erarbeitet hat und am 26. Oktober 2004 veröffentlichte.
Siehe bei der Arbeitnehmerkammer
- Die Gesundheitsreform wirkt schlimmer als versprochen. Verhaltensänderung
durch Zuzahlungen. Artikel
von Tobias Michel in der SoZ
- Sozialistische Zeitung - vom September 2004
- Eckpunkte zur „Bürgerversicherung“
Die Gewerkschaften haben im DGB-Bundesvorstand einstimmig ein Konzept
für die Bürgerversicherung beschlossen – siehe die Eckpunkte
vom 02.11.2004
beim DGB
- Die Qualität der Quantität. Für eine „starke“
Bürgerversicherung. Artikel
von Michael Opielka ,
erschienen in: Kommune. Forum für Politik, Ökonomie, Kultur,
22. Jg., Heft 4, 2004, S. 14-17
- Bürgerversicherung – Kopfpauschale – Alternativen.
Manuskript
der Rede von Daniel Kreutz
zur Auftaktveranstaltung „Arbeitnehmerbegehren“ des IG Metall-Bezirks
Niedersachsen/Sachsen-Anhalt am 26.08.04 in Hannover
Ein arbeitsfreies Wochenende und auf nach
Nürnberg!
Mag
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch
The meeting point for all left-wing trade unionists, both waged and unwaged
Le point de rencontre de tous les militants syndicaux progressistes, qu`ils
aient ou non un emploi
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