Luisita: Schon wieder ein Gewerkschafter ermordet
Der 33-jährige Tirso Cruz, Vorstandsmitglied
der Gewerkschaft ULWU - Organisation von 5.000 der Beschäftigten
der Hacienda Luisita - wurde am Mittag des 17. März von zwei
Männern auf einem Motorrad beim Weg von einem Gottesdienst
nach Hause erschossen. Polizisten, die sich in der Nähe befanden,
unternahmen nichts. Er ist das erste Todesopfer nachdem - zumindest
offiziell - der Arbeitskampf auf der Hacienda des Präsidentenclans
beendet ist, und der Vierzehnte tote Aktivist der Hacienda in etwa
eineinviertel Jahren. Cruz war nicht nur Gewerkschaftsfunktionär,
sondern auch "Stadtrat" der (linken) Anakpawis-Partei
- und als solcher aktiv gegen den Bau einer neuen Autobahn und,
wie seine Gewerkschaft auch, für den Rückzug der Armee
aus den Dörfern auf dem Gelände der Hacienda. Nach Aussage
seines Bruders Ernesto bekamen sie immer wieder "Besuch"
von Militärvertretern, die von Tirso verlangten, er solle Dokumente
unterzeichnen, die seine (frühere) Zugehörigkeit zur "Neuen
Volksarmee" bestätigten, was er verweigerte. Die Gewerkschaft
veröffentlichte eine Mitteilung, die besagte, dass Tirso Cruz
seit Beginn des Luisita-Streiks verschiedentlich Morddrohungen erhalten
habe. Der Militärkommandant der Region betonte, die Armee habe
nichts mit dem Vorfall zu tun (?!). Der (englische, hiermit kurz
zusammengefasste) Bericht "Another
Luisita union leader slain"
vom 17. März 2006 von Tonette Orejas, Russell Arador, und Blanche
S. Rivera beim "Philippine Inquirer".
Luisita-Streik
erfolgreich beendet
Am ersten Jahrestag der Morde an sieben Streikposten,
am 8. Dezember 2005 werden die beiden Gewerkschaften ULWU und CATLU
mit der Direktion der Hacienda Luisita ihre jeweiligen neuen Tarifverträge
unterzeichnen. Dies wurde während den Verhandlungen in der
Nacht zum 6. Dezember beschlossen. Neben den geforderten Lohnerhöhungen
rückwirkend ab 1. Juli 2004 und dem ebenfalls geforderten Jahresbonus
auch für Kontraktarbeiter werden auch alle insgesamt 123 entlassenen
Gewerkschaftsaktivisten und Beschäftigte wieder eingestellt.
Des weiteren wird ULWU künftig 19 hauptamtliche, von der Firmenleitung
bezahlte Gewerkschaftsfunktionäre haben. Die Farmarbeiter bleiben,
wie gefordert, Anteilseigner mit Pachtrechten. Die Verbesserung
der Lebensbedingungen für Festangestellte wie Kontraktarbeiter,
für Schnitter wie Mühlenbeschäftigte ist weitgehend
erreicht worden, die Versuche, Gewerkschaften zu zerschlagen sind
gescheitert. Ein Kampf, der insgesamt 13 Menschenleben kostete.
Die Gewerkschaften weisen in ihrem Abschlusskommuniqué auf
die Verantwortung der Eignerfamilie - die der Präsidentin -
ebenso hin, wie insbesondere auf die des kommanidierenden Generals
des Armeebezirks und betonen, dies sei nur ein erfolgreicher Schritt
gewesen, dem weitere folgen müssten, unter anderem der Landübergabe
an die arbeitenden Pächter. Die (englische, hiermit kurz zusammengefasste)
Pressemitteilung der ULWU "Hacienda
Luisita Strike Victoriously Ends" vom 6. Dezember 2005
Bleibt der Mord an Ricardo Ramos ebenfalls "ungeklärt"
?...
116 politische Morde im Jahr 2005 - das ist die Bilanz
der Philippinen, bzw der Menschenrechtsorganisationen dort - die
Zahl umfasst "lediglich" die unbestreitbaren Fälle,
allesamt "ungeklärt". Der Voristzende der Hacienda
Luisita Gewerkschaft CATLU war letzte Woche erschossen worden -
und kurz zuvor waren Soldaten durchs Dorf gegangen und hatten nach
ihm gefragt. Die Armee ist seit dem Streik im letzten Jahr auf der
ganzen Hacienda, inklusive der meisten Dörfer stationiert.
Während offizielle Stellen die Unmöglichkeit der Verwicklung
von Armeeeinheiten beteuern, setzen demokratische Organisationen
den "Karriereweg" des kommandierenden Generalmajors Palparan
dagegen, dem in seinem vorigen Kommando über 80 mal Mitverantwortung
an politischen Morden in den Jahren 2001 bis 2004 angelastet wurde.
Der (englische) Bericht "Army
blamed for Philippine activist’s murder"
von Karl Wilson in der "Gulf Times" vom 2. November 2005
Gewerkschaftsvorsitzender von CATLU Hacienda Luisita
ermordet
Neben Kolumbien scheinen die Philippinen ein Land zu sein, in dem es lebensgefährlich ist, Gewerkschafter zu sein: dem dritten Mord innerhalb weniger Tage fiel der Vorsitzende einer der beiden Gewerkschaften der berüchtigten Hacienda Luisita (im Besitz der Familie der Präsidentin) zum Opfer: der 47jährige Ricardo Ramos, Vorsitzender der CATLU (Gewerkschaft der Zuckerrohrschneider) wurde am 25. Oktober um 20 Uhr in der Nähe seines Hauses mit einem Kopfschuss ermordet. Zwei Soldaten wurden kurz vorher von Nachbarn bemerkt, die nach Ramos fragten. Die Armee ist auf der ganzen Hacienda anwesend, inklusive in 11 der 13 auf dem Besitz bestehenden Dörfer, um, wie ein Vertreter der Aquino-Sippe sagte, "Alle Menschen der Hacienda vor den schlechten Elementen der Gesellschaft zu schützen". Siehe dazu den (englischen) Bericht über den Gewerkschaftermord "Bloodied But Unbowed" von Dabet Castañeda in der Ausgabe ab 30. Oktober 2005 der Wochenzeitschrift "Bulatlat"
Luisita- Aktivist ermordet
Tarlac City: Fr. William Tadena. ein 37jähriger Priester der Iglesia Filipina Independente (Aglipayan) ist in seinem Auto kurz nach Verlassen einer Kirche erschossen worden. Er war ein aktiver Unterstützer der Zuckerarbeiter und der Tagelöhner der Hacienda Luisita und deren Streik. Zwei Mitfahrer überlebten verletzt. Es ist bereits der dritte Mord an aktiven Unterstützern der Arbeiter in diesem Monat. Am 3.3. war ein Stadtrat der linken Partei Bayan Muna umgebracht und ein weiterer Aktivist entführt worden (bisher nicht wieder aufgetaucht); am 9.3. schließlich wurde ein weiterer Aktivist von Bayan Muna niedergeschossen. In allen Fällen bekannte sich eine antkommunistische Gruppe zu den Anschlägen. Allerdings vermuten Kritiker, daß diese "Gruppe" nur eine Erfindung bzw. Tarnung des Militärs ist.
Quelle: Tarlac.Net, inq7.net, The Manila Times, 14.3.05
Trotz gerichtlichem Verbot und neuen Schüssen - der Luisitastreik geht weiter
Anfang Januar gab es erneut Schüsse auf Streikposten der Hacienda Luisita - und ein Verdikt des Arbeitsministeriums, das den Plantagenarbeiterstreik für illegal erklärt und die Wiederaufnahme der Arbeit befiehlt. Die Gewerkschaften bekundeten ihre feste Absicht, den Streik weiterzuführen. Der (englische) Bericht "No Turning Back - Workers Defy Sto. Tomas’ Order" von Dabet Castaneda in der Alternativzeitschrift Bulatlat Nr 50 vom 16.Januar 2005
Schlecht bezahlt - und obdachlos?
Die Lebensbedingungen der Beschäftigten der - inzwischen berüchtigten - Hacienda Luisita sind der wesentliche Grund für den ausdauernden Kampf um die Verbesserung ihrer Lage. In einer ausführlichen (englischen) Reportage "Poorly-paid Workers Lose Jobs and Homes, Too" für die Alternativzeitung "Bulatlat" (Ausgabe 18.-25.Dezember 2004) schildert Dabet Castañda die Geschichte der Hacienda und der Menschen, die dort arbeiten seit den 20er Jahren.
Augenzeuge des Luisita - Massakers ermordet
Marcelino Beltran, Vorsitzender der Bauernvereinigung der Provinz Tarlac, sollte am 14.Dezember 2004 vor dem Untersuchungsausschuss über das Massaker an den Streikenden der Hacienda Luisita vom 16.November aussagen: Am 8.Dezember um 9 Uhr abends wurde er vor seinem Haus erschossen. Bevor er auf dem Weg ins Krankenhaus starb, sagte der 53jährige seinen Familienangehörigen: "Es waren Soldaten". Eine deutsche Zusammenfassung diverser Berichte.
Die Streikenden der Hacienda Luisita : Solidarität gefragt
Eine LabourNet Germany Dokumentation vom 3. Dezember 2004 über die weitere Entwicklung nach den Morden an streikenden Farmarbeitern vor zwei Wochen, inlusive Solidaritätsaufruf des IBFG.
"Non-strikers in Hacienda Lusita blame peers for violence"
Ein (englischer) Bericht von Lira Dalangin-Fernandez und Joel Francis Guinto vom 24. November 2004 in der philippinischen Tageszeitung "Daily Inquirer" über eine Pressekonferenz Jesus Finos, dem Vorsitzenden der CADTLU (Central Azucarera de Tarlac Labor Union - organisiert die Belegschaft der Zuckermühle), abgehalten im Camp Aguinaldo (Militärbasis) - bei der Fino andere Gewerkschaften attackierte, sie hätten ohne CADTLU zu fragen den Streik ausgerufen und betriebsfremde Elemente herbeigeschafft, und alle Arbeiter, die nicht streiken wollten, seien bedroht worden - 500 der 768 CADTLU Mitglieder hätten sich nicht am Streik beteiligt...
After carnage, both sides now talking.
(Englischer) Bericht von Jerome Aning und Norman Bordadora vom 20. November 2004 für den philippinischen "Inquirer News Service" über die Wiederaufnahme von (Vor-)Gesprächen zwischen Gewerkschaften und Geschäftsleitung der "Hacienda Lusita Incorporation" (HLI) drei Tage nach dem Massaker (über die Zahl der Opfer gibt es nach wie vor unterschiedliche Angaben, die Gewerkschaften geben 14 Tote und über 200 Verletzte an). Die HLI bedauerte die Opfer und versprach Entschädigung, während die Polizei darauf beharrt, alles sei ein "kommunistisches Komplott"
14 Dead, 133 Arrested, Hundreds Missing in the Violent Dispersal of Hacienda Luista Strike
Die offizielle (englische) Erklärung des Gewerkschaftsbundes Kilusang Mayo Uno zu dem Polizeiüberfall auf die Streikenden der Hacienda Lusita vom 19. November 2004 bei "LabourStart"
The Hacienda Luisita Massacre, Landlordism and State Terrorism
Ein (englischer) Beitrag von Bobby Tuazon in der alternativen Wochenzeitung "Bulatlat" vom 21. November 2004 über die Hintergründe und Perspektiven des Hacienda Lusita Falls und verschiedener Landkonflikte (wegen Grossgrundbesitz und Erzabbau) auf den Philippinen
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