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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Solidaritätsstreik mit Catering-Entlassenen bringt Erfolge Auch in deutschen Medien schlug er Wellen: Der Solidaritätsstreik der Rampenfahrer und Gepäckarbeiter von London-Heathrow mit den per Megaphonverkündigung entlassenen beinahe 700 Beschäftigten des "British Airways" Zulieferer Gate Gourmet, der zum Totalausfall des BA-Flugplans führte. Die Auseinandersetzung ist noch lange nicht abgeschlossen - der neue "Gate"-Chef gab großspurig kund, man werde "die Radikalen" nicht wieder einstellen und meinte damit auf Nachfrage mehrere Hundert der Entlassenen. Währenddessen demonstrieren die Entlassenen - meist aus Indien stammend - täglich 12 Stunden vor dem Flughafen. Eine knappe Darstellung der bisherigen Entwicklung in einer Auseinandersetzung mit bemerkenswerten Solidaritätsaktionen vom 31.August 2005 Solidaritätsstreik nach Kündigung durch Megaphon Am 10. August 2005 wurde 667 Beschäftigten des British Airways Zulieferers "Gate Gourmet" während der Arbeit per Megaphon mitgeteilt, sie seien gekündigt. Den Verbleibenden 1.400 wurde "nahegelegt" neue - schlechtere natürlich - Arbeitsverträge zu unterzeichnen, sonst müssten sie ebenfalls gekündigt werden. Kurz zuvor hatte die neue US-Amerikanische Geschäftsleitung (Gate war von der Texas Pacific aufgekauft worden) einen Antrag auf Einstellung von 120 ZeitarbeiterInnen gestellt. Die Beschäftigten von Gate sind in der TGWU organisiert (einst Transportarbeitergewerkschaft) - wie auch die Rampenfahrer für den Passagier Aus- und Einstieg und die Gepäckband-Beschäftigten. Diese nun organisierten ab dem folgenden Tag zusammen mit den Gepäck- und Frachtarbeitern einen Solidaritätsstreik, der spätestens ab dem zweiten Tag zu 100 Prozent befolgt wurde - der gesamte Flugplan der BA brach zusammen, der Flughafen füllte sich mit "Gestrandeten". Während in den englischen wie deutschen Medien in der Regel die Erschwernisse des Reisens und der Reisenden geschildert wurde und Gewerkschaftsvorstände von der Aktion überrascht wurden entwickelten vor allem die verschiedenen "Communities" gemeinsame Aktivitäten - denn die Gate Beschäftigten stammen mehrheitlich aus Indien, unter den Rampenfahrern sind viele aus der Karibik stammend. Die bei der BA vertretenen anderen Gewerkschaften - GMB und Amicus - die sich kurz zuvor in einer Auseinandersetzung um die Einführung einer "digitalen Stechuhr" (Chipkarte) öffentlich mit der TGWU (die bereit war, diese Regelung zu akzeptieren) auseinandergesetzt hatten, unterstützten die Solidaritätsaktion - dann auch die TGWU. Die BA hatte ihre "Verpflegung" seit 1997 an Subunternehmen vergeben und die Londoner Gate-Beschäftigten liefern täglich 80.000 Mahlzeiten an. Dafür verdienen sich 12.000 Pfund im Jahr (die Ausfahrer 16.000) - insbesondere im sehr teueren London ein echter Hungerlohn. Die Unternehmensleitung beharrte aber seit einiger Zeit auf ihrer Politik, Lohnkürzungen durchzupeitschen - sonst müsste eben Insolvenz erklärt werden, bei jährlichen Verlusten von 25 Millionen. Die beinahe 700 Entlassenen waren vor allem jene, die sich zuvor schon an Protesten und Widerstand beteiligt hatten. Subunternehmen sucht Subunternehmen sucht... Die gesamte kaputte kapitalistische Logik - oder auch: konsequent kranke - zeigt die schlichte Tatsache, dass ein Subunternehmen wie Gate zur Kostenreduzierung von Hungerlöhnen ein weiteres Subunternehmen sucht, das ihm noch billigere ZeitarbeiterInnen zur Verfügung stellt. An eben diesem 10. August sollten diese ZeitarbeiterInnen erstmals "antreten", worauf sich die Beschäftigten spontan versammelten und Widerstand organisierten - auch weil die Verhandlungen des Unternehmens mit der Gewerkschaft bis dahin keinerlei Ergebnisse gebracht hatten. Den im Fuhrpark Versammelten wurde eine Frist von 3 Minuten gegeben, die arbeit wieder aufzunehmen, sonst würden sie entlassen - was dann auch geschah. Security Guards waren da und verbundene Firmen waren informiert worden, dass es an diesem Tag auseinandersetzungen geben könne - eine durchgeplante Aktion also. Was nicht im Plan stand... ...war der nun folgende Solidaritätsstreik der Rampenfahrer und Gepäckarbeiter, der die Vergabefirma BA mächtig traf. So mächtig jedenfalls - bis zu 100.000 Passagiere blieben stecken - dass die BA-Geschäftsleitung nach einer kurzen Periode der Hetze gegen den Solidaritätsstreik umschwenken musste: Sie würden Gate einen neuen - besseren - Vertrag geben, Firmenexistenz und viele Arbeitsplätze garantierend, unter der Voraussetzung, dass Gate seinen "Arbeitskonflikt löse". Der Kompromiss der am letzten Augustwochenende mit der TGWU ausgehandelt wurde, ist ein freiwilliges Programm zur Reduzierung der Gate-Belegschaft um eben die gewünschten 675 Stellen - ein Programm, das sich aber an die gesamte Belegschaft richtet und mit 7 Millionen Pfund für Abfindungen dotiert ist, von denen laut verschiedenen, nicht bestätigten Berichten die Hälfte von BA bezahlt wird. Für jene, die willkürlich und fristlos und ohne Urlaubsausgleich usw entlassen waren, eine Verbesserung - aber die "Radikalen", so die Geschäftsleitung von Gate, würden keinesfalls wieder eingestellt werden, und das seien Viele. Und wer radikal ist, bestimmt die Geschäftsleitung... Die Auseinandersetzung ist noch nicht zu Ende... (Zusammengestellt von hrw unter Verwendung von Material aus dem "LabourNet UK", der "Transport and General Workers Union", der Zeitschrift "Solidarity" und der Tageszeitung "The Guardian"). Zu dem gesamten Konflikt siehe Branchen > Dienstleistungen > Transportwesen > Luftverkehr |