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Updated: 18.12.2012 15:51
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Pressemitteilung von Angelo Lucifero vom 16.03.07

Die NPD behauptet, dass Angelo Lucifero am 15. März während einer Veranstaltung auf dem Erfurter Anger auf Mitglieder und Sympathisanten der NPD geschossen und angeblich mehrere NPD Aktivisten verletzt seien. Und angeblich habe Lucifero den Landesgeschäftsführer der Thüringer NPD, Patrick Wieschke, durch einen Faustschlag am 9. Februar ins Gesicht verletzt.

Mitteilung von Angelo Lucifero:

Ich habe viele Infos am 15. März an die TeilnehmerInnen und Passanten verteilt. Etwa 17:20 Uhr während ich neben meinem Musik-Auto stand bekam ich von hinten von drei Jungen Schläge auf den Rücken. Als ich mich umgedreht habe, sind sie weggelaufen. Kurz danach habe ich wahrgenommen, dass die NPD mit Fahnen und Infos neben der Hauptkundgebungsstelle der
sozialen Bewegung stand. Da ich vermuten durfte, dass sich die Gewalt gegen mich wiederholen würde, habe ich aus meinem Musik-Auto die "Zoom Walther P22" rausgenommen.

Es ist keine echte Waffe, sondern um Gewalttäter abzuschrecken - wurde mir von einem Partisanen empfohlen. Ich bin auf die ****s zu und habe circa 50 Infos hochgeworfen. Als ich einem Demonstranten der sozialen Bewegung geholfen habe, Neo****s, die sich vor der Fahne der sozialen Bewegung stellen wollten, zurück zu drängen, hat einer mir auf die Brust geschlagen, und es kamen noch einige andere auf mich zu. Ein junger **** ist mit einer kleinen Kamera auf mich zu gegangen und hat mich damit ins Gesicht geschlagen. Ich habe ihm die Kamera heruntergeschlagen. Daraufhin habe ich von anderen wieder Schläge auf die Brust, auf die Hand und auf den Bauch bekommen. Ich habe dann die "Zoom Walther P22" herausgenommen. Sie sind weggelaufen und ich zurückgelaufen, habe im Abstand von etwa 5 Meter drei mal in deren Richtung
"geschossen". Die Schüsse verletzten nicht.

Hätte ich diese "Zoom Walther P22" nicht gehabt, dann wäre ich mindestens wie am 9. Februar niedergeschlagen worden. Richtigerweise hat mir einer empfohlen weg zu gehen. Das habe ich gemacht.

Circa 30 Minuten später, während ich in der Autostraße angehalten habe, haben mich Polizisten mit Gewalt aus dem Auto herausgeschoben, festgenommen und durchgesucht. Ich wurde zur Polizeizentrale gebracht und dort bis circa 21 Uhr gefesselt. Erst als die Kriminalpolizei mich befragte, wurde ich befreit.

Die "Zoom Walther P22" wurde geliefert auf Grundlage dieser Anfrage: "Ich suche eine Verteidigungswaffe. Ich kenne mich mit Waffen überhaupt nicht aus. Ich lebe ja in diesem Land, weil damals -70er Jahre - in Italien Wehrdienst nicht verweigert werden konnte. Ich brauche aber nun eine Waffe, weil ich seit 1991 14 mal von ****s angegriffen wurde und dieses und vergangenes Jahr sogar viermal niedergeschlagen wurde. Gibt es Waffen, die ernsthafte defensive Verteidigung ermöglichen? Falls es unklar ist: Ich möchte keine Waffe, die einem Menschen, selbst
wenn es ein **** ist, tötet, sondern eindeutig behindert, mich anzufassen."

Solange die Mehrheit der PolitikerInnen und auch der BürgerInnen wegschaut, wenn Menschen von Neo****s ermordet und niedergeschlagen werden und Engagierte gegen Neo****smus, Antisemitismus und Rassismus kriminalisiert werden, wird das verteilte Info mit der Satire zur Realität.


Zum Hintergrund siehe:

Wird Angelo Lucifero von den Gewerkschaften vom Opfer zum Täter gemacht?

"am vergangenen Donnerstag marschierten rund 50 Neonazis bei einer Kundgebung des Sozialbündnisses in Erfurt auf und griffen u. a. den Kollegen Angelo Lucifero tätlich an. Dieser wehrte sich mit einer Schreckschusspistole, worauf es zu skandalösen Verlautbarungen der CDU und in der Presse kam und sich Teile der Gewerkschaften von Angelo distanzierten. Spontan haben sich darauf hin die "GewerkschafterInnen gegen Rechts" gebildet. Wir protestieren gegen die Gleichsetzung von rechtsextremen Angriffen und Selbstverteidigung sowie gegen Distanzierungen aus dem Kreise der Gewerkschaften und unterstützen unseren Kollegen Angelo Lucifero." Briefkampagne an die Gewerkschaftsorganisationen der GewerkschafterInnen gegen Rechts vom 17.3.07 samt Hintergründen und einem Offenen Brief, um dessen Unterstützung auch die Redaktion des LabourNet Germany bittet. Siehe dazu auch:

  • Streit um Schüsse in Erfurt
    "Mit einer Schreckschusspistole hat ein Gewerkschaftsfunktionär bei einer Demonstration in Erfurt auf Rechtsextreme geschossen. Die Polizei ermittelt nun gegen ihn. Der Vorfall ereignete sich am Donnerstagabend im Stadtzentrum. Laut Polizei hatten etwa 30 Mitglieder oder Sympathisanten der NPD versucht, die jede Woche auf dem Anger stattfindende Demonstration gegen Sozialabbau zu stören. Nach Rangeleien soll dann der Gewerkschafter aus kurzer Distanz einen Schuss aus einer Schreckschusspistole abgegeben haben. Ein Rechtsextremer sei dabei leicht an der Wange verletzt worden. (.) Lucifero bezeichnete den Schuss "im Nachhinein als falsch ", er habe aber aus "purer Angst" gehandelt. Er distanziere sich von jeder Art von Gewalt. Gleichzeitig erhob er schwere Vorwürfe gegen die Erfurter Polizei, die ihn gefesselt abgeführt habe und einseitig gegen Linksautonome vorgehe. Die Gewerkschaft Verdi wolle zunächst die polizeiliche Klärung abwarten, sagte Landesbezirksleiter Thomas Voß. "Wir können und wollen uns nicht der gleichen Mittel bedienen, wie man sie aus dem rechtsradikalen Raum kennt", sagte er aber auch.." Artikel in Thüringer Allgemeine Zeitung vom 16.03.2007 externer Link
  • Engagement gegen Rechts nur im rechttlich einwandfreien Rahmen. ver.di fordert Verbot von NPD-Aufmarsch am 1. Mai
    ""Wir müssen die polizeiliche Klärung des Sachverhalts abwarten, bevor wir das abschließend bewerten kön-nen", sagte Thomas Voß, Thüringer ver.di-Landesbezirksleiter auf Medienverlautbarungen der NPD, nach denen ein Gewerkschaftssekretär gestern am Rande der Erfurter Donnerstagsdemonstration mit Schüssen aus einer Schreckschusspistole auf Übergriffe von NPD-Anhängern reagiert haben soll." die Pressemitteilung von ver.di Thüringen vom 16.3.07 externer Link
  • DGB: Klares Nein zu Waffen
    "Thüringens DGB-Vorsitzender Steffen Lemme geht auf Distanz zu seinem Gewerkschaftskollegen Angelo Lucifero. Den Einsatz von Waffen, auch von Schreckschusspistolen, gegen Rechtsextremisten lehnt Lemme unmissverständlich ab. In einem TLZ-Gespräch zeigte er Verständnis, dass ein so exponierter Antifaschist wie Lucifero Vorsorge gegen tätliche Angriffe trifft, "aber nicht mit einer Waffe", so Lemme. Ob Lucifero künftig noch als exponierter Gewerkschaftsrepräsentant tragbar sei, ließ Lemme offen. Man müsse jetzt erst einmal das Ergebnis des Ermittlungsverfahrens abwarten und mit Lucifero das Gespräch suchen." Artikel in Thüringische Landeszeitung vom 16.03.2007 externer Link
    Wir fragen uns vielmehr, ob Steffen Lemme als Thüringens DGB-Vorsitzender "als exponierter Gewerkschaftsrepräsentant" noch tragbar ist.

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