Home > Diskussion > Rechte allgemein > Opfer > angelo1
Updated: 18.12.2012 15:51
Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany

Wird Angelo Lucifero von den Gewerkschaften vom Opfer zum Täter gemacht?

"am vergangenen Donnerstag marschierten rund 50 Neonazis bei einer Kundgebung des Sozialbündnisses in Erfurt auf und griffen u. a. den Kollegen Angelo Lucifero tätlich an. Dieser wehrte sich mit einer Schreckschusspistole, worauf es zu skandalösen Verlautbarungen der CDU und in der Presse kam und sich Teile der Gewerkschaften von Angelo distanzierten. Spontan haben sich darauf hin die "GewerkschafterInnen gegen Rechts" gebildet. Wir protestieren gegen die Gleichsetzung von rechtsextremen Angriffen und Selbstverteidigung sowie gegen Distanzierungen aus dem Kreise der Gewerkschaften und unterstützen unseren Kollegen Angelo Lucifero." Briefkampagne an die Gewerkschaftsorganisationen der GewerkschafterInnen gegen Rechts vom 17.3.07 samt Hintergründen und einem Offenen Brief, um dessen Unterstützung auch die Redaktion des LabourNet Germany bittet


EILT! BITTE UNTERSTÜTZEN UND VERBREITEN!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am vergangenen Donnerstag marschierten rund 50 Neo****s bei einer Kundgebung des Sozialbündnisses in Erfurt auf und griffen u. a. den Kollegen Angelo Lucifero tätlich an. Dieser wehrte sich mit einer Schreckschusspistole, worauf es zu skandalösen Verlautbarungen der CDU
und in der Presse kam und sich Teile der Gewerkschaften von Angelo distanzierten. Spontan haben sich darauf hin die GewerkschafterInnen gegen Rechts gebildet. Wir protestieren gegen die Gleichsetzung von rechtsextremen Angriffen und Selbstverteidigung sowie gegen Distanzierungen aus dem Kreise der Gewerkschaften und unterstützen unseren Kollegen Angelo Lucifero.

Als erste Sofortaktion haben wir eine Briefkampagne an unsere Gewerkschaftsorganisation gestartet und möchten euch bitten, den Offenen Brief zu unterzeichnen. Dieser Brief soll am Sonntag um 13 Uhr mit allen bis dahin eingegangenen Unterschriften an die Gewerkschaften und die Presse versendet werden. Wenn ihr aufgeführt werden möchtet, antwortet mit Angabe eurer Gewerkschaft an folgende Adresse: g-g-r@web.de updated

Wenn ihr den Brief danach unterstützen oder einen individuellen Brief verfassen möchtet, schickt ihn bitte direkt an die folgenden Adressen (cc an gewerkschafterinnengegenrechts@goodmails.de):

Solidarische Grüße,
GewerkschafterInnen gegen Rechts

Offener Brief von GewerkschafterInnen gegen Rechts

Lieber Kollege Voss,
lieber Kollege Lemme,
lieber Kollege Körzell,

bestürzt haben wir erfahren müssen, dass unser Kollege Angelo Lucifero am 15.3. zum wiederholten Male in der Öffentlichkeit von Neo****s angegriffen wurde und sich diesmal mit einer Schreckschusswaffe zur Wehr setzen musste.

Wir erwarten von der Gewerkschaft ver.di und vom DGB, dass er unserem Kollegen Lucifero jede mögliche Unterstützung zukommen lässt, sich vorbehaltlos hinter ihn als engagierten Gewerkschafter stellt und öffentlichen Schmähungen durch CDU und andere entschieden entgegen tritt.

Tätliche Angriffe und Bedrohungen rechtsextremer Schlägertrupps gehören für MigrantInnen und AntifaschistInnen in Thüringen zum Alltag -- während die Polizei oft genug wegsieht. In dieser Situation möchten wir nachdrücklich darauf hinweisen, dass nicht Angelo Luciferos Notwehrhandlung, sondern die Zustände, die dazu geführt haben ins Zentrum der Auseinandersetzung gehören. Dazu zählt auch, dass es einer größeren Gruppe ****s am Donnerstag den 15.03.07 in Erfurt gelungen ist, an einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus "teilzunehmen" und Kundgebungsteilnehmer anzugreifen, ohne dass die Polizei einschritt oder
die Organisatoren der Kundgebung dazu in der Lage gewesen wären. Überraschend kann dies nicht gewesen sein, versuchten doch ****stische Organisationen schon mehrfach, Kundgebungen der sozialen Initiativen auch in Erfurt zu besetzen und ihre TeilnehmerInnen einzuschüchtern.

Zu diesen Zuständen gehört nicht zuletzt, dass beim letzten öffentlichen Auftreten von "Freien Kameradschaften" und NPD Thüringen am 9. Februar in der Erfurter Bahnhofstraße Polizei und Neo****s gemeinsam gegen AntifaschistInnen vorgegangen sind und die anwesenden Beamten nicht eingriffen haben, als Angelo Lucifero von Neo****s niedergeschlagen wurde. Viele von uns kennen Situationen wie diese aus eigener Erfahrung und möchten unmissverständlich festhalten: Das Thüringer Gewaltproblem heißt stillschweigend geduldeter ****terror und nicht Selbsthilfe der
Betroffenen.

Wir wenden uns als engagierte Gewerkschaftsmitglieder an unsere Organisation und erwarten, dass Angelo Lucifero die volle Unterstützung erhält, insbesondere auch gegenüber der CDU Landtagsfraktion, die sich nicht gegen die rechtsextremen Angreifer, sondern gegen den
Angegriffenen stellt und in Selbstverteidigung ein "zweifelhaftes Demokratieverständnis" sieht. Einige der 135 Todesopfern rechter Gewalt in Deutschland 1990 - 2005 würden vermutlich noch leben, hätten sie sich verteidigen können. Statt Passivität gegenüber rechtsextremen Gewalttätern zu verlangen, muss die Thüringer Regierungspartei endlich deren potentielle Opfer wirksam schützen.

GewerkschafterInnen gegen Rechts

Stand 17.03., 20.00 Uhr

Siehe den aktuellen Stand der UnterstützerINnen externer Link auf der Homepage der Initiative


Siehe auch:

  • Pressemitteilung von Angelo Lucifero vom 16.03.07
  • Streit um Schüsse in Erfurt
    "Mit einer Schreckschusspistole hat ein Gewerkschaftsfunktionär bei einer Demonstration in Erfurt auf Rechtsextreme geschossen. Die Polizei ermittelt nun gegen ihn. Der Vorfall ereignete sich am Donnerstagabend im Stadtzentrum. Laut Polizei hatten etwa 30 Mitglieder oder Sympathisanten der NPD versucht, die jede Woche auf dem Anger stattfindende Demonstration gegen Sozialabbau zu stören. Nach Rangeleien soll dann der Gewerkschafter aus kurzer Distanz einen Schuss aus einer Schreckschusspistole abgegeben haben. Ein Rechtsextremer sei dabei leicht an der Wange verletzt worden. (.) Lucifero bezeichnete den Schuss "im Nachhinein als falsch ", er habe aber aus "purer Angst" gehandelt. Er distanziere sich von jeder Art von Gewalt. Gleichzeitig erhob er schwere Vorwürfe gegen die Erfurter Polizei, die ihn gefesselt abgeführt habe und einseitig gegen Linksautonome vorgehe. Die Gewerkschaft Verdi wolle zunächst die polizeiliche Klärung abwarten, sagte Landesbezirksleiter Thomas Voß. "Wir können und wollen uns nicht der gleichen Mittel bedienen, wie man sie aus dem rechtsradikalen Raum kennt", sagte er aber auch.." Artikel in Thüringer Allgemeine Zeitung vom 16.03.2007 externer Link
  • Engagement gegen Rechts nur im rechttlich einwandfreien Rahmen. ver.di fordert Verbot von NPD-Aufmarsch am 1. Mai
    ""Wir müssen die polizeiliche Klärung des Sachverhalts abwarten, bevor wir das abschließend bewerten kön-nen", sagte Thomas Voß, Thüringer ver.di-Landesbezirksleiter auf Medienverlautbarungen der NPD, nach denen ein Gewerkschaftssekretär gestern am Rande der Erfurter Donnerstagsdemonstration mit Schüssen aus einer Schreckschusspistole auf Übergriffe von NPD-Anhängern reagiert haben soll." die Pressemitteilung von ver.di Thüringen vom 16.3.07 externer Link
  • DGB: Klares Nein zu Waffen
    "Thüringens DGB-Vorsitzender Steffen Lemme geht auf Distanz zu seinem Gewerkschaftskollegen Angelo Lucifero. Den Einsatz von Waffen, auch von Schreckschusspistolen, gegen Rechtsextremisten lehnt Lemme unmissverständlich ab. In einem TLZ-Gespräch zeigte er Verständnis, dass ein so exponierter Antifaschist wie Lucifero Vorsorge gegen tätliche Angriffe trifft, "aber nicht mit einer Waffe", so Lemme. Ob Lucifero künftig noch als exponierter Gewerkschaftsrepräsentant tragbar sei, ließ Lemme offen. Man müsse jetzt erst einmal das Ergebnis des Ermittlungsverfahrens abwarten und mit Lucifero das Gespräch suchen." Artikel in Thüringische Landeszeitung vom 16.03.2007 externer Link
    Wir fragen uns vielmehr, ob Steffen Lemme als Thüringens DGB-Vorsitzender "als exponierter Gewerkschaftsrepräsentant" noch tragbar ist.

Home | Impressum | Über uns | Kontakt | Fördermitgliedschaft | Newsletter | Volltextsuche
Branchennachrichten | Diskussion | Internationales | Solidarität gefragt!
Termine und Veranstaltungen | Kriege | Galerie | Kooperationspartner
AK Internationalismus IG Metall Berlin | express | Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken
zum Seitenanfang