Ost - ENDE: Keine 35 Stundenwoche für die KollegInnen im Osten
Reaktionen, Proteste und Debatten - in der IG Metall (und anderen Gewerkschaften)
Dass diese Niederlage-Kapitulation eine heftige Debatte innerhalb der IGM (und der anderen Gewerkschaften) hervorrufen wird, ist klar - sie hat schon begonnen. Und sie ist nicht auf die "Personenfrage" im Sinne der bürgerlichen Medien (Peters weg, ein "echter Reformer" muss her) beschränkt. Es werden die Rolle des gesamten Vorstandes, die Bedingungen der Gewerkschaftsarbeit heute und die Rolle der Betriebsräte etwa der grossen Autofirmen diskutiert.
- "Arbeitgeber blockieren Flächentarifvertrag - Null Kompromissbereitschaft"
Das Flugblatt der IG Metall, das heute in den Streikgebieten verbreitet wurde - als
pdf Datei auf der IGM Homepage. Darin Klaus Zwickel: "Das politische Klima hat sich seit Anfang des Jahres gegenüber den Gewerkschaften verschärft..."
- Resolution der gemeinsamen Tarifkomission für die Metall- und Elektroindustrie in Sachsen, Brandenburg und Berlin
Aus welchen Gründen die Empfehlungen der Verhandlungsführung durch die Tarifkomission am 29.Juni 2003 angenommen wurden - und die
Ankündigung einer "Aufarbeitung" im Herbst, ebenfalls
als pdf-Datei auf der Seite der IG Metall
zum download
- Zweite Verhandlungsrunde ohne Ergebnis - Zwickel empfiehlt Ende des Streiks
So die Überschrift der
Meldung auf der IGM-Homepage vom 28.Juni 2003, 19 Uhr 14.
Darin folgendes: "Während der Gespräche hatte die IG Metall innovative und flexible Vorschläge gemacht, wie sie in der Vergangenheit immer von den Arbeitgebern gefordert worden waren." Aber auch das fand keine Gnade.
- "NEIN zum Streikabbruch! - Mobilisierung der gesamten IG Metall für den Erfolg!"
So der Titel einer Entschliessung, für die Kollegen aus
Berlin weitere UnterzeichnerInnen aus allen Gewerkschaften suchen - und auch bereits welche gefunden haben: Sie steht weiter zur Unterzeichnung.
Darin heisst es unter anderem:
"Wir teilen die Einschätzung nicht, dass die Kollegen und Kolleginnen, den Kampf nicht führen könnten oder wollten. Im Gegenteil: entgegen der Hoffnungen der Unternehmerverbände hat sich der Osten als streik- und kampffähig erwiesen. Auch aus diesem Grund haben die Unternehmerverbände, Vertreter der Bundes- und Landesregierungen sowie die Presse mit den abenteuerlichsten Verdrehungen und Lügen gegen die Streikenden und unsere Gewerkschaft gehetzt".
- "Opelaner entschlossen zum Tarifkampf"
So hatte der Autor mit dem Kürzel jac noch am 26.Juni 2003 in der "Thüringer Allgemeinen" auf deren Seite über die Kollegen aus Eisenach berichtet,
die eine Betriebsversammlung am Fabriktor machten und dabei unterstützenden Besuch aus dem Opelwerk Bochum erhielten.
- Presseerklärung der Belegschaft Opel Eisenach
"Wir Teilnehmer der Belegschaftsversammlung von Opel Eisenach am 26. Juni 2003 sind mit der Art der Berichterstattung über die Tarifrunde und die Arbeitskämpfe im Osten nicht einverstanden!"
Diese Presseerklärung der Opel-Kollegen befasst sich mit einem der wichtigen Faktoren für die Niederlage: der nie dagewesenen Medienkampagne gegen den Streik.
- "Die Fahrt nach Eisenach ein Erfolg und ein Schritt in die Zukunft!"
Ein erster Bericht der Delegation von Opel Bochum nach Eisenach , der so beginnt:
"Am 26. Juni, zum Teil direkt nach ihrer Schicht, machten sich 10 Opel-Kollegen, darunter Werk1, 2, Lehrwerkstatt und Familie, auf nach Eisenach, um die Solidarität mit der Eisenacher Belegschaft und allen Kollegen im Kampf um die 35-Stundenwoche zu bestärken."
- "Unverschämtheit in Serie - Was Kapital und Politik am Streik in Ostdeutschland stört"
So der Titel der Kolumne von Mag Wompel in (und bei) der "Jungen Welt" vom 28.Juni 2003.
Von den ursprünglichen Abschlussätzen: "Ihr aufrechter Kampf soll nicht durch das Einknicken der
Gewerkschaft bestraft werden - sie brauchen unser aller Solidarität. Eine konsequent weiter kämpfende Gewerkschaft würde sie auch verdienen", fehlt in der jw Ausgabe der letztere...
- "Metaller enttäuscht über Streikniederlage"
So der Titel eines
dpa Berichts
auf den Seiten der "Frankfurter Rundschau" vom 28.Juni 2003,
die die einzige der grossen Zeitungen war, die auch "Stimmungsberichte von der Basis" veröffentlichte.
- "Am Nasenring"
Ein Bericht von Axel Vornbäumen in (und bei)
der "Frankfurter Rundschau" vom 30.Juni 2003 über die Stimmung von Kollegen bei DC in Ludwigsfelde.
- Ein Blick in das Webforum der IG
Metall...
Lohnt sich um zu sehen, wie massiv die Stimmungsmache gegen den Streik verbreitet ist (Beiträge von nichtgewerkschafterInnen zuhauf):
Reaktionen, Jubel und was demnächst versucht wird - in den bürgerlichen Medien
Ganz anders das Echo in den bürgerlichen Medien - von offener Häme über Personalvorschläge zu weiteren Demontageplänen und zynischen Bekundungen, die eine Art Mitleid signalisieren sollen, reicht das Spektrum.
- "IG Metall räumt Niederlage ein"
So titelt die Redaktion des Handelsblatts die von ihr bearbeitet
dpa-Meldung am 28.Juni, die um 13.32 Uhr auf ihre Homepage gestellt wurde. "Die bittere Wahrheit ist, der Streik ist gescheitert" - so wird Zwickel in diesem Beitrag zitiert. Und Schlussfolgerungen für die künftige Gewerkschaftsarbeit angekündigt...
- "Zwickel, Peters und Düvel sind geschlagen"
So betitelt "Spiegel-online" einen Bericht von Falk Zielke und
Verena Schmitt-Roschmann, AP, der ebenfalls noch am 28.Juni 2003 auf der Spiegel Homepage veröffentlicht wurde.
Darin:"Es ist eine Art Gau für die IG Metall: Nach vier Wochen soll der Streik in der ostdeutschen Metall- und Elektrobranche ergebnislos abgebrochen werden - auch unter dem Eindruck, dass die Stimmung im Land den Gewerkschaften äußerst feindselig begegnet, wie Zwickel einräumt."
- "IG Metall sucht Gründe für Streik-Debakel"
So die Überschrift eines redaktionellen Artikels auf der Seite der "Netzzeitung" vom 29.Juni 2003, in dem vor allem auf Düvels Kritik an Autobetriebsräten im Westen eingegangen wird.
- "Streik-Desaster spaltet IG Metall"
So der
redaktionell bearbeitet dpa-Bericht beim "Handelsblatt" vom 30.Juni 2003, der sich den erwarteten Personaldebatten widmet.
- "Metaller zählen Gewerkschaftsvize Jürgen Peters an"
Ein Bericht von Maike Rademaker und Guido Reinking in (und bei) der "Financial
Times Deutschland" vom 30.Juni 2003, der sich ebenfalls mit internen Machtkämpfen befasst.
- "IG Metaller fallen nach Streik-Desaster übereinander her"
Ein redaktioneller Artikel auf der Seite der "Financial Times Deutschland" vom 30.Juni 2003, der von der IGM Vorstandssitzung bis in die frühen Morgenstunden berichtet.
- "Union-Fraktionsvize Merz will Streikverbot für gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer"
Das berichtete die "Netzzeitung" bereits am 28.Juni um 21.52 Uhr auf ihrer Homepage, mit folgender - in nächster Zukunft sicher weit verbreiterter Argumentation: "In einer in Berlin verbreiteten Erklärung nannte der stellvertretende Unionsfraktionschef Friedrich Merz das Ende der Streiks zwar einen großen Erfolg für die Arbeitnehmer..."
- "Ost-Metaller setzen auf Haustarifverträge"
So aktualisiert die Redaktion der "Financial Times Deutschland" am Samstag, 28.6.2003, um 16.26 Uhr ihren
Bericht über die Pressekonferenz der IGM auf der ftd Homepage.