letzte Änderung am 10. Juli 2003

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Ein Bericht von der Delegation nach Eisenach

Die Fahrt nach Eisenach ­ ein Erfolg und ein Schritt in die Zukunft!

Am 26. Juni, zum Teil direkt nach ihrer Schicht, machten sich 10 Opel-Kollegen, darunter Werk1, 2, Lehrwerkstatt und Familie, auf nach Eisenach, um die Solidarität mit der Eisenacher Belegschaft und allen Kollegen im Kampf um die 35-Stundenwoche zu bestärken. An diesem Tag sollte erst ein Warnstreik stattfinden, der aber kurzfristig in eine Betriebsversammlung vor dem Tor umgewandelt wurde.

Nach 4 Stunden Fahrt in Eisenach angekommen, wurden wir herzlich von Kollegen begrüßt und mit Frühstück versorgt. Wir malten noch schnell ein Transparent: "Opelaner Bochum ­ Kampf in Ost und West für 35 Stunden bei vollem Lohn". Dann ging es ab zum Tor. Dort wurde schon alles für die Versammlung aufgebaut. Mit einigen Kollegen vor dem Tor kamen wir ins Gespräch und es wurde deutlich, dass alle die 35 jetzt durchsetzen wollen. Die Frage Abwarten auf den IGM-Vorstand oder selbst mit Streikaktionen beginnen, stand im Raum. Vor dem Tor gab es auch die Kollegenzeitung "Hupe". Kollegen der MLPD verkauften die "Rote Fahne". Sie sprachen sich für die Ausweitung des Tarifkampfs aus. Der Betriebsratsvorsitzende Lieske begrüßte uns mit der Mitteilung, dass unsere Transparent und das der Eisenacher Gewerkschafter nicht auf die Versammlung dürften und verlegte die ganze Versammlung hinters Tor. Die Versammlung wäre kein Streik und keine politische Versammlung. Ob das mit der Erklärung vom GBR-Vorsitzenden Klaus Franz zusammen hängt, der in der Presse ein sofortiges Ende des Streiks forderte? Wir hingen mithilfe von Gewerkschaftern die Transparente so auf, dass sie über der Bühne weithin sichtbar waren. Trotzdem wird über den Vorgang zu reden sein.

Es sprachen zuerst Lieske, dann die Ortsbevollmächtigte von Eisenach. Ihre Ansprache ­ eine Grabrede warum die Arbeiter in Thüringen nicht kämpfen könnten. Sie verbreitete echt massiv schlechte Stimmung. Dann ein Kollege von der IGM aus Suhl, der gute Argumente brachte für die 35-Stundenwoche. Dann konnten wir einmal die Solidaritätserklärung der JAV vortragen und dann das Grußwort der Delegation, dass wir vorher zusammen besprochen hatten. Für beides gab es viel Applaus. Ein Vorstandsmitglied der IGM und brachte erst mal gute Erfahrungen aus dem Kampf um die 35 im Westen. Alle Redner wandten sich insbesondere gegen den Versuch der Unternehmerverbände, die Arbeiter und die Gewerkschaften massiv zu entrechten. Es kam gut raus, dass es keine Sache des Ostens, sondern von allen Arbeitern in Deutschland ist. Aber auch er meinte, dass die Opel-Belegschaft zwar kämpfen könne, aber der Rest von Thüringen nicht. Abgesehen von Bosch und BMW, die auch starke Belegschaften mit einer empfindlichen Produktion haben, ist es auch so, dass wenn die starken Belegschaften nach vorne gehen, die kleinen mitziehen werden. Man wurde den Eindruck nicht los, als wollten einige "offizielle" Redner die Belegschaft geradezu von "dummen" Gedanken abhalten, etwa selbst anzufangen zu streiken.

Dann ergriff noch ein Kollege aus unserer Delegation das Wort, berichtete von Streik 2000 und dass es drauf ankommt, dass die Belegschaft selbst handelt wie damals die Leute bei der Wende 89. Auch dafür gab es Applaus. Eine Kollegin von Eisenach schlug eine Protesterklärung gegen die üble Medienberichterstattung gegen den Streik vor, die mit breiter Mehrheit verabschiedet wurde. Gut auch, weil neben der Antenne Thüringen und die Thüringer Allgemeine da waren und Interviews machten.

Es sprachen dann zwei Kolleginnen und Kollegen der VKL Eisenach. Die Vorsitzende sagte noch mal ganz klar "Wir wollen und wir werden es tun!" Einer rechnete vor, dass der Stahlabschluss für die Stufeneinführung der 35-Stundenwoche die Unternehmen gerade mal lächerliche 0,01 Prozent von Umsatz im Jahr kostet und dass die 35-Stundenwoche in einem Schritt durchgesetzt werden muss.

Nach gut 2 Stunden wurde die Versammlung dann beendet. Wir verabschiedeten uns von vielen Kollegen und Gewerkschaftern, machten noch ein Gruppenfoto. Dann gings schnell in den Westen, weil die Nachtschicht-Kollegen wieder arbeiten mussten.

Wir konnten mit der Delegation nicht nur unsere Solidarität rüberbringen, sondern es war auch wichtig, dass zum ersten mal eine direkte Verbindung von Belegschaft zu Belegschaft hergestellt wurde, praktisch von der Basis aus. Man hat gespürt, wir müssen und wir werden zusammen halten und kämpfen, dann sind wir stark.


26. Juni 2003

Grußwort der Bochumer Opel-Delegation - gehalten vor der Betriebsversammlung im Werk Eisenach

Hallo Kolleginnen und Kollegen!

Wir sind eine Delegation von Opel Bochum, tief aus dem Westen. Wir über-mitteln euch solidarische Grüße von unserer Belegschaft. In den letzten Wo-chen ist uns immer klarer geworden, dass der Kampf um die 35-Stundenwoche unsere gemeinsame Sache ist.

Denn die Unternehmer wollen auch bei uns die Arbeitszeit verlängern, mehr Flexi, Leiharbeit und Lohndrückerei. Die Gewerkschaft und unser Streikrecht wollen sie schwächen. Das können wir uns nicht gefallen lassen!

In den letzten Jahren hat Opel Mrd. investiert und Tausende von Arbeitsplät-zen vernichtet. Nächstes Jahr sollen in Bochum 800 wegfallen und es werden auch nicht mehr alle Azubis übernommen. Alles für den Profit. Wir brauchen die Arbeitszeitverkürzung, um die Arbeitslosigkeit auf Kosten der Profite einzu-dämmen.

Seit Anfang der Woche steht BMW, ab morgen VW Wolfsburg. Jetzt haben wir sie am Wickel, jetzt muss der Streik ausgedehnt und im Westen unterstützt werden.

Wir müssen uns klar sein: mit einem Erfolg erreichen wir einen Erfolg für alle Arbeiter und Schröder kann sich warm anziehen mit seiner Agenda 2010.
In diesem Sinne: kämpfen wir die 35-Stundenwoche durch, nehmen wir die 30 ins Visier, in Eisenach, Bochum, Ost und West und international.

Glück Auf!

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