5. Unsicherheitsfaktor "Qualifizierung"
"Die PSA soll die eingestellten Arbeitslosen vorrangig verleihen. Ziel
ist die Übernahme beim Entleiher oder die Vermittlung durch die PSA zu
einem anderen Arbeitgeber, das heißt das möglichst rasche Überwechseln
aus der PSA in ein ungefördertes Beschäftigungsverhältnis. Die
PSA muss bestrebt sein, die verleihfreien Zeiten möglichst gering zu halten.
Die verleihfreien Zeiten sind von der PSA für arbeitsmarktliche Integrationsbemühungen
und in diesem Zusammenhang sinnvolle Kurzzeitqualifizierungen zu nutzen."
[1 ]
Die Realität sah anders aus: "Schulungen finden so gut wie nie statt
und wenn, allenfalls ein Bewerbungstraining. Internetzugang ist mangelhaft"
(Informant 33, Insider). Dies bestätigen auch die Betroffenen:
- "... Es gab Angebote aus der Zeitung und aus dem Internet viele
unpassend und auch öfters verspätet. Schulungen waren Lachhaft ich
habe zwei erhalten zum Thema Bewerbungsschreiben. Die erste nach 3 Monaten
, dabei habe ich auf einer Privatschule eine Ausbildung zum Industriekaufmann
abgeschlossen und diese Art der Unterweisung hing uns schon zum Halse raus.
In der Unterrichtsgruppe waren von Ungelernten bis zu Studienabgängern
von 18 bis 45 Jahren alles vertreten. Auch Personen ohne jegliche PC Kenntnisse
wurden dort geschult..." (Informant 24)
- "... Am 19.01. ging ich zum Seminar in die XY-Str. Ich war die
erste und man fragt mich erstaunt was ich denn möchte. Ich: Zum Seminar?!
Wurde auch das verschwitzt na ja sie improvisierten dann... Vor allen Dingen
macht es keinen Sinn ein Kommunikationstraining zumachen. Denn bevor ich mit
Arbeitgebern kommuniziere, muß ich wohl erst einmal Bewerbungen schreiben.
Ab diesem Tag war mir klar, dass ich hier nichts werde, sondern nur ein Ball
bin, der hin und her geschubst wird und die Anweisungen zu erfüllen hat...."
(Informant 27)
Gerechter Weise muss erwähnt werden, dass nicht alle nur Schlechtes erfahren
haben:
- ".. Zur Qualifizierung: Ich hatte eine Woche Seminar und eine Woche
ein Gespräch mit einer festen Mitarbeiterin, immer in Wechsel! Dem Seminarleiter
schreibe ich volle Kompetenz zu, der wirklich super war und meiner Sachbearbeiterin
schreibe ich nur bedingt Kompetenz zu, weil Sie mir einige Fragen einfach
nicht beantworten konnte!..." (Informant 37)
Allerdings wurde "Qualifizierung" oft als Delegierung der Akquise
auf die Betroffenen verstanden:
- "... hatte ich kurz drauf einen weiteren Gesprächstermin bei
Herrn X. er fragte mich, was ich eigentlich von Initiativ-Bewerbungen per
Telefon halten würde. Da ich in meinem vorherigen Job unter anderem am
Telfonempfang gearbeitet habe, weiß ich, dass solche Bewerbungen eher
ungern gesehen werden. Ich habe ca. 30 Minuten mit ihm hin- und her diskutiert.
Er ließ sich von seiner Meinung nicht abbringen. Dann reichte er mir
ein paar Seiten mit der Überschrift „telefonischer Leitfaden für
Initiativ-Bewerbungen“. Als ich große Augen machte, meinte er,
dass ein Angestellter von Maatwerk dadurch einen neuen Job gefunden hätte.
Ich war von der ganzen Aktion alles andere als begeistert, aber ich habe mir
gedacht: „anhören kann ich mir ja mal, was er so sagt“. Er
legte großen Wert drauf, dass wir das Ganze einmal durchspielen. Ich
hab ihm versucht zu erklären, dass wenn ich so was schon machen soll,
ich mich von zuhause ganz anders vorbereiten würde (z.B. im Internet
versuchen, Infos über die Firma herauszufinden etc.). Dementsprechend
war dieses „Training“. Ich hab ihm dann gesagt, ich werde es versuchen.
(guten Willen wollte ich ja auf jeden Fall zeigen) Dann drückte er mir
eine Liste in die Hand. Auf der sollte ich aufschreiben, wer für Einstellungen
zuständig wäre, mit wem genau ich gesprochen hätte sowie Adresse,
Telefonnummer und Faxnummer der Firmen. Mit den Worten: „wenn für
sie nichts dabei ist, dann ja vielleicht für einen anderen Mitarbeiter
von Maatwerk“. Dann hab ich verstanden, wie das bei Maatwerk funktioniert.
Ich hab ihm die Liste wieder in die Hand gedrückt und ihm gesagt, dass
ich auf keinen Fall die Akquise für ihn machen würde, das wäre
ja wohl eher SEIN Job. Er guckte mich total verdattert an und meinte: „
na dann eben nicht“. Ich fand die Geschichte unglaublich...." (Informant
30)
- Trainingsmaßnahme: "... Schwerpunkt: telefonische Kaltaquisition
potentieller Kunden und Vorstellung des "Maatwerk-Programms". Es
fand keinerlei Unterweisung/Einarbeitung statt. Mir wurde lediglich ein Branchentelefon-Buch
zur Verfügung gestellt. Während der Zeit bemühten sich die
"Maatwerk-Mitarbeiter nur sehr sporadisch um Jobs für die sog. "externen
Mitarbeiter oder Leiharbeitnehmer". Während dieser Zeit [1 Monat]
hatte ich Zugang zu allen Dateien, konnte also auch feststellen wie erschreckend
gering der Prozentsatz der "assistierten Vermittlung" von Mitarbeitern
seitens Maatwerk sich beziffert..." (Informant 31)
Dies ist bekanntermaßen keine Aufgabe einer PSA, es ist entweder Qualifizierung
oder Vermittlung - sah es da besser aus?
Anmerkungen
1) BA:
Hinweisblatt PSA-Konzeption / Vergabeverfahren