"Programmierer in die Fabrik!" Die Industrialisierung der Softwareentwicklung
"Programmierer in die Fabrik !" schallt es wieder aus den Chefetagen. Software soll fabrikmäßig produziert werden. "Helden" und "kreative Individualisten" sind nicht mehr gefragt. "Kopfmonopole" gilt es abzuschaffen. Die Giftküche der Industrialisierung bietet die Zutaten dafür: Zergliederung der Softwareentwicklung in einfache Tätigkeiten, formalisierte Prozesse, Kontrolle durch Kennzahlen und Motivation durch Leistungslohn. Soziologen sprechen von einer Zeitenwende in der IT-Industrie. Was geht hier vor? Kann die Softwareentwicklung überhaupt industrialisiert werden? Dass die Entwicklung von Software mit der Produktion von Autos nicht vergleichbar ist, wissen wir. Die Älteren von uns erinnern sich auch noch an das klägliche Scheitern der Software Factories in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Berater und Manager propagieren hingegen erneut die Übernahme von Fabrik-Konzepten. Werden ihre Bestrebungen zur Industrialisierung unserer Arbeit folgenlos bleiben? Wir Softwareentwickler/innen spüren bereits heute die ersten Auswirkungen, Standardisierung und Prozesse greifen um sich. Unsere Einkommen steigen nicht mehr in gewohntem Maße, in der Regel sinken sie. Das Gehalt können einige von uns korrigieren, wenn sie die Firma wechseln. Die Arbeitsbedingungen in der neuen Firma sind aber meistens gleich schlecht. Spaß und Arbeit kommen nicht mehr zusammen. Weggehen nützt nichts mehr. Wenn wir uns der Industrialisierung nicht ohnmächtig ausliefern wollen, wenn wir uns nicht länger erniedrigen und beleidigen lassen wollen, müssen wir etwas tun. Was? Genau das, was wir bisher tun - nur gemeinsam!..." "Programmierer in die Fabrik!" von V. Musskass findet sich im Blog "Ressourcen rebellieren - Kritische Soziologie der Software-Entwicklung"
- Der Blog: Ressourcen rebellieren - Kritische Soziologie der Software-Entwicklung
Die Kollegen schreiben über sich: "Software wird im sozialen Kontext entwickelt. Um diesen geht es in diesem Blog. Technische Fragen und Methoden der Software-Entwicklung interessieren nur unter soziologischen Aspekten. Hier wird keine scheinbar objektive Soziologie betrieben, hier geht es um das Verständnis der eigenen Situation als Software-Entwicklerin oder Software-Entwickler. Kritische Ressourcen rebellieren. Dazu will dieser Blog beitragen." Zum Blog
Die Telekommunisten: Keine Investoren, kein Boss, kein Businessplan
"Wie sich ein neu gegründeter Berliner Telekommunikations-Anbieter nach dem Modell des sozialistischen Anarchismus managt. Das dahintersteckende Konzept geht zurück auf den russischen Revolutionär Michail Bakunin." Artikel von Gregor Schiegl in der Süddeutschen Zeitung vom 04.10.2006. Siehe dazu:
- Telekommunisten - The worker - owned telephone company
"Telekommunisten gehört seinen Arbeitern. Telekommunisten verfügt über keine externen Beteiligungen, sondern gehört einzig denen, die das Unternehmen aufbauen. Wir können unseren Kunden nur dann den besten Service und die besten Preise bieten, wenn wir uns auf Bedürfnisse und Anliegen unserer Kunden und Mitarbeiter konzentrieren und nicht auf die Gewinne externer Geldgeber."Seinen Arbeitern gehörend" bedeutet, dass das Geld, was Sie für unsere Produkte ausgeben, direkt in die Erhaltung und Verbesserung unserer Dienstleistungen geht, die Sie erhalten." Aus der Selbstdarstellung auf der Seite der Telekommunisten
Quips-Streik beendet
Der Konzern BI-LOG will den Betrieb Quips in Elmshorn schließen und 58 Beschäftigte des drittgrößten Mobiltelefon- Reparaturcenters in Deutschland in die Arbeitslosigkeit schicken. Die Beschäftigten kämpften für einen Tarifvertrag über die sozialverträgliche Gestaltung der vom BI-LOG Konzern betriebenen Massenentlassungen. Tarifvertraglich sollen Mindestabfindungen und die Finanzierung von Transfermaßnahmen sowie der Qualifizierung für die betroffenen Beschäftigten durchgesetzt werden. Das ist angesichts der Massenarbeitslosigkeit nur die zweitbeste Lösung. Aber auch diese musste sich die Belegschaft erkämpfen. Nach einer Woche Arbeitskampf und 26 Stunden Marathon- Verhandlungen ist es am 29.Juni 2005 gelungen, für 49 Beschäftigte Tarifvertrag über Abfindungen und die Finanzierung einer Transfergesellschaft herauszuholen. Alle Informationen, Hintergründe usw. auf der Soli- Seite der IG Metall Bezirk Küste
Geplante Schließung von Transmedia Mannheim
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Mdb Lothar Mark (SPD) schreibt an Ministerpräsident Kurt Beck. In seinem Schreiben verurteilt der Mannheimer Bundestagsabgeordnete Lothar Mark das Geschäftsgebaren der Medien Union Ludwigshafen. Offener Brief vom 7.6.2005
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Transmedia hat bei ver.di eine eigene Übersichtsseite mit den neusten Infos bekommen. Darin u.a.:
- 140 Transmedia-Beschäftigte suchen neue Arbeitsplätze
Betriebsrat richtet Job-Börse ein
"Wir möchten als Betriebsrat nichts unversucht lassen, um wenigstens einigen Kolleginnen und Kollegen im Betrieb eine Perspektive zu vermitteln. Dazu haben wir eine Job-Börse eingerichtet und wenden uns mit der Bitte an euch, eure Bereiche und Betriebe nach freien Stellen zu durchforsten." Meldung von ver.di vom 6. Mai 2005. Siehe dazu auch:
- Transmedia Protestmail
Am 9. Mai 2005 findet bei Transmedia die nächste Runde zum Sozialplan statt. Der Betriebsrat bittet um Protestmails an die Geschäftsführung uns macht als Text folgenden Vorschlag:
Sehr geehrter Herr . ,
seit Wochen verfolge ich die Vorgänge bei der Transmedia Projekt- und Verlagsgesellschaft in Mannheim. Nun habe ich erfahren, dass sich Transmedia nicht mehr an der Ausschreibung der Bundesagentur für Arbeit für das Folgeprojekt beteiligen darf und wird. Statt dessen entlassen Sie 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit und gefährden damit leichtfertig deren Existenz. Für solche unternehmerischen Entscheidungen habe ich keinerlei Verständnis!
Darüber hinaus haben Sie nun Ihrer Belegschaft ein Abfindungsangebot gemacht, das in keinem Verhältnis zu dem Gewinn steht, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Trannsmedia für Herrn Schaub und die Medien Union erwirtschaftet haben. Die Drohung mit der Anmeldung eines Konkursverfahrens ist dabei ebenso skandalös wie Ihre Idee, dass sich die Beschäftigten ihre Abfindung in Form einer Leistungsprämie selbst verdienen sollen.
Ich fordere Sie deshalb auf, Ihr Verhalten zu überdenken. Zeigen Sie soziale Verantwortung und sichern Sie die Arbeitsplätze Ihrer qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Mails bitte senden an:
Geschäftsführer Transmedia: Herr Thorsten Ohm
ohm@tm-ma.de
Gesellschaftsvertreter: Dr. Wolfgang Hübner huebner@intermedia-venture.de
- Weiter Streit um Betriebsschließung bei Transmedia. Medienmogul Dieter Schaub besiegelt das Schicksal von 140 Beschäftigten
Obwohl die Bundesagentur für Arbeit nun endlich die Voraussetzungen für eine mögliche Weiterführung des Geschäftsbetriebs bei Transmedia geschaffen hat, darf sich das Unternehmen nicht an der europaweiten Ausschreibung um den Folgeauftrag beteiligen. Nach dem Willen der Medien Union Ludwigshafen, die alleiniger Inhaber des Mannheimer Unternehmens ist, wird der Betrieb zum 30.6.2005 stillgelegt. Der Eigentümer der Medien Union, Dieter Schaub, untersagte der Transmedia-Geschäftsführung, die erforderlichen Unterlagen bei der Bundesagentur anzufordern. Siehe dazu die Presseerklärung von ver.di Mannheim vom 29.04.05
- Betriebsrat wendet sich an Bundesagenturchef Weise
Im Bestreben, die 140 Arbeitsplätze bei der Transmedia Projekt-
und Verlagsgesellschaft in Mannheim zu retten, hat sich der Betriebsrat
an den Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit,
Frank-Jürgen Weise, gewandt. Presserklärung
von ver.di-Mannheim vom 21. März 2005.
- Bundesagentur für Arbeit als alleiniger Auftraggeber verzögert
Ausschreibung und nimmt weitere 140 Arbeitslose in Kauf. Medien-Union
lässt Tochterfirma im Regen stehen. Presserklärung
von ver.di-Mannheim
ohne Datum.
- Siehe auch "Man
kann mit beinahe allen Menschen eine Gewerkschaft machen."
Interview mit Anton Kobel zum Arbeitskampf bei Transmedia, erschienen
in express 6-7/2001
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