20.10.04:
Wegen fehlender Teile aus Bochum steht das Vauxhall-Werk
in Ellesmere Port am heutigen Nachmittag, Opel Kaiserslautern morgen…
Die gesamte Belegschaft von 9 600 Beschäftigten tagt ab 11.00
mit dem Betriebsrat im Kongresszentrum Ruhrcongress. Nur eine Notbesetzung
von rund 35 Demonstranten hat weiter die Tore blockiert. Die Abstimmung
über Streikende ist abgeschlossen. Sie war geheim, aber der
Soziologin dreht sich der Magen um: Die Fragestellung war: „Soll
der Betriebsrat die Verhandlungen wieder aufnehmen oder soll die
Arbeit weiter unterbrochen bleiben?“ Ergebnis: die grosse
Mehrheit hat sich für die Wiederaufnahme der Arbeit entschieden,
die Bänder laufen gegen 15.00 an…
Siehe auch
- Wilder Streik geht weiter - Arbeiter misstrauen Betriebsräten.
“Die gute Nachricht aus Rüsselsheim konnte die
zornigen Arbeiter in Bochum nicht besänftigen. Trotz der
Absichtserklärung des Opel-Vorstandes, alle deutschen Werke
möglichst langfristig zu erhalten, wollen viele Opelaner
weiter streiken. Sie glauben der Unternehmensleitung und ihren
Betriebsräten kein Wort mehr…“ Artikel
von Jörn Sucher bei Spiegel online vom 19. Oktober 2004
- »Warum arbeitet Rüsselsheim noch?« Interview
von Deniz Yücel mit Jürgen Schwartz ,
für die linke Betriebsgruppe »Gegenwehr ohne Grenzen«
im Bochumer Betriebsrat, in Jungle World vom 20. Oktober 2004.
Aus dem Text: „.. Frage: Bei Daimler wurden Zugeständnisse
in Sachen Arbeitszeiten und Einkommensbestandteilen erzwungen,
bei VW steht Ähnliches bevor. 80 Prozent der Beschäftigten
in der Automobilindustrie sind in der Gewerkschaft organisiert,
aber es gibt keinen betriebsübergreifenden Widerstand. Warum?
Antwort: Obwohl sich die Gewerkschaften nicht zuletzt deshalb
gegründet haben, um einen Unterbietungswettbewerb zu verhindern,
versäumt es die IG Metall, ihre anderthalb Millionen Mitglieder
betriebs- oder und gar branchenübergreifend zu mobilisieren.
Ich habe keine Hoffnung, dass die Führung der IG Metall einen
solchen Widerstand organisieren wird, das müssten die Belegschaften
selber in die Hand nehmen. Auch bei Opel sollten wir es nicht
den IG-Metall-Spitzenfunktionären überlassen, die Sache
mit General Motors allein auf dem Verhandlungsweg zu regeln….“
- Zitat des Tages:
"Wilde Streiks sind unzulässig und rechtswidrig.
Sie gefährden den Standort Deutschland, führen zu einer
Radikalisierung und schaden dem Betriebsfrieden."
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, zitiert in „Opel.
Wirtschaft attackiert die Streikenden. Arbeitgeber-Chef Hundt:
Ausstände sind rechtswidrig“, Artikel
von Christian Lipicki und Matthias Loke in Berliner Zeitung vom
19.10.2004
- Bochum außer Kontrolle. Kommentar
von Hendrik Munsberg in Berliner Zeitung vom 20. Oktober 2004
Aus dem Text: „…Aber vor allem aus Sicht der deutschen
Gewerkschaften sind die Vorgänge in Bochum ein Alarmsignal
allerhöchster Ordnung. Tagelang, so räumen Insider ein,
habe die IG Metall die Kontrolle über die streikenden Automobilarbeiter
verloren. Beinahe flehentlich empfahl gestern Gewerkschaftschef
Jürgen Peters den Bochumer Streikenden, wieder an die Arbeit
zu gehen….“
- Bedrohung erkannt. Druck auf Bochumer Opel-Werker. Kommentar
von Klaus Fischer in junge Welt vom 20.10.2004
Aus dem Text: „… Franz tut, was jeder stramme
Gewerkschaftsführer als seine Aufgabe betrachtet: Unruhen,
Betriebsbesetzungen, »wilde« Streiks verhindern und
statt dessen hinter verschlossenen Türen mit der Unternehmensleitung
verhandeln. Denn das Selbstverständnis der Gewerkschaftsspitzen
als betriebliche und gesellschaftliche Komanager ist ungebrochen.
IG-Metall-Chef Jürgen Peters jedenfalls rief die Bochumer
am Dienstag direkt auf, an die Arbeit zu gehen. Wer solche Interessenvertreter
hat, braucht keinen Klassenfeind mehr….“
19.10.04 nachmittags:
Meldung im letzten Augenblick: Im Werk II und Werk
I ruhen weiterhin die Bänder, anbestimmte Forderung: „gemeinsame
Belegschafts- versammlung morgen für alle gemeinsam!“-
sie findet ab 11.00 statt
19.10.04 vormittags:
- Statt Zitat des Tages das Interview der heutigen Tagesschau
(19.10.04) mit Reinhard Kuhlmann, Generalsekretär des Europäischen
Metallgewerkschaftsbundes als Video
bei der Tagesschau
– Kommentar überflüssig…
- video
der Soli-Adressen vor Tor I, Werk 1 in Bochum, vom 18.10.04,
als ein Eindruck…
18.10.04 nachmittags:
vorbildhafte Solidarität: Heute Abend machen sich die KollegInnen
von Porsche in einem 50-Personen-Bus auf die Reise in den tiefen
Westen! Wer kommt noch? Und leider gibt es auch „Solidarität“,
die wir nicht gebrauchen können: NPD und „freie Kräfte
der Region“ rufen für morgen, 19.10.2004 um 18.30 Uhr
am Bochumer Hauptbahnhof zu einer Demonstration aus Anlaß
der angedrohten Massenkündigungen bei Opel auf. Das Motto:
"Das Volk blutet - Das Kapital kassiert ! Globalisierung zerstört
deutsche Arbeitsplätze !" Hoffentlich können viele
länger in Bochum bleiben, um DAGEGEN zu demonstrieren!
18.10.04: Immer noch gehen ständig
Soli-Erklärungen
ein, laufend aktualisiert, allerdings ohne Parteien. Sie werden
im Laufe des Nachmittags erneut aktualisiert. Bei
„Frischer Wind“
gibt es ein Soli-Banner mit Aufruf zu Solidaritätserklärungen,
verlinkt auf unsere Sonderseite – bitte allen Webmastern weitersagen…
Siehe auch:
- Betriebsrat: Bochumer Opel-Proteste bedrohen Astra-Produktion
„Durch die anhaltenden Proteste im Bochumer Opel-Werk
kommt es nach Einschätzung des Betriebsrats bereits jetzt
zu Engpässen bei der Astra-Produktion in anderen europäischen
Werken. "Die Pipeline ist leer", sagte der Betriebsrat
Lothar Marquardt am Montag der Nachrichtenagentur AFP in Bochum.
Bei der Just-in-time-Produktion gebe es einen Vorlauf von drei
Tagen. "Nach unseren Informationen sind die Lagerbestände
in den Werken leer", sagte Marquardt. In Bochum werden unter
anderem die Achsen für den Astra produziert, der in den General-Motors-Werken
im belgischen Antwerpen, im englischen Ellesmere Port sowie im
polnischen Gleiwitz gebaut wird.“ AFP-Meldung
vom 18. Oktober 2004, 11:37 Uhr
- Wir erinnern an die benötigte breite Solidarität
bei der morgigen Demo ab 11.00 am Bochumer Schauspielhaus! Siehe
den Aufruf
der VKL bei Opel Bochum
- Bei Opel werden Gespräche aufgenommen, die Arbeit nicht.
Artikel
im FAZ.net vom 18.10.04
Aus dem Text: „… Außerdem forderten die
Mitarbeiter die Zurücknahme des geplanten Abbaus von 12.000
Stellen europaweit. Die Belegschaft sei solidarisch mit allen
in Europa arbeitenden Opel- Werken. An diesem Montag sollen in
Rüsselsheim Verhandlungen zwischen dem Management und dem
Betriebsrat beginnen. Die Belegschaft sprach sich gegen einen
Sanierungsplan mit Einschnitten bei den Löhnen aus….
Huber deutete aber Zugeständnisse bei der Bezahlung an. "Ich
weiß, daß eine solche Krise nicht ohne Opfer der Belegschaft
zu bewältigen sein wird." (…)"Wenn es uns
gelingt, die betreffenden Mitarbeiter in Beschäftigungsgesellschaften
zu überführen, können wir betriebsbedingte Kündigungen
vermeiden", sagte der stellvertretende GM-Europa-Chef Carl-Peter
Forster. Die Auffanggesellschaften sollen die Arbeitsplätze
für zwei Jahre garantieren. Im Gegenzug verlangt GM angeblich
Gehaltskürzungen von 30 Prozent. Henderson kritisierte, die
Löhne in Bochum und Rüsselsheim lägen 20 Prozent
über dem IG-Metall-Tarif….“
- Krise bei Opel: „Ohne Opfer geht es nicht”. Der
stellvertretende IG-Metall Vorsitzende Berthold Huber im Interview
über wilde Streiks, möglichen Werkschließungen
und betriebsbedingte Kündigungen bei Opel. Interview
im FAZ.net vom 17. Oktober 2004
Aus dem Text: „… Huber: Ich erwarte trotzdem,
daß am Montag wieder geordnete Arbeitsverhältnisse
eintreten. Andernfalls können wir nicht zielführend
mit General Motors verhandeln…. FAZ: Lohnverzicht, Arbeitszeitverlängerung,
übertarifliche Leistungen. Was opfern Sie? Huber: Arbeitszeitverlängerung
scheidet bei mangelnder Kapazitätsauslastung von selbst aus.
Und Lohnverzicht allein hilft nie. Ich verrate aber kein Geheimnis,
wenn ich sage, daß wir uns die übertariflichen Bezahlungen
bei Opel anschauen werden. (…) FAZ: Wenn Sie nicht zu einer
Einigung kommen, gibt es Streik, sagt der Erste Vorsitzende der
IG Metall, Jürgen Peters. Huber: Wenn alle Stricke reißen,
könnte dies möglich sein, sagt Peters. Ich schließe
Streiks zum jetzigen Zeitpunkt aus…“
- »Überführung in Gemeineigentum durchaus möglich«.
Opel-Bochum kassierte fast eine Milliarde Euro aus Steuermitteln.
Bundeswirtschaftsminister Clement (SPD) sollte sich jetzt besser
nicht im Werk sehen lassen. Ein Gespräch mit Günter
Gleising, wurde bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen für
die »Soziale Liste« in den Stadtrat von Bochum gewählt.
Interview
von Peter Wolter in junge Welt vom 18.10.2004
Aus dem Text: „…Besteht die Aussicht, daß
sich die Bewegung der Montagsdemonstrationen mit dem Protest der
Opel-Arbeiter vereint? Bei der ersten Montagsdemonstration in
Bochum hat als erster Redner überhaupt ein Vertrauensmann
von Opel gesprochen. Opel hat immer eine Rolle gespielt. Unsere
heutige Montagsdemonstration geht zum Tor I, da fallen die Entscheidungen,
da spielt die Musik. Die Werkstore müssen auf jeden Fall
besetzt bleiben….“
- Musterfall. Streik bei Opel. Kommentar
von Arnold Schölzel in junge Welt vom 18.10.2004
17.10.2004: Der Betriebsrat hat sich
in seiner gestrigen Sondersitzung auf die Forderungen geeinigt,
keine Verhandlungen aufzunehmen, solange betriebsbedingte Kündigungen
nicht ausgeschlossen werden. In einem Telefongespräch zwischen
dem Bochumer IG-Metall-Bevollmächtigten Hinse und dem Pesonalvorstand
von Opel, hat dieser eine solche Zusage ausgeschlossen. Damit geht
die Werksblockade auch bis mind. Montag früh (6.00 ist Beginn
der Frühschicht) weiter, die KollegInnen bestehen darauf, selbst
über das weitere Vorgehen zu entscheiden, also vom Betriebsrat
gefragt zu werden.
Damit ist weiterhin Solidarität gefragt, v.a. an den Toren
von Werk I und Werk II. Besondere Unterstützung brauchen die
Bochumer KollegInnen am Dienstag, dem europäischen Aktionstag
aller GM-Standorte. In Bochum findet eine Kundgebung am Schauspielhaus
ab 11.00 statt – wir bitten um breite Teilnnahme!
- Wir dokumentieren dazu den Aufruf
an Mitbürger und KollegInnen der Zulieferindustrie des Bochumer
Betriebsrats
zur Kundgebung am Schauspielhaus ab 11.00 am 19.10.04
- Immer noch gehen ständig Soli-Erklärungen
ein, laufend aktualisiert!
- Hinsichtlich der Forderung des Bochumer Betriebsrats und der
VKL erinnern wir an die „Zukunftssicherung
2012 für die Standorte der DaimlerChrysler AG in Deutschland.
Vereinbarung zwischen dem Gesamtbetriebsrat und der Unternehmensleitung
unter Zustimmung der Tarifvertragsparteien"
Aus dem Text:
„2. Beschäftigungssicherung
(1) Bis 31.12.2011 verzichtet die Unternehmensleitung auf betriebsbedingte
Beendigungskündigungen für alle Beschäftigten,
die zum Zeitpunkt des Abschlusses dieser Vereinbarung in einem
unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen. Betriebsbedingte
Änderungskündigungen sind hiervon nicht erfasst. Dabei
wird vorausgesetzt, dass bei Personalüberhängen die
für den jeweilige Standort erforderlichen Maßnahmen
zu einem sozialverträglichen Personalabbau vereinbart werden.
(2) Das Unternehmen erstellt unter Berücksichtigung der Markt-
und Wettbewerbsbedingungen eine operative Planung bis 2011, die
standortspezifisch eine ausgeglichene Personalsituation vorsieht
und Personalüberhänge mit geeigneten Maßnahmen
ausgleicht. Für den Fall, dass sich die Produktionsprogramme
bzw. die der Unternehmens- oder Werksstrategie zugrunde gelegten
Eingangsdaten der periodisch-strategischen Planung in den wesentlichen
Grundannahmen so verändern, dass daraus Personalüberhänge
entstehen, bekräftigt die Unternehmensleitung ihre Absicht,
diese mit sozialverträglichen
Maßnahmen abzubauen. Ist dies nicht mehr möglich, werden
Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat einen Interessenausgleich
versuchen, um der veränderten Situation
ausreichend Rechnung zu tragen und betriebsbedingte Beendigungskündigungen
zu vermeiden.
(3) Bei vorübergehenden strukturellen Personalüberhängen
finden zuerst die Regelungen der Beschäftigungssicherungstarifverträge
Anwendung….“
16.10.2004: In Bochum ist immer noch
die Auslieferung gestoppt, keine Teile gehen raus! Der Betriebsrat
und VKL tagen noch und zwar voraussichtlich bis heute abend, anschließend
soll und will die Belegschaft Abstimmen. Im Werk II findet aktuell
ein „Familientag“ statt, vor beiden Werken herrscht
ein Kommen und Gehen solidarischer BürgerInnen. Drinnen heisst
es – ähnlich dem Motto „falsche Antwort!“
beim Streik 2000 – „wir bleiben drin!“ Man kann
davon ausgehen, dass auch am Montag nichts geht… Dafür
gehen ständig Soli-Erklärungen
ein! Darunter per SMS eingegangen: Die ca. 400 TeilnehmerInnen des
Workshops "Die linke in den Gewerkschaften in Europa"
und die Versammlung der deutschen TeilnehmerInnen beim ESF in London
erklären sich solidarisch mit den kämpferischen KollegInnen
bei Opel Bochum! Siehe auch:
- Opel-Produktion in Bochum steht zumindest bis Montag still
Im Opel-Werk Bochum steht die Produktion wegen des Streiks wütender
Arbeiter zumindest bis Montag still. «Vorher wird das auf
keinen Fall was werden», sagte Franco Biagotti vom Opel-Betriebsrat
am Samstag der AP. AP-Meldung
vom 16. Oktober 2004, 14:06 Uhr
- Bewachte Tore: Opel glich am Freitag einer Festung. Bericht
von Marc Raschke und Rolf Hartmann in der WAZ Bochum vom 16.10.04
- Streik bei Opel Bochum: Geschäftsleitung droht mit Aussperrung
Gerüchte sickern durch, dass die Geschäftsleitung droht
im Werk II und III mit Aussperrung zu antworten, falls der Streik
nicht beendet wird. Mit einer Aussperung könnte dann auch
die zwangsweise Räumung des Werks verbunden sein. Bericht
in Rote Fahne News vom 16.10.04 - 12.15 Uhr
Überhaupt kursieren in den Werken viele Gerüchte, doch
nach dem LabourNet vorliegenden Informationen hat die Bochumer
Polizei versprochen, sich herauszuhalten…
- Opel Bochum: "Entweder streiken wir - oder Hartz IV!"
Bericht
des Bochumer Sozialforum
und Bilder
vom Streik beim Bochumer Sozialforum
- »Für die Belegschaft ein Akt der Würde«.
Arbeitsniederlegung bei Opel in Bochum: Warum die Belegschaft
der eigenen Führung mißtraut und nicht auf Aktionen
von oben wartet. Ein Gespräch mit Wolfgang Schaumberg. Er
war 30 Jahre bei Opel in Bochum tätig, davon 25 Jahre als
Betriebsrat. Er ist weiterhin aktiv in der IG Metall und in der
Betriebsgruppe »Gegenwehr ohne Grenzen« (GoG), sowie
in der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken. Interview
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 16.10.2004
Aus dem Text: „… Die Kollegen hoffen natürlich,
daß auch von den anderen Belegschaften bald Zeichen kommen,
daß auch sie den Abbau so nicht hinnehmen wollen. Das große
Dilemma aber ist, daß die Gewerkschaft derartige Kämpfe
nicht will. Bei DaimlerChrysler, VW und hier bei Opel –
überall sind 80, 90 Prozent in der IG Metall organisiert
– aber wir werden nicht in einen gemeinsamen Kampf geführt.
Für die Belegschaften und Aktivisten ist das eine schwierige
Situation – zu registrieren, daß unsere Gewerkschaftsspitze
bei dieser Aktion gar nicht auf unserer Seite steht und als erstes
Ziel definiert hat, Deutschland müsse Exportweltmeister bleiben.
So rettet man die Profite, aber nicht die Leute!...“
- Chance für IG Metall. Zum Streik im Bochumer Opelwerk.
„Das Wort »Streik« wollte der Opel-Gesamtbetriebsratschef
Klaus Franz am Donnerstag mittag auf Teufel komm raus nicht in
den Mund nehmen. Doch schon wenige Stunden später zeigten
die Beschäftigten der Bochumer Mittagsschicht, daß
sie die »Wir-sind-zu-großen-Zugeständnissen-bereit«-Linie
der Betriebsratsfürsten nicht mittragen. Ohne Aufruf der
IG Metall, organisiert von kritischen Vertrauensleuten im Betrieb,
hielten sie die Bänder an und versperrten die Werkstore.
So hat sich die Bochumer Belegschaft schon einmal erfolgreich
gegen die Zerschlagung ihres Betriebs zur Wehr gesetzt –
auch damals gegen den Willen der Betriebsrats- und IG-Metall-Spitzen…“
Kommentar
von Daniel Behruzi in junge Welt vom 16.10.2004
15.10.2004: Während in der gestrigen
Frühschicht es durch ein „Beratungstreffen“ von
ca. ¾ der Frühschicht zu „nur“ zweistündigem
Produktionsausfall kam, hat die Spätschicht ab 15.30 fast komplett
die Arbeit niedergelegt und wurde darin sowohl von der Nachtschicht
als auch der Frühschicht heute morgen übernommen. Siehe
dazu:
- Schock für 9600 Opelaner. Artikel
in der WAZ Bochum vom 15.10.04
Aus dem Text: „… 15.30 Uhr. Opel-Werk 1. Die Entscheidung
ist gefallen: 2000 Beschäftigte legen spontan ihre Arbeit
nieder. Von "Streik" spricht noch keiner. Noch am Mittag
hatte Aribert Günther, Betriebsrat der Nachtschicht, vor
unorganisierten Streikaktionen gewarnt. "Aber man zwingt
uns geradezu in eine Richtung" (…) Um 16.32 Uhr ruht
die Arbeit auch in Werk II und III. Steffen Reichelt, ein Vertrauensmann,
ruft seinen Leuten Mut zu. Die Vertrauensleute waren es auch,
die dazu aufriefen, die Arbeit niederzulegen. Auf einmal beschimpfen
einige einen Betriebsrat als "Doppelagenten" und "Verräter".
Die Nerven liegen blank. Steffen Reichelt geht dazwischen, schlichtet.
Auf die Frage, was passiert sei, antwortet Reichelt schlicht:
"Wir haben die Arbeit niedergelegt." (…) Die Opelaner
erhalten Solidaritätsbekundungen: von MAN Oberhausen, Opel
Eisenach, Thyssen-Krupp, Deutsche Steinkohle. Sie beschließen,
dass Samstag alle kommen: mit Frauen und Kindern….“
- Bochumer Opelwerk: Die Bänder stehen still. Die Ankündigung
von General Motors, 10.000 Arbeitsplätze in den Opel-Werken
in Deutschland zu streichen, hat in der Belegschaft Verzweifelung
und Wut ausgelöst. Seit gestern stehen die Bänder in
Bochum still. Auch die Frühschicht beteiligte sich an den
Protesten. Artikel
in Spiegel online vom 15.10.04
Aus dem Text: „… Mit Transparenten und lautstarken
Rufen machten sie ihrem Unmut sowohl über das Management
als auch über die Gewerkschaft IG Metall Luft. Die IG Metall
habe die Opelaner "verkauft", hieß es mehrfach.
"Wir gehen hier nicht weg, bevor nicht eine annehmbare Lösung
auf dem Tisch liegt", rief einer der Demonstranten ins Megafon.
"Wir sind am Drücker, wir sitzen am längeren Hebel",
meinte ein anderer. Werkstore wurden mit Gabelstaplern blockiert,
um Lastwagen an der Anlieferung von Material zu hindern. Nach
Angaben von Betriebsräten wurden Beschäftigte teilweise
von Vorgesetzten bedroht und massiv zur Aufnahme der Arbeit gedrängt.
Der Leiter der Personalkommission, Lothar Marquardt, kündigte
an, die Proteste sollten auch in der Nacht weitergehen. Nach seiner
Einschätzung wird die Arbeit in den Bochumer Opel-Werken
auch am Freitag nicht wieder aufgenommen..."
- Protest bei Opel. Die Blockade der Bänder. Die Mitarbeiter
in Bochum wehren sich gegen die drastischen Sparpläne von
General Motors — durch Nichtstun. Das kostet den Konzern
pro Tag 1200 Autos. Artikel
in Süddeutsche Zeitung vom 15.10.2004
Aus dem Text: „Auch am Freitagmorgen liegt die Produktion
in den Bochumer Opel-Werken weiter still. Die Mitarbeiter der
Frühschicht setzten die Arbeitsniederlegungen aus der Nacht
fort, sagte Betriebsratssprecher Klaus Neumann. Fast die gesamte
Belegschaft von etwa 10.000 Mitarbeitern würde auf dem Werksgelände
gegen die vom Mutterkonzern General Motors geplanten Stellenstreichungen
protestieren. „Ich glaube nicht, dass die Proteste kontraproduktiv
sind. Damit setzen wir die Unternehmensleitung unter Druck“,
sagte Neumann. Auch über das Wochenende sollen die Proteste
fortgesetzt werden. „Die Position der Unternehmensleitung
ist für uns keine Verhandlungsbasis“, sagte der Betriebsratssprecher.
Es gehe nur noch darum, wie Arbeitsplätze abgebaut werden.
Bei den Arbeitsniederlegungen handele es sich um eine so genannte
Informationsrunde, nicht um einen Streik, stellte Neumann klar.
Etwa 1200 Autos pro Tag werden wegen der Proteste in Bochum nicht
gebaut. Die Produktion stand schon Donnerstag Nachmittag und die
Nacht hindurch still…. (…) Am Donnerstagabend hatten
mehrere tausend Mitarbeiter des Autoherstellers mit Transparenten
und mit lautstarken Rufen ihrem Unmut sowohl über das Management
als auch über die Gewerkschaft IG Metall Luft gemacht. Die
IG Metall habe die Opelaner „verkauft“, hieß
es mehrfach….“
- „Das geht da drinnen alles viel zu bürokratisch
zu, wir müssen die B1 zumachen, dann ist Schluß hier“
Ein streikender Kollege im ZDF-Morgenmagazin mit Blick auf die
Verhandlungen zwischen Werksleitung und BR
- Der aktuelle Stand ist, dass im Werk II immer noch der LKW-Stopp
am Tor anhält.
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