letzte Änderung am 16. Sept 2002

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Fristlose Kündigung Natale Fontana

Kann man "verkommene Moral" steigern? - Oder ...

Nicht genug, dass der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Natale Fontana mit tatkräftiger Unterstützung einer "neuen" Betriebsratsmehrheit, fristlos gekündigt wurde.

Nein, auch der plumpe Versuch, einen der zweifelhaften Kündigungsgründe durch den überraschenden Besuch eines Geschäftsführers, bei einem ehemaligen Betriebsratsmitglied im nachhinein zu bestätigen reichte den verantwortlichen Protagonisten nicht.

Am 24.07.02 wurde Kollege Fontana von Hr. Jürgen Loos seines Zeichens "Leiter der Personalverwaltung der D.V.N." um ca. 16.00 Uhr telefonisch belästigt. An diesem Tag, fanden vorher auch zwei Ver.di Flugblatt-Aktionen vor den Werkstoren der D.V.N. statt.

Der fristlos Gekündigte wurde befragt, ob der sogenannter "Monitorarm" (Schwenkarm auf den ein PC-Monitor gestellt werden kann), den Kollege Fontana bei der Räumung seiner persönlichen Sachen aus dem Betriebsratsbüro mitgenommen habe, sein Eigentum sei. Dies wurde von ihm bejaht und bevor der Personalverwalter versuchte weiter Fragen zu stellen, wurde das Gespräch von dem arbeitslosen Kollegen beendet.

Das ließ nicht gutes Ahnen.

Einen Tag darauf, welche Überrauschung, klingelt erneut um ca. 18.00 Uhr bei Natale Fontana das Telefon. Diesmal rief der "neue" Betriebsratsvorsitzende an. Dieser erklärte, er habe eine Anhörung nach § 103 Betriebsverfassungsgesetz zur Kündigung und befragte den Kollegen ob er bereit wäre am 26.07.02 zu einer Stellungnahme im Betriebsratsbüro zu erscheinen. Kollege Fontana war der Meinung, dass er bereits fristlos gekündigt sei, wies auf seinen Rechtsbeistand hin und beendete auch dieses Gespräch.

Vier Tage später, am 29.07.02 klingelte nicht mehr das Telefon, sondern die Haustürklingel. An der Wohnungstür standen nun Herr Fischer (Geschäftsführer) und der genannte Personalverwalter Herr Loos. Sie überreichten der überraschten Ehefrau des Kollegen einen blauen Umschlag. In dieser erneuten fristlosen Kündigung wurden keine Kündigungsgründe genannt, sondern man verwies, zu wiederholtem Male, auf die Zustimmung des Betriebsrats.

Bis heute wurde dem gefeuerten Kollegen nicht mitgeteilt, weswegen er erneut - drei Wochen später - fristlos gekündigt wurde.

Aber wie in vielen Unternehmen sind auch bei D.V.N. die Wände - zumindest manchmal - dünn und Verantwortliche - zumindest manchmal -  doch gesprächig. Unter KollegInnen wurde gemunkelt, dass der ehemalige Betriebsratsvorsitzende im Verdacht der Unterschlagung von Firmeneigentum - oder war es doch Eigentum des Betriebsrats - stehe. Es spielt bei dieser Konstellation und bei dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit (Hand in Hand mit...) mit Sicherheit keine große Rolle.

Was ist die logische Konsequenz eines Diebstahlverdachts? Genau, man zeigt den vermeintlichen Täter bei der Polizei an. Wer übernimmt solche Tätigkeiten? Natürlich, der "Leiter der Personalverwaltung" - wer sonst!

Am 09.08.02 wurde der örtlichen Kripo ein entsprechendes Schriftstück übergeben. Die baten wiederum den Kollegen Fontana bei einer Vorladung um eine Stellungnahme.

Ähnlich wie beim Döner-Besuch - war man sich anscheinend nicht sicher, ob diese Anschuldigungen auch halten würden. Aus diesem Grund wurde ein paar Tage später ein Betriebsratsmitglied zu einem Gespräch bestellt.

Von der Geschäftsleitung - um die Wichtigkeit zu demonstrieren - erschien neben dem Geschäftsführer Herr Fischer, der Produktionsleiter Herr Wosch und ein weiterer Personalverwalter Namens Herr Eichelroth. Sie erklärten dem verblüfften Kollegen, dass ein Teil der angeblich entwendeten Gegenstände wieder aufgetaucht seien und man befragte ihn, ob er diese Sachen zurückgebrachte hätte.

Man wisse ja, dass er weiterhin mit dem Kollegen Fontana in Verbindung stehe und - jetzt wird es interessant - man versicherte ihm, dass, falls er zugeben würde die Gegenstände zurückgebracht zu haben, ihm arbeitsrechtlich nichts geschehen würde.

Die Herrschaften waren auch der Meinung, dass das ja eigentlich nichts unrechtes sei.

Nun wurde Kollege Fontana zweimal, mit eifriger Unterstützung des Betriebsrats, fristlos gekündigt und steht im Verdacht "der Unterschlagung zum Nachteil der Fa. D.V.N. Druckverarbeitung Nürnberg GmbH, Brunecker Str. 98, 90461 Nürnberg".

Wie nun diese strafrechtliche Angelegenheit ausgeht und ob die Staatsanwaltschaft hier Anklage erhebt, bleibt abzuwarten. Vor allem kann mit weiteren Überraschungen der Geschäftsleitung gerechnet werden, wobei das Verhalten der "neuen" Betriebsratsmehrheit spannend bleibt.

Fest steht, dass am 19.09.02 um 8.45 Uhr - nach über zehn Wochen - am Nürnberger Arbeitsgericht im Sitzungssaal 222, der erste Prozesstermin stattfindet.

Mit Sicherheit schadet eine rege Beteiligung von UnterstützerInnen an diesem Prozesstermin nicht. Wir rufen alle interessierten Kolleginnen und Kollegen auf, den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Natale Fontana solidarisch zu unterstützen.

Wir fordern:

 

Einige UnterstützerInnen

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