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Ver.di Südhessen: Mehrverdiener, aber weniger Personal

›Zu wenig Personal für die Mitgliederbetreuung‹, so lautete die Überschrift über einer Presseinformation des ver.di-Bezirks Südhessen, Sitz in Darmstadt. In dieser Presseinformation teilten die ehrenamtlichen Vorstän-de der Ebene und der Fachbereiche mit, die Landesvorstandssitzung von ver.di in Frankfurt am 26. Februar 2002 zum Anlass zu nehmen, öffentlich auf die Personalmisere in Südhessen hinzuweisen und gegen die Pläne, weitere Kürzungen im Stellenplan vorzunehmen, zu protestieren. Ziel dieser Aktion sollte sein, den ver.di-Bundesvorstand aufzufordern, die nicht besetzten Stellen umgehend mit qualifizierten SekretärInnen zu besetzen. Auch wurde die Unterstützung des ver.di-Landesvorstandes Hessen erwartet.

Hintergrund ist, dass sich der ehrenamtliche Bezirksvorstand, dem 48 KollegInnen aus den 13 Fachbereichen von ver.di angehören, in einer Klausurtagung mit der Personalsituation auseinandergesetzt hat. Für die Betreuung der 30 000 Mitglieder in mehreren hundert Betrieben und Verwaltungen sollen laut Stellenplan 14 GewerkschaftssekretärInnen zuständig sein. Tatsächlich sind aber seit der Gründung von ver.di im vergangenen Jahr lediglich 8 Stellen besetzt. Dies bedeutet, dass für mehrere Fachbereiche kein Gewerkschaftssekretär bzw. keine Gewerkschaftssekretärin zur Verfügung steht und andere Fachbereiche statt von zwei von einem Sekretär oder Sekretärin betreut werden müssen. Diese Situation ist auch deshalb eingetreten, weil sich einige GewerkschaftssekretärInnen auf Stellen im Landesbezirk und der Bundesvorstandsverwaltung beworben hatten und dann versetzt wurden. Nicht nachvollziehbar ist für den Bezirksvorstand, dass die Gehälter der Wahlangestellten bei ver.di um bis zu 59,08 Prozent angehoben werden, eine neue Hauptverwaltung in Berlin geplant wird, aber die gewerkschaftliche Arbeit an der Basis, die Unterstützung des politischen und gewerkschaftlichen Engagements der KollegInnen in den Betrieben immer schwieriger wird, da die dafür notwendigen SekretärInnen fehlen. Gerade in der Zeit, in der Betriebsratswahlen stattfinden und die Tarifrunden beginnen, ist dies für die Weiterentwicklung und den Aufbau der Gewerkschaft äußerst schädlich.

Mit allen Mitteln wollten die Landesbezirksvorsitzenden verhindern, dass die geplante Protestaktion stattfindet. Sie reisten nach Darmstadt und drängten den Geschäftführenden Bezirksvorstand, die Protestkundgebung abzusagen. Dies gelang ihnen nicht.

An der einstündigen Protestaktion nahmen 80 ehrenamtliche KollegInnen teil. Auch der hessische Betriebsratsvorsitzende von ver.di nahm an der Aktion teil und unterstützte die Forderungen der Darmstädter KollegInnen. Im Anschluss an die Protestkundgebung haben die KollegInnen ihr Anliegen im Landesvorstand deutlich dargestellt. Bis heute wurden die Forderungen der Darmstädter KollegInnen nicht erfüllt.

Merke: In fast jeder Großorganisation gibt es die Tendenz bei den Beschäftigten, sich vor den Mitgliedern in Funktionsstellen im Landesbezirk oder der Bundesvorstandsverwaltung zu retten.

hgl

Erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/02


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