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Die Aldous Huxley Revival Serie Brave new world (12)

VER.DI - GRAMMATIK

 

Zwischen: viel zu bescheiden (ersatzweise: verräterisch, korrupt etc) und "Na, haben wirs den anderen wieder gezeigt" gehen die ersten Reaktionen auf den IG Medien Tarifabschluß, bzw die Abschlüsse, denn es gibt außer Druckern ja auch noch andere Menschen.

Zum Abschluß selbst will ich nichts sagen: Das tut mein Kollege Ulrich Leicht wesentlich kompetenter - und ganz in meinem Sinne, kann jede und jeder nebenan, auch im Labournet nachlesen.

Mein Thema, wieder mal: ver.di. Diesmal - und der Tarif. Oder eigentlich - und die Grammatik.

Hätte, wäre, sollte, könnte, müßte - wann immer von ver.di die Rede ist, hat der Konjunktiv Hochkonjunktur. Ver.di hätte bei den diesjährigen Auseinandersetzungen eine Chance gehabt, Flagge zu zeigen: Vertan, gemeinsam geht nur: über Geschäftsführerposten und Geldschlüssel streiten.

Es wäre diesmal einfach gewesen: Wenn der stolze Jäger alles Unteutschen, Stahlhelm-Otto, sich auch als tarifpolitischer Hardliner profiliert, hätte sogar der Kollege Mai auf die Folgerung kommen können: Dann bringe ich nächstesmal meine Freunde mit, die schmeißen mit Sand. Aber vielleicht hat er ja gar keine? Oder solche, wo mensch keine Feinde mehr braucht?

Mensch sollte nur einmal daran denken, daß "der Osten" in allen Tarifauseinandersetzungen das Einfallstor für weitere regionale Differenzierung ist: morgen Schleswig und übermorgen das Sauerland sind danach dran - vielleicht, niemand möge sich landsmannschaftlich beleidigt fühlen. Hätte mensch sogar mit der sozialdemokratischen Leerformel der "sozialen Gerechtigkeit" dagegen mobilisieren können. Mensch könnte auch in der Tat tarifpolitisch - gar nicht sehr - Neues überlegen: Dort ansetzen, wo irgendwelche Erhöhungen wieder aufgefressen werden, eine gesellschaftliche Auseinandersetzung führen. Dem stehen sowohl der Tarifmaschinen-Traditionalismus der GewerkschafterInnen, als auch erst recht die Dienstleistungsauffassungen à la "ver.di 24", aber - leider? - auch der Klassenkampf im Betrieb entgegen. Nichts davon befördert die Gemeinsamkeit - beispielsweise mit den Erwerbslosen, die konsequenterweise der Tarifmaschine den Rücken kehren.

Es müßte für solches gewerkschaftliches Engagement ein großes Umdenken geben, das ist wahr und tut weh, weil es an Besitzstände geht - je größer, desto mehr. Um damit anzufangen aber müßte es nur ein bißchen Konsequenz geben.

Wenn Kollege Detlef Hensche öffentlich kund tut, daß all jene sich irren, die meinen, mit bloßen Fusionen könne mensch Kraft für die Gewerkschaften gewinnen, so hat er völlig recht. Nur: Gerade die IG Medien, die mir, wenn nicht lieb, so doch teuer ist, praktiziert ja entschieden Safer-Gewerkschaft: Das absolut sichere FB 8 Kondom.

Der vorletzte verdianische Konjunktiv hieße dann: möge.

Sie mögen halt manchmal auch eine Konsequenz aus richtigen Meinungen ziehen. Ein Gewerkschaftstag, der mit der nicht ganz direkt ausgesprochenen Aufforderung vorbereitet wird, auf Anträge zu verzichten, ist auch konsequent - nur von anderswoher. Nämlich: von ver.di so, wie sie schon die ganze Zeit verfolgt wird. Als Steigerung der Fusionitis: der bürokratische Akt.

Der allerletzte Konjunktiv ist denn auch das Allerletzte: ich wünschte, ich würde aufwachen und alles wäre - nicht ganz, nur ein bißchen - anders. Schade eigentlich. Aber mit diesem Wörtchen wären wir schon wieder bei einem anderen wesentlichen Teil der ver.di-Grammatik.

Helmut Weiss

 


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