letzte Änderung am 16. Februar 2004 | |
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Verhandlungsergebnis von Baden-Württemberg liegt vor und es ist entgegen offizieller Aussagen der IG Metall völlig unannehmbar. Der Normalarbeitstag soll liquidiert und die unbezahlte Arbeit (Sklavenarbeit) eingeführt werden. Das Verhandlungsergebnis geht sogar noch über die unverschämten Forderungen der Unternehmer hinaus. Die verheerenden Verschlechterungen im Einzelnen:
In der Vereinbarung zwischen dem Verband der Metall- und Elektroindustrie
und der IG Metall soll die „Erhöhung oder Absenkung der Arbeitszeit
mit oder ohne vollen Lohnausgleich“ ermöglicht werden: „Ist
es unter Abwägung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen erforderlich,
durch abweichende Tarifregelung eine nachhaltige Verbesserung der Beschäftigungsentwicklung
zu sichern, so werden die Tarifvertragsparteien nach gemeinsamer Prüfung
mit den Betriebsparteien ergänzende Tarifregelungen vereinbaren oder es
wird einvernehmlich befristet von tariflichen Mindeststandards abgewichen (z.B.
Kürzung von Sonderzahlungen, Stundung von Ansprüchen, Erhöhung
oder Absenkung der Arbeitszeit mit oder ohne vollen Lohnausgleich (soweit nicht
durch Besch-TV geregelt)).“
Die Arbeitszeit kann also ohne vollen Lohnausgleich erhöht werden. Es wird
noch nicht einmal gesagt, bis 40 Stunden in der Woche, wie das Kapital verlangt
hatte, sondern offenbar unbegrenzt bzw. bis zur gesetzlichen 60-Stunden-Woche.
(siehe Datei “Vereinbarung“)
Die 13% bzw. 18%-Regelung kann auf 50% aller Beschäftigten ausgedehnt (siehe Datei “Vereinbarung“, Anlage 1). Heißt es im ersten Absatz noch, dies gelte nur in Betrieben mit einem hohen Anteil Beschäftigter mit hohe Gehaltsgruppen, so kann auch dieser Grundsatz wieder aufgehoben werden: „Um Innovationsprozesse zu ermöglichen oder Fachkräftemangel zu begegnen, sollen, soweit diese Regelung nicht die Struktur des Betriebes abbildet, auf Antrag der Betriebsparteien die Tarifparteien nach Prüfung eine höhere Quote für den Betrieb oder Teile des Betriebes vereinbaren.“ (siehe Datei “Vereinbarung“, Anlage 1)
Für Januar und Februar 2004 gibt es keinen Cent Lohnerhöhung, also
2 Nullmonate. Ab 1. März 2004 gibt es 2,2% Lohnerhöhung, 0,7% davon
gehen in ERA und sind nicht tabellenwirksam. Ab 1. März 2005 gibt es 2,7%
mehr, 0,7% davon werden für den ERA abgezogen. Vor der Auszahlung der 2.
Stufe soll die wirtschaftliche Lage geprüft und festgestellt werden, ob
von den 2,7% abgewichen werden kann.
Rein rechnerisch ergibt sich eine jährliche durchschnittliche Lohnerhöhung
von 2,26%, was die massiven Preiserhöhungen und Kürzungen der Sozialleistungen
(Gesundheitsverschlechterung etc.) nicht im entferntesten ausgleicht. Nach Abzug
von 1,4% für den ERA ergibt sich eine tabellenwirksame Lohnsteigerung von
1,61% im gesamten Tarifzeitraum von 26 Monaten. (siehe Datei “Verhandlungsergebnis“)
Das Verhandlungsergebnis widerspricht den Entschließungen und Anträgen
des IGM-Gewerkschaftstags vom Oktober 2003, in denen die Verkürzung der
Arbeitszeit gefordert wird.
Das Verhandlungsergebnis widerspricht den Forderungen der Delegiertenversammlungen
und der Tarifkommissionen, die eine reine Lohnrunde mit einer Laufzeit von 12
Monaten verlangen und die Einbeziehung der Arbeitszeit ausdrücklich ausschließen.
Das Verhandlungsergebnis widerspricht unserem Kampf um die 35-Stundenwoche,
den wir vor 20 Jahren führten.
Weder Jürgen Peters noch Bertolt Huber und die Tarifkommissionen dürfen
sich über diese Beschlüsse hinwegsetzen! Sie werden es aber tun, wenn
wir nicht den sofortigen Protest und Kampf organisieren gegen die Einführung
der Sklavenarbeit (Arbeitszeit ohne Bezahlung ist ökonomisch eine Form
der Sklavenarbeit), gegen die Liquidierung des Normalarbeitstags, den die Gewerkschaften
in Jahrhunderten erkämpften. Und es gilt den Protest zu organisieren gegen
den massivsten Angriff auf die 35-Stunden-Woche, die wir vor 20 Jahren erkämpften.
Notwendig sind Resolutionen der VK, in denen die Ablehnung des Verhandlungsergebnisses
von Baden-Württemberg verlangt wird an den Vorstand der IG Metall und die
Tarifkommissionen.
In der kommenden Woche tagen die Tarifkommissionen und werden über Annahme
oder Ablehnung des Verhandlungsergebnisses beschließen. Protestiert mit
euren Kolleginnen und Kollegen bei den Tarifkommissionssitzungen, verlangt die
konsequente Ablehnung des Verhandlungsergebnis von Baden-Württemberg.
Unterrichtet uns über euren Protest, damit wir ihn an die anderen VK weitergeben
können.
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