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Offener Brief an Metall-Kollegen zur Darstellung des Falls Uitenhage durch Klaus Volkerts

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor einigen Tagen hat Euch der Vorsitzende des VW Gesamtbetriebsrates, Klaus Volkert, "Hintergrundmaterial" zum Konflikt bei VW Südafrika geschickt. Er begründet die Aktion damit, dass einige Kollegen aus Südafrika durch Deutschland reisen und Halb- bzw. Unwahrheiten verbreiteten. Zum Schluss schreibt er, die Verbreitung von vollständigen Informationen sei in unser aller Interesse. In diesem Punkte hat er Recht, nur scheitert er am eigenen Anspruch. Urteilt selbst:

Auf den ersten drei Seiten des verschickten Materials schildert er die seit 1977 bestehende Zusammenarbeit mit den Kollegen in Südafrika, nennt gemeinsame Bildungsprogramme und Solidaritätsaktionen. Die nächsten Seiten beschreiben den Hintergrund der Auseinandersetzung in Uitenhage vom März 1999 bis zum 19. Januar 2000 als ein Problem im Umgang mit den 13 oppositionellen Shopstewards. Außerdem enthält das Material eine Chronologie des Streiks bis zum 31. Januar. Der Streik wird darin als gewalttätig (Stöcke, Messer, Einschüchterung, Blockieren von Werkstoren) geschildert.

Klaus Volkert hat es nicht einmal für nötig gehalten, den für die gefeuerten Arbeiter positiven Schlichtungsspruch von Ende Januar zu erwähnen.

Während die Unterstützung von VW während der Apartheid durchaus auch von den gefeuerten Vertrauensleuten lobend hervorgehoben wird, sagt das Hintergrundmaterial umgekehrt gar nichts zum Kern der Auseinandersetzung: dass Gewerkschaftssprecher der NUMSA ohne vorherige Beratung mit den Beschäftigten drastischen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zugestimmt haben.

Die Behauptung, der Streik sei gewaltsam verlaufen, hat in dem Schlichtungsverfahren, das die gefeuerten Arbeiter angestrengt und in 1. Instanz gewonnen haben, keine Erwähnung gefunden. Bei den öffentlichen Verhandlungen, an denen auch zwei deutsche KollegInnen teilgenommen haben, wurde nie gesagt, der Streik sei gewalttätig gewesen. Auch im Schlichtungsspruch vom 22. Januar, der VWSA verurteilt, die 1.300 Arbeiter am 5. Februar dieses Jahres wieder einzustellen, steht davon nichts. Darüberhinaus ist es sehr unwahrscheinlich, dass 1.300 Arbeiter für die Wiedereinstellung von 13 Vertrauensleuten streiken, wenn diese sie vorher mit Messern und Stöcken drangsaliert haben.

VW Südafrika hat entgegen früheren Ankündigungen den Spruch des Schlichters nicht akzeptiert und ihn in der nächsten Instanz angefochten. VW kann die erneute Zeitverzögerung gut aushalten, Geld scheint keine Rolle zu spielen. Für die Betroffenen sieht das anders aus. Für sie bedeutet es: weiter kein Geld zum Lebensunterhalt, keine Krankenversicherung, kein Schulgeld. Aus diesem Grund ist Solidarität, d. h. Druck auf VW nötig, um die Wiedereinstellung der gefeuerten Arbeiter schnell zu erreichen.

Der Brief von Klaus Volkert hat weder den Arbeitern noch der Gewerkschaft genützt.

 

Erschienen in: Express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Ausgabe 3/2001


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