"... eigentlich könnte es egal sein, wer "den Opel-Blitz" draufklebt".... gleicher Lohn für alle!

eine erste Reise durch die Presse von Mag Wompel/LabourNet Germany

Die WAZ Bochum titelte (am 25.11.99): "Tausende Jobs bei Opel Bochum auf dem Prüfstand. Betriebsrat: Aderlass droht" Der Text:

"Ein personeller Aderlass wie noch nie bedroht die Bochumer Opelwerke: Wenn es nicht gelingt, den Bau komplexer Baugruppen (Module) im Werk zu behalten, könnte dies wenige Jahre nach der Jahrtausendwende Tausende von Opel-Arbeitsplätzen vernichten. Dies erklärte Betriebsratschef Peter Jaszczyk gestern im Gespräch mit der WAZ.

Seit kurzem hat der Opelvorstand signalisiert, dass er bereit sei, gemeinsam mit dem Betriebsrat über andere Lösungen nachzudenken.

Nach einer opelinternen Studie wird am Standort Bochum mit dem weitaus massivsten Personalabbau gerechnet. Halb so viel sei es in Rüsselsheim, in Eisenach soll das Personal dagegen um einige Prozent zulegen.

Dass in Bochum Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Prüfstand stehen, hat mit dem Einzug der Modultechnik* zu tun. Es handelt sich dabei nicht mehr um einzelne Komponenten wie bisher, die von Zulieferfirmen kommen, sondern um komplexe Baugruppen, die von außerhalb angeliefert werden könnten. Beispiel: Autodach plus "Himmel" plus Elektroleitungen in einem Stück.

Wie Jaszczyk erinnert, nutzen Autofirmen wie VW und DaimlerChrysler schon längst diese angereichte Modul-Technik. So liefert etwa die Firma Hella-Behr als "Frontend" eine komplette Montageeinheit aus Beleuchtung, Kühlsystem, Montageträger und Stoßfänger. Produziert wird das Multiteil in vier Fabriken in Brasilien, Mexiko, Tschechien und Sachsen.

Damit in wenigen Jahren die Opel-Arbeiter "im Werk nicht nur noch den Opel-Blitz draufkleben", arbeitet der Betriebsrat schon jetzt daran, die Arbeitsplätze der Zukunft zu retten. Schon neun dieser Module, weiß Jaszczyk, stehen bereits zur Disposition, könnten also demnächst "draußen produziert werden". Damit schmelze das Kerngeschäft im Werk ganz erheblich. "Wir müssen die Module im Werk behalten," sei daher strikte Forderung.

In Kürze werde der Betriebsrat mit der Unternehmsleitung über Lösungen nachdenken, wie man die Arbeitsplätze in Bochum erhalten kann. Allerdings sei dies ohne Kompromisse kaum machbar. Ein Ausweg könne sein, bei Neueinstellungen nicht mehr die hohen Opel-Sätze zu zahlen, sondern den normalen Metall-Tarif. Laut Jaszczyk immer noch besser, als wenn Tausende von Werksfremden für Niedrigstlöhne Opelteile herstellen. "Wir wollen die Dinger selbst bauen," stellt Jaszczyk klar. (R.H.) "

Am nächsten Tag, Freitag den 26.11.1999 lag es am scheidenden Werksleiter, abzuwiegeln: "Opel-Werkschef: Vor 2002 wird nichts passieren" (WAZ Bochum). Weiter im Text:

"Neues Modell nicht in Sicht"

Der vom Opel-Betriebsrat befürchtete Aderlass in der Montage wird sich "nicht im nächsten und nicht im übernächsten Jahr" ereignen. Das versicherte gestern Werksleiter Reinald Hoben.

Betriebsrat Jaszczyk habe "weit in die Zukunft gedacht", erklärte Hoben in einer Diskussion mit Oberstufen-Schülern aus dem , Revier. Ein neues Modell werde womöglich mit mehr Bau-Modulen montiert - und wenn man "statt 40 Heizungs-Teilen nur noch eine Einheit" einbaue, bedeute das natürlich einen Abbau von Arbeitsplätzen. Aber: "Ich kann nicht sagen, wann es einen neuen Astra gibt. Der jetzige läuft doch gerade etwas mehr als ein Jahr."

Bei der vom Initiativkreis Ruhrgebiet veranstalteten Begegnung nutzten die Schülerinnen und Schüler ausgiebig die Gelegenheit, den Opel-Direktor mit Fragen zu löchern und manchmal auch süffisant zu triezen: "Eigentlich müssten doch alle Opel-Werker aus Zufriedenheit mit ihrem Produkt auch einen Opel fahren" - Hoben wiederum verriet augenzwinkernd, dass er mit 20 Prozent "fremdfahrenden" Mitarbeitern noch nicht zufrieden sei: "Aber wir arbeiten dran." (...)"

Das Prozedere ist bekannt: immer häufiger ist es die Aufgabe des Betriebsrats, schlechte Nachrichten zu überbringen. Immer häufiger malt er besonders gerne schwarz, um anschliessend als Retter dazustehen.

Doch in diesem Fall ist uns zudem mitgeteilt worden, daß der Betriebsratsvorsitzende im WDR 2 etwa im Stundentakt (sinngemäß) folgendermaßen zitiert wurde:

1. "Wir sind bereit, auf ein Drittel Lohn zu verzichten, um die Arbeitsplätze zu retten" (25.11.99, 17.00, WDR 2)

2. "Wir sind bereit, auf ein Drittel Lohn bei Neueinstellungen zu verzichten, um die Arbeitsplätze zu retten"

3. "Wir sind bereit, auf die übertarifliche Entlohnung bei Neueinstellungen zu verzichten, um die Arbeitsplätze zu retten"

Hintergrund: in der Betriebsratssitzung am Donnerstag-Morhen (25.11.99) gab es aufgrund der Veröffentlichung in der Presse Proteste und Druck auf Jaszczyk zur öffentlichen Klarstellung, denn es hat zu keinem Zeitpunkt einen Betriebsratsbeschluß, schon gar nicht zu Verzichtserklärungen, gegeben.

Doch auch die Frankfurter Rundschau (vom 26.11.99) konstatiert "Angst im Opel-Betriebsrat" und behauptet, "die Arbeitnehmervertretung" sei "bereit, bei Neueinstellungen über Lohneinbußen von maximal einem Drittel zu verhandeln."

Es drängt sich der Verdacht eines Co-Management hoch zwei auf: Maximal-Verzichtsangebote statt Maximal-Forderungen? So entstehen Standards!
Die Standortegruppe bei Opel Bochum steht übrigens kurz vor Fertigstellung einer Analyse der unternehmerischen Outsourcing-Strategien und der möglichen Gegenwehr-Ansätze. Sie wird im LabourNet Germany erscheinen. Vielleicht hätte der Betriebsratsvorsitzende hierauf warten sollen....

Mag Wompel für LabourNet Germany / 26.11.1999

* Zur Modularproduktion siehe auf dieser Page: