letzte Änderung am 29. Mai 2002 | |
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Winfried Fleischmann,
Anna-Rosenthal-Weg 44,
91052 Erlangen
Tel. und Fax: 09131-16559
Email: Winfried.Fleischmann@t-online.de
26.5.02
An alle Unterstützer des Kampfs gegen den Gewerkschaftsauschluß von Josef Lutz
Im April 2002 erhielt Josef von der IG Metall Chemnitz folgenden Brief:
"Lieber Kollege Lutz,
wir freuen uns Sie als IG Metall Mitglied in unserer Verwaltungsstelle begrüßen zu können. Sie werden künftig von der Verwaltungsstelle Chemnitz betreut. Sie werden in den nächsten Wochen mit separater Post einen neuen Mitgliedsausweis mit Ihrer o.g. Mitgliedsnummer erhalten. Der Übergang von der Gewerkschaft ver.di ist erst ab 01.05.2002 möglich. Die bisherige Mitgliedschaft ab 01.10.1983 wird Ihnen anerkannt. ..."
Josef schreibt dazu:
"So, jetzt haben wir gewonnen. Das ist ein Erfolg der Arbeit von Euch allen. Der mutige Einsatz von Euch hat das mÖglich gemacht. Ich bedanke mich herzlich für die großartige Solidarität... Die Chemnitzer haben sich mutig verhalten und einen Beschluß ihres Vorstands und Beirats sofort außer Kraft gesetzt. Dazu sind die Unvereinbarkeitsbeschlüsse schwer angeschlagen. Im IGM Beirat gab es Gegenstimmen, Diskussion und schlechtes Gewissen selbst bei einigen die dafür stimmten.
Es geht aber weiter noch darum, die sog. Unvereinbarkeitsbeschlüsse, die so ein übles Ding mÖglich gemacht haben, ganz zu beseitigen."
"Auf der 1. Mai-Feier des DGB in Tuttlingen trat Horst Schmitthenner vom Beirat der IG Metall als Hauptredner auf. Ich nutzte die Gelegenheit, ihn auf den Gewerkschaftsausschluss von Dr. Josef Lutz anzusprechen, zu dem er gegenüber der "Roten Fahne" nicht hatte Stellung nehmen wollen. Schmitthenner sprach sich klar gegen den Ausschluss aus (wÖrtlich: "große Scheiße"), meinte aber, auf Grund der geltenden Bestimmungen in der IG Metall habe man den Beschluss der Nürnberger Verwaltungsstelle nicht aufheben kÖnnen. Zu den "Unvereinbarkeitsbeschlüssen" sagte er, dass diese überholt seien und er versicherte mir, dass sie auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall im kommenden Jahr beseitigt werden würden." Dieter Klauth, Ortsvereinsvorsitzender Fachgruppe 8 in Ver.di (ehemals IG Medien), Balingen (Aus der Roten Fahne Nr. 18/2002)
Ebenfalls am 1. Mai sprach in Nürnberg ein Sekretär des Ortsvorstands der IGM Unterstützer unserer Initiative an. Er sei immer gegen diesen Gewerkschaftsausschluß gewesen. Und auch Gerd Lobodda, der erste Bevollmächtigte, würde sich davon distanzieren. Das sei einzig und allein vom 2. Bevollmächtigten, Wechsler, betrieben worden.
Auf der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Betriebsrats bei Semikron wurde Jürgen Schurig als Vorsitzender und Gudrun Ott als stellvertretende Vorsitzende gewählt. Beide Kollegen hatten Josef im Kampf gegen Kündigung und Gewerksschaftsausschluß aktiv unterstützt. Gudrun war von Wechsler ebenfalls heftig angegriffen worden. Der frühere Betriebsratsvorstitzende Kuttruf kandidierte nicht mehr für den Vorsitz. Kuttruf war einer der Betreiber des Ausschlusses von Josef gewesen. (http://www.labournet.de/solidaritaet/lutz/vkl-flyer1.html) Bei der Betriebsratswahl hatte er mit dem 2. Bevollmächtigten der IGM, Wechsler, eine Spalterliste als angebliche "IGM-Liste" gegen den VertrauenskÖrper der IGM eingereicht. Aber bei der Wahl am 19. 3. 02 war er mit 26% durchgefallen.
Denunziantentum zahlt sich doch nicht aus! Gewonnen - aber die Unvereinbarkeitsbeschlüsse müssen vollständig weg
Unser Ziel "Josef Lutz muß IG Metall Mitglied bleiben", für das viele von Euch als Erstunterzeichner Öffentlich eingetreten sind, konnte erfolgreich erreicht werden. Auch die Unvereinbarkeitsbeschlüsse, die wir mit diesem Aufruf angegriffen haben, sind schwer angeschlagen, auch durch Artikel in der Presse. (siehe: http://www.labournet.de/solidaritaet/lutz/index.html) Darüber hinaus sind die Betreiber des Ausschluß in große Schwierigkeiten gekommen. Wenn man die Presse-Artikel genau liest, werden da auch Hintergründe von Korruption angedeutet. Vielleicht bleibt der eine oder andere Journalist auch weiter dran. Tatsächlich gab es ja Absprachen und Gleichklang mit der Geschäftsleitung.
Dagegen ist unser Erfolg ein wichtiger Sieg für alle aktiven Gewerkschafter. Aber das muß noch zu Ende geführt werden. In einer Antwort auf Glückwünsche eines Mitglied des Frauenverbands Courage schrieb Josef:
"Es war ein langer und harter Kampf. Ehrlich, ich hatte zwar damit gerechnet, daß wir das Kündigungsverfahren gewinnen. Bei dem Ausschlußverfahren aber wurde mit absoluter Willkür vorgegangen, und ich hatte mir keine Chancen mehr ausgerechnet. Denn da standen Entscheidungen vorher fest. Sie verfälschen willkürlich Fakten, alles unter Ausschluß der Öffentlichkeit, ohne jegliche Kontrolle. Ein Kollege hat es als "Femegericht" bezeichnet. Und trotzdem haben wir am Ende gewonnen."
Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse, die so ein übles Spiel ermöglichten, müssen im Interesse einer Gewerkschaft als Kampforganisation vom Tisch. Wir sollten uns vornehmen, auch das zu erledigen, spätestens mit dem nächsten Gewerkschaftstag. Es sollten dazu aus vielen Verwaltungsstellen Anträge eingereicht werden. Dazu sollten wir also weiter in Verbindung bleiben. Bitte teilt mit ob ihr damit einverstanden seid, und macht weitere Vorschläge an die Adresse von Winfried (siehe oben).
Josef Lutz nimmt in der Wochenzeitung "Rote Fahne" Stellung zum Einfluß von Willi Dickhuts Schaffen auf seine Entwicklung:
Als Naturwissenschaftler von Willi Dickhut lernen
Während meiner Zeit als Physikstudent erhielt ich das Manuskript von Willi Dickhut "Materialistsiche Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft". Mit Willi Dickhuts Buch verstand ich die Quantentheorie. Die Professoren hatten uns mit einem Wust an Formeln erschlagen. Willi Dickhut erklärte anschaulich die dialektische Einheit von Welle und Teilchen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in der mündlichen Diplomprüfung über die Quantentheorie befragt wurde. Ich erklärte das, der Professor stutzte, fragte zehn Minuten nach, fand keine Schwachstelle, und wurde schließlich unwirsch: "Jetzt schreiben Sie doch endlich die Formel auf".
Aber er war beeindruckt und gab die Note "gut". Die Urknalltheorie bezeichnete er als "Phantasterei"
Die Theorie vom Urknall hatte Willi Dickhut als Phantasterei und noch unmöglicher als die Schöpfungsgeschichte der Bibel verworfen. Das hatte manchen entsetzt, sie galt damals als bewiesene wissenschaftliche Aussage. Das ließ mir keine Ruhe. Während meiner 15 Monate bei der Bundeswehr fand ich Zeit, dem nachzugehen. Willi Dickhuts Buch war 1940 geschrieben. Ich besorgte mir die aktuelle astronomische Fachliteratur und arbeitete mich ein. Schließlich sollte ich als Physiker doch in der Lage sein, das zu verstehen. Eine wegen meiner Aufsässigkeit verordnete zusätzliche Wochenendbereitschaft hatte positive Seiten: ich hatte Zeit zum studieren. Willi Dickhuts Auffassungen wurden durch neue Fakten der modernen Astronomie bestätigt. Anfang 1984 hielt ich den ersten Vortrag, warum der Urknall nicht stimmt. Viele weitere Einladungen folgten.
Im Herangehen Willi Dickhuts an die Wissenschaft gibt es keine Dogmen und keine vorgefassten Meinungen. Er ließ sich von der Weltanschauung des dialektischen Materialismus leiten, dass alles Existierende unendliche, sich bewegende und entwickelnde Materie ist.
Es gibt bei ihm auch keine unkritisierbaren Autoritäten. Er untersucht die Fakten, und er untersucht die Auffassungen darüber, ihre Geschichte und ihren Zusammenhang. Er steht weit über der sowjetischen Literatur der 40er und 50er Jahre, wo vielfach der Marxismus als Dogma behandelt wurde, anstatt die Wirklichkeit lebendig zu untersuchen. Er schwamm oft gegen den Strom
Diese Methode von Willi Dickhut muss man auch auf alle Fragen des gesellschaftlichen und politischen Lebens anwenden. Man muss die Tatsachen untersuchen, sich ein Urteil bilden, und dann auch danach handeln und den Mut aufbringen, gegen den Strom zu schwimmen. Das kann man besonders aus seinen Büchern "So war's damals" und "Was geschah danach" lernen. Sein Lob hat mir viel bedeutet
1991 erschien schließlich mit Mitarbeit von Wolf-Dieter Rochlitz und Dr. Gert Balzer unser Buch "Ratlos vor der Großen Mauer - das Scheitern der Urknall-Theorie". Es war meine erste tiefergehende wissenschaftliche Arbeit. Als mir ausgerichtet wurde, Willi Dickhut habe sich sehr darüber gefreut und geäußert "endlich greift jemand meine Arbeit dazu auf" - da war ich sehr stolz.
Ich habe leider Willi Dickhut nur sehr wenig persÖnlich erlebt. In den letzten Jahren seines Lebens musste er die verbleibende Kraft auf andere Aufgaben konzentrieren. Ich habe versucht, mir seine unvoreingenommene, kritisch-revolutionäre Methode anzueignen. Die Einheit von Theorie und Praxis führt auch bei Problemen der Elektronik dazu, neue Seiten und neue LÖsungen zu entdecken und durchzusetzen. Es gibt keinen leeren Raum
In seiner Arbeit "Materialistische Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft" steckt noch viel mehr. So wird darin widerlegt, dass es einen absolut leeren Raum geben kann. Er greift Gedanken des franzÖsischen Physikers Paul Dirac auf, die Ebene unterhalb der Teilchen nennt er kontinuierliche Materie. Inzwischen sind eine Reihe Eigenschaften dieser tieferliegenden Ebene, die wir als Dirac-See bezeichnen, im Experiment nachweisbar. Immer mehr Physiker stoßen darauf. Aber die offizielle Lehrmeinung weigert sich noch, eins und eins zusammenzuzählen und die Existenz des Dirac-Sees und die Konsequenzen daraus anzuerkennen. Vor allem der Physiker Dr. Christian Jooss hat sich hier tief eingearbeitet, und wir werden versuchen, das zu einer Reife zu bringen. Besonders wichtig ist, dass viele, vor allem Arbeiter, sich zu den Fragen der Wissenschaft einen Standpunkt erarbeiten und Scheu vor akademischen Autoritäten ablegen. Mit den Erkenntnissen von Willi Dickhut wird noch zu wenig gearbeitet.
Aktivitäten zum 10. Todestag des Solinger Metallarbeiters Willi Dickhut (1904 - 1992)
In Willi Dickhuts Werk spiegeln sich die besten Traditionen der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung. Er wurde 1904 geboren, lernte Schlosser, war mehr als 70 Jahre aktiver Gewerkschafter. Er setzt sich dafür ein, daß die Arbeiter für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensverhältnisse kämpfen. Er lehnt die Zusammenarbeit mit der herrschenden Klasse ab und wendet sich auch gegen jede Stellvertreterpolitik, die den Arbeitern die Fähigkeit abstreitet, sich selbst zu befreien.
Er bekämpft die Ausschlußmethoden der Gewerkschaftsbürokratie und schrieb aus Anlaß des Ausschlusses von Stefan Engel durch den IG - Metall - Vorstand in seinem Buch: "Gewerkschaften und Klassenkampf":
"Als Stefan Engel gegen den Ausschluß gerichtlich klagte schrieben die Anwälte des IG-Metall-Vorstandes in ihrer Klageerwiderung:
'Da das Ziel der MLPD ausweislich ihres Statuts der Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung ist, muß es geradezu als Aufgabe der Beklagten (der IG Metall - die Redaktion) angesehen werden, Mitglieder der MLPD aus ihren Reihen auszuschließen.'
Damit wurde versucht, der IG-Metall-Führung das Recht auf ideologisch - politische Disziplinierung der Gewerkschaftsmitglieder zu verschaffen. Dies würde auf eine Abschaffung des Grundrechts auf Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft hinauslaufen und diese Mitgliedschaft an die Verteidigung des Kapitalismus koppeln. Eine solche Spaltungsmethode muß von allen ehrlichen Gewerkschaftern entschieden zurückgewiesen werden!" (S.279/280)
Weitere Informationen über das Lebenswerk Willi Dickhuts gibt es auf der Homepage: www.Willi-Dickhut-Museum.de
oder www.mlpd.de/wd/index.htm
Eine CD-Rom zum Lebenswerk von Willi Dickhut kann bestellt werden bei
VNW - Verlag Neuer Weg GmbH
Alte Bottroper Straße 42, 45356 Essene-mail: neuerweg@neuerweg.de
Internet: www.neuerweg.de
Dort ist auch zum Preis von 2 Euro die Dokumentation zum erfolgreichen Kampf gegen die politische Kündigung von Josef Lutz erhältlich: "Wer einen von uns angreift, greift uns alle an".
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