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Updated: 18.12.2012 15:51
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Die Hafenarbeiter von Sankt-Petersburg kündigen Streik an - Aufruf zur Solidarität

Liebe KollegInnen,

Seit über einem Monat befinden sich die Hafenarbeiter im Hafen von Sankt-Petersburg im "Bummelstreik". Während dreier Tage, vom 25. bis 27. August, haben sie einen symbolischen Streik von einer Stunde pro Tag organisiert. Aber die (privaten) Arbeitgeber geben nicht nach.

Gegenstand des Konflikts ist der Inhalt der Betriebsvereinbarung, über die seit Monaten verhandelt wird. Die Arbeitgeber wollen die Errungenschaften in Frage stellen, welche die Beschäftigten dank ihres aktiven gewerkschaftlichen Kampfes in zehn Jahren - seitdem die unabhängige Gewerkschaft existiert - erkämpft haben. Die Gewerkschaft möchte, mit Unterstützung durch die übergroße Mehrheit der Arbeiter, diese Errungenschaft retten (sie betreffen die Lohnangleichung an die Inflation; die Arbeitsbedingungen; die Verteilung der Arbeitszeiten; die Pflicht für den Arbeitgeber, über bestimmte Fragen mit der Gewerkschaft zu verhandeln, vor allem bei Entlassungen, u.a.).

Die Betriebsvereinbarung ist bereits in zwei von fünf privaten Firmen, die den Hafen dominieren, zu befriedigenden Bedingungen unterzeichnet worden. Die Leitungen der drei anderen (die eng mit dem Metall-Kombinat von Nowolipetsk verbunden sind) verweigern jeglichen Kompromiss, während der Hafenbetrieb seine Gewinne stetig steigen sieht. Im Gegenteil: Die Leitung übt Druck auf die Gewerkschaft aus, damit sie ihre Forderungen aufgibt. Das Telefon im Gewerkschaftsbüro ist abgestellt worden. Und der Gewerkschaft ist ein Ultimatum zur Räumung ihres Büros bis zum 21. August gesetzt worden.

Am 12. August (ANMERKUNG: die Daten könnten durcheinander gekommen sein?!) wird sich die Gewerkschaft zu einer Generalkonferenz versammeln, bei der zweifellos die Ausrufung des Generalstreiks für den gesamten Hafen von Sankt Petersburg beschlossen werden wird. Ein Streik solchen Ausmaßes fände in Russland zum ersten Mal statt. So werden Hafenarbeiter auch breit durch andere Gewerkschaften unterstützt, die Solidaritätsaktionen und eine Protestkampagne organisieren. Das Institut für kollektive Aktion (ikd.ru), dem ich in Moskau vorstehe, nimmt an dieser Kampagne teil. In einem Brief, der an die Leitung einer der Eigentümerfirmen des Hafens von Sankt Petersburg geschickt wurde, drohte das Institut damit, eine internationale Protestkampagne zu lancieren. Die Unternehmensleitung hat uns sogleich kontaktieren, um uns zu erklären, dass die Hafenarbeiter entschieden zu viel verlangten, dass die Gewerkschaft überzogene Forderungen aufstelle usw. Ich berichte darüber, um Sie darauf aufmerksam zu machen, welch hohe Bedeutung Briefe aus dem Ausland - mit offiziellem Briefkopf usw. - haben würden.

Die Arbeiter des Hafens sind die am besten organisierten und solidaritätserprobtesten. Sie haben während des Kampfs gegen die wirtschaftsliberale "Reform" des Arbeitsgesetzbuchs beispielhaft agiert, sie haben an mehreren globalisierungskritischen Events (Genua, Florenz, Paris) teilgenommen. Es lohnt sich, ihren Kampf zu unterstützen. Für die russische Gewerkschaftsbewegung ist der Ausgang dieses Konflikts besonders wichtig, da dem von den Hafenarbeitern errungenen Betriebsabkommen Modellcharakter für alle fortschrittlichen Gewerkschaften zukam und zukommt.

Schicken Sie bitte Briefe an folgenden Adressen, und wiederholen Sie es so oft wie möglich:

  • Generaldirektor der OAO "Seehafen von Sankt Petersburg, Tscheliadin S.V.,
    Fax : +78122515954 (Anmerkung: Vorwahl Russlands beachten?),
    E-Mail: info@seaport.spb.ru
  • Vorsitzender des Aufsichtsrats der OAO 'NLMK" (Metall-Kombinat von Nowolipetsk), Lisin V.S.,
    Fax: ++70742442317 (Anmerkung: Vorwahl Russlands beachten?),
    E-Mail: info@nmlk.ru
  • Kopie bitte an:
    Oleg Babitsch (Sekretär von Zachita truda),
    E-Mail: smmorpwr@mtu-net.ru
    und
    Carine Clément (IKD):
    E-Mail: info@ikd.ru

Diesen Brief unterzeichneten gemeinsam:

Olg Shein, Co-Vorsitzender von Zachita truda, Oppositionsabgeordneter in der Duma;

Sergei Kowalew, Vorsitzender des Gewerkschaftsrats der Fluglotsen, Vorsitzender des russischen Gewerkschaftsverbands FPR (neuer Bund der unabhängigen Gewerkschaften);

Carine Clément, aktiv bei ATTAC, Co-Organisatorin des russischen Sozialforums 2005, Direktorin des Institus für kollektive Aktion

(Übersetzung aus dem Französischen: Bernard Schmid, 25.08.2005)


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